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Harald Juhnke: "Langsam innerlich verhungert"
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Harald Juhnke ist in seinen letzten Stunden allein gewesen, zuletzt soll er buchstäblich verhungert sein.

Seine Frau Susanne habe die Intensivstation, in die der Schauspieler eingeliefert worden war, am Donnerstag vor Mitternacht verlassen, berichtete die „Bild“-Zeitung am Samstag. Am Freitag um 6 Uhr morgens sei eine Krankenschwester zur Visite in sein Zimmer gekommen und habe ihn leblos vorgefunden. Daraufhin sei seine Frau Susanne informiert worden.

„Innerlich verhungert“

Als offizielle Todesursache gilt dem Blatt zufolge Herz- und Kreislaufversagen. „Harald ist ganz langsam innerlich verhungert. Der Körper wollte einfach keine Nahrung mehr aufnehmen. Er wog zuletzt nur noch 49 Kilo", wurde ein Freund der Familie zitiert.

„Friedlich eingeschlafen“



„Mein Mann ist friedlich eingeschlafen", hatte seine Ehefrau Susanne am Freitag tief erschüttert mitgeteilt. Der 75-jährige demenzkranke Entertainer, der immer wieder auch mit seinen Alkoholeskapaden Schlagzeilen machte, hatte seit dreieinhalb Jahren in einem Pflegeheim in Fredersdorf bei Berlin gelebt. Im Krankenhaus Rüdersdorf erlag er seiner chronischen Erkrankung.

Neben seinen Söhnen Oliver und Peer trauerten Bundespräsident Horst Köhler sowie zahlreiche prominente Theaterkollegen wie Johannes Heesters, Claus Peymann und Wolfgang Spier um einen der größten deutschen Fernsehstars und Volksschauspieler. Peymann würdigte Juhnke als einen „großen Clown, Komiker, grandiosen Entertainer und Anarchisten“.

Sein langjähriger Manager Peter Wolf sagte den Tränen nahe der Nachrichtenagentur dpa, Juhnke sei der angenehmste Mensch gewesen, den er kennen gelernt und dem er auch seine berufliche Karriere zu verdanken habe.

Zu krank für Geburtstagsgala

Am 10. Juni 2004 hatten Freunde und langjährige Weggefährten Juhnke in einer ZDF-Gala zu seinem 75. Geburtstag geehrt, ohne dass der Jubilar daran noch teilnehmen konnte. Seine Ehefrau Susanne hatte das unter Hinweis auf die Menschenwürde untersagt. Im Sommer 2000 hatte Juhnke seinen letzten schweren Alkoholrückfall erlitten, der schließlich seiner 50-jährigen beruflichen Karriere ein Ende setzte.

Deutscher Sinatra aus dem Wedding

Harry Heinz Herbert Juhnke stammte aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding, wo er am 10. Juni 1929 als Sohn eines Polizeibeamten zur Welt kam. 1948 stand er im heutigen Maxim Gorki Theater zum ersten Mal auf der Bühne. In zahlreichen Rollen im Theater, vor der Filmkamera und im Fernsehen begeisterte Juhnke, der sich selbst gern auch als deutscher Frank Sinatra sah, ein Millionenpublikum.

Kritiker lobten insbesondere Juhnkes eindrucksvolle schauspielerische Leistung als „Trinker“ (1995) in der Fernsehverfilmung des gleichnamigen Romans von Hans Fallada. Zu seinen herausragenden Filmen gehörten außerdem seine Rolle als Journalist in dem Kinofilm „Schtonk“ über die gefälschten Hitlertagebücher.

Auf der Theaterbühne beeindruckte Juhnke als Hauptmann von Köpenick in dem gleichnamigen Stück von Carl Zuckmayer und als gealterter Komiker Willie Clark in Neil Simons Boulevardklassiker „Sonny Boys“.

Alkoholeskapaden seit den 50er-Jahren

Seine immer wieder von Alkoholeskapaden begleitete Karriere startete Juhnke im Berlin der 50er-Jahre unter Boleslaw Barlog, dem damaligen Intendanten des Schiller-Theaters. 1959 musste er für einige Monate hinter Gitter, weil er sich im angetrunkenen Zustand eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert hatte.

Als Nachfolger von Peter Frankenfeld begann Harald Juhnke 1979 seine Fernsehkarriere mit „Musik ist Trumpf“. Mitte der 80er-Jahre trennte sich das ZDF nach alkoholbedingten Ausfällen von dem Star – doch Juhnke wurde von der ARD mit offenen Armen empfangen. Als „Rolle seines Lebens“ wurde Juhnke 1987 in John Osbornes Stück „Der Entertainer“ gefeiert. Das Stück eines dem Alkohol verfallenen, alternden Showstars schien ihm auf den Leib geschrieben.
dpa, "Bild"-Zeitung
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