Kevin Kühnert: Karriere, Familie - so tickt der umstrittene SPD-Rebell
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Kevin Kühnert: Familie und Karriere - so tickt der umstrittene SPD-Rebell

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Kevin Kühnert kandidiert beim SPD-Parteitag als stellvertretender Vorsitzender. Darum ist der Juso-Chef so anders als andere Politiker.

  • Kevin Kühnert könnte beim Parteitag der SPD seinen bisher größten Sieg erringen
  • Der politische Aufstieg des Juso-Chefs war rasant
  • Dabei tritt Kevin Kühnert angenehm anders auf als viele Politiker

Berlin - Kevin Kühnert ist gerade einmal 30 Jahre alt und gilt schon als einer der einflussreichsten Politiker Deutschlands. Viele sehen in dem Juso-Vorsitzenden gar die letzte Hoffnung der darbenden SPD. Seine Macht konnte der gebürtige Berliner zementieren, als jüngst seine Wunschkandidaten Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zu den neuen Parteivorsitzenden gewählt wurden. 

Beim SPD-Parteitag am Freitag steht Kühnert nun vor seinem bisher größten Triumph: Er hat gute Chancen, zum stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt zu werden. Auch Kevin Kühnerts größtes Ziel, das Ende der GroKo, scheint wieder näher zu rücken.

Kevin Kühnert legte in der SPD erstaunliche Karriere hin

Wenn es in der Politik so etwas wie Stars gäbe, Kevin Kühnert wäre einer. Innerhalb weniger Monate stieg er vom nahezu unbekannten Nachwuchspolitiker zum einem der Gesichter der Sozialdemokratie auf. Dabei kommt der SPD-Messias recht unscheinbar daher. 

Kapuzenpulli statt Brioni, Kippen statt Kuba-Zigarren: Kevin Kühnert ist der Gegenpart zu SPD-Politikern vom Typ „Genosse der Bosse“. Ein Anti-Schröder. Kühnert will die Agenda-Politik des früheren Bundeskanzlers abschaffen. Und dessen elitäre Auslegung der Sozialdemokratie gleich mit.

Vor seiner Wahl zum Juso-Chef studierte Kevin Kühnert Politikwissenschaft, lässt das Studium seitdem ruhen. Geld verdient er laut eigenen Aussagen mit seiner Arbeit für ein Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Kühnert wohnt in Berlin-Schöneberg, wie der Tagesspiegel 2018 berichtete, nicht weit vom Ortsteil Lichtenrade entfernt, wo er aufwuchs.

Bier, Sportschau, Tinder: Das macht Juso-Chef Kevin Kühnert privat

Der Sozialdemokrat schaut gern Sport, wie die Bild berichtete, trinkt laut eigener Aussage lieber Bier als Cocktails und betonte im Interview mit der Berliner Zeitung, dass er den Personenkult um sich absurd finde. Die Botschaft scheint klar: Schaut her, ich bin ein ganz normaler Typ.

Der homosexuelle Kühnert erzählte in einem Podcast, dass er trotz seiner Prominenz weiter die Dating-App Tinder nutzt. Ob er aktuell einen Freund hat, ist nicht bekannt. Zur Entspannung schaut Kühnert die ARD-Serie „In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte“, wie er ebenfalls in dem Podcast verriet. 

Kevin Kühnert (SPD): Mit der #NoGroko-Kampagne zum Hoffnungsträger der SPD

In allem, was er tut, grenzt sich Kühnert vom Polit-Establishment ab. Und das macht ihn so erfolgreich. Nach seiner Wahl zum Juso-Vorsitzenden im November 2017 kam der rasante Aufstieg: In Talkshows griff er die SPD-Führung mit scharfer Rhetorik an. Er führte die #NoGroko-Kampagne an, forderte, dass die SPD auf eine Regierungsbeteiligung verzichtet, um wieder zu einer eigenen Identität zu finden.

„Heute einmal ein Zwerg sein, um künftig wieder Riesen sein zu können“ - mit diesem Leitspruch krönte er seine Rede beim SPD-Parteitag im Januar 2018. Es folgte eine Euphorie, wie man sie unter Sozialdemokraten zuletzt bei Martin Schulz erlebte. Bisweilen wurde Kühnert sogar als künftiger Bundeskanzler gehandelt.

SPD-Mitgliederentscheid: Kevin Kühnert erleidet erste Niederlagen

Doch Kevin Kühnert musste in seiner noch jungen Karriere auch Rückschläge verarbeiten. Seine #NoGroko-Kampagne scheiterte, beim Mitgliederentscheid stimmten die Genossen mehrheitlich für ein Weiterführen der Großen Koalition. 

Danach zeigte Kühnert eine bis dahin ungewohnte Kompromissbereitschaft, hielt sich mit seinen Attacken zurück. Vor dem SPD-Parteitag am Freitag riet er seinen Parteifreunden gar davon ab, zu voreilig für einen Groko-Austritt zu stimmen. Mit Aussagen wie diesen enttäuschte er viele Anhänger und geriet unter Rechfertigungsdruck:

In anderen Fällen ließ sich der Jungpolitiker wiederum zu radikalen Thesen hinreißen, etwa als er jüngst die Kollektivierung von Unternehmen wie BMW forderte. Damit dürfte Kühnert den Umfrage-Werten der SPD allerdings geschadet haben.

Als ihn mehrere Genossen nach dem Rücktritt von Andrea Nahles als neuen Parteivorsitzenden vorschlugen, lehnte Kühnert ab, weil er sich für diesen Posten nicht bereit fühlte.

Showdown für Kühnert beim SPD-Parteitag in Berlin

Stellvertretener Parteivorsitzender zu werden, traut er sich dagegen zu. Dann wäre der Coup perfekt, nachdem er bereits den GroKo-Gegnern Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zum Parteivorsitz verholfen hatte. Ohne die Unterstützung der Jusos hätten es die beiden Überraschungskandidaten wohl kaum ins Amt geschafft. Der Messias Kühnert ist noch nicht entzaubert. 

Jüngst wurde Kevin Kühnert in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ massiv kritisiert: Kühnert habe in der SPD bereits die GroKo-Kehrtwende von der Kehrwende verkündet.

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