OFDb - Zum Gasthof der spritzigen Mädchen (1979) - Eine Kritik von Ännchen von Tharau
Review

All diese Lederhosenfilme und oberbayrischen Sexkomödien, die in den 70ern in die deutschen Kinos schwemmten, sind ein Phänomen für sich. Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, für was ein Publikum diese Filme gedreht worden sein sollen. Einen immensen Zuspruch müssen die Werke ja gefunden haben, wenn man in Betracht zieht, dass sie ein eigenes Genre mit unzähligen Vertretern begründeten. Fand man die Filme damals ernsthaft witzig oder konsumierte man sie eher aus Trash-Gesichtspunkten? 

Bei ZUM GASTHOF DER SPRITZIGEN MÄDCHEN fällt es mir schwer, anzunehmen, dass irgendwer den Streifen für eine gelungene Komödie mit lustigen Späßen halten könnte. Im Jahre 1979 von Genreveteran Franz Marischka gedreht (der unter anderem den allerersten LIEBESGRÜSSE AUS DER LEDERHOSE zu verantworten hat), bietet der Film nichts Neues. Ähnlich wie in den Heimatfilmen, die in den 50ern und 60ern entstanden, werden lediglich einzelne Stereotypen des Genres neu variiert und zusammengewürfelt. Rein handlungstechnisch haben wir ein bayrisches Dorf, das Moral und Anstand vorgibt, jedoch im Verborgenen eine ganze Reihe sündiger Geheimnisse beherbergt, und ein paar Mädchen von außerhalb, die in die Gemeinschaft einbrechen, sie aufmischen und ans Tageslicht zerren, was unter den blauweiß karierten Bettdecken Unzüchtiges getrieben wird. Diese Mädchen bilden eine angebliche Rockband mit dem Namen „The Hell Sisters“ und wollen unbedingt eine sogenannte Country-Kneipe in dem Dorf errichten. Ihr Ziel erreichen sie ausschließlich durch ihre Körper. So werden sämtliche Obrigkeiten, die ihrem Vorhaben Steine in den Weg legen, systematisch verführt, manuell, oral oder vaginal so lange befriedigt bis sie einknicken und ihre Zustimmung erteilen. Emanzipation 1980!
Weshalb es gerade dieses Dorf sein muss (abgesehen davon, dass die Sängerin der Band mit dem verschuldeten Bürgermeister des Ortes verwandt ist), bleibt genauso unklar wie die meisten anderen Begebenheiten, und soll es wohl auch bleiben, denn im Grunde wird der Film spätestens nach der Exposition zu einer wahllosen Aneinanderreihung von infantilen Zoten, ziemlich unästhetischen Softpornoszenen und Sprüchen, die man gehört haben muss, um sie zu glauben. Die Handlung wird immer mehr aus den Augen verloren und spielt irgendwann keine Rolle mehr, und auch der im Titel versprochene Gasthof der spritzigen Mädchen hat nur eine beiläufige Bedeutung.
Rein optisch ist der Film natürlich an die Ästhetik von alten Heimatfilmen angelegt, trotzdem sieht alles ein bisschen billig aus. Innovativ ist im GASTHOF DER SPRITZIGEN MÄDCHEN natürlich kaum etwas. Selbst Peter Steiner, der in den 70ern wohl in so ziemlich jedem zweitklassigen Oberbayernsexfilm mitspielte, ist wieder mit von der Partie. Im Jahre 1979 hat sich die Formel, nach der die ewiggleichen Filme produziert wurden, mittlerweile selbst überholt. Was den Film allerdings von anderen Genrevertretern abhebt, ist sein Soundtrack, den ich zum Schlechtesten rechnen muss, was mir jemals an Filmmusik zu Ohren kam (und da sind schon einige unheimliche Kompositionen darunter gewesen). Vor allem die Musik, die die Band bei ihrem Live-Playback-Auftritt im Finale zum Besten gibt, spottet jeder Beschreibung, und wird umso lächerlicher, wenn man sich die zumeist barbusig herumlaufenden Darstellerinnen betrachtet wie sie vergeblich versuchen, so zu tun, als würden sie tatsächlich genau das spielen, was von der Tonspur dudelt.
Wenn man sein Niveau so weit wie möglich herunterschraubt, kann man den Film jedoch stellenweise unterhaltsam finden. Ich muss gestehen, dass ich einige Male zumindest schmunzeln musste, ein paar Gags, die nicht unter die Gürtellinie zielen und mal nicht von Sex handeln, fand ich sogar halbwegs gelungen. Auch wirkt das Overacting bei einigen Schauspielern nicht ganz so schlecht wie bei anderen. Leider stehen dem ziemlich viele öde Passagen gegenüber, in denen der Film sich ganz allein auf seine Witzchen verlässt, die heutzutage niemand mehr lustig finden dürfte.  

ZUM GASTHOF DER SPRITZIGEN MÄDCHEN ist ein Werk aus den tiefsten Niederungen des Trash, das man sich nur dann zu Gemüte führen sollte, wenn man sich, ohne Rücksichtnahme auf Verstand und Gesundheit, wirklich alles geben will.

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