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Monadologie und andere metaphysische Schriften: Discours de métaphysique; Monadologie; Principes de la nature et de la grace fondès en raison
Gottfried W Leibniz, Ulrich J Schneider, Ulrich J Schneider, Ulrich J Schneider
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Year:
2002
Publisher:
Meiner, F
Language:
german
Pages:
200 / 238
ISBN 10:
2951859015
ISBN 13:
9782951859012
File:
PDF, 6.31 MB
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german, 2002
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G O T T F R IE D W IL H E L M L E IB N IZ Monadologie und andere metaphysische Schriften Discours de métaphysique La monadologie Principes de la nature et de la grâce fondés en raison Herausgegeben, übersetzt, Einleitung, A nm erkungen und Registern versehen von U lrich Johannes Schneider Französisch - deutsch F E L IX M E IN E R V E R L A G HAM BURG P H I L O S O P H I S C H E B IB L I O T H E K B A N D 537 Die D eutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahm e Leibniz, G ottfried Wilhelm: Monadologie und andere metaphysische Schriften ; französisch-deutsch = D iscours de métaphysique, Monadologie, Principes de la nature et de la grâce fondés en raison / hrsg., übers., mit Einl., Anm. und Registern vers, von U lrich Johannes Schneider. —H am burg : Meiner, 2002 (Philosophische Bibliothek ; Bd. 537) ISBN 3-7873-1606-X © Felix M einer Verlag G m bH , H am burg 2002. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen N achdrucks, der fotomechanischen W ie dergabe und der Ü bersetzung, Vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Ü bertragung einzelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Ü bertragung auf Pa pier, Transparente, Filme, Bänder, Platte und andere Medien, so weit es nicht §§ 53 und 54 U R G ausdrücklich gestatten. - Satz: KCS G m bH , B uchholz/H am burg. D ruck und Bindung: D ruckhaus »Thomas M üntzer«, Bad Langensalza. W erkdruckpapier: alterungsbeständig nach A N S I-N orm resp. D IN -IS O 9706, her gestellt aus 100 % chlor-frei gebleichtem-Zell&toff. Printed in Germany. INHALT E inleitung........................................................................ 1. Leibniz als Metaphysiker......................................... 2. Zu den Texten............................................................ 3. Zur Überlieferungsgeschichte................................ 4. Zur Übersetzung....................................................... Literaturhinweise........................................................... VII VII XIII XXIII XXVII XXXIII Gottfried Wilh; elm Leibniz Monadologie und andere metaphysische Schriften Discours de métaphysique / Metaphysische Abhandlung......................................... 2/3 La monadologie / Monadologie................................... 110/111 Principes de la nature et de la grâce fondés en raison / Auf Vernunft gegründete Prinzipien der Natur und der Gnade.............................................. .................. 152/153 Anmerkungen des Herausgebers................................. Begriffsregister................................................................ Personenregister........................................... .................. 175 189 199 EINLEITUNG 1. Leibniz als M etaphysiker Das 20.Jahrhundert hat die M etaphysik von Leibniz ein drucksvoll gewürdigt, w enn auch mit ambivalenter Tendenz. W enn M artin Heidegger Leibniz liest, dann findet er dort »die M etaphysik des m odernen Zeitalters« charakterisiert. Leibniz ist eine philosophische Schlüsselfigur: »N ur im Blick zurück auf das, was Leibniz denkt, können w ir das gegen wärtige Zeitalter, das man das A tom zeitalter nennt, als jenes kennzeichnen, das von der M acht des principmm reddendae rationis sufficientis durchm achtet w ird.«1 Heidegger entlarvt den Satz vom zureichenden G rund, den Leibniz als erster form uliert habe, als einen Im perativ und assoziiert ihn u n m ittelbar m it m ethodischer Wissenschaft. Das rationale D en ken in Wissenschaft und Technik wird bei Heidegger in den A usdruck »neuzeitliche Denkweise« verschmolzen, und die Kritik dieser Denkweise wiederum m otiviert sein eigenes Philosophieren als Auseinandersetzung mit dem abendländi schen Denken: Leibniz als M etaphysiker ist ein großer D en ker im Falschen. Entgegengesetzt fällt die W ürdigung von Gilles Deleuze aus, der Leibniz als M etaphysiker aktualisiert, indem er ihn für eine Rationalität des Relativen reklamiert: »Der Perspek tivismus bei Leibniz [...] ist zwar ein Relativismus, aber nicht der Relativismus, den man vermutet. Er ist keine Variation der Wahrheit je nach Subjekt, sondern die Bedingung, unter der dem Subjekt die W ahrheit einer Variation erscheint. Das 1 M. Heidegger, D er Satz vo m Grund., Stuttgart: N eske 1957, S. 65; vgl. zu Leibniz auch Vom Wesen des Grundes, Halle: N iem eyer 1929, seit 1949 Frankfurt am Main: Klostermann, und Nietzsche, Stuttgart: N eske 1961 Bd. II, S. 396-416. eben ist die Idee des barocken Perspektivismus.«2 Deleuze übernim m t die bei Leibniz formulierte O ntologie des Rela tionalen für sein eigenes Projekt einer Philosophie der Im manenz ohne Trennung des Körperlichen vom Geistigen. Leibnizens M etaphysik wird so in ein Denken eingebracht, dem es wie Heidegger um eine Überw indung technisch-rationaler Vernunft geht, das allerdings Sprache und Entw urf der Monadologie dafür in Anspruch nehmen will. N och zum 300. Geburtstag von Leibniz im Jahr 1946 war nicht abzusehen, daß Leibniz als M etaphysiker eine derart prom inente Rolle im Denken des 20.Jahrhunderts spielen würde.3 Eher schon war klar, und das seit längerem, daß die Auseinandersetzung mit seinen Texten insgesamt zunehmen würde, im Gefolge der im Jahre 1923 einsetzenden Publika tion der Sämtlichen Schriften und Briefe im Rahmen der Akademie-Ausgabe.4 H eute gibt es beides, ein wiedererwachtes philosophisches Interesse an der M etaphysik und eine ver besserte Kenntnis der Leibnizschen Schriften. D er Weg zu den Texten, in denen sich Leibniz über metaphysische Fragen äußerte, wird neu gebahnt; auch diese Ausgabe soll dazu Hilfsmittel sein. Die M etaphysik von Leibniz ist in vielen bekannten T he sen resümierbar: daß die Welt aus unteilbaren M onaden be 2 G. Deleuze, Die Faite. Leibniz und der Barock [Le pli. Leibniz et le baroque, 1988], Frankfurt am Main: Suhrkamp 1995, S. 37; vgl. auch D if ferenz und Wiederholung [Différence et répétition, 1968], München: Fink 1992. 3 Vgl. zu den Publikationen des Jubiläumsjahres etwa N . H artm ann, Leibniz als Metaphysiker, Berlin: de G ruyter 1946, und das erste H eft der Zeitschrift fü r philosophische Forschung (hg. v. Georgi Schischkoff, Reutlingen: G ryphius 1946), dessen erster Aufsatz »Leibniz und wir« von dem 1943 ermordeten Kurt H uber stammte. 4 G. W. Leibniz, Sämtliche Schriften und Briefe, hg. von der BerlinBrandenburgischen Akademie der Wissenschaften (zuerst Preußische Akademie, später Akademie der D D R ) und der Göttinger Akademie der Wissenschaften, 1923 ff.; die »Philosophische Schriften« bilden hier die »Reihe VI«. stehe, die in vorherbestim m ter H arm onie miteinander koexi stieren, daß in den M onaden Geist und K örper als Einheit ge faßt seien, daß es weder N euentstehung noch Tod gebe, son dern ein Entwickeln aus dem unendlich Kleinen und ein Einhüllen in dasselbe, daß es mögliche Welten gebe, die exi stente Welt aber die beste aller möglichen sei, daß die M en schen als Geister in einem Gottesstaat lebten. Bis heute sind viele dieser Thesen um stritten und von Interpretationen überwuchert. Das hat seinen G rund auch darin, daß viele Texte von Leibniz Gedankenprotokolle sind, die aus ihrem Kontext erklärt werden müssen. »Ein M etaphysicus w ar er im höchsten Grade, und wie sollte dergleichen ein M ann nicht sein, dessen Verstand sich auf alles erstreckt?« rief 1717 Fontenelle in seiner Gedächt nisrede vor der Pariser Akademie aus, die Leibniz 1700 als er sten Ausländer zum korrespondierenden Mitglied ernannt hatte.5 Fontenelle spricht ein Problem an: Leibniz entwickelt seine M etaphysik im Zusammenhang m it mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien, aber auch mit m orali schen und theologischen Überlegungen. E r schreibt in den nachfolgend abgedruckten Texten beispielsweise, daß will kürlich aufgemalte Punkte sich mathematisch als Kurven funktion beschreiben lassen, daß neueste Erkenntnisse der Biologie die Präform ationstheorie stützen, daß das Übel in der Welt deren Vollkommenheit erhöhe, oder daß G ott diese Welt gewollt habe, sein Wille jedoch vom Verstand bestimmt sei und Alternativen nicht erlauben könne.6 Die K om bina tion der Wissensgebiete m acht den Zugang nicht leicht. Wie ist der M etaphysiker Leibniz zu fassen? 5 Bernard le Bovier de Fontenelle, Lebens-Beschreibung des Herrn von Leibniz, in: G. W. Leibniz, Monadologie, hg. v. D ietm ar Till, Frank furt am Main: Insel 1996, S. 106f. Fontenelle war Sekretär der Pariser Akademie, seine Rede auf Leibniz (Eloge de M. Leibnitz) erschien zuerst gedruckt in: Eloges des académiciens avec l’Histoire de V.Académie royale des sciences (Den Haag 1731), zuletzt ediert in: Fontenelle, Œuvres com plètes, Bd. VI, hg. v. Alain N iderst, Paris: Fayard 1994, S. 377-417. 6 Vgl. Metaphys. A bh. 2, 6, 7,19, 30; Monadologie 74; Prinzipien 6, 9. Die philosophiehistorische Forschung der letzten einhun dert Jahre hat intensiv das U m feld der Leibnizschen P ro blemstellungen erkundet. Allgemein dient der Rückgriff auf das 17. Jahrhundert und seine D enker wie Francis Bacon, René Descartes, Baruch Spinoza oder eben auch G ottfried Wilhelm Leibniz inzwischen nicht m ehr der Erinnerung an das Projekt der M oderne im W ettstreit rationaler Systeme. Was damals gegen die Scholastik und den Aristotelismus der Schulphilosophie form uliert wurde, liest man heute nicht m ehr als fundamentale revolutionäre Geste. D er M y thos verblaßt, die Philosophie des 17.Jahrhunderts sei eine N eugründung des Denkens gewesen. Vielmehr w erden die unterschiedlichen E insatzpunkte und die theoretischen Spannungen zwischen den »M odernen«, wie Leibniz sie nannte, stärker in den Blick genommen und der intellektuel le Raum ihrer Entw ürfe als einer der Auseinandersetzung und der Forschung ausgelotet. In dieser Lesart w ird unter den D enkern der M oderne vor allem Leibniz selbst interessant, denn er hat wie kein anderer die zeitgenössischen Problem e m it älteren Ansätzen zu ver binden gesucht. Gerade in den m etaphysischen Schriften fin den sich explizite Anleihen bei A utoren der A ntike und des Mittelalters und nicht selten w erden diese gegen ihre m oder nen Kritiker verteidigt. Leibniz vermied prätentiöse m etho dologische Schlagworte und terminologische Radikalität, seine verbindend und versöhnend gemeinten Vorschläge führten zugleich in eine ungewöhnliche Sprache, eine im ganzen neue Sprache der M etaphysik. Diese Sprache hat man zu Anfang des 20.Jahrhunderts im wesentlichen als Logifizierung der Welt verstehen wollen. Bertrand Russell vertrat 1900 die These, daß Leibnizens Philosophie fast gänzlich aus der Logik abzuleiten sei.7 Das wurde zeitgleich auch von Louis C outurat vorgetragen, der dam it - nicht kritisch wie Russell, sondern apologetisch - die Einheitlichkeit der Leib1 B.Russell, A critical Exposition o f the Pbilosophy o f Leibniz, L on don 1900, 2. Aufl. 1937, S. V (Préfacé to the second édition). nizschen Philosophie herausstellen wollte.8 Dies w ar auch eine K ritik an der philologisch sanktionierten Trennung des »mathematischen« und des »philosophischen« Leibniz durch die Editionen G erhardts.9 In verw andter Absicht hat Ernst Cassirer Leibniz vor dem H intergrund des E rkenntnispro blems bzw. des Leib-Seele-Problems gelesen, deutlich in einer Perspektivierung von Kant her, der die Idealität von Raum und Zeit zu r H aupteinsicht seiner Transzendentalphi losophie m achte.10 Leibniz w urde so um 1900 in die A ktualität einer sich aus mathem atischem und idealistischem Geiste neubestim m enden europäischen Philosophie hineingeholt, während zugleich die philologische Bewältigung der unzähligen hinterlassenen Fragm ente in der bis heute wachsenden A kade mie-Ausgabe begann, die allerdings eine Vervielfältigung des Leibniz-Bildes bewirkte. M an nahm Einblick in die W erk statt eines singulär erfinderischen und zugleich umfassend kom m unizierenden Kopfes und entdeckte Zusammenhänge zwischen politischen, kirchlichen, theologischen und philo sophischen Projekten.11 Was editorisch bis heute in der Akademie-Ausgabe und vielen anderen Textsammlungen zutage trat, beweist die Vielfältigkeit der Bezüge, welche die m eta 8 L .C outurat, La logique de L eib niz, Paris; PU F 1901, N achdruck Hildesheim: O lm s 1961, S. VIII. 9 Leibnizens mathematische Schriften, hg. v. Carl Im manuel G er hardt, 7Bände, Berlin 1849-1863, N achdruck Hildesheim: O lm s 1962; D ie philosophischen Schriften von G. W. Leibniz, hg. v. C. I. Gerhardt, 7 Bände, Berlin 1875-1890, N achdruck Hildesheim: O lm s 1961. 