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Lifestyle Stilikone Minu Barati-Fischer

"Joschka Fischer ist ein emanzipierter Mann"

Chefreporterin
Sie ist schön, sie kann kochen und legt tolle Auftritte auf dem roten Teppich hin. Aber das ist auch schon alles, was man über die fünfte Ehefrau von Joschka Fischer weiß. Wer hätte gedacht, dass die angehende Filmproduzentin auch noch witzig ist – und ihr Geld lieber in Schuhe statt in Aktien investiert?

Minu Barati-Fischer ist ein verblüffend ruhiger Mensch. Wenn sie spricht, dann senkt sie ihre Wimpern pfauenartig wie Lady Di, ihre Antworten formuliert sie leise und mit Bedacht. Aber heute ist sie aufgebracht: "Die Journalisten" titulieren sie wahlweise als "Kochlisl", "Party-Girl" oder "Mode-Püppchen" – es reicht! Seitdem sich die Ehefrau von Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer aus dem Schatten des einst mächtigen Mannes gewagt hat, fühlt sie sich verfolgt. Aber das Prominentenleben ist auch kompliziert: Sie wollen die VIP-Behandlung und den Schattenservice – sich überall zeigen dürfen, aber die Leute möchten bitte nicht verraten, dass sie da waren. Wie kriegt man das hin?

Nun sitzt die schöne Halbiranerin also da, das schwarze Haar verteilt sich wie vergossene Tinte über ihre Schultern. Mit großen dunklen Augen saugt sie ihr Gegenüber förmlich ein. So muss sich Joschka Fischer gefühlt haben, als er ihr am Beginn des neuen Jahrtausends zum ersten Mal gegenüberstand. Eigentlich gibt sie ja keine Interviews – schon gar nicht über ihr Privatleben. Aber am Rande der Berlinale darf man der Filmproduzentin natürlich ein paar Fragen stellen.

WELT ONLINE: Als Ihr Mann noch Außenminister war und Sie noch studierten, hielten Sie sich stets im Hintergrund. Mittlerweile haben Sie den Spaß am Ausgehen entdeckt.

Minu Barati: Überhaupt nicht, ich hatte immer Spaß am Ausgehen. Aber ein normales Leben war für eine ganze Weile einfach nicht mehr drin. Wenn man schon in der Zeitung lesen muss, was man sich im Supermarkt in den Einkaufskorb getan hat, kann man sich ausmalen, was da stünde, wenn man mal so richtig nett ausgegangen wäre. Ich bin einfach nirgendwo mehr hin, solange mein Mann noch im Amt war.

WELT ONLINE: Sie waren der Star der Berlinale-Partys, mal mit Joschka, mal ohne.

Barati: Ich war während der zehn Tage der Berlinale zusammen mit meinem Mann auf genau zwei Filmpremieren und bei der "Cinema for Peace"-Gala von wahrscheinlich mehreren hundert Veranstaltungen. Schon heißt es, ich sei die Party-Queen. Vor ein paar Tagen sah ich in der Zeitung eine Geschichte, dass mein Mann auf einer dieser Veranstaltungen mich den ganzen Abend gesucht haben soll. Tatsächlich habe ich unseren Tisch genau einmal verlassen: weil ich mir die Hände waschen wollte. Ich kann nur sagen, diese ganzen konstruierten Geschichten sind absurd und gehässig. Ich will Filme produzieren, gewisse Anlässe sind beruflich einfach wichtig für mich, darum sieht man mich auch hier und da.

WELT ONLINE: Spaß haben Sie dabei gar keinen?

Barati: Da können Sie aber drauf wetten! Ich habe Spaß!

"Die Frau von Herrn Fischer zu sein, ist keine Leistung"

WELT ONLINE: Sie sind jung, Sie haben einen tollen Körper. Das zeigt man sicher gern.

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Barati: Die Lust am Sich-Zeigen vergeht einem ziemlich schnell, wenn man dann sofort wieder über sich lesen muss: Ihr Lebensziel ist der rote Teppich. Es ist doch so, ich gehe bei einer Veranstaltung über einen Teppich, damit willige ich automatisch ein, fotografiert zu werden. Daraus folgt aber nicht das Recht, seitenlange Artikel über mich zu schreiben. Über mich wird immer gesagt: Oh, die ist schwierig. Bin ich gar nicht. Aber es gibt ein Persönlichkeitsrecht, und ich bin weder Seifenoperndarstellerin noch Fernsehmoderatorin, also nützt mir diese Form von Aufmerksamkeit nichts. Dass ich existiere, regelmäßig atme und vielleicht noch die Frau von Herrn Fischer bin, ist ja noch keine persönliche Leistung.

