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Film Michelle Pfeiffer

„Ich werde nie diese unbeschwerte Frau sein“

In „Malavita – The Familiy“ spielt Michelle Pfeiffer die Frau eines Mafiagangsters. Der „Welt“ erzählt sie von Beschützerinstinkten und erklärt, was sie an italienischen katholischen Frauen bewundert.

Seit 30 Jahren gehört Michelle Pfeiffer zu den hinreißendsten Stars Hollywoods. In „Gefährliche Liebschaften“ erlag sie den Verführungskünsten des Compte de Valmont. Sie räkelte sich lasziv auf dem Klavier der „Fabulous Baker Boys“ und machte Batman als Catwoman im hautengen Latexanzug das Leben schwer. Kaum zu glauben, dass diese zierliche, strahlende Frau, die gerade noch in Chéri einen sehr jungen Mann bezauberte, schon fünfzig sein soll.

In Luc Bessons explosiver Komödie „Malavita – The Family“ spielt sie neben Robert De Niro die Frau eines berüchtigten Mafiagangsters, der nach Spitzeldiensten im Zeugenschutzprogramm der CIA in einem verschlafenen Städtchen in der Normandie untertauchen soll: Gar nicht so leicht, wenn alle Familienmitglieder die Methoden der Mafia auf den Alltag anwenden. Im Berliner Ritz Carlton erweist sich Michelle Pfeiffer als kultivierte Gesprächspartnerin, die ihre Worte sehr sorgfältig wählt und ihre natürliche Scheu immer wieder mit einem entwaffnend mädchenhaften Lachen überspielt.

Die Welt: Nach „Die Mafiosi-Braut“ spielen Sie zum zweiten Mal die Ehefrau eines Mafiagangsters: Weckt das nostalgische Erinnerungen?

Michelle Pfeiffer: Die Filme sind ja sehr unterschiedlich, was die Rollen verbindet ist zunächst mal vor allem der Akzent. Aber ich habe es damals so unglaublich geliebt, diese Frau zu spielen, dass ich immer gehofft habe, das irgendwann noch mal spielen zu können. Es dann auch noch mit Robert De Niro tun zu dürfen, war natürlich besonders spannend!

Die Welt: Damals haben Sie gesagt, dass Sie diese Angela lieber mögen als sich selbst, weil sie so vergnügt sei, wohingegen Sie alles so ernst nehmen. Hat sich das über die Jahre geändert?

Pfeiffer: Vielleicht nehme ich die Dinge heute nicht mehr ganz so ernst. Trotzdem werde ich nie diese unbeschwerte, lebenslustige Frau sein, das liegt einfach nicht in meiner Natur. Doch ein bisschen weniger ernst bin ich inzwischen schon geworden, das hat wohl vor allem damit zu tun, dass ich zwei Kinder großgezogen habe. Wenn man da nicht lernt, manche Dinge von sich abperlen zu lassen, geht man dabei drauf.

Die Welt: Was haben Sie an der Mafiosi-Braut denn so besonders geliebt, dass Sie solche Lust hatten, das nochmals zu spielen?

Pfeiffer: Das ist die Persönlichkeit dieser italienisch katholischen Frauen, sie sind so unbefangen und temperamentvoll, wie es die englisch protestantischen Frauen nie sein werden. Die ganze Mafiakultur folgt nicht denselben Regeln, wie der Rest der Welt. Die meisten von uns suchen jeden Tag nach Möglichkeiten, ein besserer Mensch zu werden, keine Wellen zu schlagen, höflich und rücksichtsvoll zu sein, was anstrengend ist.

Um all diese Dinge machen sich diese Frauen keinen Kopf, sie sind was sie sind, was gar nicht heißt, dass sie rücksichtslos sind, sie haben einfach eine dickere Haut und müssen sich gegenseitig nicht mit Samthandschuhen anfassen. Ich liebe es, wie geradeheraus sie sind und wie unzensiert sie miteinander reden, mit ihren Kindern genauso wie mit ihren Männern. Sie sagen sehr viel freier, was sie denken und klingen dabei immer so, als ob sie einander anschreien. Diese Ehrlichkeit schätze ich sehr, das gibt mir beim Spielen große Freiheiten. Man kann immer ein bisschen übertreiben, weil das Teil ihrer Natur ist.