10 E. Cassirer, L eib n iz’ System in seinen wissenschaftlichen Grundla gen [1902], H am burg: M einer 1998 (Gesammelte Werke 1); Cassirer be schäftigt sich in einem »Kritischen N achtrag« mit Russell und Coutrurat, vgl. ebd. S.477—499, S.470. Zu seiner späteren Einschränkung der er kenntnistheoretischen Lesart mit Rücksicht auf die Spätschriften vgl. Cassirer, Einleitung, in: HS, S. LX X IX [zuerst 1904], [Abgekürzt zitier te Schriften s. Literaturhinw eise, S.X X X IV -X X X V II] 11 Vgl. etwa eine Studie zu Leibnizens theologischen und kirchenpolitischen Bemühungen: A. Robinet, G. W. Leibniz, L e meilleur du monde par la balance de l ’Europe, Paris: P U F 1994. physischen Überlegungen bei Leibniz besitzen, und es zeigt den dialogischen Charakter der Leibnizschen Philosophie, die weit seltener durch Veröffentlichung als durch briefliche Mitteilung Anhänger zu gewinnen suchte. Wie Leibniz seine umfangreichen Neuen Versuche über den menschlichen Verstand (1704) beiseite legte und nicht zum Druck beförderte, nachdem der Adressat John Locke gestorben war, so ließ er seine kürzeren metaphysischen Schriften liegen, wenn sich die Gelegenheit zur gelehrten Diskussion ihrer Thesen bot. Er faßte lieber noch einmal in neuen Worten zusammen, was er dachte, statt seine Manu skripte zirkulieren zu lassen, oder schrieb sie völlig neu, wenn ihm der Adressat konkret vor Augen stand. Treffende Worte hat Leibniz auch für seine Metaphysik eher im Ge spräch gesucht als im privaten Diktat fixiert. Damit ergibt sich das Dilemma jeder Leibniz-Edition, denn das philoso phische Werk liegt in verschiedensten Textsorten vor: Ma nuskripte, Drucke, Briefe, deren Konzepte und Beilagen. N icholas Rescher hat für seine Ausgabe der Monadologie einen umfangreichen Stellenkommentar aus solchen »anderen« Schriften zusammengestellt und Leibniz zu seinem eigenen Interpreten gemacht - Leibniz als unendlicher Text.12 Einen anderen Weg hat André Robinet gewiesen, indem er tabella rische Übersichten thematischer »Parallelstellen« präsentier te - Leibniz als Begriffs- und Problemregister.13 Man muß wohl Leibniz als ein schriftlich beinahe unbe schränktes Universum betrachten, in dem es keinen Wider spruch darstellt, etwas anderswo anders auszudrücken. Das Vielfältige ist nicht nur Anlaß und Ziel der Metaphysik, son dern bestimmt auch den Stil ihres Vortrags. Es sind weniger Gewißheiten als Hypothesen, Überlegungen und Annahmen, 12 L eibniz’sMonadology. A n édition forStudents, hg. v. N icholas Re scher, Pittsburgh 1991, 11 G. W. Leibniz, Principes de la nature et de la grâce fondés en raison. Principes de la philosophie ou Monadologie, hg. v. A. Robinet, Paris 1954, S. 134-141. die dieses D enken bewegen, »Was die reale M etaphysik be trifft, so fangen w ir sozusagen eben erst an, sie zu begrün den«, schrieb Leibniz 1704, und setzte hinzu, sie verhalte sich zu den anderen Wissenschaften wie der A rchitekt zu den A r beitern.14 D aß der A rchitekt wiederum in der A rbeit sich be weist und nicht in bloßen Planskizzen, gehört wesentlich zu der von Leibniz begründeten »realen«, also auf die W irklich keit und deren O perationen zielenden M etaphysik. 2. Zu den Texten a) M etaphysische A bhandlung D er Titel »discours de métaphysique« entstam m t einem Brief von Leibniz an Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels, dem er im Februar 1686 von der N iederschrift der Abhandlung N achricht gibt. Leibniz m öchte m it diesem Text das G e spräch m it A ntoine A rnauld w ieder aufnehmen, dem fran zösischen Theologen und Philosophen, zu dem er seit seiner Pariser Zeit (1672) immer w ieder den wissenschaftlichen K ontakt suchte und der seit 1679 im flandrischen Exil lebte. A rnauld fühlte sich durch die Thesen, die Leibniz ihm als Z u sammenfassung der A bhandlung schickte, zu einer Reihe von Repliken, Bedenken und Fragen veranlaßt, was ihn bis 1690 in einen intensiven Briefwechsel mit Leibniz verwickelte. Dieser Briefwechsel stellt gleichsam den lebendigen K om m entar zur Metaphysischen Abhandlung dar. Die 37 Paragra phen dieser Schrift sind andererseits selbst eine A rt K om m entar zu der Schrift Abhandlung von der N atur und der Gnade (1680,4. erweiterte Auflage 1684) von Nicolas M ale branche, einem führenden Cartesianer. U nd auch Descartes selbst, dessen Werke Leibniz zuvor intensiv studiert hatte, wird in der A bhandlung durchgängig kritisch bedacht.15 14 N eue Abb. S. 463. 15 A kad.-Ausgabe Reihe VI, Band IV, S. 1695-1763. Leibniz schreibt 1686: »Ich habe kürzlich (als ich an einem Ort war, wo ich während einiger Tage nichts zu tun hatte) eine kleine Abhandlung über Metaphysik geschrieben, wor über ich gerne die Meinung von Herrn Arnauld hören würde. Denn die Fragen der Gnade, der Mitwirkung Gottes mit den Geschöpfen, der Natur der Wunder, der Ursache der Sünde und des Ursprungs des Übels, der Unsterblichkeit der Seele, der Ideen usw. sind dort auf eine Art und Weise dargestellt, die neue Einblicke zu geben scheint, die geeignet sind, sehr große Schwierigkeiten zu erhellen.«16 Der Katalog metaphy sischer Themen wird mit dem Bewußtsein vorgetragen, die großen Fragen ererbt zu haben und Antworten lediglich vor schlagen zu können. Auch wenn die Höflichkeit des Briefe schreibers Bescheidenheit stärker vorgibt als wirklich aus drückt, ist der Gestus für Leibniz typisch: Metaphysik ist weniger eine Sache der Lehre als des Gedankenaustauschs.17 Den Text selbst hat Leibniz zu Lebzeiten vermutlich nicht aus den Händen gegeben. Er bietet für nachkommende Leser das ausführlichste Zeugnis für seine Behandlung metaphysi scher Fragen in den 1680er Jahren und enthält eine Reihe von erst mit dem Spätwerk berühmt gewordenen Thesen. Im Alter von vierzig Jahren positioniert sich Leibniz 1686 gegen Malebranche (1638-1715) als dritter großer Metaphysiker des 17.Jahrhunderts nach René Descartes (1596-1650) und Baruch Spinoza (1632-1677).18 Bei Descartes gibt es Gott und einen göttlichen Willen, der durchaus Züge freier Will kür trägt, während Spinoza G ott mit der Natur identifiziert 16 Leibniz-Arnauld, S.3; G e rh a rd tll, S. 11. 17 Z u r metaphysischen Bildung von Leibniz und zu r Entw icklung sei ner Lehre vgl. Wilhelm Schmidt-Biggemann in: H elm ut H olzhey (Hg.), Die Philosophie des 17. Jahrhunderts: D eutschland, Basel: Schwabe 2001 (G rundriß der Geschichte der Philosophie, begründet von Friedrich Überweg, völlig neubearbeitete Ausgabe, Band 4), S. 1064-1075. 18 D aß Spinoza von Leibniz nicht stärker in die D iskussion m it ein bezogen wurde, liegt am V orwurf des Atheism us, der damals unaufheb bar m it dessen Ethica (1677) verknüpft war. Vgl. die Spinoza-A nnotate in: A kad.-Ausgabe Reihe VI, Band IV, S.1764-1776. und dessen Willen mit der Notwendigkeit. Leibniz geht vom Handeln Gottes aus, und zwar »nicht nur im metaphysi schen, sondern auch im moralischen Sinne«, wie es eingangs heißt. Er verbindet den (philosophischen) Gedanken eines vollkommenen Seins mit der (theologischen) Anerkennung eines höchsten Entscheiders: D er göttliche Wille ist vom Ver stand gelenkt und daher nicht willkürlich. So argumentiert Leibniz »gegen diejenigen, die glauben, Gott hätte es besser machen können« (§3) und zeigt, daß Gottes Handeln »der Ordnung gemäß« sei, keine Wunder nötig habe und sich im Reichtum der Wirkungen als vollkommen erweise (§§5-7). Leibniz steuert damit direkt auf das in seiner Theodizee 25 Jahre später ausführlich behandelte Hauptproblem zu, wie Gott wollen könne, was als »Übel« sichtbar eine schlechte Handlung ist (§8). Er konzentriert sich im Hauptteil der Metaphysischen Abhandlung jedoch auf die Substanzenleh re19 und führt seine Leser erst gegen Ende wieder vor die Frage, wieso es G ott gefallen konnte, jemanden wie Judas existieren zu lassen, der als Verräter unter den Aposteln Jesus ans Kreuz lieferte (§31). Eine erste Hypothese, daß durch das Böse das Weltgeschehen »im ganzen Verlauf mehr Vollkom menheit« gewinnen würde, wird nun am Ende dahin gehend verbessert, daß die Beweggründe Gottes »in der allgemeinen Ordnung begründet sind, deren Ziel die größte Vollkom menheit des Universums ist«. Ebendas steht im Zentrum von Leibnizens Metaphysik: »allgemeine Ordnung« und »Voll kommenheit des Universums«. Ordnung ist für Leibniz keine leere Struktur und Voll kommenheit nichts Abstraktes, und so lauten die Thesen die ser Metaphysik: Es gibt nur individuelle Substanzen. Sie sind unmittelbar von Gott hervorgebracht und können nicht an 19 D ie A nnahm e individueller Substanzen bei Leibniz unterscheidet sich deudich von Descartes (zwei Substanzen: D enken u n d A usdeh nung) u nd von Spinoza (eine einzige Substanz); vgl. R oger W oolhouse, Descartes, Leibniz, Spinoza. The Concept o f Substance in Seventeenth C entury Metaphysics, London: Routledge 1993. fangen oder enden, entstehen oder vergehen. Jede Substanz ist eine eigene Welt. Jede Substanz drückt das ganze Univer sum aus. Es gibt immaterielle Substanzen oder Geister, wel che eher Gott als die Welt ausdrücken. Leibniz nimmt in die Metaphysische Abhandlung neben der Substanzenlehre auch die bereits früher entwickelte Erkenntnislehre20 auf und führt den Begriff der Perzeption ein, der sowohl so etwas wie die Wahrnehmung durch Sinne bezeichnet als auch die Aus drucksweisen der Substanzen.21 In dieser Doppelbedeutung spielen vor allem die kleinen und kleinsten Perzeptionen eine für das Leibnizsche Denken wichtige Rolle: Sowohl materiell wie immateriell gibt es unendlich Kleines, aber kein Nichts. Es gibt keinen Tod bei Leibniz, nur Unempfindlichkeit, U nmerklichkeit, Unbewußtheit: Minderung also, im Gegenzug auch Steigerung. Die Leibniz-Welt ist voller Geschehnisse und Transformationen: »Fülle« (plénitude, le plein) muß durchweg angenommen werden, wie es später heißt.22 Wie ausgearbeitet Leibnizens Philosophie in der M etaphy sischen Abhandlung bereits war, läßt sich den Briefen ent nehmen, in denen er Arnauld nähere Erläuterungen gab.23 Hier ist schnell Überein Stimmung in der These erreicht, daß »die Pläne Gottes stets auf das ganze Universum gehen« und daß Gott einen »vollkommenen Begriff« bilden kann, »der zureicht, um von allen Ereignissen, die mir begegnen, Re chenschaft abzulegen«. Schwieriger erweist sich die Darle gung der Verbindung von Körper und Seele. Leibniz leugnet die Einwirkung der Seele auf den Körper und umgekehrt: 20 Betrachtungen über die Erkenntnis, die Wahrheit u n d die Ideen [1684], in: HS, S. 9-15. 21 Vgl. Metaphys. A bk. 9: »Perzeption oder Erkenntnis«, 14: »Per zeptionen oder Ausdrücke aller Substanzen«. 22 Monadologie 8, 61, Prinzipien 3. 23 Leibniz-Arnauld', G erhardt II, S. 1-138; vgl. auch Georges LeRoy, Leibniz: Discours de métaphysique et correspondance avec A m a u ld , Paris: Vrin 1957, 4. Aufl. 1984; G. H . R. Parkinson (Hg.), The LeibnizA rnauld Correspondence, M anchester U niversity Press 1967, 2. Aufl. N ew York: G arland 1985. »zwischen einem Geist und einem K örper besteht kein Ver hältnis«. Vielmehr ist es die O rdnung oder »Harm onie« des U niversum s, welche das, was wie eine Verbindung scheint, als einen »maschinellen« Zusam m enhang funktionieren und als eine nicht physische, sondern m etaphysische »Vereinigung« (union) von K örper un d Seele erkennen läßt. Leibniz zeigt sich in diesen Briefen als gelehrter Verteidiger eines Systems, das ganz bew ußt Anleihen bei Platon, Augustinus und T h o mas von A quin m acht und konkret die Schwierigkeiten an geht, die m it M alebranches Annahm e eines gelegentlich ein w irkenden G ottes und D escartes’ H ypothese eines Kausal verhältnisses zwischen M aterie und Geist verbunden sind.24 Auch w enn bis heute für Leibniz zentrale Begriffe wie »Ein heit« (unité), »Vereinigung« (union) und »Zusammenset zung« (com position) Schwierigkeiten machen, besonders was die These von der N icht-E ntstehung und von der U nver gänglichkeit der Substanzen angeht, ist das historische U rteil eindeutig, daß hier eine neue und im höchsten Maße origi nelle Philosophie vorliegt. Die Metaphysische A bhandlung ist in vielerlei H insicht eine Vorstufe der späten Schriften M o nadologie und A u f Vernunft gegründete Prinzipien der N a tu r un d der Gnade, sie ist andererseits gerade in der K ritik k o n kurrierender Ansätze expliziter und zugänglicher als diese. D a die Metaphysische A bhandlung in ausgereifter Form »alle wesentlichen Strukturgedanken der Leibnizschen M e taphysik« enthält, kann in der Tat erstaunen, daß sie nicht veröffentlicht w urde.25 Leibniz hat in den Jahren bis 1714, also bis zur Abfassung der beiden metaphysischen Spät schriften, neben der T heodizee2b, nur kleinere Proben seiner 24 Vgl. die Briefstellen in Leibniz-A rnauld, S. 131, 143, 155, 249f., 343 f. und in HS, S. 389, 395, 402,413 f., 442. 