WELT ONLINE: Auf den Fotos schaut Ihr Mann oft so streng und verdrießlich drein. Ist Joschka Fischer eine Spaßbremse?

Barati: Gar nicht. Er hat sehr, sehr viel Humor. Und: Er ist ein sehr emanzipierter Mann. Jemand, der sich grundsätzlich nicht vor unabhängigen Frauen fürchtet oder merkwürdige Rollenklischees erfüllt haben möchte. Er schaut streng und verdrießlich drein, sobald er Journalisten bestimmter Blätter und Fotografen sieht.

WELT ONLINE: Persisch, die blumige Sprache, Wiege unserer Kultur, in der das Liebesdichten erfunden wurde. Sie wirken so leidenschaftlich. Wie wichtig ist es für Sie, zu lieben, geliebt zu werden?

Barati: Das ist das Wichtigste, dass man sich unwiederbringlich auf jemanden verlassen kann, egal was im Leben passiert. Ich habe großes Glück.

WELT ONLINE: Das klingt nach einem völlig neuen Joschka Fischer – so gar nicht mehr ungeduldig, besserwisserisch, griesgrämig wie in seiner politischen Zeit. Sie müssen eine starke Frau sein, oder hat er sich so verändert?

Barati: Keine Ahnung, ich kannte ihn ja vorher nicht persönlich. Sie spielen jetzt wieder auf seine Launen und seinen Umgangston mit Journalisten an? Ich schwöre Ihnen, dass er auch ganz anders kann. Ich leide nicht.

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WELT ONLINE: Wer Sie auf ein It-Girl reduziert, verschweigt auch, dass Sie eine tolle Mutter und Köchin sind.

Barati: Mir ist Essen wichtig, und ich bin schon immer mit einer fantastischen Küche groß geworden: Meine deutsche Großmutter war eine ausgezeichnete Köchin. Die hat halt nach dem Frühstück angefangen, fürs Mittagessen vorzubereiten, und nach dem Mittagsschlaf fürs Abendessen gekocht. Väterlicherseits gab's die besten persischen Speisen. Darum kann ich auch gar keine kleinen Mengen kochen, das ist der Fluch persischer Gastfreundschaft. Das finde ich typisch deutsch: ein Tisch für sechs Personen und dann gibt's eine Platte mit sechs Stück Fleisch und zwölf Kartoffeln, alles abgezählt.

WELT ONLINE: Sie haben abgenommen.

Barati: Ja, vor zwei Jahren. Und das war so furchtbar, dass ich überhaupt nicht darüber reden möchte.

WELT ONLINE: Ihr Mann dagegen nimmt gerade wieder zu. Ist das auch ein Muster Ihrer Beziehung?

Barati: Was für eine philosophische Frage. Keine Ahnung. Da werde ich intensiv drüber nachdenken und eine statistische Langzeitstudie beginnen.

WELT ONLINE: Eher Leberwurst oder Pralinen im Kühlschrank?

Barati: Nein, immer ausschließlich Champagner, Foie gras, Kaviar, Lerchenzungen und, klar, Ketchup.

"Ein mächtiger Mann hilft einem zu Hause nicht weiter"

WELT ONLINE: Warum sagen eigentlich so viele, Sie hätten sich einen mächtigen Mann geangelt? War es nicht umgekehrt?

Barati: So viele? Wer denn? Ist mir egal. Wenn Menschen meinen, dass ich mich über Jahre unglücklich mache, nur um neben jemandem zu stehen, der einmal irgendeine abstrakte Macht besessen hat, die einem zu Hause hinter verschlossenen Türen ja auch nicht weiterhilft – bitte. Ich bin es auch leid. Unsere Beziehung müssen ja nur er und ich verstehen. Ich habe keine Lust, mich zu rechtfertigen.

