Thomas-Jordan-Rücktritt: Das war seine Amtszeit bei der SNB - 20 Minuten

Thomas-Jordan-Rücktritt: Das war seine Amtszeit bei der SNB

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Der Chef tritt abDas waren die härtesten Prüfungen in Thomas Jordans SNB-Karriere

Thomas Jordan tritt als SNB-Chef ab. Er blickt auf eine turbulente Zeit an einem der wichtigsten Hebel der Finanzpolitik zurück.

Darum gehts

  • SNB-Chef Thomas Jordan tritt noch 2024 zurück.

  • Seine Zeit an der Spitze der Nationalbank fiel in eine Periode mit aussergewöhnlich vielen Herausforderungen.

  • Er musste die Schweizer Finanzpolitik in Zeiten von Corona, Ukraine-Krieg und CS-Niedergang navigieren.

Die Nachricht über den Rücktritt von Thomas Jordan kam unerwartet. Als SNB-Chef prägte der Ökonom während vieler Jahre die Finanzpolitik der Schweiz. Während seiner Amtszeit sah er sich mit vielen schwierigen Perioden konfrontiert.

2012: Nachfolge von Hildebrand

Im April 2012 wählte der Bundesrat Thomas Jordan wenig überraschend an die Spitze der Schweizerischen Nationalbank. Jordan war zuvor bereits etwa drei Monate Interims-Präsident gewesen, nachdem sein Vorgänger Philipp Hildebrand zurückgetreten war. Hildebrand hatte sein Amt aufgrund von Insiderhandel-Vorwürfen niedergelegt.

2015: Aufgabe des Euro-Mindestkurses

In den Tagen vor dem 15. Januar hatte die SNB massiv in den Markt intervenieren müssen. Der Franken war enorm unter Druck geraten, nachdem die Europäische Zentralbank ein Programm zum Kauf von Staatsanleihen aufgegleist hatte. Nach einer Analyse war man bei der SNB dann zum Schluss gekommen, dass der Mindestkurs nicht mehr aufrechterhalten werden könne und dass er nicht mehr nachhaltig sei. Am 15. Januar erfolgte dann der Entscheid zur Aufgabe des Euro-Mindestkurses.

Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie stürzte die Schweizer Wirtschaft in eine tiefe Rezession. Im ersten Quartal 2020 wies die SNB einen Verlust von 38,2 Milliarden Franken auf. Forderungen, wonach die SNB Corona-Hilfen zahlen soll, erteilte Jordan an einer Medienkonferenz im Juni 2020 eine Absage. «Die Notenpresse soll nicht direkt zur Finanzierung von Staaten verwendet werden», sagte Jordan.

Während der Corona-Krise betrachtete die SNB das Anhalten an Negativzinsen als alternativlos. Zusätzlich zum pandemiebedingten Wirtschaftsrückgang waren auch der Handelskrieg zwischen den USA und China sowie der Brexit eine Belastung.

Credit Suisse

Man begrüsse die strategische Transformation der Credit Suisse (CS) und sei zuversichtlich, dass die Restrukturierung erfolgreich sein werde, sagte Thomas Jordan noch an der Medienkonferenz zur Leitzinserhöhung am 15. Dezember 2022.

Thomas Jordans Rücktritt: Wie bewertest du seine Tätigkeit als SNB-Chef?

Im März 2023 kündigten die SNB und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht dann an, die angeschlagene CS mit bis zu 50 Milliarden Franken zu unterstützen. Die Ankündigung konnte die Märkte zunächst beruhigen, doch der Niedergang der CS und die später angekündigte Fusion mit der UBS konnten nicht aufgehalten werden.

Leitzins und Ukraine-Krieg

Der Krieg in der Ukraine, der mit dem Angriff Russlands am 24. Februar 2022 seinen Anfang nahm, beeinträchtigte die reale Wirtschaftstätigkeit in der Schweiz erheblich und trieb die Inflation nach oben. Der Franken wertete sich rasch stark auf, da in den unsicheren Kriegszeiten die Schweizer Währung als sicherer Hafen angesehen wurde. Auch im Zuge des Krieges sah sich die SNB bald gezwungen, den Leitzins zu erhöhen.

Am 22. September 2022 erhöhte die Schweizerische Nationalbank den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf insgesamt 0,5 Prozent. Damit beendete die SNB unter Thomas Jordan die Ära der Negativzinsen. «Es ist nicht auszuschliessen, dass weitere Erhöhungen des SNB-Leitzinses notwendig sein werden, um mittelfristig Preisstabilität zu gewährleisten», schrieb die SNB damals – und sollte mit der Prognose recht behalten.

Schrittweise Erhöhung

Am 15. Dezember erfolgte dann die Erhöhung des Leitzinses von 0,5 auf ein Prozent. Die SNB wollte so dem Inflationsdruck entgegenwirken und eine weitere Teuerung verhindern. Im März 2023 erhöhte die SNB den Leitzins von einem auf 1,5 Prozent. «Die Zinserhöhung war wegen des inflationären Drucks notwendig», sagte Jordan damals an der Medienkonferenz.

Am 22. Juni erfolgte ein weiterer Erhöhungsschritt: SNB-Präsident Thomas Jordan gab eine Erhöhung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent bekannt. Damit setzte die SNB «ein Zeichen gegen die Inflation», die immer noch über dem Ziel von zwei Prozent war. Im Dezember 2023 verlautete die SNB, der Leitzins werde auf 1,75 Prozent belassen. Die SNB hatte weniger Handlungsdruck als die Europäische Zentralbank, da die Inflationsrate bei 1,6 Prozent gegenüber 5,3 Prozent in der EU lag.

Kritik an Zinspolitik

Ob tiefer oder höherer Leitzins: Die SNB sah sich stets mit Kritik konfrontiert. Lange Zeit war nirgendwo sonst der Leitzins so tief im Minus wie in der Schweiz mit minus 0,75 Prozent. So monierten die Banken im Jahr 2019, der Schaden der Negativzinsen würde den Nutzen überwiegen. Jordan stellte dies nicht in Absprache, betonte jedoch, dass es wichtiger sei, die Preisentwicklung zu stabilisieren und die Wirtschaftsaktivität zu unterstützen.

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund hatte 2022 den Entscheid der SNB, den Leitzins in relativ kurzer Zeit mehrfach zu erhöhen, als «zu riskant und nicht nachvollziehbar» kritisiert. Man fragte sich, warum die Nationalbank die Zinsen erhöhe, wenn doch die Inflation schon am Sinken sei. Doch auch hier betonten Jordan und die SNB, das Ziel der Preisstabilität werde höher gewichtet. Ob stur oder nicht, letztlich war die Finanzpolitik Jordans mehrheitlich erfolgreich.

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