25 K urt H uber, Leibniz, M ünchen: O ldenbourg 1951, S. 191. 26 Versuche in der Theodicée über die G üte Gottes, die Freiheit des Menschen und den Ursprung des Übels [Essais de Theodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l’hom m e et l’origine du mal, Amsterdam: Troyel 1710], philosophischen Überlegungen in den Druck gegeben.27 Leibniz wollte mehr veröffentlichen und hat etwa auch sei nen Briefwechsel mit Arnauld und dem Landgrafen Ernst ab schreiben lassen und als eigenes Konvolut für den Druck zu sammengestellt, ohne daß es allerdings zur Drucklegung zu Lebzeiten kam, wie der erste Herausgeber berichtet, der das Konvolut fand und 1846 herausbrachte.28 Den Ausgangs punkt dieses Briefwechsels, die Metaphysische Abhandlung von 1686, hat Leibniz allerdings nicht weiter bearbeitet. b) Monadologie Die auch als »Lehrsätze der Philosophie« (principii philosophiae) bekannt gewordene Schrift, die als wichtigster meta physischer Text von Leibniz gilt, ist in unmittelbarer zeit licher Nähe zu den A u f Vernunft gegründeten Prinzipien der Natur und der Gnade 1714 entstanden, zwei Jahre vor dem Tod des Autors mit siebzig Jahren. Sie ist vielfach als »Vermächtnisschrift« bezeichnet worden, was aus ihrer großen Wirkung begründet scheint und auch der Tatsache gerecht zu werden versucht, daß man keinen unmittelbaren Anlaß für ihre Niederschrift ausmachen kann. I pihni? scheint die M o nadologie für die Nachwelt geschrieben zu haben und läßt die 90 kurzen Paragraphen ohne weitere Erklärung, wenn man nicht die von ihm später hinzugefügten Hinweise auf sachverwandte Abschnitte der Theodizee dafür nehmen will. 27 Veröffentlicht wurden u. a.: Neues System der N atur und der Kom munikation [HS: Gemeinschaft] der Substanzen, w ie der Vereinigung zwischen Körper und Seele [1695], in: HS, S. 447-458; Aufklärung der Schwierigkeiten, die H. Bayle in dem neuen System der Vereinigung von Seele und Körper gefunden hat [1698], in: HS, S. 462-470; Erwiderung au f die Betrachtungen Bayles über das System der prästabilierten H ar monie [1702], in: HS, S. 555-576. 28 Briefwechsel zwischen Leibniz, Arnauld und dem Landgrafen Emst von Hessen-Rheinfels, hg. v. C.L.Grotefend, Hannover 1846, S.VII-IX. Allerdings bilden m ehrere Briefwechsel aufschlußreiche Kontexte. So verläuft im H intergrund ein langjähriger brief licher Austausch vor allem über das Problem der Substanzen m it dem Jesuitenpater Bartholom äus des Bosses in H ildes heim. Parallel zur Abfassung des Werkes korrespondiert Leibniz intensiv m it dem französischen Rechtsgelehrten Nicolas Rem ond, dem er im Juli 1714 mitteilt, eine Erläute rungsschrift über die M onaden sei ihm »unter der H and im m er m ehr angewachsen«.29 Im zeitlichen Anschluß an die N iederschrift ficht Leibniz m it dem englischen Theologen und Philosophen Samuel Clarke einen Streit über die Idea lität des Raumes bzw. des K ontinuum s aus.30 Die Thesen der Monadologie sind der Stoff all dieser Diskussionen, und den noch ersetzt Leibniz in seinen Briefwechseln - wie schon zuvor im Fall der Metaphysischen Abhandlung und der dar auf bezogenen Auseinandersetzung mit Arnauld - die nie dergeschriebenen Thesen durch neue Formulierungen. Leib niz selbst hat jedenfalls die Monadologie weder publiziert noch sonstwie »verwendet«. D er Titel ist hier Programm , und auch w enn er nicht vom A utor stammt, so faßt er gut den Inhalt zusammen: Leibniz bietet eine Lehre von den M onaden, w orunter er einfache Substanzen versteht. D er griechische Begriff »monas« (für »Einheit«) wird hier mobilisiert, um Einwänden zu begeg nen, die gegen Leibnizens Philosophie nach der Veröffentli chung des N euen Systems 1695 form uliert w orden waren, etwa von dem in Am sterdam lebenden H ugenotten Pierre Bayle in seinem 1695 und 1697 zweibändig in Folio erschie nenen Dictionnaire Historique et Critique.31 Leibniz hatte sich durch Schriften und Briefe gegenüber Bayle und der ge lehrten Öffentlichkeit zu erklären versucht32, er kom m t aber in der Monadologie nochmals darauf zurück (§§16, 59), als 29 30 31 32 PS V/2, S. 329. Briefwechsel mit Clarke, in: HS, S. 81-182. S. u. A nm erkung zu Monadologie 16. Vgl. Theodizee, Vorrede, S.21-24. ob er die Diskussion für noch nicht beendet glaubte, selbst nachdem Bayle 1706 gestorben war. Anders als die Metaphysische Abhandlung setzt die Mona dologie mit der Substanzenlehre ein und kommt erst in der Mitte auf Gott zu sprechen (§§ 37-48), bevor ein umfangrei cher dritter Teil die Welt und die Geschöpfe behandelt. Die Lehre von den Perzeptionen verbindet Leibniz hier un mittelbar mit einer Theorie der Welt und der darin möglichen Kommunikation zwischen den Monaden. Auch die Lehre von der Einheit zwischen Leib und Seele bzw. von der be sonderer Vorstellung der Körper durch ihre Seelen (§62) be handelt er weitgehend als Teil eines allgemeinen Spiegelungs verhältnisses zwischen Organismus und Universum. In der Metaphysischen Abhandlung hieß es vorsichtig: »Überdies ist jede Substanz gleichsam eine ganze Welt und wie ein Spie gel Gottes« (§9), hier heißt es nun definitiv: »Nun bewirkt diese Verbindung oder diese Anpassung aller geschaffenen Dinge untereinander und eines jeden mit allen anderen, daß jede einfache Substanz Bezüge hat, welche alle anderen ausdrücken, und daß sie also ein lebendiger, immerwährender Spiegel des Universums ist.« (§56) Solche Sätze markieren die Metaphysik der Leibnizschen Philosophie gegenüber den zeitgenössischen Autoren in unerhört bilderreicher Sprache, die bis heute Gegenstand der Auslegung ist. Wendungen wie »ausdrücken« oder »spiegeln«, die sich bei anderen Autoren kaum finden31, lassen Leibniz als einen Autor erscheinen, der selbstbewußt die Sprachen der Wissenschaften, der Theolo gie und der Dichtung hinter sich läßt und der Philosophie einen neuen metaphorischen Ausdrucksbereich eröffnet. D ie Begrifflichkeit des 17.Jahrhunderts, die Problemstel lungen der Zeitgenossen finden sich freilich auch bei Leibniz. N icht der ganze Leibniz ist metaphysisch: Von Descartes oder Malebranche, selbst von Spinoza her lassen sich Begrif 33 Vgl. aber G.D eleuze, Spinoza und das Problem des Ausdrucks in der Philosophie [Spinoza et le problème de l’expression dans la philoso phie, 1969], München: Fink 1993. fe wie etwa Seele, Vernunft, Empfindung, Gedächtnis, Den ken, Leiden, Tun sehr gut auch bei Leibniz problematisieren, denn sie gehören zum Kontext der damals vorrangig betrie benen wissenschaftlichen Forschung in Psychologie und Physik. Die Monadologie aber weist ihre Leser auf die Vor aussetzungen solcher Forschung hin, auf die universale D y namik der Bezüge zwischen allem, was es gibt, auf die vor auszusetzende Übereinstimmung zwischen mechanistischer und finalistischer Weltbetrachtung, auf den moralischen Wert der Existenz. So ragt das Metaphysische aus der Sprache der Wissenschaft gleichsam heraus und gründet sie zugleich. Leibniz schrieb 1712 an Bartholomäus des Bosses, daß »et was Metaphysisches nicht über die Phänomene erklärt wer den kann«.34 Wo aber die Grenze verläuft zwischen dem, was als Erscheinung zum materiellen Zusammenhang der Welt gehört, und dem, was darüber hinaus als »vernünftige und brauchbare« Hypothese metaphysisch unterstellt werden muß35, das ist genau die Frage, welche die Monadologie wie ein roter Faden durchzieht. Diese Schrift führt mit außerge wöhnlicher Kürze die im Wissenschaftsbetrieb getrennt ver folgten Fragen nach dem Funktionieren der Welt und nach der Möglichkeit einer Erkenntnis derselben zusammen in die Frage nach dem, was ist und warum es so ist, wie es ist. c) A uf Vernunft gegründete Prinzipien der Natur und der Gnade Einige Kommentatoren haben diese Schrift als eine Art zw ei ter Ausführung der Monadologie verstehen wollen, weil sie zeitgleich enstand und weil eine sachliche Nähe unüberseh 34 Brief an des Bosses vom 8.9.1709, in: PS V/2, S.265. 35 Vgl. 5.Schreiben an Clarke [1716], N r.29, w o Leibniz den Vor schlag einer Unterscheidung zwischen endlichem Universum und un endlichem Raum als »unvernünftig und unbrauchbar« zurückweis, in: HS, S. 128. bar ist, die bis hin zu wörtlichen Übereinstimmungen reicht. In der Tat unterscheidet die Prinzipien-Schiik von der Mo nadologie vor allem, daß sie einen konkreten Adressaten hat, den Prinzen Eugen von Savoyen, den Leibniz seit 1708 kann te und für den er den Text verfaßte, als beide sich 1714 in Wien aufhielten. Es handelt sich also um einen Text, der an einen philosophischen Laien gerichtet ist. Er hat, obwohl 1718 und damit zwei Jahre vor der Monadologie gedruckt, dieser nie wirklich den Rang als metaphysischem Hauptwerk ablaufen können. Das liegt vielleicht an den relativ allgemein gehaltenen Überlegungen, die das scharfe gelehrte Argument und die provokative Positionierung vermeiden.36 Leibniz hatte das Bedürfnis, sein »System« besser darzu stellen, als das die 1710 veröffentlichte Theodizee vermochte. An Remond schrieb er im Juli 1714, daß er seine verschiede nen kleineren Veröffentlichungen in Zeitschriften, Texte ge gen Bayle und andere, gerne zusammenfügen wollte, weil dann nicht mehr viel daran fehlen würde, das »Gesamtge bäude meines Systems zu liefern - zumindest was die Prinzi pien anbetrifft«.37 Es war dann das über Remond vermittelte Interesse des Prinzen Eugen, das Leibniz zur Zusammenstel lung einer Liste eigener philosophischer Texte veranlaßte38, zu der er einen neuen Text beisteuerte, eben die Prinzipien der N atur und der Gnade. Mit diesem Adressaten vor Augen fällt es Leibniz offenbar leichter, sich offener als in der Mo nadologie über sein eigenes Philosophieren auszusprechen, so wenn er schreibt: »Jetzt gilt es, sich zur Metaphysik zu 36 Vgl. Clara Strack, Ursprung und sachliches Verhältnis von Leihnizens sogenannter Monadologie und den Principes de la N ature et de la Grâce, Berlin: Reimer 1917. >7 H S, S. 627. 38 A ußer der P rinzipien-Schrih (1.) gehören zu dieser Liste: 2. Sys tème nouveau de la nature et de la communication des substances, aussi bien que de l’union qui’il y a entre l’âme et le corps, 3. Eclaircissements du système nouveau de la comm unication des substances, 4. Eclaircisse m ents de l’harm onie préétablie entre l’âme et le corps, 5. O bjections de M onsier Bayle avec les réponses; vgl. PSI, S.410. erheben, gestützt auf das gemeiniglich wenig benutzte große Prinzip, welches besagt, daß nichts ohne zureichenden Grund geschieht, d. h. daß nichts geschieht, ohne daß es dem jenigen, der die Dinge genügend kennt, möglich wäre, einen Grund anzugeben, der zur Bestimmung genügt, warum es so und nicht anders ist. Dieses Prinzip gesetzt, ist die erste zu lässige Frage, warum es vielmehr etwas als nichts gibt. Denn das Nichts ist einfacher und weniger schwierig als Etwas. Weiter vorausgesetzt, daß die Dinge existieren müssen, muß man einen Grund angeben, warum sie so und nicht anders existieren müssen.« (§7) Metaphysik bedeutet nicht, sich über die Welt zu erheben, sondern sie bedeutet, etwas jenseits der Reihe der zufälligen Dinge ins Auge zu fassen, was dem Begriff der Vollkommen heit genügt. Leibniz findet in der Prinzipien-Schnh einpräg same Worte dafür, daß der Wille Gottes der Ordnung der Welt entspricht (etwa den Bewegungsgesetzen), und dafür, daß das Geistige als Ebenbild Gottes ebenso den Vorgeschmack der Glückseligkeit gewährt wie sinnliche Freude (etwa über die Schönheit der Musik), auch wenn sich daran wenig erklären läßt und jedenfalls keine deutliche Erkenntnis vorliegt. Die Prinzipien-Schrih wirbt für die Metaphysik wie wenige Texte der Philosophiegeschichte. Der genaue Leser wird sie immer mit den definitorischen Propositionen der Monadologie ver gleichen, aber er wird auch aner kennen müssen, daß die Meta physik, wie sie Leibniz in der Prinzipien-Schnh formuliert, Trost und Beruhigung vermittelt - »eine wahrhafte Ruhe des Geistes, nicht wie bei den Stoikern, die sich mit Gewalt zur Geduld entschließen, sondern eine gegenwärtige Zufrieden heit, die uns sogar künftigen Glücks versichert.