WELT ONLINE: Wie war das an jenem Morgen, als Ihr Mann nicht mehr zur Arbeit musste, und Sie beide zum ersten Mal einen ganzen Tag für sich hatten?

Barati: Das war toll. Es ist nicht schön, zu siebt ins Kino zu gehen. Was endlich weg ist: dieser gigantische Druck. Ich habe das ja auch nur von außen mitbekommen, aber ich würde das keine zwei Wochen durchstehen. Diese 24 Stunden, immer vorausdenken: Was führt zu was? Jede kleine Meldung muss im Voraus bedacht werden, alles kann ja in eine Krise ausarten. Eine Flut von Anrufen und Faxen, und zwar Tag und Nacht. Auf Jetlag können Sie sich nicht hinausreden, egal ob Sie in drei Tagen zweimal den Atlantik überquert haben. Sie haben mehrere Städte an einem Tag abzuarbeiten, die permanente Übermüdung, plus die Dauerüberwachung durch Medien. Dieses Korsett ist so straff gezurrt, da gibt es wenige Augenblicke für Muße, und wenn, dann ist da erst noch eine unüberschaubare Entourage. Sie sind nie allein. Wenn das alles wegfällt, ist es eine enorme Erleichterung.

WELT ONLINE: Wenn man Sie beobachtet, schaut, wie Sie sich bewegen, entdeckt man ein wunderbares Frauenbild, das eigentlich nicht mehr existiert: ungebrochene Weiblichkeit.

Barati: Die Zeiten, in denen Frauen Selbstbewusstsein zeigten, indem sie flache Schuhe trugen und möglichst wenig Spaß hatten, die sind doch hoffentlich vorbei. Mal im Ernst: Ich verstehe die weibliche Emanzipationsbewegung und ihre Symbole und achte alle Frauen, die für Gleichberechtigung gekämpft haben. Phänotypisch muss man da keine Akzente mehr setzen, und ich finde, dass Latzhosen echt scheiße aussehen. Ich mag gern schöne und besondere Dinge – und mein Freund Klaus Unrath macht die wunderschönsten Kleider für mich. Anziehen muss man sich eh, dann kann man sich auch ein bisschen Mühe geben, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Das hat nichts mit Geld zu tun.

WELT ONLINE: Ihre Schuhe sind von Yves Saint Laurent.

Barati: Das war doch klug, dass ich mein Geld in Schuhe und nicht in Aktien investiert habe. Oder? Ich habe eben konservativ angelegt.

WELT ONLINE: Eigentlich sind Sie ein echtes Berliner Gewächs.

Barati: Und ich kann auch richtig berlinern. Ich liebe diese Stadt! Ich bin neben dem "Café Einstein", dem ehemaligen jüdischen Spielkasino, aufgewachsen. Meine Eltern haben viel politisch diskutiert – die Mutter deutsch, der Vater Perser, geschieden. Ich habe viel von beiden Seiten mitgenommen. Keine besonders konventionelle Familie, das Gefühl, anders zu sein, hat mich geprägt. Mein Traum als Kind war immer, in einem gesitteten superspießigen Reihenhaus als kleine glückliche Familie zu leben, mit einem Dalmatiner. Wo das Essen um 18 Uhr auf dem Tisch steht.

WELT ONLINE: Was hat Ihnen Ihr Vater über Männer beigebracht?

Barati: Das wollte ich schon selbst herausfinden. Ich hatte selten das Gefühl, dass andere wissen, was gut für mich ist.

WELT ONLINE: Fühlen Sie sich deutsch?

Barati: Klar bin ich Deutsche, aber vor allem bin ich eine Deutsche in Berlin. Das war eine interessante Erfahrung, als ich im letzten Wahlkampf meines Mannes ein paar Strecken mitgefahren bin. Ich kannte viele Teile Deutschlands nicht und war total begeistert. Es gibt Landschaften, Hohenlohe zum Beispiel, die sind unwirklich schön. Wie Disneyland. Ich habe aber auch oft Lebensstile und Menschen mit Einstellungen erlebt, die mir mehr als fremd sind, so eingeschränkt oder komisch deutschnational angehaucht. Nicht in Hohenlohe, das war echt nett da.

"Mein Mann weiß nicht, was ich wähle"

WELT ONLINE: Immer schon grün gewählt?

