Rebekka Habermas ist tot: Deuterin der Kolonialgeschichte
  1. Startseite
  2. Kultur
  3. Gesellschaft

Rebekka Habermas gestorben: Deuterin der Kolonialgeschichte

KommentareDrucken

Die Historikerin Rebekka Habermas ist im Alter von nur 64 Jahren gestorben. Sie war eine bedeutende Figur der Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit.

Göttingen – Die Göttinger Historikerin Rebekka Habermas ist tot. Das teilte die Georg-August-Universität Göttingen am Donnerstag auf ihrer Webseite mit. „Wir sind sehr traurig“, hieß es in der Meldung: „Mit großer Dankbarkeit blicken wir auf die Jahre des gemeinsamen Forschens und Lehrens zurück, die uns verbunden haben.“ Die gebürtige Gummersbacherin hatte in Göttingen einen Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte inne. Rebekka Habermas wurde 64 Jahre alt.

Sie besaß ein besonderes Interesse an der deutschen Kolonialgeschichte. Diese ist ein nicht nur in der historischen Forschung, sondern vor allem politisch-gesellschaftlich ein Nebenschauplatz. Angesichts der erheblichen Opfer, welche die deutsche Rolle als Kolonialmacht forderte, ist dies ein überraschender Tatbestand.

Tochter von Jürgen Habermas ebenfalls erfolgreich - Mit dem Willen zur Aufklärung

Dass sich die Tochter des 1929 geborenen Philosophen und Soziologen Jürgen Habermas mit dem Thema befasst hatte, ist angesichts ihres Willens zur Aufklärung kaum überraschend. Sie forderte einen anderen Umgang mit diesem Kapitel der Vergangenheit, das man hierzulande lieber nicht gerne öffentlich debattieren mag. Rebekka Habermas war überdies Herausgeberin der Zeitschrift „Historische Anthropologie“.

Statue eines deutschen Kolonialherrn vom Sockel geholt
Aufarbeitung von Kolonialismus hat oft auch Auswirkungen auf unsere heutige Realität. In vielen normalisierten Aspekten steckt Kolonialismus. © picture alliance/dpa | Lisa Ossenbrink

1985 schloss sie ein Studium der Geschichte und Romanistik in Konstanz und Paris ab und promovierte 1990 an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Die Professur in Göttingen hatte sie im Jahr 2000 angetreten. Zudem lehrte sie in Montréal, Paris und New York. Seit 2010 war sie Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs Dynamiken von Raum und Geschlecht. Zudem war sie ordentliches Mitglied der Academia Europaea. Im Jahr 2011 wurde ihr eine besondere Ehre zuteil, als sie mit dem Preis Geisteswissenschaften International geehrt wurde.

Zur deutschen Kolonialherrschaft - Publikationen von Rebekka Habermas bleiben auch nach Tod erhalten

Zu ihren wichtigsten Publikationen zählten „Frauen und Männer des Bürgertums. Eine Familiengeschichte (1750–1850)“ und auch „Diebe vor Gericht. Die Entstehung der modernen Rechtsordnung im 19. Jahrhundert“. Zur Kolonialgeschichte verfasste sie die Monographie „Skandal in Togo. Ein Kapitel deutscher Kolonialherrschaft“.

Rebekka Habermas sei nach langer und schwerer Krankheit gestorben, hieß es weiter.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.

Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!