« (§18) 3. Zur Überlieferungsgeschichte Keiner der drei von Leibniz auf Französisch verfaßten meta- ■ physischen Hauptschriften ist zu Leibniz’ Lebzeiten erschie nen. Die Geschichte ihrer nachfolgenden Veröffentlichung hat die Reihenfolge ihrer Entstehung auf den Kopf gestellt. Der späte Text A u f Vernunft gegründete Prinzipien der N a tur und der Gnade erschien als erster 1718 als Zeitschriften beitrag und war dann bereits im 18.Jahrhundert Bestandteil der sechsbändigen Werkausgabe von Dutens (Opera Omnia, hg. von Louis Dutens, 6 Bände, Genf 1767, Nachdruck H il desheim: Olms 1989). Die Monadologie erschien 1720 zu nächst in deutscher Übersetzung und erhielt damit ihren Namen, in lateinischer Übersetzung wurde sie ab 1721 mehr mals gedruckt; den französischen Originaltext nahm erst Erdmann 1840 in seine Werkausgabe auf {Operaphilosopbica quae extant latine, gallica germanica omnia, hg. von Johann Eduard Erdmann, Berlin: Eichler 1840, Nachdruck Aalen: Scientia 1959). Die Publikation der Metaphysischen A b handlung ist Teil der im 19. Jahrhundert einsetzenden Leibniz-Philologie: der früheste metaphysische Text wird am spätesten, nämlich 1846 erstmals gedruckt. Die Überliefe rungsgeschichte im Überblick: a) Metaphysische Abhandlung Geschrieben 1685-1686, überliefert in vier Handschriften: ein eigenhändig von Leibniz geschriebenes und häufig korri giertes Konzept, zwei Teilabschriften von Sekretären mit Korrekturen Leibniz’ und eine vollständige Reinschrift, bei der die ersten beiden Abschnitte von Leibniz, die folgenden von einem Sekretär geschrieben sind. Unser französischer Text folgt der Edition in der Akademie-Ausgabe von 1999, die das Konzept bringt, wobei die an den Rand geschrie benen Zusammenfassungen, die Leibniz mit Paragraphen zählung an Arnauld schickte, als Überschriften fungieren. Abweichungen von der bislang sich auf Gerhardt stützen den Druckfassung der Reinschrift sind in Fußnoten ver merkt. Erstveröffentlichung: Briefwechsel zwischen Leibniz, A r nauld und dem Landgrafen E m st von Hessen-Rheinfels, hg. v. C. L. Grotefend, H annover 1846, S. 152-192. Weitere Veröffentlichungen: G erhardt IV, S. 427—463; hg. v. H enri Lestienne, Paris 1907, 2. Aufl. 1929, 3. Aufl. 1975; hg. v. G e orges Le Roy, Paris 1957 (zusam men m it der A rnauld-K orrespondenz und ausführlichem Kom m entar), 4. Aufl. 1984; Akad.-Ausgabe, Reihe VI, Band IV (1677-Juni 1690), Berlin 1999, S. 1529-1588. Ü bersetzungen ins Deutsche: von A rtur Buchenau (1906), in: HS, S.343—388; von G erhard Krüger (Leibniz, Die H auptw erke, Leipzig 1934, 3. Aufl. 1949, S. 25-74); von Wolf von Engelhardt, in: Engelhardt, S. 339-396; von H erbert H erring, H am burg: M einer 1958 (Philosophische Bibliothek 260), 2. Aufl. 1985 (bei der hier vorgelegten Ü bersetzung durchgängig berücksichtigt); von H ans H einz H olz, in: PSI, S.56-172; von U rsula G oldenbaum 1992 als A bhandlung über M etaphysik, in: Goldenbaum , S. 168-226. b) M onadologie Geschrieben 1714; der Titel ist seit der deutschen Ü berset zung von K öhler (1720) geläufig. Es gibt vier Handschriften: einen eigenhändigen E ntw urf von Leibniz und zwei von ihm autorisierte A bschriften in Hannover, dazu noch eine A b schrift in Wien m it dem Titel Les principes de la philosophie, par Monsieur Leibniz. U nser französischer Text folgt der einen in der Niedersächsischen Landesbibliothek H annover aufbewahrten A bschrift (16 Blatt in quarto, L H IV, I, lb), die zuvor bereits Grundlage der Ausgabe in der Philosophischen Bibliothek war. Die Transkription ist gegenüber der Ausgabe von A. R obinet (1954) durchgängig verbessert. In eckigen Klammern w erden am Ende jedes Absatzes die von Leibniz in der anderen H annoveraner A bschrift (10 Blatt in folio) nachgetragenen Verweise auf Stellen in der Theodizee hinzu gefügt. Erstveröffentlichung: Erdm ann (s.o. S.XXXIV), S. 705712. Veröffentlichungen in lateinischer Ü bersetzung als Prin- dpia philosophiae in: Acta Eruditorum, Supplementband VII, Leipzig 1721, S. 500-514 und in: Dutens (s. o. S. XXXIV), Bd. II, S.20-31. Weitere Veröffentlichungen des französi schen Originals in: Gerhardt VI, S. 607-623; durch Emile Boutroux, Paris 1881; als Leibniz sogenannte Monadologie und Principes de la nature et de la grâce fondés en raison, von Clara Strack, Berlin: Reimer 1917; als Principes de la philosophie oh M onadologie durch André Robinet, Paris: Presses Universi taires de France 1954, S. 67-127. Übersetzungen ins Deutsche: von Heinrich Köhler als Lehrsätze über die Monadologie, Frankfurt und Leipzig: Johann Meyer 1720, S. 1-42 (Nachdruck hg. v. Dietmar Till, Frankfurt am Main: Insel 1996); in Überarbeitung dieser Übersetzung neu hg. als Lehrsätze von den Monaden und von der schönen Übereinstimmung zwischen dem Reiche der N atur und dem Reiche der Gnade von Caspar Jacob Huth in: Des Freiherrn von Leibniz kleinere philosophische Schrif ten, Jena: Mayer 1740; als Monadologie von Gustav Schilling in seiner Sammlung Leibniz als Denker. Auswahl seiner klei neren Aufsätze zur übersichtlichen Darstellung seiner Phi losophie, Leipzig: Fritzsche 1846, S. 113-131; von Julius Hermann von Kirchmann in: Leibniz, D ie kleineren phi losophisch wichtigen Schriften, Leipzig: Heimann’s 1879 (Philosophische Bibliothek 81); von Robert Habs in: Leibniz, Kleinere philosophische Schriften, Leipzig: Reclam 1883, S. 150-173 (Universal-Bibliothek 1898—1900); von A.Buchenau 1906 in: HS, S.603-621, neu hg. von H .Herring als Ver nunftprinzipien der Natur und Gnade. Monadologie, Ham burg: Meiner 1956 (Philosophische Bibliothek 253), S. 26-69; von Walther Janell in: Leibniz, Kleinere philosophische Schrif ten Bd. 1, Frankfurt am Main 1925; von G. Krüger (s. M eta physische Abhandlung), S. 130—150; von Hermann Glöckner, Stuttgart: Reclam 1954 (Universal-Bibliothek 7853), 2. Auf lage 1979; von Joachim Christian H om als Lehrsätze der philosophie: letzte Wahrheiten über Gott, die Welt, die Natur der Seele, den Menschen und die Dinge, Frankfurt am Main 1962, neu hg. Regensburg 1985; 2. Aufl. Würzburg: Königs hausen & Neumann 1997; von H . H . H olz als D ie Prinzipien der Philosophie oder die Monadologie in: PSI, S. 439-483; als Monadologie von Hartmut Hecht, Stuttgart: Reclam 1998 (Universal-Bibliothek 7853). c) Auf Vernunft gegründete Prinzipien der Natur und der Gnade Geschrieben 1714, überliefert in fünf Handschriften (drei in Hannover, je eine in Wien und Paris). Der französische Text folgt der in der Niedersächsischen Landesbibliothek Hanno ver aufbewahrten Abschrift (6 Blatt in folio, LH IV, I, 3), die zuvor bereits Grundlage der Ausgabe in der Philosophischen Bibliothek war. Die Transkription ist gegenüber der Ausgabe von A. Robinet (1954) durchgängig verbessert. Erstveröffentlichung in L'Europe Savante 6,1, Den Haag 1718, S. 100-123. Weitere Veröffentlichungen: Dutens (s. o. S. XXXIV), Bd. II, S. 32-39; Erdmann (s. o. S. XXXIV), S. 714-718; Gerhardt VI, S. 598-606; C. Strack 1917 (s. M o nadologie)-, als Principes de la nature et de la grâce fondés en raison bei Robinet 1954 (s. unter Monadologie), S. 27-65. Übersetzungen ins Deutsche: als Prinzipien der N atur und der Gnade, a u f Vernunft gegründet von G. Schilling (s. M o nadologie), S. 132-142; als D ie in der Vernunft begründeten Principien der N atur und der Gnade von R.Habs 1883 (s. Monadologie), S. 137-150; als D ie Vernunftprinzipien der N atur und der Gnade von A. Buchenau in: HS, S. 592-602, als Einzelausgabe neu hg. von H . Herring 1956 {s. Monadologie), S.2—25; von H . H . H olz als In der Vernunft begründete Prin zipien der N atur und der Gnade, in: PS I, S. 415-439. 4. Zur Übersetzung Leibniz ist ein strenger Denker, der jedoch nicht immer einen eingefahrenen Gebrauch von Wörtern und Begriffen hat. Bei des - die Strenge im Denken und die Freiheit im Ausdruck muß eine Übersetzung abbilden, wenn sie größtmögliche Ausdrucksäquivalenz anstrebt. Auch in einer zweisprachigen Ausgabe ist es wichtig, dem Leser einen kurzen Weg vom deutschen zum französischen Ausdruck zu weisen. Nur in dieser Absicht wurde hier eine Neuübersetzung vorgelegt. Drei Probleme stellen sich dem Leibniz-Übersetzer: Das erste sind verschiedene Ausdrücke mit derselben Bedeutung. Unproblematisch scheint die Übersetzung in Fällen wie »enthalten« (contenir, comprendre), »einschließen« (enfer mer, renfermer), »Übereinstimmung« (convenance, confor mité), »unterscheiden« (différer, distinguer, discerner, faire distinction). Hier legen die Kontexte nirgends Bedeutungs verschiedenheit nahe. In diesen und anderen offensichtlichen Fällen, wo Leibniz verschiedene Ausdrücke wählt, um den selben Sachverhalt zu bezeichnen, und wo im Deutschen kei ne zusätzlichen Ausdrücke zur Verfügung stehen, ist es wohl erlaubt und auch gängige Praxis, die deutsche Übersetzung in ihrer Komplexität gewissermaßen zu reduzieren. Man beachte aber, daß diese Stellen äußerst selten und auf die hier angegebenen französischen Ausdrücke begrenzt sind. Es müssen »enthalten« und »einschließen« nämlich wiederum von »einhüllen« (envelopper) und »sein in« (être en, être dedans) unterschieden werden, ebenso wie »Über einstimmung« von »Anpassung« (accomodation) und »Ent sprechung« (correspondance). Hier liegt der Fehler vieler Übersetzungen, die solche Unterschiede auslöschen, häufig aus Rücksicht auf den unmittelbaren Kontext. Daß Gott etwas »gemacht« (fait) habe, ersetzte man oft rasch durch »geschaffen« (créé), obwohl Leibniz sehr wohl beides be nutzt, und an der entsprechenden Stelle vielleicht bewußt nicht die religiöse Wendung, sondern die physikalisch-hand lungstheoretische Redeweise sucht. Im Deutschen läßt sich der Unterschied überdies sehr gut abbilden. Wenn Leibniz davon spricht, etwas sei »gewiß« (certain), etwa ein Ereignis in der Zukunft (weil es Gott vorhersieht), oder »gesichert« (assuré), etwa eine Annahme (weil es sich seit je so verhielt), finden viele Übersetzer den Unterschied vernachlässigenswert. Dabei taucht »gewiß« eher im Zusammenhang mit apriorischen Überlegungen, »gesichert« eher bei empirischen Sachverhalten auf. Wo das Deutsche ohne Mühe eine treue Wiedergabe erlaubt, kann der Text seinen ursprünglichen Ausdrucksreichtum behalten. Die genaue Entsprechung ist bei der Übersetzung philoso phischer Texte überdies wichtig, w o zentrale Begriffe im Spiel sind. So spricht man zwar im Deutschen öfter von »Wesen« (essence) auch dann, wenn im Französischen von »natures« oder »êtres« die Rede ist, als von »Dingen, die es gibt«. Wenn aber der Ausdruck »essence« im philosophischen Gedanken gang eine Rolle spielt, sollte man an diesen Stellen lieber von »Naturen« und »Seienden« sprechen. Ein anderes Beispiel: »Weise« (manière, façon) ist ein von Leibniz so oft und sach lich gebrauchtes Wort (Gott handelt auf bestimmte Weise, der Geist drückt etwas auf bestimmte Weise aus etc.), daß man zögert, Wendungen wie »auf natürliche Weise« (naturelle ment) zu gebrauchen, wenn eben auch das Adverb »natür lich« möglich ist. Schließlich ist für einen Text, der geistige Tätigkeiten und Vorgänge behandelt wie »Betrachtung« (con sidération), »Überlegung« (raisonnement), »Einschätzung« (sentiment), »Einsicht« (méditation), »Reflexion« (réflexion), »Schau« (contemplation), auch deswegen eine genaue Unter scheidung wichtig, weil diese Begriffe gelegentlich selbstbe züglich gebraucht werden, etwa wenn Leibniz von seinen ei genen Überlegungen und Betrachtungen spricht. Es bedeutet einen Verlust an Philosophie, wenn man die begriffliche Aus drucksbreite durch Übersetzung beschneidet.39 Das zweite Problem der Leibniz-Übersetzung ist der um gekehrte Fall, w o ein französischer Ausdruck unvermeidlich durch zwei oder mehr deutsche Ausdrücke wiedergegeben 35 Vgl. Antonio Lamarra, Roberto Palaia, Pietro Pimpinella, Le pri m e traduzioni della Monadologie d i L eibniz (1720-1721). Introduzione storico-critica, sinossi dei testi, concordanze contrastive, Florenz: Olschki 2001. werden muß, wie bei »puissance« (Vermögen, Macht, Po tenz, Möglichkeit), »pouvoir« (Macht, Können) oder »rai son« (Vernunft, Grund), also bei zentralen Begriffen der Leibnizschen Philosophie. »Puissance« und »pouvoir« spie len in anderen Werken eine größere Rolle.40 Bei den meta physischen Schriften bleibt der deutsche Leser vor allem mit dem Doppelverweis von »Vernunft« und »Grund« auf »rai son« konfrontiert. Zwar gibt es Anhaltspunkte genug, daß der Unterschied auch im Französischen deutlich ist: »Ver nunft« (la raison) steht nie im Plural, und Wendungen wie »donner la raison« machen klar, daß vom Grund die Rede ist (die Wendung »rendre la raison« bedeutet »Rechenschaft geben« und damit etwas Drittes). Aber das Begriffsfeld ist nur schlecht abbildbar: im Ausdruck »vernünftig« (raisonna ble) schwingt für das deutsche Ohr das »Gegründete« nicht mit. Daß bei Leibniz die Vernunft so etwas wie ein oberster Grund ist, zeigt sich nicht zuletzt im Titel der Abhandlung A u f Vernunft gegründete Prinzipien der Natur und der Gna de, deren ebenfalls gebräuchlicher deutscher Titel »Vernunft prinzipien der Natur und der Gnade« ebendiesen Aspekt unterschlägt und die Vernunft wie bei Kant als ein Vermögen der Prinzipien anspricht. Der Einfluß Kants und seiner ar chitektonischen Metaphern ist es wohl auch, was zur gängi gen Übersetzung von »fondement« durch »Grundlage« ge führt hat, was hier in »Begründung« verändert wurde, um den aktivischen und logischen Aspekten Rechnung zu tragen und um das Verb »fonder« (gründen, begründen) an das Sub stantiv anzuschließen. Das dritte