Peter Hahne, Václav Klaus und Ueli Maurer sprachen in Kloten | Kanton Zürich
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Kanton Zürich
08.05.2024
08.05.2024 19:01 Uhr

Peter Hahne, Václav Klaus und Ueli Maurer sprachen in Kloten

Illustre Runde (v. l.): Journalist und Buchautor Peter Hahne, Moderator Remko Leimbach, der ehemalige tschechische Präsident Václav Klaus und alt Bundesrat Ueli Maurer (SVP).
Illustre Runde (v. l.): Journalist und Buchautor Peter Hahne, Moderator Remko Leimbach, der ehemalige tschechische Präsident Václav Klaus und alt Bundesrat Ueli Maurer (SVP). Bild: Pascal Turin
Sie kritisieren die EU, die Medien und die Corona-Politik: Den früheren ZDF-Star Peter Hahne, den ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Klaus und alt Bundesrat Ueli Maurer (SVP) eint die Unzufriedenheit mit dem Zeitgeist.

Pascal Turin

Es sind Stars der konservativen Szene, die an diesem Abend im Stadtsaal im Zentrum Schluefweg in Kloten aufgetreten sind. Journalist und Buchautor Peter Hahne, der ehemalige tschechische Präsident Václav Klaus und alt Bundesrat Ueli Maurer (SVP) waren der Einladung von Aufrecht Zürich gefolgt, eine Partei, die aus dem Widerstand gegen die Corona-Massnahmen entstanden ist.

Die Organisatoren Remko Leimbach und Mirco Pin nennen die Veranstaltungsreihe «Input Events». Leimbach, der den Abend moderierte, ist Gastrounternehmer und betreibt unter anderem das Restaurant 83nullzwei im Schluefweg. Vor kurzem hat der Klotener das Präsidium von Aufrecht Schweiz übernommen.

Mit Aussagen provozieren

Dass es immer wieder illustre, aber nicht unumstrittene Gäste sind, die von Leimbach und Pin eingeladen werden, gehört offensichtlich zum Konzept. Im März traten etwa der russische Botschafter in Bern und der frühere Diplomat Jean-Daniel Ruch auf. Sie diskutierten über die Schweizer Aussenpolitik und die Neutralität.

Am vergangenen Freitag waren es mit Hahne (71), Klaus (82) und Maurer (73) ebenfalls Personen, die mit ihren Ansichten zumindest bei einem Teil der Gesellschaft anecken. Alt Bundesrat Maurer fällt nach seiner Amtszeit immer wieder mit provokativen Äusserungen zur Corona-Politik der Schweiz auf. «Wer eine kritische Frage stellte, wurde aussortiert, indem man ihn als ‹Verschwörer› oder als ‹Rechtsextremer› brandmarkte, der ‹Tote in Kauf nimmt›», sagte er zum Beispiel in einem Interview mit der «Sonntagszeitung». Man sei aus dieser «Hypnose» nicht mehr rausgekommen – selbst dann nicht, als sich herausstellte habe, dass die Pandemie gar nicht so tödlich gewesen sei wie befürchtet, zumindest nicht für junge und gesunde Menschen.

Das sind Worte, die bestimmt all jenen im Publikum runtergingen wie Honig, die kritisch zu den Corona-Massnahmen eingestellt gewesen waren. Maurer hielt sich darum auch in Kloten nicht mit Kritik an der Corona-­Politik zurück und hinterfragte die Rolle der Medien. «Man hat sich nur noch mit dem Worst Case befasst – mit dem schlimmsten Fall», erinnerte sich der alt Bundesrat. Man habe Angst gehabt – Angst zu sterben. Und die Politik habe Angst gehabt, zu wenig zu machen. «So ist diese Hysterie entstanden.»

