Zusammenfassung
Zu den gebräuchlichen und oftmals in Latein verfassten wissenschaftlichen Publikationsformen kam zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine neue hinzu: Die sogenannte deutschsprachige mathematische Anfangsgründe-Literatur. Hier stand nicht der Austausch und die Diskussion wissenschaftlicher Inhalte im Zentrum der Betrachtung, sondern die Vermittlung des mathematischen Wissens. Diese umfangreichen mathematischen Lehrbücher wurden oft von Professoren verfasst, dienten in erster Linie als Vorlesungsgrundlage und waren auf die universitäre Lehre abgestimmt. Durch die Verwendung der Volkssprache und die Unterweisung in die mathematischen Wissenschaften von ihren Grundlagen an eigneten sie sich auch für autodidaktische Studien. Die Anfangsgründe-Literatur repräsentiert weniger das wissenschaftliche, sondern vielmehr das unterrichtete mathematische Wissen.
Die Ziele, die die Verfasser dieser Lehrbücher verfolgten, standen mit denen der Aufklärung in Einklang: Etablierung des Deutschen als Wissenschaftssprache, Beförderung der mathematischen Wissenschaften, Anhebung ihres Stellenwertes und Aufzeigen ihres Nutzens für die Gesellschaft. Aus diesem Grund finden wir in der Anfangsgründe-Literatur nicht nur die reinen mathematischen, sondern auch die angewandten mathematischen Disziplinen wie Mechanik, Astronomie, Optik und Architektur.
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Literatur
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Kröger, D. (2013). Die „Mathematischen Anfangsgründe“ von Abraham Gotthelf Kästner. In: Rathgeb, M., Helmerich, M., Krömer, R., Lengnink, K., Nickel, G. (eds) Mathematik im Prozess. Springer Spektrum, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02274-7_10
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