Übersetzungsproblem ist das der metaphysi schen Sprache von Leibniz und ihres Kontextes im Denken des 17. Jahrhunderts. Leibniz formuliert nicht immer genau, seine Ausdrücke variieren, manchmal an entscheidenden Stellen. So kennt er, wie gezeigt, eine Fülle von Verben, um 40 Vgl. U.J. Schneider, »Zur Geschichte und Kritik philosophischer Übersetzungen«, in: Das Problem der Übersetzung, hg. v. G. Abel, Ber lin: Spitz 1999, S. 127-149. Einschlußverhältnisse zu bezeichen - soll man daraus auf Vorläufigkeit schließen und in der Übersetzung angleichen? Das haben fast alle Übersetzer getan und haben sich so etwa von dem Problem befreit, »envelopper« wörtlich als »einhül len« oder »einwickeln« zu übersetzen: Wort und Bild sind in den deutschen Leibnizausgaben verschwunden. Damit fehlt der Bezug zum »entwickeln« (développer), es fehlt aber vor allem eine Nuance des Einschließens, die Leibniz statt der möglichen anderen wählte und die zum Reichtum seiner Sprache beiträgt, der ein Reichtum an Bezügen ist. Denn diese Metaphysik der Vielfalt und des unendlich Kleinen spricht nicht mit künstlich reduziertem Ausdruck, sondern malt und skizziert, deutet an und zitiert: Sie setzt sich nicht als definitives Sprechen an die Stelle mehrerer anderer. Daß etwas zu etwas anderem einen Bezug (rapport) oder ein Ver hältnis (relation) hat, ihm entspricht (répond), sich ihm an paßt (s’acommode) oder mit ihm übereinstimmt (convient), sind gelegentlich gleichbedeutende Ausdrücke, sie aber in der Übersetzung zu identifizieren, beraubt die metaphysische Sprache von Leibniz ihres Spiels. In vielen Briefen hat sich Leibniz immer bereit gezeigt, sprachliche Ausdrücke zu er örtern, niemals wollte er sie endgültig festlegen, wohl weil er der Gefahr wehren wollte, den Gesprächspartner zu verlie ren. Seine Metaphysik kommt nicht in technischer Reglemen tierung zur Sprache - sie ist insofern nicht mehr schola stisch-, sondern in der Rücksicht auf Sprachgebrauch, Tradi tion und Entdeckung.41 Selbst die durch ihn verbreiteten Neologismen wie »Monade« oder »Theodizee« hat er nur ihrer Nützlichkeit und Deutlichkeit wegen bevorzugt, alles andere gehört seiner Sprache nicht mehr an als der seiner Zeit. 41 Z ur Sprachphilosophie von Leibniz vgl, w eiterführend H ans Poser, Zeichentheorie und natürliche Sprache bei Leibniz, in: Schrift, Medien, Kognition. Über die Exteriorität des Geistes, hg. v. Peter Koch und Sybille Krämer, Tübingen 1997 (Probleme der Semiotik Bd. 19), S. 127-147. Allerdings ist er ein Meister der Konzentration, schiebt mo ralische und physikalische Probleme ineinander, verschränkt naturwissenschaftliche und biblische Redeweise, montiert mathematische Einsichten mit verwirrenden Bildern wie dem vom Fischteich, in dem alles Fisch ist, oder wie dem von der fensterlosen Monade. In einem Brief erklärt Leibniz, er habe sich in einigen Texten »ziemlich auf die Sprache der Schule eingestellt«, also auf studierte Scholastiker, in anderen wiede rum habe er den Stil der Cartesianer angenommen. D ie Prin zipien-Schrift allerdings habe er für diejenigen geschrieben, »die sich noch nicht zu sehr auf den Stil der einen oder der anderen eingestellt haben«.42 Die Unabhängigkeit seiner philosophischen Sprache von den herrschenden Schulen war Leibniz wichtig. Vor allem ging es ihm um Eingängigkeit: Seine Metaphysik sollte im wörtlichen Sinne ansprechend sein. So notierte er in §15 der Metaphysischen Abhandlung, er wolle »die Sprache der Metaphysik mit der Praxis in Ein klang« bringen. Und das ist selten in der Philosophie: Die wichtigsten Begriffe verschränken sich mit den stärksten Bil dern. 42 Brief an Remond vom 26.8.1714, in: HS, S. 633. L IT E R A T U R H IN W E IS E a) A b g ekü rzt zitierte Literatur Werke von G ottfried Wilhelm Leibniz: H abs G erhardt C outurat HS Akad.-Ausgabe Engelhardt Kleinere philosophische Schriften, mit Einleitung und Erläuterungen deutsch von R obert Habs, Leipzig: Reclam 1883, zuletzt aufgelegt 1944 (Universal-Bibliothek 1898-1900) Philosophische Schriften, hg. v. Carl Immanuel G erhardt, 7 Bände, Berlin: Weidmann 1875-1890, N achdruck Hildesheim: Olm s 1978 Opuscules et fragm ents inédits, hg. v. Louis C outurat, Paris: P U F 1903, N achdruck Hildesheim: Olm s 1961 Hauptschriften zu r Grundlegung der Philosophie, übersetzt von A rtur Bu chenau, hg. v. E rnst Cassirer, 2 Bände [mit durchgängiger Paginierung], Ham burg: M einer 1997 (Philosophi sche Bibliothek 496, 497) Veränderte Neuausgabe von Philosophische Bi bliothek 107 (1904)und 108 (1906) Sämtliche Schriften und Briefe, hg. von der Berlin-Brandenburgischen A kade mie der Wissenschaften (zuerst P reu ßische Akademie, später Akademie der D D R ) und der G öttinger Akademie der Wissenschaften, 1923ff. [Reihe VI: Philosophische Schriften] Schöpferische Vernunft. Schriften aus den Jahren 1668-1686, zusammenge- Grua PS Goldenbaum Neues System Neue Abh. Theodizee Leibniz-Am auld stellt, übersetzt und erläutert von Wolf von Engelhardt, Marburg 1951,2 Aufl. Münster/Köln: Böhlau 1955 Textes inédits, hg. v. Gaston Grua, 2 Bände, Paris: PUF 1948, Nachdruck N ew York/London: Garland 1985 Philosophische Schriften, fünf in sieben Bänden, Frankfurt am Main: Insel 1959-1992, Bd.I: Kleine Schriften zur Metaphysik, hg. und übersetzt von Hans-Heinz Holz, 1965, 2. Auflage 1985; Bd. V, 2. Hälfte [V/2]: Briefe von besonderem philosophischen Interesse. Die Briefe der zweiten Schaffensperio de, 1989 Philosophische Schriften und Briefe 1683-1687, hg. v. Ursula Golden baum, Berlin: Akademie 1992 Neues System der N atur und der Ge meinschaft der Substanzen, w ie der Vereinigung zwischen Körper und Seele [1695], in: HS, S. 447-458 Neue Abhandlungen über den men schlichen Verstand [1704], übersetzt von Ernst Cassirer [1915], Hamburg: Meiner 1996 (Philosophische Biblio thek 498) Versuche in der Theodicée über die Güte Gottes, die Freiheit des Men schen und den Ursprung des Übels [1710], übersetzt von A. Buchenau [1925], Hamburg: Meiner 1996 (Philo sophische Bibliothek 499) G. W. Leibniz, D er Briefwechsel m it Antoine Arnauld französisch-deutsch, hg. und übers, v. Reinhard Finster, Hamburg: Meiner 1997 Werke anderer Autoren: Meditationen Arnauld, Logik Malebranche, Abhandlung René Descartes, Meditationen über die Grundlagen der Philosophie mit den sämtlichen Einwänden und Er widerungen, übersetzt von Artur Buchenau, Hamburg: Meiner 1915 (Philosophische Bibliothek 27), Nach druck 1994 Antoine Arnauld, Die Logik oder die Kunst des Denkens [La logique ou PArt de penser, sechste vermehrte Ausgabe Amsterdam 1685], Darm stadt: Wissenschaftliche Buchgesell schaft 1972 Nicolas Malebranche, Abhandlung von der N atur und der Gnade [1680], nach der 2. Ausg. 1712 übers, von Ste fan Ehrenberg, Hamburg: Meiner 1993 (Philosophische Bibliothek 449) b) Weitere Literaturhinweise Die Literatur zu Leibniz ist in der zuletzt 1984 erschienenen Leibniz-Bibliographie, hg. v. Albert Heinekamp, bis ins Jahr 1980 verzeichnet, sie wird seitdem von der Zeitschrift Studia Leibnitiana (hg. von George Henry Radcliff Parkinson, Heinrich Schepers und Wilhelm Totok) am Ende jedes Jahr gangs fortgesetzt. Die folgenden Hinweise berücksichtigen nur Bücher und verstehen sich als Empfehlungen. Biographisches Aiton, Eric J., Gottfried Wilhelm Leibniz. Eine Biographie [Leibniz. A Biography, 1985], Frankfurt/Main: Insel 1991 Finster, Reinhard, und Gerd van den Heuvel, Gottfried Wil helm Leibniz, Reinbek: Rowohlt 1990 (Rowohlts Mono graphien 481) Hirsch, Eike Christian, Der berühmte H err Leibniz. Eine Biographie, München: Beck 2000 Huber, Kurt, Leibniz, München: Oldenbourg 1951 Sandvoss, Ernst, Gottfried Wilhelm Leibniz. Jurist - Natur wissenschaftler - Politiker - Philosoph - Historiker -T h e o loge, Göttingen: Musterschmidt 1976 (Persönlichkeit und Geschichte 89/90) Gesamtdarstellungen Adams, Robert Merrihew, Leibniz. Determinist, Theist, Idea list, N ew York und Oxford 1994 Beiaval, Yvon, Leibniz. Initiation a sa philosophie, Paris: Vrin 1962 Deleuze, Gilles, Die Falte. Leibniz und der Barock [Le pli. Leibniz et le baroque, Paris 1988], übers, v. Ulrich Johan nes Schneider, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1995 Holzhey, Helmut u.a., Gottfried Wilhelm Leibniz, in: ders. (Hg.), Die Philosophie des 17. Jahrhunderts: Bd. 4: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. O st- und Mitteleuropa, Basel: Schwabe 2001 (Grundriß der Ge schichte der Philosophie, begründet von Friedrich Über weg, völlig neubearbeitete Ausgabe), S. 995-1159 Cassirer, Ernst, Leibniz’ System in seinen wissenschaftlichen Grundlagen, Marburg: Eiwert 1902, Nachdruck Hildes heim: Olms 1962, jetzt als Bd. 1 von Ernst Cassirer, Ge sammelte Werke, hg. v. Birgit Recki, Hamburg: Meiner 1998 Gurwitsch, Aron, Leibniz. Philosophie des Panlogismus, Ber lin und N ew York: de Gruyter 1974 Jolley, Nicholas (Hg.), The Cambridge Companion to Leib niz, Cambridge University Press 1995 Leinkauf, Thomas, Leibniz, München: Diederichs 1996, 2. Aufl. dtv 2000 Mahnke, Dietrich, Leibnizens Synthese von Universalma thematik und Individualmetaphysik, Halle: Niemeyer 1925, N D Stuttgart-Bad Cannstatt: Fromann-Holzboog 1964 Poser, Hans, G. W. Leibniz, in: Klassiker der Philosophie, hg. v. Ottfried Höffe, München: Beck 1981 Rescher, Nicholas, Leibniz: an introduction to hisphilosophy, Totowa, N ew Jersey: Rowman and Littlefield, 1979; 2. Aufl. London 1986 Schmalenbach, Herman, Leibniz, München: Drei Masken 1921, N D Aalen: Scientia 1973 Totok, Wilhelm, Carl Haase (Hg.), Leibniz: Sein Leben -sein Wirken - seine Welt, Hannover: Verlag für Literatur und Zeitgeschehen 1966 Zur Metaphysik Beiaval, Yvon, Leibniz critique de Descartes, Paris: Gallimard 1960 Busche, Hubertus, Leibniz’ Weg ins perspektivische Univer sum. Eine Harmonie im Zeitalter der Berechnung, Ham burg: Meiner 1997 Cramer, Wolfgang, D ie Monade. Das philosophische Problem vom Ursprung, Stuttgart: Kohlhammer 1954 Cristin, Renato, Heidegger and Leibniz. Reason and the Path [Heidegger e Leibniz. Il ragione e il sentiero, 1990], Dordrecht: Kluwer 1998 Friedmann, Georges, Leibniz et Spinoza, Paris: Gallimard 1962 Gueroult, Martial, Leibniz. Dynamique et Métaphysique [1934], Paris: Aubier-Montaigne 1967 Heinekamp, Albert, Franz Schupp (Hg.), Leibniz' Logik und Metaphysik, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesell schaft 1988 (Wege der Forschung 328) Martin, Gottfried, Leibniz. Logik und Metaphysik, Köln: Universitätsverlag 1960, 2. Aufl. Berlin: de Gruyter 1967 Mercer, Christia, Leihniz's Metaphysics. Its Origins and D e velopment, Cambridge University Press 2001 Robinet, André, Architectonique disjonctive, automates systémiques et idéalité transcendentale dans l ’œuvre de G. W. Leibniz, Paris: Vrin 1986 Savile, Anthony, Leibniz and the Monadology, N ew York: Routledge 2000 (Routledge Philosophy Guidebook) Wilson, Catherine, Leihniz’s Metaphysics. A historical and comparative Study, Manchester University Press und zugl. Princeton University Press 1989 Woolhouse, Roger, Descartes, Leibniz, Spinoza. The Concept o f Substance in Seventeenth Century Metaphysics, Lon don: Routledge 1993 G O T T F R IE D W IL H E L M L E IB N IZ Discours de m étaphysique La M onadologie Principes de la nature et de la grâce fondés en raison D e la perfection Divine, et que Dieu fait tout de la maniéré la plus souhaitable. 1. La notion de Dieu la plus significative que nous ayons, est assez bien exprimée en ces termes, que Dieu est un estre 5 absolument parfait; mais on n'en considéré pas assez les sui tes. Et pour y entrer plus avant, il est à propos de remarquer qu’il y a dans la nature plusieurs perfections toutes differen tes, que Dieu les possédé toutes ensemble, et que chacune luy appartient au plus souverain degré. Il faut connoistre aussi ce 10 que c’est que perfection, dont voicy une marque assez seure, sçavoir que les formes ou natures, qui ne sont pas suscepti bles du dernier degré n’en sont point, comme par exemple, la nature du nombre ou de la figure. Car le nombre le plus grand de tous (ou bien le nombre de tous les nombres) aussi bien 15 que la plus grande de toutes les figures, impliquent contra diction, mais la plus grande science, et la toute-puissance n’enferment point d’impossibilité. Par conséquent la puis sance et la science sont des perfections, et entant qu’elles ap partiennent à Dieu, elles n’ont point de bornes. D ’où il s’en- 20 suit que Dieu possédant la sagesse supreme et infinie agit de la maniéré la plus parfaite, non seulement au sens métaphy sique, mais encor moralement parlant, ce qu’on peut expri mer ainsi à nostre égard, que plus on sera éclairé et informé des ouvrages de Dieu, plus on sera disposé à les trouver ex- 25 cellens et entièrement satisfaisans à tout ce qu’on auroit mêmes pû souhaiter. 