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Neues Schloss

Mitten im Stadtkern und nur wenige Gehminuten vom Alten Schloss und dem Botanischen Garten entfernt liegt das Neue Schloss mit dem angrenzenden Zeughaus.
Landgraf Philipp der Großmütige errichtete im Zuge des Ausbaus der Gießener Stadtbefestigung in den Jahren 1533 bis 1537 das Neue Schloss. Die Außenansicht zeigt den Kontrast von Bruchsteinmauerwerk, in behauenen Quadern gefasst, im Erdgeschoss und einem dreigeschossigen Fachwerkaufbau mit vier Erkern. Allein wegen seiner Abmessungen (34,5 Meter Länge, 12 Meter Breite und 19,5 Meter Höhe) stellt das Neue Schloss eines der bedeutendsten Fachwerkgebäude Hessens dar.

Durch den Schutz der Gießener Befestigungsanlagen konnte der Bau auf äußere Wehrhaftigkeit verzichten. Das Gebäude repräsentiert die Übergangsphase vom gotischen Palas-Saalbau zum Renaissance-Schloss. Das Neue Schloss ist das einzige historische Gebäude im Bereich des Brandplatzes, das den 2. Weltkrieg nahezu unversehrt überstanden hat. Seit 1965 beherbergt es das Geographische Institut der Justus-Liebig-Universität.

Zeughaus und Karzer

Etwa 50 Jahre nach der Fertigstellung des Alten Schlosses begann man direkt neben dem Neuen Schloss mit dem Bau des Zeughauses. Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg, der seit 1576 regierte, beauftragte den Architekten Eberhard Baldewein mit dem Bau. Er sollte das mächtige Zeughaus über einer Fläche von 85 Meter Länge und 22 Meter Breite in Renaissance-Form erbauen.

Genutzt wurde das Zeughaus zunächst zur Aufnahme von Waffen, Hauptsächlich der hessischen Artillerie. Das riesige Waffenlager wurde von 1585 bis 1590 im rechten Winkel zum Neuen Schloss errichtet. Der Eingangsbereich erhielt keine Freitreppe, um entsprechend der Funktion des Gebäudes als Waffenarsenal Pferdefuhrwerken die ungehinderte Einfahrt zu gewährleisten. Das Ensemble Schloss und Waffenhaus wurde durch einen Marstall und das Rentamt sowie einen Hof ergänzt. Die heute hier verlaufende Senckenbergstraße wurde erst um 1900 angelegt.

Im 19. und 20. Jahrhundert als Kaserne genutzt, wurde es 1944 zerstört und beim Wiederaufbau verändert. Beim der Erneuerung 1960/61 wahrte man jedoch die alten Umrisse und rekonstruierte die Fassade; Fenster und Innenräume wurden der neuen Nutzung durch die Justus-Liebig-Universität entsprechend modernisiert.

Die Giebelformen erinnern an das Zeughaus in Kassel und an das später entstandene Schloss in Friedberg. Das Gießener Zeughaus besteht aus zwei prachtvollen Seitenflügeln und einem Mittelteil mit Hauptportal.

Links des Mittelteils befindet sich ein Anbau aus dem Jahre 1609, der ehemalige Karzer, das Gefängnis der Universität. Die Studenten unterlagen der Gerichtsbarkeit der Universität, und das schien auch nötig, denn die Gießener Studenten galten bis ins Jahr 1900 als Raufbolde. In der Regel mussten sie nach dem Verbot durch den Universitätsboten ihre Duelle abbrechen und im Karzer ihre Strafe absitzen.

Der Karzer ist das einzige noch erhaltene Gebäude aus der Gründungszeit der Universität. Das Zeughaus dient heute als Universitätsgebäude.

Lage: 35390 Gießen (Innenstadt), Senckenbergstraße 3
Führungen und Info: Tourist-Information Gießen, Schulstraße 4, 35390 Gießen, Tel. 0641 306-1890