Zugegeben, die Buchidee hat mich fasziniert. Mit Hilfe eines Selbstbaukastens kann es gelingen, in einer Art "Weltensprung" auf nebeneinanderliegende Welten zu gelangen. Dies kann unendlich fortgesetzt werden, Sprung um Sprung, nicht unendlich aber doch fast unendlich lange. Und weil die Anleitung zu diesem Selbstbaukasten im Internet veröffentlicht wird, bleibt diese "Technologie" nicht nur für einige wenige leistbar, sondern wird zu einer Art demokratischen Technologie, die von jedem beherrscht werden kann, folgt er nur penibel genau den Anweisungen. Und so ist sie offen, für viele: die Welten, die sich eine nach der anderen aneinander Reihen, aber sich auf unterschiedlichem Evolutionsstand befinden. Wie nicht anders zu erwarten, besiedeln allerlei Pioniere (sgn. Wechsler) Schritt für Schritt diese Parallelelten und machen im Grunde dasselbe, was sie auf ihrem Ursprungsplanet namens "Datum" gemacht haben: beherrschen, ausbeuten und Geld verdienen. Aus der möglichen Utopie wird langsam aber sicher ein Abgesang auf die idealistischen Potentiale, die ein solcher "Neubeginn" hätte in sich bergen können. Das ist zwar eine deprimierende Perspektive, wäre aber spannend und geistreich und bei einiger Konsequenz auch erzählerisch gut zu entwickeln. Allein, der Roman verspricht viel, viel mehr als er letztendlich leistet.
Leider gelingt es den beiden, nun doch sehr renommierten Autoren nicht, die Idee schriftstellerisch gut und erzähltechnisch spannend zu entwickeln. Zu wenig Geduld haben sie, sich beim Erzählen Zeit zu nehmen und ihren Stoff, ihre Charaktere und ihre Schauplätze zu entwickeln, zu schlampig sind sie in der Bündelung der Erzählfäden, zu lustlos und unaufmerksam. Ach, wie hätte man das Abenteuer, die Utopie, die conditio humanis durchleuchten können, welche Lust hätte das Lesen des Buches bereiten können. Was bleibt, ist ein dürftig mit erzählerischen Stücken angereichertes Exposee, das uns unbefriedigt zurückläßt und wenig neugierig macht auf den zweiten Teil der Reihe, der gerade auf Deutsch erschienen ist. Viele Köche verderben den Brei, bei diesem ist es wohl zwei alten Meisterköchen gelungen, ihn gründlich zu versalzen. Schnell hat sich deshalb beim Lesen über die Forschungsreise eines natürlichen "Wechslers" und einer künstlichen Intelligenz names Lobsang Langeweile bei mir breit gemacht. Langatmig und spannungsfrei erzählt, führt es die Leser auf eine Reise, die nur mäßig interessant ist und an deren Ende wir auf ein obskures "Wissensmeer" stoßen, das, nun, dramaturgisch wozu da ist? Man weiß es nicht. Da mögen all die Trolle fliehen, so viel sie nur können. Man hat sich durch die Autoren von Welt zu Welt treiben lassen lassen und versinkt zu guter Letzt im zähen Meer des wissenden Nichts.
Soll man sich auf den zweiten Band, der gerade auf Deutsch erschienen ist, vertrösten lassen? Das möge jede/r selbst entscheiden, denn zum Teil lohnt es vielleicht doch, sich auf die Grundidee des Buches einzulassen. Vielleicht läßt sich ja irgendo ein Billigexemplar auftreiben oder eine Bibliothek hat sich zum Ankauf entschlossen. Einen Neukauf würde ich nicht empfehlen.
Wie ich Wikipedia entnehme, soll im Juni 2015 ein dritter Band in englischer Sprache erscheinen, ob der geplante vierte und fünfte Band nach dem Tod von Terry Pratchett erscheinen wird, ist ungewiß. Ich werde mich jedenfalls nicht mehr weiter auf die Reise schicken lassen.