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Der Libero - defensive Spielerposition im Fußball

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Wurde als Libero besonders bekannt: Franz Beckenbauer (li.).

Wurde als Libero besonders bekannt: Franz Beckenbauer (li.). picture alliance / SvenSimon

Was ist ein Libero?

Der Libero (italienisch für "freier Mann“) beschreibt eine defensive Spielerposition im Fußball. Im Fußball ist ein „freier Mann" ein Verteidigungsspieler ohne direkten Gegenspieler. Dieser spielt zur Absicherung hinter einem sogenannten Vorstopper oder zwei zentralen Innenverteidigern und zwei Außenverteidigern.

Durch den fehlenden Gegenspieler kann der Libero durchaus auch als Angriffsspieler fungieren, insoweit kommt diesem ein großer Handlungsspielraum zu. Der Libero wechselt daher zwischen Offensiv- und Defensivaufgaben, der Fokus liegt jedoch auf der Verteidigung.

Historischer Hintergrund

Als Erfinder des Liberos gilt der schweizerische Fußballtrainer Karl Rappan, der in den 1930er Jahren den "Schweizer Riegel" erfand. Im Gegensatz zum 2-3-5-System spielten beide Halbstürmer und äußere Mittelfeldspieler in der Außenverteidigung mit. Die ursprünglichen Verteidigungspositionen spielten zentral hintereinander, sodass der Libero hinter der Abwehrkette zum Einsatz kam. Der zentrale Mittelfeldspieler spielte ebenfalls weiter hinten, um die Abwehr abzusichern und verschob sich mit der Abwehrkette wie ein Riegel immer zu der Seite, von der angegriffen wurde. Daher entstand auch der Name "Schweizer Riegel".

Die Position des Liberos entwickelte sich historisch aus der Position des sogenannten Mittelläufers. Dies wird bereits an den beliebtesten Rückennummern sichtbar: In den 1990er-Jahren trug ein Libero die Nr.5 und genau diese Spielernummer war auch bei der damaligen Nummerierung des WM-Systems dem Mittelläufer zugeschrieben.

Der englische Libero war der sogenannte "Sweeper" („Ausputzer“). Diese Bezeichnung wurde auch noch in den 1960er-Jahren für einen rein defensiven Libero in Deutschland verwendet.

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Libero heute

In den modernen Spielsystemen wird auf die Position des Liberos weitgehend verzichtet. Stattdessen spielen Teams häufig mit einer Viererkette. Damit sind auch die technischen Anforderungen an den Torwart gestiegen. Ein populäres Beispiel für einen Torhüter, der gemeinsam mit den Defensivspielern die Aufgaben des Liberos übernimmt, ist Manuel Neuer.

Heute findet die Spielposition des Liberos mitunter noch im Jugendfußball oder in den unteren Spielklassen Anwendung. Der Grund dafür ist einfach: Im Vergleich zu einer Viererkette ist die Taktik einfacher zu praktizieren und schafft eine defensive Absicherung.

Griechenland: Mit dem Libero zum Europameister

Durch den Gewinn des Europameistertitels durch Griechenland im Jahr 2004 erfuhr die Position des Liberos wieder weltweite Aufmerksamkeit. Der griechische Nationaltrainer Otto Rehhagel spielte mit seiner Mannschaft im alten System ein und etablierte dabei erneut die Position des Liberos hinter der Viererkette in der Abwehr. Die Position des Liberos übernahm Traianos Dellas. Der Erfolg der Griechen bei der EM 2004 wird noch heute hauptsächlich auf diese Spielweise zurückgeführt. Viele Teams der europäischen Mannschaften hatten noch nie gegen eine Abwehrreihe mit Libero gespielt und taten sich mit der taktischen Finesse schwer.

Berühmte Liberos

Besonders bekannt wurde Franz Beckenbauer als Libero, der die Position durch seine offensive Spielweise neu interpretierte. Weitere berühmte Liberos sind Franco Baresi (Italien), Matthias Sammer (Deutschland) und Lothar Matthäus (Deutschland).

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