Jerry Seinfeld ist ein wichtiger Mitarbeiter in der Entwicklung von Frühstücksinnovationen bei Kellogg's.
Jerry Seinfeld ist ein wichtiger Mitarbeiter in der Entwicklung von Frühstücksinnovationen bei Kellogg's.
AP/John P. Johnson

Jerry Seinfeld, da ist man sich einig, gehört zu den lustigsten Menschen der Welt. Die nach ihm benannte Serie, in der sein Alltag als Comedian fiktionalisiert dargestellt wird, gilt als Meilenstein des Sitcom-Genres. Weniger lustig ist, was dem jüdischen Comedian widerfahren ist, als er kürzlich zur Abschlussfeier der Duke University als Gastredner eingeladen war: Propalästinensische Studierende buhten ihn aus und verließen die Zeremonie. Seit dem 7. Oktober engagieren sich Seinfeld und seine Frau nämlich vermehrt gegen Antisemitismus. Sogar nach Tel Aviv reiste der Comedian, um sich dort mit Angehörigen der von den Hamas entführten Geiseln zu treffen. Mit Humor kann man vielleicht keine Krisen lösen, aber man kann sie erträglicher machen. Grund genug also, sich Jerry Seinfelds neuen Netflix-Film Unfrosted anzusehen.

Bob (Jerry Seinfeld) ist so ein Mann, der seine Lebensgeschichte gerne ungefragt erzählt. Als ein Kind neben ihm im Diner Pop-Tarts bestellt, fühlt er sich berufen, über den wahren Ursprung der im Toaster erwärmten Köstlichkeit aufzuklären: In den frühen 1960ern arbeitete Bob beim Frühstücksflocken-Marktführer Kellogg's. Nachdem Kellogg's wieder einmal den Branchen-Award gewonnen hat, herrscht Angst. Konkurrent Post soll an einem neuen, süßen Frühstücksprodukt arbeiten, das vor allem Kinder sofort süchtig macht. Kellogg's engagiert sogar Nasa-Mitarbeiter, und es beginnt ein Wettlauf um die Entwicklung der Pop-Tarts.

Kubanischer Zucker

Das Space Race zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion als Fehde zwischen zwei Herstellern von Frühstücks-Convenience-Produkten zu inszenieren ist grundsätzlich eine lustige Idee. Dabei werden auch Krisensituationen der amerikanischen Geschichte behandelt: Dass man sich von der Sowjetunion die Rechte für kubanischen Zucker sichern will, ärgert Präsident John F. Kennedy (Bill Burr) natürlich. Ein kommunistisches Frühstück? Nicht in diesem Amerika! Vielleicht am lustigsten ist übrigens Breaking Bad-Hank Dean Norris, der den sowjetischen Regierungschef Chruschtschow spielt.

Leider war es das dann auch schon fast mit wirklich amüsanten Szenen. Insgesamt wirkt der Film wie eine Collage aus ganz lustigen, mittelprächtigen und richtig schlechten Ideen, die eigentlich besser in ein Stand-up-Programm passen würden. Zusammengemischt wird das mit Seinfelds in ihrer Lustigkeit variierenden Comedy-Freunden wie Melissa McCarthy, Bill Burr oder Amy Schumer. Immerhin spielt Hugh Grant den Tiger Tony von der Kellogg's-Packung. Über bleibt ein quietschbuntes und mit Streuseln bestreutes, aber geschmacklich leeres und unbefriedigendes Abenteuer. So wie Pop-Tarts halt sind. (Jakob Thaller, 16.5.2024)