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Sport Nagelsmann über EM

„Ich habe schon den Glauben, dass wir das Ding gewinnen können“

Redakteur
„Ganz klar, wie in den früheren Jahren ist die Hierarchie nicht mehr“

Bundestrainer Julian Nagelsmann stellt seinen Kader für die Heim-Europameisterschaft vor. Zwei Spieler sind definitiv nicht dabei: Mats Hummels und Leon Goretzka. Thomas Helmer, Fußball-Europameister 1996, analysiert die Aufstellung.

Quelle: WELT TV

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Bundestrainer Julian Nagelsmann benennt seinen Kader und spricht von einem möglichen Coup bei der Heim-Europameisterschaft. Es wäre der erste Triumph bei einer Fußball-EM seit 1996.

Das kurzweilige und für einen recht angestaubten Verband wie den Deutschen Fußball-Bund erstaunlich progressive Verkünden der Nationalspieler hatte schon vor dem Showdown in Berlin für weitgehende Klarheit gesorgt. 18 des 27 Spieler umfassenden Kaders waren in verschiedenen Formaten, Konzerten, Dönerbuden oder auch auf Flughäfen bereits in den vergangenen fünf Tagen bekannt gegeben worden.

Nun oblag es Bundestrainer Julian Nagelsmann, am Donnerstagmittag in der Hauptstadt die restlichen Plätze seiner Nominierung für die Heim-Europameisterschaft zu verkünden – und Stellung zu Härtefällen und Aussortierten zu beziehen. Der Redebedarf war recht groß: 63 Minuten dauerte die Veranstaltung in der Niederlassung von Generalsponsor VW.

Der Bekanntgabe der restlichen neun Kader-Plätze für das Turnier im eigenen Land ging zunächst einmal eine andere Personalie voraus: Nagelsmanns Assistenzteam um Co-Trainer Sandro Wagner und Standardcoach Mads Buttgereit verlängerte den Vertrag bis zum Sommer 2026, der Bundestrainer selbst hatte bereits im April einen neuen Kontrakt mit gleicher Laufzeit unterschrieben. Ein „wichtiges Signal“ sei diese Entscheidung vor dem Turnierstart, meinte Nagelsmann.

Eloquenter Boss: Bundestrainer Julian Nagelsmann während der Kaderbekanntgabe in Berlin
Eloquenter Boss: Bundestrainer Julian Nagelsmann während der Kaderbekanntgabe in Berlin
Quelle: AFP

Die Vorstellung der 27 Spieler, da blieb sich der Verband treu, erfolgte anschließend ebenfalls aus einer bunten Mischung quer durch die Gesellschaft per Videobotschaft. Als letztes wurde der Bundestrainer selbst eingeblendet: „Super Truppe, könnte von mir sein. Ist aber unser Kader“, ließ er wissen.

Routinier Müller dabei

Die wichtigsten Personalien in „unserem Kader“, die nicht schon vorher bekannt gewesen waren, bestanden in Thomas Müller, Mats Hummels und Leon Goretzka. Während es Routinier Müller noch auf den EM-Zug schaffte, fehlten die beiden anderen langjährigen Nationalspieler im Aufgebot.

„Schon vor den März-Maßnahmen haben wir einige mutige Entscheidungen getroffen, das Feedback danach war klar, dass es eine der besten Maßnahmen der vergangenen Jahre war“, erklärte Nagelsmann. Deshalb habe man im Anschluss an die beiden erbaulichen Länderspiele vor zwei Monaten gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) – bei denen Goretzka und Hummels bereits gefehlt hatten – am Kader nur noch wenige Veränderungen vorgenommen. „Wir hatten zehn Tage, wo eine Struktur gewachsen ist, die aber noch fragil ist. Deswegen versuchen wir, diesem zart wachsenden Pflänzchen die nötige Stabilität zu verleihen“, so der 36-Jährige. Neu dabei sind nur der damals gesperrte Münchner Leroy Sané, der Dortmunder Nico Schlotterbeck und der Stuttgarter Torwart Alexander Nübel.

