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Polizei bringt Schützen von Prag mit Mord an Mann und Säugling in Verbindung

14 Tote nach Schüssen an Prager Universität – Schütze soll Vater getötet haben

Nach der Schusswaffenattacke an der Prager Karls-Universität mit 14 Toten und vielen Verletzten sucht die Polizei nach einem Motiv für die Tat. Ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren sei eingeleitet worden, um die Umstände aufzuklären, sagte die zuständige Staatsanwältin.

Quelle: WELT TV

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Bei einem bewaffneten Angriff an der Karls-Universität im Zentrum von Prag sind mindestens 14 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Vor dem Angriff hatte der Schütze offenbar seinen Vater ermordet – und auch für einen Doppelmord vor einer Woche könnte er laut Polizei verantwortlich gewesen sein.

Nach der Schusswaffenattacke an der Prager Karls-Universität mit 14 Toten und vielen Verletzten sucht die Polizei nach einem Motiv für die Tat. Ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren sei eingeleitet worden, um die Umstände aufzuklären, sagte die zuständige Staatsanwältin Lenka Bradacova. Auch der mutmaßliche Schütze ist tot. Unklar war noch, ob sich der Student selbst richtete oder von der Polizei unschädlich gemacht wurde. Aufklärung sollte die Obduktion der Leiche ergeben.

Der junge Mann hatte am Donnerstagnachmittag im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität das Feuer eröffnet. Es wurden 25 Menschen im Kugelhagel verletzt, davon zehn schwer bis lebensgefährlich. Sie wurden in verschiedene Krankenhäuser der tschechischen Hauptstadt gebracht. Das tschechische Fernsehen CT berichtete unter Berufung auf die verschiedenen Krankenhäuser, dass die Verletzten in einem stabilisierten Zustand seien. Manche erlitten demnach Durchschüsse im Kopf- oder Brustbereich oder an den Extremitäten. „Es ist ein Schock – niemand von uns hätte damit gerechnet, dass so etwas passieren kann“, sagte eine Krankenhaussprecherin.

Polizisten auf dem Dach des Gebäudes der Philosophischen Fakultät
Polizisten auf dem Dach des Gebäudes der Philosophischen Fakultät
Quelle: dpa/Šimánek Vít

Vor der Bluttat soll der Schütze bereits seinen Vater in dessen Haus in der Gemeinde Hostoun westlich von Prag ermordet haben. Unter den Verletzten sind drei Ausländer, sagte Innenminister Vit Rakusan. Es handelt sich um zwei Menschen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und einen niederländischen Staatsbürger. Bisher seien 13 der Toten identifiziert worden, sagte er.

Was ist das Motiv?

Über ein mögliches Motiv herrscht bisher Unklarheit. Eine Hypothese der Ermittler lautet nach Aussage des Polizeipräsidenten Martin Vondrasek, dass der 24-Jährige auch für einen Doppelmord vor einer Woche verantwortlich gewesen sein könnte. Ein Vater und dessen Tochter im frühen Säuglingsalter waren scheinbar grundlos in einem Waldstück am Prager Stadtrand erschossen worden. Der Fall hatte in Tschechien für Entsetzen gesorgt. Rakusan teilte ferner mit, dass der Schütze seine Waffen legal besessen habe. Es hätten keine Vorstrafen bestanden.

Es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, betonte Regierungschef Petr Fiala nun. Das liberalkonservative Kabinett kam am späten Donnerstagabend in Prag zu einer Krisensitzung zusammen, an der auch Präsident Petr Pavel teilnahm. Für den 23. Dezember wurde im ganzen Land eine eintägige Staatstrauer ausgerufen. Pavel hatte einen Besuch in Frankreich abgebrochen, um zurück nach Prag zu eilen.

Man gehe davon aus, dass es sich um einen Studenten der Hochschule handele, der kurz zuvor seinen Vater ermordet habe und deswegen gesucht worden sei. Die formelle Identifikation stehe aber noch aus. Der mutmaßliche Täter habe sich wahrscheinlich von Amokläufen im Ausland inspirieren lassen.

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Quelle: dpa Infografik, Infografik WELT

Eingreiftruppe war nach zwölf Minuten am Tatort

Die Polizei durchsuchte das Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät, wo der Schütze zu einer Vorlesung erwartet wurde. Er ging jedoch in ein anderes Gebäude der Fakultät in der Nähe. Gegen 15 Uhr habe es erste Informationen über Schüsse gegeben, die schnelle Eingreiftruppe sei innerhalb von zwölf Minuten vor Ort gewesen.

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Kurz darauf sei der regungslose Körper des Schützen gefunden worden. Unbestätigten Informationen zufolge hat er sich selbst getötet. Polizeichef Vondrasek sagte mit Verweis auf eine Untersuchung in Onlinenetzwerken, der Täter habe sich von einem „ähnlichen Fall“ in diesem Herbst in Russland inspirieren lassen. Derzeit gebe es keine Anhaltspunkte für eine weiter drohende Gefahr.

Mehrere Menschen versteckten sich auf einer Außenfassade
Mehrere Menschen versteckten sich auf einer Außenfassade
Quelle: Ivo Havranek via REUTERS

Vondrasek Angaben zufolge wurden bei dem Einsatz keine Beamten verletzt. Die Polizei evakuierte das Gebäude und nutzte eine Konzerthalle auf der anderen Straßenseite als temporären Zufluchtsort für die Evakuierten.

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Kurz nach dem Angriff hatten die Beamten die Menschen aufgerufen, die Gegend weiträumig zu meiden. Anwohner sollten nicht aus dem Haus gehen. Auf Fotos war zu sehen, wie Studenten das Universitätsgebäude mit erhobenen Armen verlassen.

Von der Leyen reagiert schockiert

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte entsetzt auf die Nachrichten. „Ich bin schockiert über die sinnlose Gewalt, die heute mehrere Menschenleben in Prag gefordert hat“, erklärte sie bei X und drückte ihr Beileid aus. Von „erschütternden Nachrichten“ schrieb Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf X: „Der Anschlag mitten in Prag trifft Europa im Herzen. Wir sind in Trauer.“

An der Fakultät wurden Kerzen angezündet
An der Fakultät wurden Kerzen angezündet
Quelle: picture alliance/CTK/Ondrej Deml

Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb, die „schrecklichen Nachrichten aus Prag“ hätten ihn „tief bestürzt“. Die Karls-Universität wurde 1348 gegründet und zählt damit zu den ältesten europäischen Universitäten. Sie hat insgesamt rund 49.500 Studentinnen und Studenten. Davon studieren rund 8000 an der Philosophischen Fakultät, an der Fächer wie Germanistik, Slawistik und Geschichtswissenschaft gelehrt werden.

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Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

AFP/AP/Reuters/dpa/ll/gub/con/wolf/coh

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