Markgraf Max von Baden ist tot: Ein Adeliger, der sich verpflichtet fühlte
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Markgraf Max von Baden ist tot: Ein Adeliger, der sich verpflichtet fühlte

Friedrichshafen / Lesedauer: 5 min

Seit 1963 war er der Chef des Hauses Baden. Nun ist Markgraf Max im Alter von 89 Jahren in Salem gestorben.
Veröffentlicht:29.12.2022, 17:00

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Max Markgraf von Baden ist tot. Nach einer Mitteilung des Hauses Baden starb er in den frühen Morgenstunden des 29. Dezembers in Schloss Salem . Er wurde 89 Jahre alt. Der Nachfolger von Max Markgraf von Baden ist sein ältester Sohn, Bernhard Markgraf von Baden, der bisherige Erbprinz.

Der verstorbene Max Markgraf von Baden war der Neffe des 2021 verstorbene Prinz Philip und der Cousin des Prince of Wales.

Kindheit am Bodensee, Jugend in Schottland

Max Markgraf von Baden wurde 1933 auf Schloss Salem geboren. Der Sohn des Markgrafen Berthold und der Markgräfin Theodora, Prinzessin von Dänemark und Griechenland, wuchs als Erbprinz im Bodenseegebiet heran.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs besuchte Max das Internat Gordonstoun in Schottland, wo der im Dritten Reich landesverwiesene und emigrierte Dr. Kurt Hahn wirkte. In Gordonstoun wurde er nach den Erziehungsprinzipien der von seinem Großvater Prinz Max von Baden 1919 gegründeten Schule Schloss Salem erzogen.

 Goldene Hochzeit 2016: Max Markgraf von Baden und Valerie Markgräfin von Baden, Erzherzogin von Österreich
Goldene Hochzeit 2016: Max Markgraf von Baden und Valerie Markgräfin von Baden, Erzherzogin von Österreich (Foto: Haus Baden/Schwäbische.de)

Nach der Schulzeit in Salem und Schottland studierte er in Heidelberg und München Volks- und Forstwirtschaft. 1966 heiratete Markgraf Max Erzherzogin Valerie von Österreich. Das Paar bekam vier Kinder: Prinzessin Marie Louise (geboren 1969), Erbprinz Bernhard (1970) sowie die Prinzen Leopold (1971) und Michael (1976).

Seit 1963 war Markgraf Max Chef des Hauses Baden

Mit dem frühen Tod seines Vaters, des Markgrafen Berthold, übernahm Markgraf Max 1963 die Funktion als Chef des Hauses und der Leitung der Markgräflich Badischen Verwaltung ein. Mit dem Erbe des Titels Markgraf wurde Max zugleich Eigentümer mehrerer Schlösser und Fabriken, dazu von mehr als 6000 Hektar Wäldern, Weinbergen, Äckern und Kiesgruben.

Mitte der 1960er-Jahre gab Markgraf Max dem Weinbau am Bodensee einen wichtigen Impuls: Er ließ eine der wichtigsten Lagen des historischen und heutigen Weinguts, die Birnauer Kirchhalde, neu bestocken. Bis dahin wurden die heutigen Rebflächen für Jahrzehnte als Weidegrund genutzt und waren mit Obstbäumen bestanden, heißt es in einer Mitteilung des Hauses Baden.

Damit legte Markgraf Max einen Grundstein für das heutige Weingut „Markgraf von Baden“, das einen jährlichen Absatz von rund einer Million Flaschen erzielt. Das Haus Baden zählt bundesweit zu den größten Privatwinzern. Neben dem Weinbau verdient die Markgrafenfamilie ihr Geld vor allem mit Land- und Forstwirtschaft.

Markgraf Max zwischen Modernisierung und wirtschaftlichen Verlusten

Unter Markgraf Max wurde in den 1960er-Jahren die Industrialisierung und Internationalisierung der markgräflichen Unternehmensgruppe sowie des land- und forstwirtschaftlichen Kernbetriebs eingeleitet. Allerdings kam diese Umstrukturierung Ende der 1980er-Jahre ins Stocken und führte zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten.

