Karl Lauterbach – Karriere, Virologe, Bundesgesundheitsminister
  1. Startseite
  2. Politik

Karl Lauterbach – Karriere, Virologe, Bundesgesundheitsminister

KommentareDrucken

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit © Bernd von Jutrczenka / dpa

Insbesondere seit der Corona-Pandemie ist Gesundheitsexperte Karl Lauterbach medial omnipräsent. Das ist der Werdegang von Deutschlands Bundesgesundheitsminister.

Wien – Der am 21. Februar 1963 in Birkesdorf (heute ein Stadtteil von Düren) geborene Karl Wilhelm Lauterbach absolvierte nach dem Studium zunächst eine Hochschulkarriere, ehe er die Politik für sich entdeckte. Nachdem er zunächst der CDU angehört hatte, ist der Mediziner und Universitätsprofessor seit 2001 Mitglied der SPD, seit 2005 gehört er dem Deutschen Bundestag an. Seit 2021 ist er Bundesminister für Gesundheit.

NameKarl Wilhelm Lauterbach
Geboren21. Februar 1963
GeburtsortDüren
ParteiSPD
AmtBundesminister für Gesundheit
EhepartnerinAngela Spelsberg (verh. 1996–2010)

Der akademische Gesundheitsfachmann gilt als das „soziale Gewissen“ seiner Partei. Seine politischen Schwerpunkte sind die Gesundheitspolitik, die Finanzierung sozialer Sicherungssysteme, Makroökonomie, Pflegeversicherung sowie der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Bildung.

Lauterbachs Stimme während der Corona-Pandemie

Karl Lauterbach veröffentlichte bereits mehrere Bücher zu all diesen Themen, darunter u. a. „Die Krebs-Industrie“, „Gesund im kranken System“, „Der Zweiklassen-Staat“ oder „Bestandsaufnahme der Rolle von Ambulanzen der Hochschulkliniken in Forschung, Lehre und Versorgung an ausgewählten Standorten“. Der Mann, dessen Markenzeichen lange Zeit die Fliege – in den USA Erkennungsmerkmal des Arztes auf der Station – war, ist insbesondere seit Beginn der Corona-Krise als Experte häufiger Gast in TV-Talkshows. So war er etwa in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 der mit Abstand häufigste Gast bei ARD und ZDF.

Aufgrund seiner medialen Omnipräsenz wird deshalb innerhalb seiner Partei, aber auch in den Medien, gerne von „Karlchen Überall“, „Liebling der Massen“ oder „Lauterbach hier, Lauterbach da, Lauterbach dort“ gesprochen. Er ist ein Verfechter von strengen Kontaktbeschränkungen und scharfer Gegner von schnellen Lockerungen. Entspannung findet der Vater von fünf Kindern durch die Kampfkunst Wing Chun. Er ist Vegetarier und Nichtraucher und liebt guten Rotwein.

Hochschulkarriere von Karl Lauterbach

Karl Lauterbach wuchs in Oberzier in unmittelbarer Nähe der Kernforschungsanlage Jülich als Kind einer Arbeiterfamilie auf. Sein Vater arbeitete in einer nahe gelegenen Molkerei. Trotz sehr guter Leistungen in der Grundschule erhielt er nur eine Hauptschulempfehlung, was er später als eine Diskriminierung aufgrund seiner familiären Herkunft begriff. An der Hauptschule war er unterfordert und wechselte mit Unterstützung seiner Lehrer zuerst auf die Realschule, dann aufs Gymnasium am Wirteltor, wo er 1983 sein Abitur ablegte.

Nach dem Abitur absolvierte er zunächst das Studium der Medizin in Aachen, Texas (USA) und Düsseldorf (1991: Promotion zum Dr. med.). Zu diesem Zeitpunkt hatte Lauterbach bereits ein weiteres Studium an der Harvard Universität (Boston/Massachusetts) begonnen. Die Fächer: Gesundheitsökonomie (Health Policy and Management) und Epidemiologie. Im Jahr darauf erwarb er in Harvard den zweiten Doktortitel. Die Anschlussausbildung wurde ihm auch durch Unterstützung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung ermöglicht. Bis heute blieb Lauterbach der Elite-Universität verbunden: Seit 1996 hat er eine Gastdozentur.

Erster Meilenstein seiner Laufbahn in Deutschland war 1998 die Berufung zum Direktor des gerade gegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie an der Uni Köln. Gleichzeitig wurde er Professor. Seit der ersten Wahl in den Bundestag ist Karl Lauterbach in Köln allerdings beurlaubt. Für medizinische Versorgung, Pflegeversicherung und andere soziale Bereiche hat Lauterbach sich seit jeher stark gemacht. So wirkte er von 1999 bis 2005 im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen mit. 2010 erhielt Lauterbach die Approbation als Arzt in Deutschland.

Seine parteipolitische Karriere

In der Politik gilt Karl Lauterbach als Quer- und Schnelleinsteiger: Für die SPD schaffte er vier Mal in Folge als Direktkandidat im Wahlkreis Leverkusen-Köln IV den Einzug in den Bundestag. Von 2009 bis 2013 fungierte Lauterbach als gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Im Dezember 2013 avancierte er zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, 2014 zum Mitglied mehrerer Bundestagsausschüsse. Im Jahr 2013 gehörte er zum Schattenkabinett des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück und sollte dort den Posten des Gesundheitsministers bekleiden.