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Mit Hummels und Goretzka – den beiden prominentesten Nichtfahrern – habe er Anfang der Woche gesprochen. „Ich glaube, es ist verständlich, dass sie sehr traurig darüber sind.“ Einem Fußball-Profi mitzuteilen, dass dieser bei einer Heim-EM nicht dabei sei, habe „eine andere Tragweite“ als Kadernominierungen im Verein. „Es sind keine schönen Entscheidungen, die man da trifft“, so Nagelsmann. „Am Ende muss ich als Cheftrainer eine Entscheidung treffen im Sinne der Mannschaft.“

Erster EM-Triumph seit 1996?

Im Zuge seiner Ausführungen ließ Nagelsmann mehrfach wissen, dass er fest an einen Coup beim vom 14. Juni bis 14. Juli andauernden Wettbewerb glaube. „Wenn wir an einem Turnier teilnehmen, sollten wir es auch gewinnen können“, erklärte er zunächst. „Ich habe schon den Glauben, dass wir das Ding gewinnen können“, hieß es kurz darauf. Und schließlich: „Wir werden alles dafür tun, dass wir den Titel gewinnen.“ Er habe ein gutes Bauchgefühl, so der Coach.

Letztmals triumphieren konnte Deutschland bei einer Europameisterschaft 1996. Nagelsmann war damals gerade einmal acht Jahre alt. Nun will er Historisches schaffen mit einer Mannschaft, die vielleicht nicht aus den 27 besten deutschen Spielern derzeit besteht, aber die eine gesunde Mischung hat – und in der offensichtlich auch vermeintliche Bankdrücker ihre Rolle klaglos akzeptieren.

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Eine besondere Funktion hat dabei Turnier-Veteran Müller inne. Der mit 128 Länderspielen erfahrenste Akteur im Aufgebot werde beim Heimturnier zwar nicht mehr gesetzt sein für die Startelf. Aber der 34 Jahre alte Offensivallrounder sei weiterhin sportlich als Joker wertvoll und darüber hinaus durch seinen Charakter wichtig als „Connector“, also als Verbinder der verschiedenen Gruppen im Team.

ARCHIV - 26.03.2024, Hessen, Frankfurt/Main: Fußball: Länderspiele, Deutschland - Niederlande, Deutsche Bank Park. Deutschlands Spieler Thomas Müller reagiert. (zu "Der deutsche Kader für die Fußball-EM") Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wichtig für den Teamgeist: Thomas Müller (l.)
Quelle: dpa

„Thomas kann mit den Rappern – und mit denen, die jodeln“, sagte Nagelsmann. Er wolle aber Müllers Rolle nicht auf die eines „Gute-Laune-Onkels“ neben dem Spielfeld reduzieren, betonte der Bundestrainer. Müller brauche vielmehr auch als Einwechselspieler keine lange Anlaufzeit auf dem Platz und habe immer schnell wichtige Aktionen als Joker.

Zu sehen bekommt Nagelsmann „seine Jungs“ am 26. Mai, dann steht ein fünftägiges Trainingslager in Blankenhain /Thüringen an. Danach bezieht der deutsche Tross das EM-Camp in Herzogenaurach. Die letzten beiden Testspiele vor Beginn des kontinentalen Kräftemessens stehen am 3. Juni in Nürnberg gegen die Ukraine sowie am 7. Juni in Mönchengladbach gegen Griechenland an. Eine Woche später beginnt dann der Ernstfall für den Gastgeber: Im Eröffnungsspiel wartet das schottische Team in München auf Deutschland. Weitere Gruppengegner sind Ungarn (19. Juni) und die Schweiz (23. Juni).

Alle Spiele der Heim-EM im Überblick:
Spielplan der EM 2024 mit allen Ergebnissen
EM-Spielplan als PDF zum Ausdrucken

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