Barati: Ich habe noch nicht mal meinem Mann gesagt, was ich wähle. Wofür gibt es denn das Wahlgeheimnis?

WELT ONLINE: Gab's mal eine alternative Phase?

Barati: Es gab einen Atomkraft-Nein-danke-Aufkleber auf dem Kühlschrank meiner Eltern. Würde ich auch sofort wieder auf meinen kleben. Gibt's die eigentlich noch? Was ist überhaupt Ihre Definition von alternativ? Alternativen sind meistens gut. Palästinensertücher oder so habe ich jedenfalls nie getragen, wenn Sie das meinen.

WELT ONLINE: Und als andere auf die Love-Parade pilgerten, waren Sie schon Mutter.

Barati: Nach der Schule wollte ich ins Ausland gehen, das war die feste Planung, und dann wurde ich schwanger. Meine Mutter ist sehr klug und hat damals einen Satz zu mir gesagt, den ich heute allen meinen Freundinnen weitergebe: Was auch immer du entscheidest, hat sie zu mir gesagt, ein Kind wird nie richtig ins Leben passen.

WELT ONLINE: Echt wahr, dass Sie schüchtern sind?

Barati: Ja. Ich bin ein ruhiger Mensch. Und ich kann schnell dichtmachen und dann niemanden an mich heranlassen. Keine schöne Eigenschaft. Ich bin, was Beziehungen und Freundschaften betrifft, einfach sehr vorsichtig, darum habe ich auch nicht viele. Eine Handvoll.

WELT ONLINE: Wann zuletzt eingeschüchtert gewesen von der großen, weiten Welt?

Barati: Neulich bei einem Abendessen in Berlin, Luis Moreno-Ocampo, der Chefankläger vom obersten internationalen Strafgerichtshof, saß neben mir und fing an, von seinen Prozessen zu erzählen. Das muss man sich mal vorstellen, das sind die schlimmsten menschlichen Verbrechen, über die der da richtet. Da war ich still.

WELT ONLINE: Was redet man mit Bob Geldof?

Barati: Es war auf dem "Cinema for Peace"-Abend. Er: "I feel like shit." Ich: "You look like shit."

WELT ONLINE: Nicht gerade schüchtern.

Barati: Das war ja auch ein Scherz, weil er unglaublich fertig aussah. Er hat gelacht.

WELT ONLINE: Dieter Kosslicks Berlinale-Geheimnis ist: "Nicht kiffen und immer eine schöne Frau im Arm." Und ihres?

Barati: Ich habe einen super Abdeckstift, den Touche Eclat von YSL. Mit Kind ist man gewohnt, wenig zu schlafen.

WELT ONLINE: Und nun wollen Sie also Filme produzieren – kleiden sich aber wie ein Star mit Strassrevolver an der Gürtelschnalle. Ihre Kollegin Regina Ziegler ist ganz anders.

Barati: Sorry, ich geh' nächste Woche mal in ein Geschäft für Berufsbekleidung und frag' nach, was es für Filmproduzenten gibt.

WELT ONLINE: Sie wohnen jetzt ja auch schön mit Villa in Westberlin. Kommen denn noch manchmal ein paar Grüne zu Besuch?

Barati: Der ganze Garten ist grün.

WELT ONLINE: Fischers, dachte man eher, bleiben lässige Berlin-Mitte-Bürger ...

Barati: Es ist sehr schön, wo wir leben, trotz einiger reaktionärer Idioten dort, alte Westberliner mit ihren goldenen Tränen-Brillen, die sich wünschten, die Mauer wäre nie gefallen.

WELT ONLINE: Was ist jetzt mit der Filmkarriere?

Barati: Die Gründung unserer Firma "Jooyaa Filmproduktion" war letztes Jahr im Februar. Mein Partner, Dirk Eggers, ist ein sehr erfahrener Fernsehproducer und ein guter Freund. Er ist Friese, wir sind sehr unterschiedlich.

WELT ONLINE: Und raus kommt dann so was wie "Ein Perser auf Sylt"?

Barati: Wir sind jetzt in der Phase des Packaging. Heißt, wir sind dabei Schauspieler, Sender, Regisseure zu involvieren, Finanzierungen aufzustellen. Es ist absoluter Durchschnitt, dass dieser Prozess zwei Jahre und mehr dauern kann.

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