4 Dieu la] Dieu la plus receue et la [Hier und im folgenden werden die Varianten der Reinschrift angegeben, die in der Ausgabe von C. I. Ger hardt Grundlage der Druckfassung war. ] 13 degré ... comme] degré qui ne sont pas des perfections, comme 26-27 entièrement... souhaiter] entièrement conformes à tous qu’on auroit pû souhaiter Von der göttlichen Vollkommenheit und davon, daß G ott alles in der wünschenswertesten Weise macht 1. Der bezeichnendste Begriff, den wir von Gott haben, wird zwar in den Worten, daß Gott ein absolut vollkomme nes Sein ist1, recht gut ausgedrückt; doch beachtet man das, was daraus folgt, nicht mit der nötigen Sorgfalt. U m hier tie fer einzudringen, ist es an der Zeit, darauf aufmerksam zu werden, daß es in der Natur mehrere völlig verschiedene Vollkommenheiten gibt, daß Gott sie allesamt besitzt und daß ihm jede im allerhöchsten Grade zukommt. Überdies muß man wissen, was Vollkommenheit ist; dafür gibt es ein ziemlich sicheres Merkmal: Solche Formen oder Naturen, die keines letzten Grades fähig sind - wie beispielsweise die Natur der Zahl oder der Gestalt - sind keine Vollkommen heiten. Denn die größte aller Zahlen (oder die Zahl aller Zah len) impliziert, ebenso wie die größte aller Gestalten, einen Widerspruch2; die größte Wissenschaft aber und die All macht schließen nichts Unmögliches ein. Folglich sind Macht und Wissenschaft Vollkommenheiten und haben, sofern sie Gott zukommen, keine Schranken. Daraus wiederum folgt, daß Gott, der im Besitz der höchsten und unendlichen Weis heit ist, in der vollkommensten Weise handelt, nicht nur im metaphysischen, sondern auch im moralischen Sinne, und das kann man, auf uns bezogen, auch so ausdrücken, daß man mit zunehmender Aufklärung und Information über die Werke Gottes immer stärker disponiert sein wird, sie exzel lent und sogar mit allem Wünschbaren überhaupt völlig übereinstimmend zu finden. Contre ceux qui soutiennent qu ’il n ’y a point de bonté dans les ouvrages de Dieu, ou bien que les réglés de la bonté et de la beauté sont arbitraires. 2. Ainsi je suis fort éloigné du sentiment de ceux qui sou tiennent qu’il n’y a point de réglés de bonté et de perfection 5 dans la nature des choses ou dans les idées que D ieu en a, et que les ouvrages de Dieu ne sont bons que par cette raison formelle que Dieu les a faits. Car si cela estoit, D ieu sçachant qu’il en est l’auteur, n’avoit que faire de les regarder par après, et de les trouver bons, comme le témoigne la Sainte Ecriture, 10 qui ne paroist s’estre servi de cette anthropologie que pour nous faire connoistre, que leur excellence se connoist à les re garder en eux mêmes, lors mêmes qu’on ne fait point reflexion sur cette dénomination exterieure toute nue, qui les rapporte à leur cause. Ce qui est d’autant plus vray que c’est par la con- 15 sidération des ouvrages, qu’on peut découvrir l’ouvrier, il faut donc que ces ouvrages portent en eux son caractere. J’avoue que le sentiment contraire me paroist extrêmement dange reux, et fort approchant de celuy des derniers Novateurs, dont l’opinion est, que la beauté de l’univers et la bonté que nous 20 attribuons aux ouvrages de Dieu ne sont que des chimeres des hommes, qui conçoivent Dieu à leur maniéré. Aussi, dis ant que les choses ne sont bonnes par aucune regle de bonté mais par la seule volonté de Dieu, on détruit, ce me semble, sans y penser, tout l’amour de D ie u , et toute sa gloire. Car 25 pourquoy le louer de ce qu’il a fait, s’il seroit également louable en faisant tout le contraire? Où sera donc sa justice et sa sagesse; s’il ne reste qu’un certain pouvoir despotique, si la volonté tient lieu de raison, et si selon la définition des tyrans, ce qui plaist au plus puissant est juste par là 30 même? Outre qu’il semble que toute v o lo n té suppose ali quant rationem volendi ou que la raison est naturellement 13 point reflexion] point de reflexion 14 dénom ination ... nue] dénom ination toute nue 31-32 suppose ... raison] suppose quelque raison de vouloir et que cette raison Gegen diejenigen, welche behaupten, daß gar keine G üte in den Werken Gottes ist oder daß die Regeln der Güte und der Schönheit willkürlich sind 2. So bin ich weit entfernt von der Meinung derer, die be haupten, es gebe in der Natur der Dinge oder in den Ideen, die Gott von ihnen hat, keine Regeln der Güte und Vollkom menheit, und die Werke Gottes seien einzig aus dem forma len Grunde gut, weil Gott sie gemacht hat.3 Wäre das näm lich so, dann brauchte Gott, der doch weiß, daß er ihr Urheber ist, sie nicht nachträglich zu betrachten und für gut zu erach ten, wie es die Heilige Schrift bezeugt4, die sich offenbar die ses Anthropomorphismus nur bedient hat, damit wir erken nen sollen, daß man ihre Exzellenz erkennt, wenn man sie an sich selbst betrachtet, selbst wenn man keine Überlegung an stellt über ihre bloß äußerliche Bezeichnung, die sie auf ihre Ursache bezieht. Das gilt um so mehr, weil man gerade durch die Betrachtung der Werke deren Werkmeister entdecken kann. Diese Werke müssen also an sich sein Merkmal tragen. Ich gestehe, daß mir die entgegengesetzte Ansicht äußerst ge fährlich und derjenigen der letzten Neuerer sehr verwandt scheint, die der Meinung sind, die Schönheit des Universums und die Güte, die wir den Werken Gottes beilegen, seien nichts als Hirngespinste der Menschen, die Gott auf ihre Weise be greifen.5 Wie mir scheint, zerstört man gedankenlos alle Liebe zu Gott und seine ganze Ehre, wenn man sagt, die Dinge seien durch keinerlei Regel der Güte gut, sondern allein durch Got tes Willen. Denn weshalb sollte man ihn für das, was er ge macht hat, loben, wenn er bei gegenteiligem Tun gleicherma ßen zu loben wäre? Wo wäre dann seine Gerechtigkeit und Weisheit, wenn nichts bleibt als eine gewisse despotische Macht, wenn der Wille an die Stelle der Vernunft tritt und wenn - der Definition der Tyrannen gemäß6 - das, was dem Mächtigsten gefällt, eben deshalb gerecht ist? Außerdem scheint es, daß jeder Wille einen Grund zu wollen voraussetzt, oder daß die Vernunft dem Willen naturgemäß vorhergeht. prieure à la volonté. C ’est pourquoy je trouve encor cette ex pression de quelques philosophes tout à fait estrange, que les vérités éternelles de la Métaphysique ou de la Geometrie (et par conséquent aussi les réglés de la bonté, de la justice et de la perfection) ne sont que des effects de la volonté de Dieu, au 5 lieu qu’il me semble, que ce sont des suites de son entende ment, qui asseurement ne depend point de sa volonté non plus que son essence. Contre ceux qui croyent que Dieu auroit pû mieux faire. 3. Je ne sçaurois non plus approuver l’opinion de quelques 10 modernes, qui soutiennent hardiment que ce que Dieu fait n’est pas dans la derniere perfection; et qu’il auroit pu agir bien mieux. Car il me semble que les suites de ce sentiment sont tout à fait contraires à la gloire de Dieu. Uti minus malum habet rationem b o n i, ita minus bonum habet rationem mali- 15 Et c’est agir imparfaitement, que d’agir avec moins de perfec tion qu’on n’auroit pû. C’est trouver à redire à un ouvrage d’un architecte que de monstrer qu’il le pouvoit faire meilleur. Cela va encor contre la Sainte écriture, lors qu’elle nous asseure de la bonté des ouvrages de Dieu. Car comme les im- 20 perfections descendent à l’infini, de quelque façon que Dieu auroit fait son ouvrage, il auroit tousjours esté bon en com paraison des moins parfaits, si cela estoit assez; mais une chose n’est gueres louable, quand elle ne l’est que de cette maniéré. Je croy aussi qu’on trouvera une infinité de passages de la D i- 25 vine écriture et des SS. Peres, qui favoriseront mon sentiment, mais on n’en trouvera gueres pour celuy de ces modernes, qui est à mon avis inconnu à toute l’antiquité, et ne se fonde que sur le trop peu de connoissance que nous avons de l’harmo nie generale de l’univers, et des raisons cachées de la condui- 30 32-1 naturellement prieure] naturellement antérieure 2-3 quelques... que] quelques autres philosophes tout à fait estrange qui disent que 3 Métaphysique ou de] Métaphysique et de 7 qui asseurement ne] qui ne Deshalb finde ich auch die Aussage einiger Philosophen be fremdlich, daß die ewigen Wahrheiten der Metaphysik oder der Geometrie (und folglich auch die Regeln der Güte, der Gerechtigkeit und der Vollkommenheit) nichts als Wirkun gen des göttlichen Willens seien7; statt dessen scheint mir, daß sie Folgen seines Verstandes sind, der sicherlich ebensowenig wie sein Wesen von seinem Willen abhängt. Gegen diejenigen, die glauben, G ott hätte es besser machen können 3. Ebensowenig kann ich der Meinung mancher Moder nen zustimmen, die kühn behaupten, daß das, was Gott ge macht hat, nicht von letzter Vollkommenheit sei und daß er wohl besser hätte handeln können.8Mir scheinen nämlich die Folgen dieser Einschätzung der Ehre Gottes völlig entgegen gesetzt. U ti minus m alum habet rationem boni, ita minus bonum habet rationem maliP Weniger vollkommen zu han deln, als man eigentlich gekonnt hätte, heißt unvollkommen handeln. Man tadelt das Werk eines Architekten, wenn man zeigt, daß er es hätte besser machen können. Auch wider spricht das der Heiligen Schrift, wenn sie uns der Güte der Werke Gottes versichert. Da nämlich die Unvollkommenhei ten bis ins Unendliche hinabreichen, so wäre Gottes Werk, auf welche Weise er es auch gemacht hätte, immer gut gewe sen im Vergleich zu weniger vollkommenen - wenn das genug wäre; aber etwas ist kaum lobenswert, wenn es nur auf diese Art ist. Auch glaube ich, daß man in der Heiligen Schrift und bei den Kirchenvätern unendlich viele Belegstellen fin den wird, die meiner Einschätzung den Vorzug geben; man wird aber kaum Stellen für die jener Modernen finden, die meines Erachtens dem ganzen Altertum unbekannt ist und die nur auf unserer viel zu geringen Erkenntnis der allgemei nen Harmonie des Universums und der verborgenen Grün- te de Dieu, ce qui nous fait juger temerairement que bien des choses auroient pû estre rendues meilleures. Outre que ces modernes insistent sur quelques subtilités peu solides. Car ils s’imaginent que rien est si parfait, qu’il n’y aye quelque chose de plus parfait, ce qui e st une erreur. Ils croyent aussi de pour- 5 voir par là à la liberté de Dieu, comme si ce n’estoit pas la plus haute liberté d’agir en perfection suivant la souveraine raison. Car de croire que Dieu agit en quelque chose sans avoir au cune raison de sa volonté, outre qu’il semble que cela ne se peut point, c’est un sentiment peu conforme à sa gloire. Par 10 exemple supposons que Dieu choisisse entre A et B, et qu’il prenne A , sans avoir aucune raison de le preferer à B, je dis que cette action de Dieu pour le moins ne seroit point loua ble, car toute louange doit estre fondée en quelque raison, qui ne se trouve point icy ex hypothesi. Au lieu que je tiens que 15 Dieu ne fait rien dont il ne mérité d’estre glorifié. Que Vamour de Dieu demande une entiere satisfaction et acquiescence touchant ce q u ’il fa it sans q u ’il faille estre quietiste pour cela. 4. La connoissance generale de cette grande vérité, que 20 Dieu agit tousjours de la maniéré la plus parfaite, et la plus souhaittable qui soit possible est à mon avis le fondement de l’amour que nous devons à Dieu sur toutes choses, puisque celuy qui aime, cherche sa satisfaction dans la félicité ou per fection de l’objet aimé et de ses actions. Idem velle et idem 25 no lie vera amicitia est. Et je croy qu’il est difficile de bien aimer Dieu, quand on n’est pas dans la disposition de vouloir ce qu’il veut, quand on auroit le pouvoir de le changer. En effect ceux qui ne sont pas satisfaits de ce qu’il fait me paroissent semblables à des sujets mecontens, dont l’intention 30 n’est pas fort differente de celle des rebelles. Je tiens donc que de des Verhaltens Gottes gründet. Das ist es, was uns vermessentlich urteilen läßt, daß sehr viele Dinge hätten besser besorgt werden können. Zudem stützen sich diese Modernen auf gewisse kaum haltbare Spitzfindigkeiten; sie bilden sich nämlich ein, nichts sei so vollkommen, daß es nicht noch etwas Vollkommeneres gäbe.10 Das ist ein Irrtum. Auch glauben sie, dadurch die Freiheit Gottes abzusichern11; als ob nicht die höchste Freiheit darin bestünde, der souveränen Vernunft gemäß in Vollkommenheit zu handeln. Denn zu glauben, G ott handele in irgendeinem Falle, ohne irgendei nen Grund für seinen Willen zu haben, das ist, abgesehen davon, daß es nicht sein kann, eine Einschätzung, die mit sei ner Ehre wenig übereinstimmt. Setzen wir beispielsweise, Gott wähle zwischen A und B und nähme A , ohne irgendei nen Grund zu haben, es B vorzuziehen, so sage ich, daß diese Handlung Gottes zumindest nicht lobenswert wäre; denn alles Lob muß irgendeinen Grund haben, der hier ex hypothesi nicht zu finden ist. Ich hingegen halte dafür, daß Gott nichts tut, wofür er nicht Ehre verdient. Die