Gleichzeitig verwies er aber darauf, dass die Mehrheit der Bevölkerung hinter den Massnahmen gestanden habe und die demokratischen Prozesse eingehalten worden seien. Seine eigene Rolle als Bundesrat und Finanzminister während der Pandemie hinterfragte er an diesem Abend hingegen nicht allzu kritisch: «Man hat damals versucht, das Beste zu machen.» Wenn die Schweiz weniger weit gegangen sei als die Nachbarländer, dann sei das auch ein wenig sein Verdienst, weil er an jeder Sitzung des Bundesrats Gegensteuer gegeben habe. Doch nicht nur die Corona-Zeit sprach Maurer an, sondern auch die Europäische Union (EU). «Unser Land braucht eine möglichst hohe Unabhängigkeit von ausländischen Einflüssen», sagte er und erntete dafür viel Applaus.

Sein neues Buch ist ein Bestseller

Noch mehr Applaus als Maurer erhielt jedoch Peter Hahne. Der deutsche Politik-Journalist wurde unter anderem als Nachrichtenmoderator und Talkshowmoderator beim ZDF im deutschsprachigen Raum berühmt und fällt heute mit polarisierenden Aussagen zur gendergerechten Sprache, Corona-Pandemie, Migration und generell zur deutschen Politik auf.

Im Februar erschien sein neustes Buch «Ist das euer Ernst?! Aufstand gegen Idiotie und Ideologie», welches bei den Sachbüchern der «Spiegel»-Bestsellerliste immer noch in den Top Ten zu finden ist. «Wir leben in einer Zeit, in der es nicht mehr möglich ist, zu diskutieren und Argumente auszutauschen», sagte Hahne. Der frühere Nachrichtenmoderator sprach auch den Ukraine-Krieg an: «Vom ersten Schuss an hätte man verhandeln können.» Gleichzeitig kritisiert er aber die geplante Ukraine-Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock, weil einer der Hauptbeteiligten des Kriegs – nämlich Russland  – nicht eingeladen wurde. Das sei Ideologie. «Es ist einfach nicht mehr zum Aushalten», polterte Hahne.

Aus seiner Sicht würden Politiker und Journalisten in den Hauptstädten in ­einer Parallelgesellschaft leben. «Erhalten Sie sich die Unabhängigkeit und das System der Volksabstimmung!», appellierte Hahne an das Publikum und ergänzte: «Kommen Sie niemals auf die Idee, der EU oder der Nato beizutreten.» Der Jubel war ihm damit garantiert und zum Schluss gab es stehende Ovationen für seine zum Teil durchaus auch launige Rede.

Polit-Schwergewicht aus Tschechien

Mit Václav Klaus, der fliessend Deutsch spricht, trat dann als dritter Redner ein politisches Schwergewicht auf. Er hatte das Ende des Kommunismus hautnah miterlebt. Vor mehr als 30 Jahren war der Wirtschaftswissenschafter als tschechischer Ministerpräsident eine der Hauptfiguren bei der Auflösung der Tschechoslowakei und der Aufteilung des Landes in Tschechien und die Slowakei. Später wurde Klaus sogar zum Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt. Er gilt als scharfer Kritiker der EU und trat schon als Gastredner bei der rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) auf.

«Die Menschen im Westen sind nach der langen Ära der Ruhe und Prosperität im Prinzip zufrieden», sagte Klaus. Sie würden glauben, dass diese Ära permanent dauern werde. «Das finde ich gefährlich», mahnte der Tscheche. Auch Klaus traf mit seinen Worten beim Publikum den Nerv.

Beim anschliessenden Podiumsgespräch waren sich die Gäste einzig beim Thema Weltwirtschaftsforum (WEF) wirklich uneinig. Alt Bundesrat Maurer fiel hier die Rolle zu, WEF-Gründer Klaus Schwab zu verteidigen, und bezeichnete die Verschwörungstheorien, die das WEF und Schwab umranken, als unfair. Maurer: «Das WEF in Davos ist für die Schweiz eine hervorragende Plattform.»

  • Alt Bundesrat Ueli Maurer (SVP) kritisierte die Corona-Politik. Bild: Pascal Turin
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  • Journalist und Autor Peter Hahne war mal ein Star beim ZDF. Bild: Pascal Turin
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  • EU-Kritiker: der tschechische Politiker Václav Klaus. Bild: Pascal Turin
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Pascal Turin/Klotener Anzeiger/Zürich24