Saigon – Der Tod kennt kein Gesetz | Actionfreunde
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Saigon – Der Tod kennt kein Gesetz

Originaltitel: Off Limits__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Christopher Crowe__Darsteller: Willem Dafoe, Gregory Hines, Fred Ward, Amanda Pays, Kay Tong Lim, Scott Glenn, David Alan Grier, Keith David, Raymond O’Connor, Richard Brooks u.a.
Saigon - Der Tod kennt kein Gesetz

Militärpolizisten suchen einen Prostituiertenmörder während des Vietnamkriegs: „Saigon“

Christopher Crowes „Off Limits“, bei den meisten Releases (nicht nur in Deutschland) allerdings „Saigon“ betitelt, gehört zu den weniger bekannten Buddy Cop Movies der 1980er.

Im Zentrum stehen die Militärpolizisten Buck McGriff (Willem Dafoe) und Albaby Perkins (Gregory Hines), die in Saigon während des Vietnamkriegs ermitteln. Wer hier auf den nächsten „Lethal Weapon“-Klon hofft, der wird trotz gelegentlicher Witzeleien zwischen den beiden Ermittlern enttäuscht, denn „Saigon“ ist wenig komödiantisch, zeichnet seine Hauptfiguren schon zu Beginn als Außenseiter, die als Amerikaner von der Zivilbevölkerung und vom einheimischen Militär kritisch beäugt werden, von den G.I.s aber ebenfalls wenig geliebt werden, sind sie doch die Nestbeschmutzer, die ihre eigenen Jungs verfolgen, wenn diese Verbrechen begehen (Sichtweise der Militärpolizei) oder einfach nur über die Stränge schlagen (Sichtweise diverser Armeeangehöriger).

Das eingespielte Duo wird auf eine Reihe von Prostituiertenmorden angesetzt und findet bald erste Hinweise. Es wird jedoch kompliziert als sich die Hinweise verdichten, dass ein amerikanischer Offizier der Täter ist…

httpv://www.youtube.com/watch?v=2fdhabCLldQ

Saigon - Der Tod kennt kein Gesetz

Buck McGriff (Willem Dafoe) und Albaby Perkins (Gregory Hines) ermitteln zwischen Huren und Heiligen

„Saigon“ ist weder besonders populär noch war er damals kommerziell über die Maßen erfolgreich, denn gerade für das Actionpublikum hat Crowes Film weniger zu bieten: Ein paar durchaus gut gemachte Schießereien hier und da, die jedoch kurz und relativ realistisch ausfallen, hin und wieder eine Explosion, doch an geballten Schauwerten ist „Saigon“ gar nicht interessiert, hält sich selbst im Finale sehr zurück und fokussiert mehr auf seine Geschichte.

Auch diese erfindet das Rad sicher nicht neu, lässt die Cops ermitteln, die wichtigen Zeugen sterben, bevor sie ihre Informationen preisgeben können, und die Helden so lange im Dunkeln tappen, bis schließlich der entscheidende Hinweis kurz vor Schluss kommt. Da die meisten Verdächtigen jedoch nur wenige Szenen haben, Fahndungsfotos bleiben oder gar nicht genau benannt werden, fehlt der Mördersuche der letzte Kick, der das Spannungslevel in größere Höhen katapultiert als nur das solide Niveau, das Crowes Film durchweg hält, aber nicht zu steigern weiß – selbst als man sogar vor Mordanschlägen auf die Militärpolizisten nicht mehr zurückschreckt.

Saigon - Der Tod kennt kein Gesetz

Colonel Dexter Armstrong (Scott Glenn) gehört zu den Verdächtigen

Der große Pluspunkt von „Saigon“ sind jedoch sein titelgebender Schauplatz und der rabenschwarze Pessimismus, der ihn von anderen Genrevertretern abhebt: Nicht nur, dass der Vietnamkrieg zeitlich und örtlich eine Alternative zu den altbekannten amerikanischen Großstadtszenarien abgibt, auch die Sondersituation des Krieges gibt den Ermittlungen einen besonderen Touch. Der einheimische Befehlshaber funkt den Protagonisten im Kompetenzgerangel dazwischen, das Oberkommando legt ihnen zunehmend Steine in den Weg als sich die unliebsame Wahrheit herauskristallisiert, Zeugen sind nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Wie in vielen Vietnamkriegsfilmen dieser Zeit wird Militärkritik laut, z.B. in der Figur eines Colonels, der die Effektivität seiner Einheit mit einem zweifelhaften „We have the highest bodycount“ lobt, Gefangene beim Verhör aus Hubschraubern werfen lässt und lieber den Freitod wählt, wenn sein Status als staatlich sanktionierter Schlächter in Gefahr ist – ironischerweise nicht wegen seines Umgangs mit Gefangenen, sondern wegen Sexspielen mit Prostituierten. Insofern passen Finale und Ende des Films wie Faust aufs Auge. *SPOILER* Ausgerechnet derjenige, der Buck und Albaby durchweg zu unterstützen scheint, entpuppt sich als Täter – wenngleich das Motiv ein 08/15-Psychoknacks ist. Noch dazu tritt die angehende Nonne, in die sich Buck verguckt hatte und die er rettet, vor seinen Augen in den Kirchendienst ein und macht damit eine Beziehung unmöglich. *SPOILER ENDE* Den Helden bleibt nur ihre Freundschaft, doch die reicht ihnen.

Der „Platoon“-erfahrene Willem Dafoe spielt auch als Militärpolizist überzeugend, wenn auch nicht in Höchstform. Zu der läuft Gregory Hines („Diese Zwei sind nicht zu fassen“) auf, der hier mal mit einer Hauptrolle geadelt wurde und dies vollends ausnutzt. Fred Ward („Remo – Unbewaffnet und gefährlich“) gibt den Vorgesetzten der Hauptfiguren mit Laune, ganz groß ist Scott Glenn („Extreme Justice“), auch wenn er nur wenige Szenen hat, und der Supportcast schlägt sich ordentlich.

„Saigon“ war und ist kein Publikumsliebling, was durchaus verständlich ist: Schauwerte hat der Film eher wenige und die Geschichte ist kaum mehr als ein guter Krimi. Dank seiner Atmosphäre und seiner stimmigen Vietnamkriegs- und Militärkritik ist der Streifen dennoch ein sehenswerter Polizeifilm abseits gewohnter Genremuster, wenn auch kein Highlight seines Genres.

Die deutsche DVD kommt von 20th Century Fox, ist ungekürzt, hat als Extra den Trailer an Bord und ist 2012 als Teil der Reihe Action Cult Uncut neu aufgelegt worden.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: 20th Century Fox__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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