Gottesliebe verlangt eine völlige Zufriedenheit und Be ruhigung bezüglich dessen, was er tut, ohne daß man darum Quietist sein m u ß 4. Die allgemeine Erkenntnis dieser großen Wahrheit, daß Gott stets auf die vollkommenste und wünschenswerteste Weise handelt, die überhaupt möglich ist, bildet meines Er achtens die Begründung der Liebe, die wir Gott mehr als allen anderen Dingen schulden, da doch der Liebende seine Zufriedenheit in der Glückseligkeit oder Vollkommenheit des geliebten Gegenstandes und dessen Handlungen sucht.12 Idem veile et idem nolle vera amicitia e stP Und ich glaube, daß es schwer ist, Gott recht zu lieben, wenn man nicht in der Lage ist, das zu wollen, was er will, wenn man die Macht hätte, dies zu ändern. In der Tat scheinen mir diejenigen, die mit dem, was er gemacht hat, nicht zufrieden sind, unzufrie denen Untertanen zu gleichen, deren Absicht von denen der Aufrührer nicht sehr verschieden ist. Will man also diesen suivant ces principes pour agir conformément à l’amour de Dieu, il ne suffit pas d’avoir patience par force, mais il faut estre véritablement satisfait de tout ce qui nous est arrivé sui vant sa volonté. J’entends cet acquiescement quant au passé. Car quant à l’avenir, il ne faut pas estre quietiste, ny attendre 5 ridiculement à bras croisés, ce que Dieu fera, selon ce so phisme que les anciens appelloient Àâyov âepyov, la raison paresseuse, mais il faut agir selon la volonté presomtive de Dieu, autant que nous en pouvons juger, tachant de tout nostre pouvoir de contribuer au bien general et particulièrement 10 à l’ornement et à la perfection de ce qui nous touche, ou de ce qui nous est prochain et pour ainsi dire à portée. Car quand l’evenement aura peutestre fait voir, que Dieu n’a pas voulu présentement que nostre bonne volonté aye son effect, il ne s’ensuit pas de là qu’il n’aye pas voulu que nous fissions ce 15 que nous avons fait. Au contraire, comme il est le meilleur de tous les maistres, il ne demande jamais que la droite intention, et c’est à luy de connoistre l’heure et le lieu propre à faire réussir les bons desseins. En quoy consistent les réglés de perfection de la divine con- 20 duite, et que la simplicité des voyes est en balance avec la richesse des effects. 5. Il suffit donc d’avoir cette confiance en Dieu, qu’il fait tout pour le mieux, et que rien ne sçauroit nuire à ceux qui l’aiment; mais de connoistre en particulier les raisons qui 25 l’ont pû mouvoir à choisir cet ordre de l’univers, à souffrir les péchés, à dispenser ses grâces salutaires d’une certaine ma niéré, cela passe les forces d’un esprit fini, sur tout quand il n’est pas encor parvenu à la jouissance de la veue de Dieu. Cependant on peut faire quelques remarques generales tou- 30 chant la conduite de la providence dans le gouvernement des Prinzipien folgend in Ü bereinstim m ung mit der Liebe zu G o tt handeln, so genügt es meines Erachtens nicht, sich zur Geduld zu zwingen, sondern m an m uß w ahrhaft mit allem zufrieden sein, was uns nach seinem Willen widerfahren ist. Ich denke mir diese Beruhigung im Blick auf die Vergangen heit; denn was die Z ukunft anbetrifft, so soll man weder Q uietist sein14, noch, was lächerlich wäre, m it verschränkten Arm en abwarten, was G o tt tun wird, nach dem Sophisma, das die A lten Xoyov ä sp yo v, die faule Vernunft, nannten.15 W ir müssen vielmehr dem mutmaßlichen Willen Gottes gemäß handeln, sofern w ir ihn beurteilen können, und mit unserer ganzen M acht versuchen, zum allgemeinen Wohle beizutragen und insbesondere zu r Zierde und zur Vollkom m enheit dessen, was uns berührt oder dessen, was uns nahe ist und sozusagen in unserer Reichweite. Wenn nämlich das Ereignis vielleicht sehen läßt, daß G o tt gegenwärtig nicht ge w ollt hat, daß unser guter Wille W irkung zeitigt, so folgt dar aus nicht, daß er nicht gewollt hätte, daß w ir taten, was w ir getan haben. Im Gegenteil: da er der beste aller H erren ist, so verlangt er immer n u r die gerade Absicht und es liegt bei ihm, die rechte Stunde und den rechten O rt zu erkennen, die guten Vorhaben gelingen zu lassen. Worin die Regeln der Vollkommenheit des göttlichen Ver haltens bestehen, und daß sich die Einfachheit der Wege in Ausgewogenheit m it dem Reichtum der Wirkungen befindet 5. Es genügt also, dieses Vertrauen zu G ott zu haben, daß er alles zum besten tu t und daß nichts denen, die ihn lieben, schaden kann. Die besonderen G ründe aber zu erkennen, die ihn bewogen haben mögen, diese O rdnung des Universums zu wählen, die Sünden zu dulden, seine Heilsgnaden in ge wisser Weise auszuteilen, das überschreitet die Kräfte eines endlichen Geistes, vor allem solange er noch nicht in den Genuß der Anschauung Gottes gelangt ist. Indessen kann man einige allgemeine Bem erkungen machen, die das Verhalten der Vorsehung bei der Regierung der Dinge betreffen. So kann choses. On peut donc dire, que celuy qui agit parfaitement est semblable à un excellent geometre, qui sçait trouver les meilleures constructions d’un problème; à un bon Architecte, qui ménagé sa place et le fonds destiné pour le bastiment de la maniéré la plus avantageuse, ne laissant rien de choquant, ou qui soit destitué de la beauté dont il est susceptible; à un bon pere de famille, qui employe son bien en sorte qu’il n’y ait rien d’inculte ny de sterile; à un habile machiniste qui fait son effect par la voye la moins embarassée qu’on puisse choi sir; et à un sçavant auteur, qui enferme le plus de realités dans le moins de volume qu’il peut. Or les plus parfaits de tous les estres, et qui occupent le moins de volume, c’est à dire qui s’empechent le moins, ce sont les esprits, dont les perfections sont les vertus. C’est pourquoy il ne faut point douter que la félicité des esprits ne soit le principal but de Dieu, et qu’il ne la mette en execution autant que l’harmonie generale le per met. De quoy nous dirons d’avantage tantost. Pour ce qui est de la simplicité des voyes de Dieu, elle a lieu proprement à l’égard des moyens, comme au contraire, la variété, richesse ou abondance y a lieu à l’égard des fins ou effects. Et l’un doit estre en balance avec l’autre, comme les frais destinés pour un bastiment avec la grandeur et les beautés qu’on y demande. Il est vray que rien ne couste à Dieu, bien moins qu’à un phi losophe qui fait des hypotheses pour la fabrique de son monde imaginaire, puisque Dieu n’a que des decrets à faire, pour faire naistre un monde reel, mais en matiere de sagesse les decrets ou hypotheses tiennent lieu de depense à mesure qu’elles sont plus independentes les unes des autres. Car la raison veut, qu’on évité la multiplicité dans les hypotheses ou principes, comme le systeme le plus simple est tousjours pré féré en Astronomie. 22 les beautés] la beauté 29 principes, comme] principes, a peu près comme man sagen, daß derjenige, der vollkommen handelt, einem ex zellenten Geometer gleicht, der die besten Konstruktionen eines Problems zu finden weiß; einem guten Architekten, der Ort und Grund für das Bauwerk aufs vorteilhafteste ausnutzt, der nichts Störendes zuläßt und nichts, was der Schönheit, deren es fähig wäre, Abbruch täte; einem guten Familienva ter, der sein Gut so einsetzt, daß nichts ungenutzt und un fruchtbar bleibt; einem tüchtigen Maschinenbauer, der die be absichtigte Wirkung auf dem unbeschwerlichsten Wege erreicht, den man wählen kann; und einem gelehrten Autor, der die meiste Realität im kleinsten Band einschließt. Nun sind aber die vollkommensten aller Seienden und die, die das geringste Volumen einnehmen, d. h. die einander am wenig sten hindern, die Geister, deren Vollkommenheiten die Tu genden sind. Und deshalb darf man nicht daran zweifeln, daß die Glückseligkeit der Geister das hauptsächliche Ziel Gottes ist und daß er sie ausführt, soweit es die allgemeine Harmo nie gestattet. Hierüber werden wir bald mehr sagen.16Was die Einfachheit der Wege Gottes betrifft, so findet sie eigentlich im Hinblick auf die Mittel statt, wie umgekehrt Vielfalt, Reichtum oder Überfluß im Hinblick auf Zwecke oder Wir kungen stattfinden. Und das eine muß mit dem anderen aus gewogen sein, wie die für ein Bauwerk vorgesehenen Kosten mit der Größe und der Schönheit des dort Verlangten. Frei lich hat Gott keine Kosten, weniger jedenfalls als ein Philo soph, der seine imaginäre Welt aus Hypothesen baut; denn Gott braucht ja nur zu verfügen, um eine reale Welt entste hen zu lassen. Im Bereiche der Weisheit treten aber Verfü gungen oder Hypothesen an die Stelle der Ausgaben, je un abhängiger sie voneinander sind, denn die Vernunft will, daß man die Vielfältigkeit von Hypothesen oder Prinzipien ver meidet, wie in der Astronomie stets das einfachste System vor gezogen wird.17 Dieu ne fa it rien hors d ’ordre et il n'est pas mêmes possible de 1 feindre des evenemens qui ne soyentpoint reguliers. 6. Les Volontés ou Actions de Dieu sont communément divisées en ordinaires ou extraordinaires. Mais il est bon de considérer que Dieu ne fait rien hors d’ordre. Ainsi ce qui 5 passe pour extraordinaire, ne l’est qu’à l’egard de quelque ordre particulier establi parmy les creatures. Car quant à l’ordre universel, tout y est conforme. Ce qui est si vrai, que non seulement rien n’arrive dans le monde, qui soit absolu ment irregulier, mais on ne sçauroit mêmes rien feindre de tel. 10 Car supposons par exemple que quelcun fasse quantité de points sur le papier à tout hazard, comme font ceux qui exer cent l’art ridicule de la Geomance. Je dis qu’il est possible de trouver une ligne géométrique dont la notion soit constante et uniforme suivant une certaine regle; en sorte que cette ligne 15 passe par tous ces points, et dans le même ordre que la main les avoit marqués. Et si quelcun traçoit tout d’une suite une ligne qui seroit tantost droite, tantost cercle, tantost d’une autre nature, il est possible de trouver une notion ou regle ou équation commune à tous les points de cette ligne, en vertu 20 de la quelle ces mêmes changemens doivent arriver. Et il n’y a par exemple point de visage dont le contour ne fasse partie d’une ligne Geometrique et ne puisse estre tracé tout d’un trait par un certain mouvement réglé. Mais quand une regle est fort composée, ce qui luy est conforme, passe pour irre- 25 gulier. Ainsi on peut dire que de quelque maniéré que Dieu auroit créé le monde, il auroit tousjours esté regulier et dans un certain ordre general. Mais Dieu a choisi celuy qui est le plus parfait, c’est à dire celuy qui est en même temps le plus simple en hypotheses et le plus riche en phenomenes; comme 30 pourroit estre une ligne de Geometrie dont la construction seroit aisée et les propriétés et effects seroient fort admirables 1 Dieu ... il] Que Dieu ne fait rien hors de l’ordre et qu’il G ott tut nichts außerhalb der Ordnung, und es ist nicht ein mal möglich, Ereignisse zu fingieren, die nicht regelmäßig sind 6. Die Willensakte oder Handlungen Gottes pflegt man in gewöhnliche und in außergewöhnliche einzuteilen. Man soll te aber in Betracht ziehen, daß Gott nichts außerhalb der Ordnung macht. Daher ist das, was als außergewöhnlich gilt, dies nur in bezug auf eine besondere, unter den Geschöpfen etablierte Ordnung. Denn was die universale Ordnung anbetrifft, so ist darin alles übereinstimmend. Das ist so wahr, daß nicht nur nichts in der Welt geschieht, was völlig unregelmä ßig wäre, sondern man kann sich so etwas nicht einmal aus denken. Setzen wir beispielsweise, jemand brächte wahllos eine Menge Punkte zu Papier, wie es diejenigen tun, welche die lächerliche Kunst der Geomantie betreiben1®, so behaup te ich, daß es möglich ist, eine geometrische Linie zu finden, deren Begriff einer gewissen Regel zufolge konstant und ein förmig ist, und zwar so, daß diese Linie durch alle jene Punk te und in derselben Reihenfolge geht, wie sie die Hand mar kiert hat. Und wenn jemand in einem Zuge eine Linie zeichnete, die bald gerade, bald kreisrund, bald von anderer Art wäre, so kann man einen Begriff oder eine Regel oder eine Gleichung finden, die allen Punkten dieser Linie gemeinsam ist, derzufolge eben diese Veränderungen eintreten müssen. So gibt es beispielsweise kein Gesicht, dessen Umriß nicht Teil einer geometrischen Linie wäre und der nicht mittels einer gewissen geregelten Bewegung in einem Zuge nachge zogen werden könnte. Ist aber eine Regel sehr zusammenge setzt, so gilt das mit ihr Übereinstimmende als unregelmäßig. Man kann deshalb sagen, daß die Welt, wie auch immer Gott sie erschaffen hätte, stets regelmäßig und in einer bestimmten allgemeinen Ordnung gewesen wäre. Gott hat aber diejenige gewählt, welche die vollkommenste ist, d. h. diejenige, die zu gleich die einfachste an Hypothesen und die reichhaltigste an Erscheinungen ist; wie es eine geometrische Linie sein könn te, deren Konstruktion leicht und deren Eigenschaften und Wirkungen äußerst bewundernswert und sehr ausgedehnt et d’une grande étendue. Je me sers de ces comparaisons pour crayonner quelque ressemblance imparfaite de la sagesse di vine et pour dire ce qui puisse au moins elever nostre esprit à concevoir en quelque façon ce qu’on ne sçauroit exprimer assez. Mais je ne pretends point d’expliquer par là ce grand mystere dont depend tout l’univers. Que les miracles sont conformes à l ’ordre general, quoy q u ’ils soyent contre les maximes subalternes. D e ce que D ieu veut ou q u ’il permet, et de la volonté generale ou particulière. 