Bei der Wahl im Jahr 2017 konnte Karl Lauterbach in seinem Wahlbezirk 38,5 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. In der 17. Legislaturperiode war er der Sprecher der Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Bundestagsfraktion. Von Ende 2013 bis September 2019 war Karl Lauterbach stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und war insbesondere für Gesundheit, Bildung, Forschung und für Petitionen zuständig. Im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz war er ordentliches Mitglied. Im Juli 2019 kandidierte er zusammen mit seiner Parteikollegin Nina Scheer für den SPD-Vorsitz. Das Duo errang den vierten Platz mit 14,6 Prozent der Stimmen.

Seine bundespolitische Karriere

Im Dezember 2021 wurde Karl Lauterbach als neuer Gesundheitsminister in der neuen (Ampelkoalitions-)Regierung von Olaf Scholz als Nachfolger von Jens Spahn vereidigt. In einer seiner ersten Reden kündigte Lauterbach an, das Gesundheitssystem robuster und stärker machen und auf Kürzungen im Gesundheitswesen verzichten zu wollen. Die wichtigsten von Lauterbach vertretenen Thesen zur Sozial- und Gesundheitspolitik:

  • Einführung einer Bürgerversicherung im Gesundheitswesen
  • Einführung einer Bürgerversicherung im Gesundheitswesen
  • Bekämpfung von Tendenzen in Richtung einer Zwei-Klassen-Medizin
  • Ausrichtung der medizinischen Versorgung an Evidenz und Kosten-Effektivität
  • Bekämpfung sozialer Ungleichheit durch Gesundheitspolitik
  • Bewältigung des Klimawandels
  • Totalverbot von Tabakwerbung
  • schrittweise Legalisierung von Cannabis und Kokain

Karl Lauterbachs Auszeichnungen und Ehrungen

  • Im Jahr 2018 ehrte die SPD in Lindau den damaligen Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach mit dem diesjährigen Sozialistenhut. Der Sozialistenhut ist eine „Auszeichnung für Frauen und Männer, die sich dadurch ausgezeichnet haben, dass sie ihrer Gesellschaft und ihrer Partei vorausgedacht haben“.
  • Aufgrund seiner Verdienste bei der Bewältigung der COVID-19-Pandemie, , aber auch für seine Arbeit im Bereich Präventiv- und Sozialmedizin in der Vor-Corona-Zeit beschloss die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP e. V.), Karl Lauterbach mit der Salomon-Neumann-Medaille 2020 zu ehren. Aufgrund der COVID-19-Pandemie fand die offizielle Verleihung aber erst im September 2021 in Leipzig statt.

Lauterbachs Strategien in der Corona-Krise

Eine seiner wichtigsten Aufgabe sah Karl Lauterbach zunächst in der Bewältigung bzw. der Handhabung der Corona-Pandemie: Immer wieder rief er deshalb alle Bürger und Bürgerinnen der Bundesrepublik Deutschland zur Impfung gegen das Coronavirus auf. Hinsichtlich der Bewältigung der Pandemie zeigte er sich optimistisch: Karl Lauterbach hatte schon mehrfach erklärt, dass der Höhepunkt der Omikron-Welle in Deutschland wahrscheinlich Mitte Februar 2022 erreicht sein dürfte.

Meist mehrmals täglich veröffentlichte Lauterbach Twitter-Nachrichten zum aktuellen Corona-Geschehen und musste sich dabei immer wieder mit Hasskommentaren, Drohbriefen, Mail und Nachrichten auseinandersetzen. Sogar sein Wagen wurde einmal in der Kölner Innenstadt von Unbekannten mit Farbe übergossen. Seine Wohnung hatte er deshalb speziell gesichert. Ohne Personenschutz der Polizei ging er nicht mehr vor die Tür. 

Aber auch innerhalb der Bundespolitik wehte Karl Lauterbach immer wieder ein scharfer Wind entgegen: So warfen vor Beginn der Bund-Länder-Konferenz im Januar 2022 mehrere Ministerpräsidenten Gesundheitsminister Karl Lauterbach vor, er habe sich bei den PCR-Tests nicht rechtzeitig um Nachschub gekümmert. Laut Spiegel soll Lauterbach daraufhin Rückendeckung aus der eigenen Partei bekommen haben. Die knapp werdenden PCR-Tests seien demnach eine Erblast von Vorgänger Jens Spahn (CDU).

Lauterbach verspricht Transparenz bei Corona-Themen

Nach der Veröffentlichung von Protokollen des Robert Koch-Instituts (RKI) aus der Corona-Zeit ging Lauterbach in die Transparenz-Offensive. Kurz vor Ostern 2024 gab der Bundesgesundheitsminister bekannt, eine weitestgehende Offenlegung der in den sogenannten Corona-Protokollen geschwärzten Passagen veranlasst zu haben. Zudem sicherte er eine vollständige Aufarbeitung der Maskenbeschaffung durch sein Ministerium zu. Darüber hinaus kündigte er die Bereitstellung von Daten zu einer RKI-Studie an, die sich mit der Wirksamkeit von Corona-Maßnahmen beschäftigt hatte.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.

Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!