Simon Webbe

Plötzlich war ich ein ganz anderer Mensch.

Der Sänger Simon Webbe über die Anfänge mit "Blue", sein Album "Sanctuary", Solo-Karrieren und seine gescheiterte Karriere als Profifußballer

Simon Webbe

© Max Dodson

Simon, als Mitglied der Boygroup „Blue“ warst du bereits ziemlich weit oben im Popgeschäft – war das immer ein Traum von dir, berühmt zu werden?
Webbe: Ja. Mit acht oder neun Jahren, habe ich das zum ersten Mal bemerkt und dann meiner Mutter erzählt. Sie wollte eigentlich, dass ich Arzt oder Anwalt werde, also eher eine akademische Laufbahn einschlage.

Wie bist Du dann zur Musik gekommen?
Webbe: Die Veranlagung, Musik zu machen hat lange in mir geschlummert. Ich war 19 als ich die Jungs traf, aus der dann die Gruppe „Blue“ entstand. Da brach es dann aus mir heraus. So wie im Film „Der unglaubliche Hulk“ – plötzlich war ich ein ganz anderer Mensch.

„Blue“ liegt nun hinter dir, dein erstes Soloalbum heißt „Sanctuary“, also Zufluchtsort. Was ist Dein persönlicher Zufluchtsort?
Webbe: Musik ist mein Zufluchtsort. Es gibt Situationen im Leben, in denen man nicht weglaufen kann. Aber man kann immer die Situation im eigenen Kopf ändern. Und die Musik hilft dir dabei.

Ein Song des Albums heißt “No Worries”. Sollten die Menschen sich denn keine Sorgen machen?
Webbe: Na ja. Es gibt so viele Lieder die davon handeln, wie schlecht das Leben ist. Ich versuche zu sagen, dass du nicht Millionär werden musst, um glücklich zu sein. Mit Geld kann man sich auch kein Glück kaufen. Glück umgibt uns in der Familie, bei Freunden oder deinen Kindern. Man darf sich auch nicht immer über alles Gedanken machen, dann erreicht man seine Ziele viel schneller, einfach „Don´t worry, be happy“ – genau wie der Song von Bobby McFerrin.

Du bezeichnest deine Musik als „Urban Folk“. Was verstehst Du darunter?
Webbe: „Urban Folk“ ist eine Mischung aus R´n´B, Hip Hop, Soul, Country und Blues.

Englische Zeitungen haben Dich bereits mit Seal und der Lighthouse Family verglichen.
Webbe: So ein Vergleich ist natürlich ein großes Kompliment für mich. Musikalisch gibt es einige Ähnlichkeiten, auch wenn ich auf einem anderen Level singe.

Welcher Musiker hat Dich am meisten beeinflusst?
Webbe: Bill Withers. (singt) When I wake up in in the morning morning love…ein sehr schönes Lied. Und “Grandma´s Hands“ ist mein Lieblingslied von ihm. Ich höre es seit Jahren.

Du warst fünf Jahre lang mit „Blue“ erfolgreich – warum habt ihr euch eigentlich aufgelöst?
Webbe: Wir haben uns nicht aufgelöst. Ich wollte nur eine Pause machen.

Was sind für dich die wichtigsten Unterschiede zwischen Band- und Solo-Karriere?
Webbe: Es ist ein großer Unterschied, alleine zu sein. Wenn die Jungs nicht dabei sind, kann ich meine Arbeit schneller machen, wenn ich alleine singe, geht es um mich und mein Leben. Es ist sehr viel persönlicher. Die Leute lernen mich kennen und können mich besser verstehen. Aber sollten wir uns als „Blue“ wieder zusammenfinden, was ich hoffe, könnte die Gruppe von meiner Solo-Karriere profitieren und stärker werden.

Robbie Williams hat nach dem Ende von Take That einen Riesenerfolg als Solokünstler. Ist er Vorbild für Dich?
Webbe: Das kann man so sagen. Er ist ein Phänomen, einfach unglaublich. Es wäre phantastisch, wenn ich die Leute mit meiner Musik so erreichen könnte, wie er es macht. Aber natürlich unterscheidet sich sein Stil von meinem. Trotzdem mag ich ihn und seine Musik, Robbie ist schon ein lustiger Typ.

Viele Texte auf Deinem Album stammen aus deiner Feder. Hast du immer ein Diktiergerät dabei?
Webbe: Ja, klar, ein guter Fotograf hat auch immer seine Kamera dabei. So wie ein guter Musiker sein Haus nie ohne Diktiergerät verlässt. Der Song „All I want“ ist teilweise auf dem Diktiergerät entstanden. Irgendwann hatte ich die Melodie im Kopf und den Text dazu habe ich dann in fünfzehn Minuten geschrieben.

Vor Deiner Zeit als Sänger hast Du auch sehr erfolgreich Fußball gespielt. Es gab sogar Angebote von Aston Villa und Liverpool. Wie alt warst Du da?
Webbe: Ich war 15, Stürmer, manchmal auch Flügelspieler und sogar ziemlich gut. Eigentlich hätte ich auf jeder Position spielen können.

Aber dann hattest Du einen Sportunfall…
Webbe: Ja, mit 17 hatte ich einen Bänderriss, nachdem mich ein Gegenspieler brutal gefoult hatte. Unglücklicherweise hatte ich keine Schienbeinschützer an. Das war schon ziemlich hart, ich war am Boden zerstört und brauche etwa zwei Jahre, um wieder klar zu kommen. Mit meiner Musik ist mir das dann gelungen.

Aber Du interessierst Dich hoffentlich noch für Fußball? Hast Du eine Lieblingsmannschaft?
Webbe: Manchester United und natürlich das englische Nationalteam? Schließlich bin ich in England geboren. Ich versuche mir jedes Spiel anzugucken.

Wie schneidet England bei der WM 2006 ab?
Webbe: Es wäre sehr gut, wenn England und Deutschland im Finale stehen. Das würde in die Geschichte eingehen.

Du bist auch als Schauspieler aktiv. Im Film „The truth about love“ hast Du an der Seite von Jennifer Love Hewitt ausgerechnet die Rolle eines Fußballspielers übernommen. Eine Kompensation für Deine missglückte Fußballkarriere?
Webbe: Eigentlich nicht, das war eher Zufall. Die brauchten einen Fußballspieler, weil es so im Drehbuch stand und ich habe natürlich zugesagt, als man mich gefragt hat. Fußball ist eben meine Leidenschaft.

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