Hagel und Frost im April: So sind die Ernteprognosen der Landwirte
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Bauern geben Prognosen ab

Hagel, Frost und Starkregen: Welche Ernte die Landwirte jetzt erwarten

Ehingen / Lesedauer: 4 min

Eigentlich sah es richtig gut aus für die diesjährige Ernte, doch dann kamen Hagel, Frost und Starkregen. Die Auswirkungen sind ganz unterschiedlich.
Veröffentlicht:15.05.2024, 05:00

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Plötzlich hat es im April noch einmal geschneit. Dabei war der März bereits ziemlich warm - laut Deutschem Wetterdienst wieder einmal der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Landwirte der Region hatten bereits mit einer wesentlich früheren Ernte gerechnet. Doch der April brachte Kälte, Schnee und in manchen Teilen Deutschlands sogar Hagel.

„In manchen Regionen hatten wir Schäden durch Hagelschlag“, sagt Hanns Roggenkamp vom Bauernverband Ulm-Ehingen. Er sagt aber auch: „Die Erwartungen sind hoffnungsvoll.“ Trotz der Kälte sei man noch immer 14 Tage früher dran als in normalen Jahren.

Probleme durch nasse Böden, Hagel und Starkregen

Dabei sei die Frühjahrsaussaat teilweise erschwert gewesen. Durch die nassen Böden hätten die Landwirte mit ihren Maschinen nicht immer auf die Felder fahren können, sagt Roggenkamp. Doch das gute Wetter im März habe immer noch dazu geführt, dass sie im Großen und Ganzen gut dastehen würden. So sei man beim Grünfutter zum Teil noch immer früher dran als in den Vorjahren.

Doch auch Starkregen habe manchen Landwirten in diesem Jahr bereits in die Aussaat gepfuscht. In Hanglage sei durch das viele Wasser der Boden erodiert und habe beispielsweise die Maissamen ausgeschwemmt. Die Landwirte hätten dann noch einmal neu säen müssen.

Auch den Raps habe es zumindest in einigen Regionen getroffen. Der Hagel, der vor einigen Wochen von Sigmaringendorf über das Lautertal auf die Laichinger Alb zog, habe dort viele der Rapsblüten zerstört, sagt Roggenkamp. Wie groß der Schaden sei, könne momentan nicht gesagt werden.

Der Frost trifft auch die Erdbeeren

Die kalten Temperaturen im April hat auch Florian Mall auf dem Erdbeerhof Mall in Schwörzkirch zu spüren bekommen, auch wenn sein Hof vom Hagel verschont blieb. „Wir dachten, dass wir früher und mehr ernten können“, sagt er. Schließlich habe er auf dem Hof in diesem Jahr schon im Februar mit den Erdbeeren beginnen können.

Der kalte April beeinträchtigt die Spargelernte nicht.
Der kalte April beeinträchtigt die Spargelernte nicht. (Foto: Pauer)

Doch dann seien die Erntemengen nicht so gestiegen, wie sich die Landwirte das vorher ausgerechnet hatten. Vielmehr habe der Frost dafür gesorgt, dass einige Erdbeerpflanzen eingingen, auch wenn Mall sagt: „Der Schaden war bei uns nicht signifikant.“ Andere Regionen wie etwa rund um Heilbronn habe es stärker getroffen.

Der Frost habe auf den Schwörzkircher Feldern lediglich zu einer späteren Ernte geführt. Den Spargel habe der Temperaturabfall Mitte April nicht getroffen. „Die frühen Sorten haben wir eh in einem Minitunnel“, sagt Mall. Dadurch könne er die erforderlichen Temperaturen besser halten.

Landwirt ist mit den aktuellen Temperaturen zufrieden

„22 Grad sind uns lieber als 28 Grad“, sagt Mall. Die mittleren Temperaturen, wie sie momentan auf dem Thermometer abzulesen seien, seien ideal für Spargel und Erdbeeren. Wenn er auf dieses Jahr blickt, dann zeigt er sich bisher durchaus zufrieden: „Das Gesamtwetter ist aus ackerbaulicher Sicht nicht schlecht“, sagt Mall. Es sei feucht und nicht zu heiß.

 Die Erdbeeren sind in diesem Jahr nur minimal vom Frost betroffen.
Die Erdbeeren sind in diesem Jahr nur minimal vom Frost betroffen. (Foto: Pauer)

Dass das aber nicht immer so sein wird, dessen ist sich Mall bewusst. In Zukunft müssten sich die Landwirte mehr auf Wetterextreme einstellen, sagt er - nicht nur auf extreme Kälte sondern besonders auf Hitze. Bei den Erdbeeren sei das zum Beispiel durch Nebelanlagen in den Folienhäusern möglich. Durch die Wasserkühlung könne die Umgebungstemperatur der Pflanzen im Folienhaus dann an heißen Tagen runtergekühlt werden.

Starkregen schwemmt den Boden aus

Gegen durch Starkregen verursachte Bodenerosionen könne man sich nur bedingt schützen, sagt Hanns Roggenkamp. Auf bestimmte Pflanzenarten zu setzen, helfe nicht. Vielmehr liege da das Geheimnis in der Bodenbearbeitung. Die Landwirte würden schon immer darauf schauen, dass sie so wenig wie möglich den Boden bearbeiten müssten - also wenig Pflügen oder Grubbern.

Denn dadurch werde der Boden zu sehr gelockert. Die Wurzeln von Pflanzen der vergangenen Jahre, die das Erdreich zusammenhalten, würden zerstört. Der Regen habe ein leichteres Spiel, die kostbare Erde wegzuschwemmen. Aus diesem Grund würden die Landwirte eigentlich Pflanzenschutzmittel einsetzen.

Landwirte müssen den Boden mechanisch bearbeiten

Doch immer mehr würden „rechtlich abhanden kommen“, wie Roggenkamp es nennt - sind also vom Gesetzgeber verboten worden. Deshalb müssten die Landwirte nun wieder vermehrt auf die mechanische Bodenbearbeitung setzen und damit wieder mehr Bodenerosion riskieren. „Der Boden ist unser Kapital“, sagt Roggenkamp. „Da versucht jeder, so achtsam wie möglich mit umzugehen.“ Schließlich wolle niemand, dass der kostbare Boden in der Kanalisation landet.

Wie die diesjährige Ernte ausfallen wird, das sei bisher nicht absehbar, sagt der Landwirt. In der kommenden Zeit sei wieder Starkregen angesagt. Grundsätzlich seien momentan jedoch Wettervorhersagen aufgrund der Wetterlage eher schwer zu treffen. Auch wenn er weiterhin hoffnungsvoll gestimmt ist. „Wir müssen schauen, was passiert“, sagt er. Denn aktuell stehe man „im Großen und Ganzen“ ganz gut da.