Glücksspiel auf der Klaviatur: Der Achimer Musiker Till Simon veröffentlicht neues Album „Alles auf Rot“
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Glücksspiel auf der Klaviatur: Der Achimer Musiker Till Simon veröffentlicht neues Album „Alles auf Rot“

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Der Klang des Klaviers spielt in dem neuen Album „Alles auf Rot“ von Till Simon eine besondere Rolle.
Der Klang des Klaviers spielt in dem neuen Album „Alles auf Rot“ von Till Simon eine besondere Rolle. © Bartz

Der Achimer Musiker Till Simon hat seine Arbeit im Studio beendet: Im Mai erscheint sein neues Album „Alles auf Rot“.

Achim – „Rouge ou noir“ (auf deutsch: Rot oder Schwarz) – wenn Till Simon auf eine Farbe setzen würde, dann auf Rot. Weil er selbst rothaarig ist, sich dazu bekennt – auch in seiner Musik. „Alles auf Rot“ heißt deshalb auch das neue Album des Achimer Musikers, das im Mai erscheinen wird.

In dem namensgebenden Song betrachtet er das Leben als Glücksspielanalogie. Auf Zahlen, sagt er, würde er nicht setzen, zu groß sei die Wahrscheinlichkeit, die Falsche zu wählen. Deshalb setzt er lieber auf die eigene Farbe.

„Ich bin auf eine Art besessen, ich kann ohne Musik nicht sein“, sagt Till Simon. „Geschichten, Songs zu entwickeln, ist eines meiner größten Freudenspender.“ Diese „wachsen“ in seinen digitalen Notizzetteln. Darin hält er alles fest, „was mir einfällt, was ich beobachte. Sätze, die eine gewisse Metaebene in sich tragen, sind mir die Liebsten“.

Daraus entwickele er kleine Geschichten: „Der Song entsteht aus der Spielerei.“ Mit ein Grund, warum er keine Auftragsarbeiten macht, denn er arbeitet ab, was ihm einfällt. „Ich mache das, was ich kann, was mir aus den Fingern, Mund, Kopf kommt.“

Und so geht der 52-Jährige neue Wege auf seinem fünften Album, das er im Ottersberger Studio Hire von Christian Mayntz aufgenommen hat. Das erste Mal wird es ein rein digitales Release werden, es wird also keine CD geben. Simon sieht Streamingdienste weniger kritisch als andere Musiker. „Es ist einfach alles da, du kannst die Songs und Alben direkt anhören.“

Aber auch musikalisch hat er sich verändert, betont der Künstler. Früher habe er viel mit dem Cello gearbeitet. Seine Songs waren romantisch, melancholisch. „Damit habe ich abgeschlossen“, sagt er. Als lockerer, leichter, souliger und frischer beschreibt er seinen neuen musikalischen Weg, den das Saxofon von Richard Schöttl mit prägt. Als Zeichen für diese Veränderung sieht er das Lied „Die Endlichkeit“, ein kleiner Blues, dessen Text er aus dem Leben gezogen habe. Er ist der erste Song des neuen Albums, das er live auf dem „Studio Hire Festival“ gespielt hat. Etwas aus dem Rahmen falle auch das Stück „Was wiegt die Welt“ – eine rockige Nummer, die die Frage nach der heutigen Zeit stelle und ihre Veränderungen thematisiere.

Simon spielt mit den Gegensätzen, etwa im Song „Sonne“, in dem es um den Regen geht, um die Gefühlswelt, die er auslöst und darum, dass er nur auszuhalten sei, weil die Sonne wieder scheinen wird. Der Künstler erklärt, er habe den Zustand der Prokrastination vertont und behandelt im Song „13 Geister“ die Ängste, die Menschen begleiten und immer da sind. Das Leben aber gehe dennoch weiter.

Das Lied „Wenn es Stille regnet“ hat er einem verstorbenen Kollegen gewidmet. Es geht darin um das Leben und darum, es auszukosten. Es zählt wie die Ballade „Vereint“ für ihn zu den berührendsten Stücken des Albums, auf dem Sängerin Anne Schröder die Backings singt.

Da schimmert auch wieder die Melancholie durch. „Ich liebe die Melancholie und brauche zwischendurch dieses Moment“, erklärt Simon. Allerdings sei es ihm wichtig, die Zuhörenden nicht der Traurigkeit zu überlassen. „Ich neige stattdessen zur hoffnungsvollen Auflösung.“

Was es ebenfalls auf dem Album zu hören gibt, ist das Klavier. Bereits auf dem Vorgängeralbum „Maximal Till“ hatte er drei Klavierstücke. „Vielleicht ist es eine Reminiszenz“, überlegt er. Das Klavier sei das erste Instrument gewesen, das er als Kind gespielt hat, neben Orgel, Gitarre und später Schlagzeug, das er in seiner Musikschule unterrichtet.

Diese ist zugleich sein Zentrum, in dem er sich den ganzen Tag aufhält. „Ich verbringe meine Zeit in der Musik.“ Dort habe er auch alles da, um seine Songs komplett selber zu komponieren, was ihn nicht immer zufriedenstelle: „Die Stücke verändern sich im Studio, mit Kollegen wird man ein Teil von etwas, jeder bringt sein Timbre, seinen Sound mit.“ Seine Alben plane er nicht: „Sie sind dann fertig, wenn ich acht bis zwölf Stücke habe, die ich gerne spiele. Die Lust zum Livespielen muss dabei sein.“

Info: Zu hören ist Musiker Till Simon am Freitag, 26. Juli, im Haus am Walde in Bremen, am Donnerstag, 1. August, im Sandhorster Krug in Aurich und Samstag, 10. August, auf dem Weinfest in Lilienthal.

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