Thomas Schaaf wurde am 30. April 1961 in Mannheim geboren. Er verlor früh seinen Vater und kam im Alter von vier Jahren mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Bremen.
Er wuchs in Sichtweite des Weserstadions auf, am Brommyplatz. 1972 wurde er Mitglied des SV Werder Bremen. Am 18. April 1979 wurde er im Auswärtsspiel beim VfL Bochum, das Werder 0:3 verlor, in der 65. Minute eingewechselt – und war damit für lange Zeit der jüngste jemals in der Bundesliga eingesetzte Werder-Spieler.
Es folgten 261 Bundesliga-Spiele, wobei er 13 Tore schoss. Zumeist wurde Schaaf von Trainer Otto Rehhagel auf der rechten Seite eingesetzt. Noch als Profi begann sich Schaaf für die Arbeit eines Trainers zu interessieren, er machte an der Sporthochschule in Köln den Trainerschein. Dort lernte er auch den heutigen Co-Trainer Matthias Hönerbach kennen.
Thomas Schaaf, aufgenommen am 10.07.1987 in Bremen anlässlich der Mannschaftsvorstellung für die Spielzeit 1987/1988.
Werder-Präsident Franz Böhmert (l), Manager Willi Lemke (M) und der Schütze des "goldenen" Tores, Thomas Schaaf werden mit einem Spanferkel am 09.12.1987 in Tiflis fotografiert (Archivfoto vom 09.12.1987).
Als Spieler feierte Schaaf in der langen wie erfolgreichen Rehhagel-Ära zahlreiche Erfolge, wurde zweimal Deutscher Meister, zweimal Pokalsieger und holte mit Werder 1992 den Europapokal der Pokalsieger.
Thomas Schaaf (Mitte, l) jubelt über den errungenen Fussballmeistertitel mit seinen Spielerkollegen im heimischen Weserstadion (Archivfoto vom 14.05.1988).
Stuttgarts Stürmer Olaf Schmäler (hinten) schießt im Bundesligaspiel gegen Werder das Tor zum zwischenzeitlichen 3:0. Werder-Verteidiger Thomas Schaaf kommt zu spät. (Archivfoto vom 21.04.1990)
Noch als Profi begann er parallel in der Jugendabteilung des SV Werder als Trainer zu arbeiten. Er feierte auch dort schnell Erfolge und war lange Jahre der Chef der Werder-Amateure, die in der dritthöchsten Spielklasse spielten.
Als sich Werder am 10. Mai 1999 vom vierten Trainer im vierten Jahr nach Rehhagels Weggang zum FC Bayern München trennte, drohte dem Club unter Trainer Felix Magath der Absturz in die zweite Liga. Werder machte Schaaf zunächst zum Interimstrainer. Schaaf führte Werder an seinem zweiten Arbeitstag als verantwortlicher Chef zu einem hochwichtigen 1:0 gegen Schalke und später zum Pokalsieg gegen Bayern München.
Er wurde im Sommer 1999 zum Cheftrainer befördert, gewann wenige Monate später den DFB-Pokal und holte mit Werder 2004 das Double aus Meisterschaft und Pokal. Dazu kamen 2009 ein weiterer Pokaltriumph sowie drei Final-Niederlagen: 2000 und 2010 im DFB-Pokal, 2009 im UEFA-Pokal.
Schaafs Teams spielten teilweise spektakulären Angriffsfußball, wofür insbesondere die Namen solcher Spielmacher wie Johan Micoud, Diego oder Mesut Özil standen. Sechsmal erreichte Werder unter Schaaf die Champions League.
Thomas Schaaf lebt in einem Bungalow in Stuhr. Gemeinsam mit seiner Frau Astrid hat er eine Tochter. 2003 starben Schaafs Bruder, seine Schwiegermutter und ein guter Freund. Er engagiert sich seitdem im „Verein für trauernde Kinder“.
Am 15. Mai 2013 gab Werder Bremen die "einvernehmliche Trennung" von Trainer Thomas Schaaf bekannt. Zuvor hatte Werder erst am 33. Spieltag den Klassenerhalt in der Bundesliga perfekt gemacht.
Nach seiner Trennung von Werder legte Thomas Schaaf eine einjährige Pause vom Bundesliga-Fußball ein. Im Juli 2014 heuerte er dann bei Eintracht Frankfurt an.
Nach nur einem Jahr trat Schaaf als Trainer der Frankfurter zurück. Beide Seiten einigten sich darauf, den ursprünglich noch bis 2016 laufenden Vertrag wieder aufzulösen - es hat einfach nicht gepasst.
Nach seinem Aus bei der Eintracht wurde es erneut ein halbes Jahr sehr ruhig um Thomas Schaaf. Erst kurz vor Weihnachten kamen Gerüchte auf, wonach er bei Hannover 96 die Nachfolge von Michael Frontzeck antreten sollte.
Am 28. Dezember 2015 unterschrieb Schaaf einen Vertrag bis 2017 bei Hannover 96. Seine Mission: Die Niedersachsen nach einer schwachen Hinrunde noch vor dem Abstieg retten. Bereits im März droht die Mission zu scheitern, denn von zehn Bundesliga-Partien gingen neun verloren. Wegen der Erfolglosigkeit machen Gerüchte über einen vorzeitigen Rücktritt Schaafs die Runde.
Am 3. April war es dann soweit. Am Tag nach einer 0:3-Heimniederlage gegen den Hamburger SV - der zehnten Niederlage im elften Spiel unter Schaaf - beurlaubte 96-Klubchef Martin Kind Thomas Schaaf.
Seit 2011 arbeitet Schaaf auch für den Fußballverband Uefa. Bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich wurde er etwa als "Technical Observer" eingesetzt und beobachtete alle Vorrundenspiele.
Im Sommer 2018 kehrte Schaaf als Technischer Direktor zu Werder zurück. In seiner neuen Rolle kümmerte er sich schwerpunktmäßig um die Nachwuchsarbeit und die Trainerausbildung. Er sollte etwa dafür sorgen, dass Werders Jugendteams für eine einheitliche Spielphilosophie stehen.
Vor dem letzten Spieltag der Saison 2020/21 übernahm Thomas Schaaf für ein Spiel die Mannschaft. Durch eine 2:4-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach rutschte Werder auf den 17. Platz und stieg zum zweiten Mal nach 1980 in die 2. Bundesliga ab.
Es folgte ein bitterer Schlussakkord seiner langen Karriere in Bremen: Im Juni 2021 gab Werder bekannt, Schaafs Vertrag nicht zu verlängern. Der Verein verwies auf die "wirtschaftlichen Situation" und die "notwendigen Einsparungen auch im Personalbereich". Schaaf reagierte verstimmt: "Ich kann das in keiner Weise so stehen lassen. Es ging in dem Gespräch gar nicht um die finanzielle Seite. Das war überhaupt kein Thema", so Schaaf.
Er prägte die erfolgreichste Ära bei den Grün-Weißen: Der Name Thomas Schaaf ist untrennbar mit dem Verein Werder Bremen verbunden. Als Spieler und Trainer gewann Schaaf mit Werder drei Deutsche Meisterschaften, fünfmal den DFB-Pokal und 1992 den Europapokal der Pokalsieger.
Wir stellen den einstigen Spieler und Coach, der inzwischen nicht mehr für Werder arbeitet, näher vor.
