Was kommen wird | Moviejunkies
Filmplakat Was kommen wird

5,5/10

"Werden wir denn niemals zufrieden sein? Hört denn das niemals auf?" — Was kommen wird, 1936

Was kommen wird

Besprechung

Weihnachten 1940 bricht der Krieg aus. John Cabal (Raymond Massey) und sein Freund Pippa Passworthy (Edward Chapman) waren eben noch unter dem Tannenbaum in eine hitzige Debatte verstrickt, ob es tatsächlich zum Krieg kommen würde oder nicht. Cabal ist der nüchterne Betrachter, Passworthy versucht immer das Positive zu sehen. Doch der Krieg ist nun da und beide müssen ihren Dienst leisten. Der Krieg wird mit schwerem Geschütz und Giftgas geführt. 1960 steht kaum noch etwas von der Stadt Everytown. 1966 neigt sich der Krieg dem Ende entgegen. Die Menschheit kommt aber nicht zur Ruhe. Ein vom Feind freigesetzter Virus bringt die „Wandernde Krankheit“. Die Menschen werden träge und gehen nur noch suchend durch die Straßen. Da bleibt nichts übrig, als diese armen Teufel zu erschießen. Die Hälfte der Menschheit wird ausgerottet.

1970 setzt allmählich soziale Ordnung ein. In Everytown herrscht der Boss (Ralph Richardson) mit eiserner Hand. Er träumt davon, die letzten Kriegsscharmützel durch den Einsatz von Flugzeugen zu beenden, doch die fliegen alle nicht mehr. Es gibt kein Benzin und die Maschinen sind kaputt. Richard Gordon (Derrick De Marney) soll dieses Problem lösen. Doch wenn er keine Rohstoff oder Ersatzteile hat, fällt das schwer.

Da taucht ein Mann in einem fremdartigen Flugzeug am Himmel auf. Der mittlerweile gealterte John Cabal gehört den „Wächtern über die Welt“ an. Die haben ihr Hauptquartier in Basra und wollen endgültig Frieden bringen. Die Technik soll es richten und die alten Kriegsherren wie der Boss, sollen endlich verschwinden.

Der Weg zur utopischen Zukunft muss sich erkämpft werden, doch dann kann der Fortschritt nicht mehr aufgehalten werden. In den kommenden 40 Jahren gedeiht Everytown zu einem Paradies. Doch auch in dieser Zukunft gibt es wieder Störenfriede. Theotocopulos (Cedric Hardwicke) ist gegen den ständigen Fortschritt, weil er darin den Untergang der Menschheit sieht.

Meinung von

Der britische Fantasy-Autor H. G. Wells hat viele bekannte Geschichten ersonnen. Die Zeitmaschine, Der Unsichtbare oder Krieg der Welten wurden nicht nur einmal verfilmt. Weniger bekannt dürfte dieser Stoff sein. Wells schrieb den Roman "The Shape of Things to Come" im Jahre 1933. Der Erste Weltkrieg war noch nicht verdaut und am Horizont drohte bereits ein neuer Krieg zu kommen. Wells ersinnt in "The Shape of Things to Come" eine Welt, die durch Vernunft und Wissenschaft den Frieden bringt. Regierungen, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Der Weg dahin ist jedoch sehr schmerzhaft. Es soll eine "Weltregierung" geben und keine souveränen Staaten mehr. Die Menschen müssen begreifen, dass sie sich nicht mehr bekriegen sollen, sondern zusammenarbeiten.

Die Bedürfnisse Einzelner sind in seiner Welt nicht mehr die treibende Kraft, sondern der Wunsch nach Fortschritt, nach Verbesserung. Daran arbeiten alle gemeinsam. Im Grunde ist das die Grundlage für Gene Roddenberrys Star Trek-Philosophie.

Was kommen wird erschien 1936, also recht schnell nach dem Erscheinen des Buches. Regisseur William Cameron Menzies war an vielen Produktionen, auch bekannten, beteiligt. Allerdings war Menzies eher im Art Departement unterwegs, weniger bei der Regie. Das merkt man dem Film auch an. Die Schauspieler sind hölzern, ebenso die Erzählweise. Wohingegen das Dekor sehr fantastisch ist, teilweise so raffiniert und detailliert, dass ich kurz an Fritz Langs Metropolis denken musste. Die Dialoge sind – zumindest in der Synchronisation – grottenschlecht.

Im Grunde ist Was kommen wird eine gute Geschichte. Sie zeigt den Schrecken des Krieges, sie zeigt, wie Menschen kurzsichtig sind und nicht verstehen, wie man Frieden schafft. Der Boss ist das Paradebeispiel dafür. Er gibt gerne an und ist schnell zornig. Das bemängelt auch seine Frau Roxana (Margaretta Scott). Die wünscht sich sogar ein Mann zu sein, weil sie es dann besser machen kann als ihr Gatte. Sie unterhält sich darüber mit dem gefangenen John Cabal. Ihm gegenüber verrät sie Seit Anbeginn der Zeit hat wohl kein Mann jemals eine Frau wirklich verstanden. Ihr habt absolut keine Ahnung, wie wild unsere Träume sein können. – was für einen Film aus den 30ern mal ein echt fortschrittlicher Text war.

Was kommen wird, der in Deutschland auch unter dem Namen Hundred Years to Come geführt wird, quetscht nicht nur 100 Jahre in 100 Minuten, er ist teilweise auch unlogisch. Im Krieg schießt Cabal einen Feind ab. Okay. Der stürzt irgendwo auf ein Feld. Wieso landet Cabal und will dem Feind helfen? Soll das zeigen, dass Cabal ein guter Mann ist und eigentlich keinen Krieg will? Was folgt ist ein schlechter Dialog zwischen den beiden, der in dem Satz Ich hab' so viele vergast, jetzt ist die Reihe wohl an mir. gipfelt. Der Angreifer zeigt Reue und gibt seine Gasmaske einem kleinen Mädchen, das dahergelaufen kommt, während sich langsam das Giftgas ausbreitet. Oh Mann, ist das mies.

Somit bleibt uns Was kommen wird als gut gemeinter B-Movie erhalten. Ambitioniert, aber leider nicht überzeugend. Wenn man in der Zukunft solche grässlichen Tuniken und kurze Röckchen tragen muss, dann will ich die Zukunft nicht.

Die Grundlage von H.G. Wells scheint jedenfalls gut gewesen zu sein.