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Die Welt: Mussten Sie sich trotzdem noch auf die Rolle vorbereiten?

Pfeiffer: Das Ausgangsmaterial war ja ein Roman, was ich immer als Luxus empfinde, weil man da so viele Hintergrundinformationen mitgeliefert bekommt, dass man sich nicht so viel selber erarbeiten und ausdenken muss. Im Kern ist das für mich eine Frau, die alles tun würde, um ihre Familie zu beschützen und das ist mir aus meinem eigenen Leben mit meiner Familie und meinen beiden Kindern sehr vertraut. Ich weiß ganz genau, was es heißt, meine Liebsten zu beschützen.

Die Welt: Diese Familie überträgt die Mechanismen des organisierten Verbrechens aufs Privatleben: Nehmen Sie auch manchmal Teile Ihrer Rollen nach Drehschluss mit nach Hause?

Pfeiffer: Ich selbst habe nicht das Gefühl, aber mein Mann sagt, dass ich zu einem gewissen Grad verschwinde, wenn ich an einem Film arbeite, dass ich einfach nicht hundertprozentig anwesend bin. Ich leugne das natürlich vehement (lacht), aber er nimmt es so wahr.

Die Welt: Sie haben gesagt, dass Sie Robert De Niro seit langem auf Ihrer Wunschliste hatten (Anm.: In „Happy New Year“ spielten zwar beide, aber in getrennten Episoden) Hat es Sie trotzdem ein bisschen nervös gemacht, mit so einer Kinolegende zu arbeiten?

Pfeiffer: Ehrlich gesagt schon ein bisschen, aber nur bis zu dem Moment, in dem ich den Set betrat. Als wir mit der Arbeit anfingen, löste sich das vollkommen auf. Er ist unglaublich bescheiden, und hat die Gabe, die Menschen um sich herum ganz locker und unbefangen zu machen. Man vergisst augenblicklich, dass er dieser überlebensgroße Robert De Niro ist. Am Set ist er einfach nur ein weiterer arbeitender Schauspieler.

Die Welt: Sie sind berühmt dafür, viele Rollen abzulehnen: Was ist nötig, um Sie zu begeistern?

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Pfeiffer: Meist sind uns die Kräfte, die uns motivieren, gar nicht bewusst, weil jede Rolle unterschwellig in Beziehung zu dem Leben steht, das man gerade führt. Mit dem Älter werden interessieren mich andere Rollen als früher. Maggies verzweifelte Sehnsucht, die Familie zusammenzuhalten und zu schützen hat in mir sicher einen besonderen Nerv getroffen, gerade jetzt, da mein letztes Kind das Nest verlassen hat, um zu studieren. Dadurch wurde diese Rolle für mich persönlich sicher sehr viel intensiver, als sie das vor Jahren gewesen wäre.

Die Welt: Sie haben das Alter angesprochen, das Sie aber nicht sonderlich fürchten, oder?

Pfeiffer: Ach, ich ringe mit dem Altern genauso wie jede andere Frau, glauben Sie mir! Dieser Prozess macht es uns nicht leicht! Ich habe großes Glück, dass es inzwischen auch für ältere Frauen tolle Rollen gibt. Allerdings habe ich mich immer in erster Linie auf die Arbeit konzentriert, aufs Spielen und nicht auf das Äußere. Mir war immer bewusst, dass ich mein Gesicht irgendwann verliere, ich aber trotzdem weiter tun möchte, was ich liebe. Ich wusste immer, dass ich mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen und auf Rollen hoffen kann, in denen ich einfach nur hübsch sein muss.

Die Welt: Die Komödie gilt als schwierigste Disziplin, doch Ihnen scheint Sie sehr zu liegen...

Pfeiffer: Ich bin immer nur so komisch wie das Material, das ich bekomme. Aus mir selbst heraus komisch sein, das könnte ich nicht! Ich weiß nur wie ich dem geschriebenen Material gerecht werde. In einem Drama kommt es nur darauf an, dass es glaubwürdig aussieht, in diesem Rahmen ist alles möglich. In der Komödie hat man einfach ein bisschen mehr Druck, weil man nur die einzige Wahl hat, lustig zu sein.

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