Es ist kompliziert...!

Redaktionskritik

Romantische Komödien sind oft zu kitschig oder aus formelhaften Kuschelklischees gezimmert. Eine löbliche Ausnahme bildet „Es ist kompliziert..!“ von Ben Palmer („The Inbetweeners“). Der Film ist witzig, originell und tempogeladen und könnte der multitalentierten New Yorkerin Lake Bell aus der Justizserie „Boston Legal“ zum lang verdienten Durchbruch an der Kinokasse verhelfen. Bell spielt die von der Liebe enttäuschte Einzelgängerin Nancy, für die das Thema Männer endgültig erledigt scheint. Wenn im Fernsehen „Das Schweigen der Lämmer“ läuft, kann sie die Dialoge von Anthony Hopkins auswendig mitsprechen, was die Figur hinreichend charakterisiert. Durch eine banale Verwechslung wird sie unter der großen Uhr in der Londoner Waterloo Station von einem gewissen Jack (Simon Pegg) angesprochen, der der Ansicht ist, mit Nancy zu einem Blind Date verabredet zu sein. Weil Jack charmant und pfiffig ist, lässt sich Nancy spontan auf die Situation ein und gibt sich als die von Jack erwartete „Jessica“ aus. Doch schon kurz darauf droht der Schwindel aufzufliegen, weil das Paar in einem Pub einem aufdringlichen Kellner (etwas zu überdreht: Rory Kinnear) begegnet, der schon in der Schule scharf auf Nancy war — und sich natürlich wundert, warum die sich auf einmal mit „Jessica“ ansprechen lässt. Das ist der Auftakt einer Serie hochkomischer Verwechslungen und Missverständnisse, die zielstrebig auf eine hinreißende Liebeserklärung am 40. Hochzeitstag von Nancys Eltern zusteuern. Die Chemie zwischen Simon Pegg und Lake Bell stimmt perfekt, die Gags sind frech und unkonventionell, und vor allem Lake Bell dominiert mit ihrem burschikosen Straßenkötercharme jede einzelne Szene. Da hat selbst der „Hot Fuzz“-erfahrene Simon Pegg manchmal Mühe, nicht an die Wand gespielt zu werden. „Es ist kompliziert..!“ ist die beste britische Romanze seit vielen Jahren, und es spielt noch nicht einmal Hugh Grant mit.