Der Markgraf leitete eine umfangreiche Sanierung ein. Die Unternehmen konnten mit einem neuen Management zwar wieder stabilisiert werden. Doch das Haus Baden musste auch bedeutende persönliche Besitztümer verkaufen. 1995 wurden die markgräflichen Sammlungen in Baden-Baden versteigert.

Außerdem mussten das Neue Schloss in Baden-Baden und das Schloss Eberstein bei Gernsbach verkauft werden. Seit 1994 wurden zudem Firmen abgestoßen, die Forstabteilung aufgelöst, zahlreiche Mitarbeiter entlassen und Schloss Kirchberg am Bodensee samt Jachthafen und Campingplätzen verkauft.

 Bei der Seegfrörne 1963: Markgraf Berthold mit seinen Söhnen Erbprinz Max (rechts) und Prinz Ludwig (links).
Bei der Seegfrörne 1963: Markgraf Berthold mit seinen Söhnen Erbprinz Max (rechts) und Prinz Ludwig (links). (Foto: Haus Baden/Schwäbische.de)

1998 kam es zum Wechsel an der Spitze: Anlässlich seines 65. Geburtstags machte Markgraf Max seinen Sohn, Prinz Bernhard, zu seinem Generalbevollmächtigten. Damit hatte Max von Baden die wirtschaftliche Verantwortung für die Markgräflich Badische Verwaltung und den Grundbesitz an seinen Erben übergeben. Unter dieser neuen Leitung ging der Verkauf von Besitztümern weiter. 2009 ging schließlich der Großteil des riesigen Ensembles von Schloss Salem gegen viele Widerstände für 57,8 Millionen Euro an das Land Baden-Württemberg über.

Markgraf Max galt als bescheiden und unprätentiös

Markgraf Max galt als bescheidener Adliger. Prätentiöses Auftreten war ihm ebenso fremd wie das Halten großer Reden. Bei öffentlichen Anlässen beließ er es gern bei einigen formlosen Sätzen. „Der Markgraf führte einen bescheidenen und zurückgezogenen Lebensstil. Er war frei von Dünkel und pflegte gute Kontakte zu den Menschen seiner Heimat“, teilt seine Familie mit.

Seinem bodenständigen Auftreten entsprechend, war Markgraf Max mit der Region stark verbunden. Er war Mitglied in über 60 Vereinen und Verbänden. Über mehrere Wahlperioden war er Mitglied der Synode der Badischen Landeskirche. Bis zuletzt war er Ehrenmitglied im Kreisvorstand des DRK-Bodenseekreises. Nach seiner aktiven Bundeswehrzeit diente er weiter bis 1990 als Reserveoffizier, zuletzt im Rang eines Oberst.

Sein soziales Verantwortungsgefühl zeigte Markgraf Max auch in dem 1982 von ihm gegründeten Verein „GermanAid-Baden“, einer gemeinnützigen Organisation zur Unterstützung von hilfsbedürftigen Flüchtlingen in der Dritten Welt. Insbesondere für äthiopische Flüchtlinge im Sudan setzte er sich ein.

Denkmalpflege unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen

Die Denkmalpflege und der Erhalt des historischen Erbes lagen Markgraf Max laut Mitteilung des Hauses Baden besonders am Herzen. So ließ er in einem Zeitraum von 20 Jahren die umfassende Sanierung von Schloss und Münster in Salem vornehmen. Dass diese Sanierungen unter schwersten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stattfanden, verschweigt die Mitteilung nicht.

Geplant sind zwei Trauerfeiern

Geplant sind nach Angaben des Hauses Baden zwei Trauerfeiern für Markgraf Max von Baden: eine offene für Wegbegleiter, Freunde und Bekannte sowie aktuelle und ehemalige Mitarbeiter und Pensionäre gemeinsam mit der markgräflichen Familie. Zudem wird es eine geschlossene Trauerfeier für den Familienkreis, befreundete Häuser sowie für die Vertreter von Politik, Wirtschaft und Kultur geben. Konkrete Termine dafür standen zunächst nicht fest.