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PROLOG:
nach Jahren habe ich mir den Film angetan. Ich wollte ihm JEDE mögliche Chance geben. Das Buch mit dem gleichen Titel von William S. Burroughs (1914 - 1997) habe ich gelesen. Vielleicht war ich damals einfach zu jung (so wird es sein), und geblendet von meiner Liebe für die Schriftsteller*innen der amerikanischen Literatur des 20 Jhr.: Faukner, Bellow, Malamud, Wolfe...und natürlich für die üblichen "Verdächtigen", bei den Frauen Toni Morrison um nur eine zun nennen...Als ich damals las, dass die Ereignisse in diesem Buch fast alle der Wahrheit entsprechen, war ich schockiert, aber irgendwie auch fasziniert. Da schreibt ein junger Mann über seine Tat, die er begangen hat, er gibt sie zu...
DER FILM (den Gedanken lasse ich freien Lauf, da gibt es keinen Spoiler):
David Cronenberg (ich verehre ihn sehr) hat sich 1991 an das Thema rangewagt. Der Großmeister des Horros, des Sci-Fi und.. und.... Films hat sich viel vorgenommen. Das Buch galt bist dato als ein harter Brocken, fast nicht möglich es in einer Story einzufangen. Gerade das hat Cronenberg sehr sehr gut gemacht. Dazu gibt es nichts zu sagen, außer ein dickes Lob.
Peter Weller, der William "Bill" Lee spielt, ist in seiner Rolle einfach perfekt.
Doch, da sind wir schon bei den ersten Zweifeln, die ich bei dem Film verspüre (noch immer).
Ein Mann, Bill also, das Alter Ego von Burroughs arbeitet als Kammerjäger. Er verwendet Pulver (Insektizide bzw. Pestizide im weiten Sinne) um Schädlinge wie Kakerlaken zu vernichten. Es fehlt ihm jedoch immer eine Menge. Seine Frau, Joan (Judy Davis) nimmt diese Pulver nämlich als Drogen. Sie injiziert sich die Tinkturen in die Venen.
Aber auch Bill "liebt" alle Arten von Drogen und lebt deswegen in zwei oder sogar mehreren Welten auf einmal. Immer öfter ist er in einem Zustand, in der er verschiedene Insekten sieht, die so groß sind wie Menschen, die sprechen, bzw. mit ihm kommunizieren.
Als er einmal nach Hause kommt, trifft bei seiner Frau einen Mann (Liebhaber?). Das stört ihn nicht so sehr, doch später spielen sie "ihr Spiel", das vom Drama Wilhelm-Tell inspiriert wurde. Er nimmt die Pistole, seine Frau nimmt ein Glas, stellt es auf den Kopf; als er schießt, trifft er die Frau. Sie ist sofort tot...
Er ist etwas verwundert. Dann erfährt er - fast nebenbei, dass Joan eine Agentin war (???), dass er nun von Interzone A.G. eine Karte in die Internationale Zone von Tanger bekommt. Außerdem hat er eine Schreibmaschine, Clark Nova, die sich auf einmal in ein riesiges Insekt verwandelt, mit ihm spricht, ihm Anweisungen gibt.
Die Freunde aus "der alten Welt", wie Hank (Nicholas Campbell) und Martin (Michael Zelniker) sieht er nicht mehr. In "Zone" die an eine Kasbah erinnert, mit vielen engen Gassen, mit orientalischen Märkten, wo alles, wirklich ALLES, verkauft wird, hat er andere Bekannte. Ein Arzt, Dr. Bemway (Roy Scheider) scheint sehr wichtig zu sein. Er trifft Joan Frost (Judy Davis - die Doppelrolle) und ihren Mann, Tom (Ian Holm), der eine undursichtige Rolle spielt. Ein Schweizer, Yves Cloquet (Julian Sands) interessiert sich sehr für Bill. Es ist eine gemischte "Truppe", die sich da trifft. Man sollte, das weiß Bill, keinem vertrauen. Interzone...ist voll von Spionen.
Er wird einige Male von Männern angesprochen, die ihn als homosexuell bezeichnen; er wehrt sich...
Mugwump, eine Schöpfung, kein Tier, kein Mensch, wird sein Begleiter, er trifft ihn überall, weiß aber nicht, ob er ihm glauben kann.
Er ist verliebt in Joan, doch die kann nicht weg, weil ihre Haushälterin Fadela (Monique Mercure) große Macht über sie hat.
Tom gibt ihm seine Schreibmaschine, Martinelli. Er soll die Geschichten mit ihrer Hilfe schreiben.