7. Or puisque rien ne se peut faire, qui ne soit dans l’or dre, on peut dire, que les Miracles sont aussi bien dans l’or dre que les opérations naturelles, qu’on appelle ainsi parce qu’elles sont conformes à certaines maximes subalternes, que nous appelions la nature des choses. Car on peut dire, que cette nature n’est qu’une coustume de Dieu, dont il se peut dispenser, à cause d’une raison plus forte, que celle qui l’a mû à se servir de ces maximes. Quant aux volontés generales ou particulières, selon qu’on prend la chose, on peut dire que Dieu fait tout suivant sa volonté la plus generale, qui est conforme au plus parfait ordre qu’il a choisi; mais on peut dire aussi qu’il a des volontés particulières, qui sont des ex ceptions de ces maximes subalternes susdites, car la plus ge nerale des loix de Dieu, qui regle toute la suite de l’univers, est sans exception. On peut dire aussi que Dieu veut tout ce qui est un object de sa volonté particulière, mais quant aux objects de sa volonté generale, tels que sont les actions des au tres créatures, particulièrement de celles qui sont raisonna bles aux quelles Dieu veut concourir, il faut distinguer; car si l’action est bonne en elle même, on peut dire que Dieu la veut et la commande quelques fois, lors mêmes qu’elle n’arrive wären. Ich bediene mich dieser Vergleiche, um ein unvoll kommenes Bild der göttlichen Weisheit zu skizzieren und um das zu sagen, was unseren Geist doch in gewisser Weise zum Begreifen dessen erheben könnte, was man nicht zur Genü ge auszudrücken vermag. Keineswegs aber erhebe ich den Anspruch, dadurch das große Geheimnis zu erklären, wovon das ganze Universum abhängt. Die Wunder sind m it der allgemeinen O rdnung übereinstim mend, obw ohl sie den untergeordneten Grundsätzen entge gen sind. Darüber, was G ott w ill oder was er erlaubt und über den allgemeinen u n d den besonderen Willen 7. Da nun nichts gemacht werden kann, was nicht in der Ordnung sei, so kann man sagen, daß auch die Wunder in der Ordnung sind, wie die natürlichen Vorgänge, die man deshalb so bezeichnet, weil sie mit gewissen untergeordneten Grund sätzen übereinstimmen, die wir die Natur der Dinge nennen.19 Denn man kann sagen, daß diese Natur nichts als eine Ge wohnheit Gottes ist, über die er sich hinwegsetzen kann, wegen eines stärkeren Grundes als desjenigen, der ihn dazu bewogen hat, sich dieser Grundsätze zu bedienen. Was nun die allgemeinen oder die besonderen Willensakte anlangt, so kann man —je nachdem, wie man die Sache auffaßt —sagen, daß Gott alles gemäß seinem allgemeinsten Willen macht, wel cher mit der vollkommensten Ordnung, die er gewählt hat, übereinstimmt; man kann aber auch sagen, daß es besondere Willensakte gibt, die Ausnahmen von diesen obengenannten untergeordneten Grundsätzen sind, denn das allgemeinste der Gesetze Gottes, das die ganze Folge des Universums regelt, ist ohne Ausnahme. Ferner kann man sagen, daß Gott alles das will, was Gegenstand seines besonderen Willens ist; was aber die Gegenstände seines allgemeinen Willens anbetrifft, als da sind die Handlungen der anderen Geschöpfe, in sonderheit der vernünftigen, an denen Gott mitwirken will, so muß man unterscheiden: wenn die Handlung an sich gut ist, so kann man sagen, daß Gott sie will und manchmal be fiehlt, selbst dann, wenn sie nicht ihr Ziel erreicht; ist sie aber point; mais si elle est mauvaise en elle même, et ne devient bonne que par accident par ce que la suite des choses, et par ticulièrement le chastiment et la satisfaction corrige sa mali gnité, et en recompense le mal avec usure, en sorte qu’enfin il se trouve plus de perfection dans toute la suite, que si tout ce 5 mal n’estoit pas arrivé, il faut dire que Dieu le permet et non pas qu’il le veut, quoyqu’il y concoure à cause des loix de na ture qu’il a establies et parce qu’il en sçait tirer un plus grand bien. Pour distinguer les actions de Dieu et des creatures, on ex- 10 plique en quoy consiste la notion d ’une substance individuelle. 8. Il est assez difficile de distinguer les Actions de Dieu de celles des creatures, aussi bien que les Actions et passions de ces mêmes creatures. Car il y en a qui croyent que Dieu fait tout, d’autres s’imaginent, qu’il ne fait que conserver la force 15 qu’il a donnée aux creatures: la suite fera voir combien l’un ou l’autre se peut dire. Or puisque les actions et passions ap partiennent proprement aux substances individuelles (actionés sunt suppositorum), il seroit nécessaire d’expliquer ce que c’est qu’une telle substance. Il est bien vray, que lorsque plu- 20 sieurs prédicats s’attribuent à un même sujet, et que ce sujet ne s’attribue plus à aucun autre, on l’appelle substance indi viduelle. Mais cela n’est pas assez, et une telle explication n’est que nominale. Il faut donc considérer ce que c’est que d’estre attribué véritablement à un certain sujet. O r il est 25 constant que toute prédication veritable a quelque fondement dans la nature des choses, et lors qu’une proposition n’est pas identique, c’est à dire lors que le prédicat n’est pas compris expressement dans le sujet, il faut qu’il y soit compris vir tuellement, et c’est ce que les philosophes appellent inesse. 30 Ainsi il faut que le terme du sujet enferme tousjours celuy du prédicat, en sorte que celuy qui entendroit parfaitement la 30-31 inesse... Ainsi] in-esse en disant que le prédicat est dans le sujet. Ainsi an sich schlecht und w ird sie nur akzidentell zu einer guten H andlung - weil der Lauf der Dinge und insbesondere Stra fe und Buße ihre Bösartigkeit ausgleicht und so das Ü bel reich lich w iedergutm acht, so daß sich schließlich im ganzen Ver lauf m ehr Vollkom menheit ergibt, als wenn sich überhaupt nichts Böses ereignet hätte - , so m uß m an sagen, daß G ott es erlaubt und nicht, daß er es will, obgleich er an ihm m itw irkt wegen der N aturgesetze, die er etabliert hat und weil er ein größeres G ut daraus herzuleiten weiß.20 Um die H andlungen Gottes von den H andlungen der Ge schöpfe z u unterscheiden, erklärt man, worin der B egriff einer individuellen Substanz besteht 8. Es ist recht schwierig, die H andlungen Gottes von denen der Geschöpfe zu unterscheiden, wie auch die Handlungen und die Leiden eben dieser Geschöpfe. D enn manche glau ben, G ott mache alles21, andere bilden sich ein, er erhalte bloß die Kraft22, die er den Geschöpfen verliehen hat: das Folgen de w ird erhellen, inwiefern man das eine oder das andere be haupten kann. D a nun H andlungen und Leiden im eigent lichen Sinne den individuellen Substanzen zukom m en (actiones sunt suppositorum)23, so m uß man notwendigerweise erklären, was eine solche Substanz ist. Es ist w ohl richtig, wenn m ehrere Prädikate demselben Subjekt zugesprochen werden, und w enn dieses Subjekt selbst keinem anderen m ehr zugesprochen w ird, daß m an es eine individuelle Substanz nennt; doch genügt dies nicht, und eine solche Erklärung ist nur eine W orterklärung. Folglich m uß man erwägen, was es bedeutet, daß etwas einem gewissen Subjekt in W ahrheit zu gesprochen w ird. N u n steht fest, daß jede wahre Prädikation eine Begründung in der N a tu r der Dinge hat, und w enn ein Satz nicht identisch, d. h. w enn das Prädikat nicht ausdrück lich im Subjekt enthalten ist, so muß es doch virtuell in ihm enthalten sein. Die Philosophen nennen das inesse. So muß der Term des Subjekts im m er den des Prädikats einschließen, so daß derjenige, der den Begriff des Subjekts vollkomm en verstünde, auch urteilen könnte, daß ihm dieses Prädikat zu- notion du sujet, jugerait aussi que le prédicat luy appartient. Cela estant, nous pouvons dire que la nature d’une substan ce individuelle, ou d’un Estre complet, est d’avoir une notion si accomplie, qu’elle soit suffisante, à comprendre et à en faire deduire tous les prédicats du sujet à qui cette notion est attri- 5 buée. Au lieu que l’accident est un estre dont la notion n’en ferme point tout ce qu’on peut attribuer au sujet à qui on at tribue cette notion. Ainsi la qualité de Roy qui appartient à Alexandre le Grand, faisant abstraction du sujet n’est pas assez déterminée à un individu, et n’enferme point les autres 10 qualités du même sujet, ny tout ce que la notion de ce Prince comprend; au lieu que Dieu voyant la notion individuelle ou hecceité d’Alexandre, y voit en même temps le fondement et la raison de tous les prédicats qui se peuvent dire de luy véri tablement, comme par exemple qu’il vaincroit Darius et 15 Porus, jusqu’à connoistre à priori (et non par experience) s’il est mort d’une mort naturelle, ou par poison, ce que nous ne pouvons sçavoir que par l’histoire. Aussi quand on considé ré bien la connexion des choses, on peut dire qu’il y a de tout temps dans l’ame d’Alexandre des restes de tout ce qui luy est 20 arrivé, et les marques de tout ce qui luy arrivera, et même des traces de tout ce qui [se] passe dans l’univers, quoyqu’il n’ap partienne qu’à Dieu de les reconnoistre toutes. Que chaque substance singulière exprime tout l’univers à sa maniéré, et que dans sa notion tous ses evenemens sont com- 25 pris avec toutes leur circomstances, et toute la suite des choses extérieures. 9. Il [s’ensuivent de cela] plusieurs paradoxes considéra bles, comme entre autres qu’il n’est pas vray, que deux sub stances se ressemblent entièrement et soyent differentes solo 30 numéro, et que ce que S. Thomas asseure sur ce point des anges ou intelligences (quod ibi omne individuum sit species 22 qui [se] passe] qui se passe 28 II [s’ensuivent de cela]] Il s’ensuivent de cela kommt.24 Da es sich so verhält, können wir sagen, daß die Natur einer individuellen Substanz oder eines vollständigen Seienden darin besteht, einen derart vollständigen Begriff zu haben25, daß er zureicht, alle Prädikate des Subjekts, dem die ser Begriff zugesprochen wird, zu enthalten und daraus her leiten zu lassen. Hingegen ist ein Akzidenz ein Seiendes, des sen Begriff nicht alles das einschließt, was man dem Subjekt, dem dieser Begriff zugesprochen wird, zusprechen kann. Daher ist die Eigenschaft »König«, die Alexander dem Gro ßen zukommt, wenn man vom Subjekt absieht, zur Bestim mung eines Individuums nicht ausreichend, und sie schließt weder die anderen Qualitäten desselben Subjekts noch alles das ein, was der Begriff dieses Fürsten enthält. Wenn Gott da gegen den individuellen Begriff oder die Diesheit Alexanders schaut, so sieht er darin zugleich die Begründung und den Grund für alle Prädikate, die sich von ihm in Wahrheit aussagen lassen, wie beispielsweise daß er Darius und Porus be siegen wird26; er erkennt sogar a priori (und nicht aus Erfah rung), ob er eines natürlichen Todes oder durch Gift gestorben ist, was wir nur aus der Geschichte wissen können. Wenn man so die Verknüpfung der Dinge recht betrachtet, kann man sagen, daß es in der Seele Alexanders jederzeit Reste alles des sen gibt, was ihm widerfahren ist und Kennzeichen für alles, was ihm widerfahren wird, ja sogar Spuren von allem, was im Universum geschieht, wenngleich es nur Gott allein zu kommt, dies alles zu erkennen. Jede Einzelsubstanz drückt das ganze Universum auf ihre Weise aus, und in ihrem Begriff sind alle ihre Ereignisse mit allen ihren Umständen enthalten sowie die ganze Folge der äußeren Dinge 9. Hieraus folgen mehrere beträchtliche Paradoxa, so u. a. daß es nicht wahr ist, daß zwei Substanzen sich völlig ähneln und nur der Zahl nach verschieden sind und daß, was Tho mas von Aquin in diesem Punkte von den Engeln oder reinen Verstandeswesen versichert (quod ibi omne individuum sit species infima)27, für alle Substanzen zutrifft, wenn man nur infima) est vray de toutes les substances, pourveu qu’on prenne la différence spécifique, comme la prennent les Geometres à l’égard de leur figures. Item qu’aucune substance ne sçauroit commencer que par création, ny périr que par an nihilation. Q u ’on ne divise pas une substance en deux, ny qu’on ne fait pas de deux une, et qu’ainsi le nom bre des sub stances naturellement n’augmente et ne diminue pas, quoyqu’elles soyent souvent transformées. De plus toute substan ce est comme un monde entier et comme un m iroir de Dieu ou bien de tout l’univers, qu’elle exprime chacune à sa façonhttps://german-books.sehttps://german-books.org