Er gibt offen zu, dass er nicht mehr weiß, wann er halluziniert...dass hinter ihm böse, unbekannte Kräfte sind. Die auch Joan beseitigen wollen.
Eine Flucht nach Annexia wird ihm ermöglicht. An der Grenze stehen Soldaten und wollen seine Papiere. In einem Wagen, der wie ein Tank aussieht, liegt hinten Joan..."es ist an der Zeit, dass wir unser Wilhelm-Tell-Spiel machen...", sagt er und nimmt die Pistole....
GEDANKEN ÜBER GEDANKEN...
Haben Sie irgendwas verstanden? Nein? Dann geht es Ihnen wie mir! Sollte man diesen Film auch unter dem Einfluss irgendwelcher Substanzen sehen? Nüchtern betrachtet ist die Geschichte..hm, teils inkohärent. Gewollt, natürlich!
Was will uns Burroughs sagen? Seit 1959 - das Jahr in dem Naked Lunch erschien, gibt es viele Meinungen über diese Geschichte. Zuerst gab es überhaupt keine Rezension(en), und das war für den Roman ausschlaggebend. Das und das Leben von Burroughs. Der Roman wurde wie ein heimliches Ereignis gefeiert. Eine ganze (Sub)kultur fand ihren Leader.
Wie ich schon erwähnt habe, hat Burroughs im Drogenrausch 1951 seine Frau erschossen. Die Szene aus dem Drama Wilhelm Tell ist WAHR! Weil die Tat als Unfall eingestuft wurde, wurde er nicht verurteilt.
Burroughs' Leben ist mit dem Leben von Bill Lee fast identisch. Er war überall, wo die Drogen billig waren, wo man sie konsumieren konnte, ohne große Probleme zu kriegen.
Wie sein Bill schrieb auch Burroughs unermüdlich...eigentlich immer. Er ist ein Schriftsteller mit einer ungeheueren Kraft, er IST/KANN gut (schreiben).
Und DOCH, was kann man über Literatur sagen, bei der Drogen an der ersten Stelle standen? Die Romane wurden "willkürlich" geschrieben, es wurden Teile rausgeschnitten, wieder zusammengefügt...
So polarisiert er noch heute; viele Menschen werden hier sagen, dass große Werke unter Drogen entstanden sind, große Musik, Malerei, Kunst im Allgemeinen? Ist bei Burroughs ein Werk geschrieben worden OHNE Drogen? Weiß ich nicht. Das lässt viel Plaz für Spekulationen und das ist nicht mein Ziel!
FAZIT:
Obwohl ich sowohl in den Büchern wie auch dem Film viel gutes sehe, teilweise sogar perfekt..., bin ich eine Kulturbanause, besonders wenn es um Film geht. Dabei kann ich die Geschichte aus der Sicht eines Drogensüchtigen verstehen, versuche sie zu analisieren, aber - es geht nur bis einer Grenze und dann ist Schluss!
Die vielen Andeutungen, die er macht, die dann von Kritikern auf ihre Weise interpretiert werden, stören mich.
Es ist ein Film, der die Drogen NICHT hervorhebt, der ihre Wirkung in einer schrecklicher Art zeigt, der uns sogar warnt vor Konsum. Aber, er ist drinnen, Bill Lee ist drinnen, die meisten Protagonisten sind drinnen. Und sie bleiben in der Welt des Rausches, der Gewalt (leider), der Halluzinationen, die zur schweren Psychosen führen (können)...
Und hier spricht dann eine Psychiaterin; zuviele Schicksale habe ich gesehen, die mit Tragödie endeten, und zwar wegen Drogen.
Obwohl Burroughs mit seiner Sucht lange/viele Jahre gelebt hat, blieb er immer drogenabhängig. Ein Mann, der mit über 80 Jahren in einem Methadon-Programm war (die Substitution...die wenig schlimme Droge als z.B. Heroin), ist sogar komisch. Er hat meiner Meinung nach viel Zeit seines Lebens für die Beschaffung der Drogen gebraucht.
Würde er OHNE Drogen überhaupt schreiben können?
Wer bin ich, dass ich einen Burroughs beurteilen darf? Nur eine Ärztin, die noch keine positive Wirkung der Drogen gesehen hat.
ZUM SCHLUSS:
Ein Film für besondere Anlässe, ein Regisseur, der sich das Thema gut umgesetzt hat, Peter Weller in einer Rolle, für die er großes Lob verdient hat. Für mich 3 Sterne (2 auch), 4 nicht, ich kann mich in keiner Weise mit dem Geschehen identifizieren. Und bei den Themen, die am Rande auch psychische Störngen/Krankheiten beschreiben, muß das sein.
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