Judy Winter: „Mich werden sie von der Bühne tragen“ VG Wort
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Judy Winter zum 80. Geburtstag

„Mich werden sie mit den Füßen zuerst von der Bühne tragen“

Schauspielerin Judy Winter in ihrer Charlottenburger Altbauwohnung zwischen vielen Erinnerungen an Freunde und Kollegen
Schauspielerin Judy Winter in ihrer Charlottenburger Altbauwohnung zwischen vielen Erinnerungen an Freunde und Kollegen Foto: Christian Lohse

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Im Entree ihrer Altbauwohnung stehen Fotos verstorbener Freunde wie Harald Juhnke und Klaus Wowereits Mann, Jörn Kubicki. Liebevoll streicht Judy Winter über die Silberrahmen. Die Grand Dame von Bühne und Film empfängt die B.Z. anlässlich ihres 80. Geburtstags am 4. Januar 2024.

B.Z.: Wie fühlt sich die Zahl 80 an?

Judy Winter: Ich kann‘s wirklich nicht glauben. Aber ich kann doch froh sein, dass ich so alt bin und noch verhältnismäßig fit dabei. Ich kann nicht mehr so schnell laufen, aber ich drehe noch, ich synchronisiere noch.

Wie werden Sie Ihren 80. Geburtstag verbringen?

Am Meer mit meinem Sohn und seinem zauberhaften Boston-Terrier. Ich hatte immer Schäferhunde, aber dieses süße Vieh hat es mir angetan.

Sehen Sie die Dinge jetzt im Alter anders als früher?

Man konzentriert sich mehr auf wichtige Dinge wie Freundschaft und Liebe, Frieden und natürlich Gesundheit. Damit geht man in jüngeren Jahren oberflächlicher um, man setzt andere Prioritäten, schaut wie man mit einer Rolle oder dem Regisseur zurechtkommt. Nein, Freundschaft ist wirklich das Wichtigste.

In „Marlene“ stand Judy Winter über 600 Mal auf der Bühne des Renaissance Theaters
In „Marlene“ stand Judy Winter über 600 Mal auf der Bühne des Renaissance Theaters Foto: lf/rf . .

Sie hatten mit „Marlene“ einen Riesenerfolg. Würden Sie heute nochmal Theater machen?

Es kommt auf das Stück an, man steht ja nicht allein auf der Bühne.

Haben Sie „Marlene“, gespielt von einem Mann, schon gesehen?

Nein, möchte ich auch nicht.

Sie spielen seit mehreren Jahren im Quotenhit ,Familie Bundschuh‘ die Schwiegermutter Susanne.

Wir drehen vom Frühjahr bis zum Sommer drei weitere Folgen. Jetzt fängt Susanne endlich wieder an zu saufen, das macht so einen Spaß, das zu spielen.

Was machen Sie, um sich so fit zu halten?

Ehrlich gesagt, nicht viel. Ich steige weder die vier Etagen in meine Wohnung, noch jogge ich. Allerdings habe ich vor 17 Jahren mit dem Rauchen aufgehört. Ich habe vier Packungen Roth-Händle oder Gauloises am Tag geraucht. Aber immer, wenn es mir besonders gut geht, möchte ich eine rauchen. Da muss ich mich sehr beherrschen, denn ich habe immer Zigaretten im Haus.

Blickt man bei so einem Geburtstag auch auf verpasste Chancen zurück?

Ja, ich hatte mit meinem Mann Rolf Kühn eine Vereinbarung, dass wir uns nie länger als zwei Wochen trennen. Dann gab es eine Zeit, als mich die Franzosen so wie Romy Schneider aufbauen. Doch dann hätte ich sechs oder acht Wochen drehen müssen und Rolf konnte nicht weg aus Berlin, weil er dirigiert hat. Also habe ich es ausgeschlagen. Heute sage ich: Wirklich blöd, die Chance kriegt man nie wieder.

Judy Winter im Gespräch mit B.Z.-Redakteurin Claudia von Duehren
Judy Winter im Gespräch mit B.Z.-Redakteurin Claudia von Duehren Foto: Christian Lohse

Rente war für Sie nie ein Thema?

Um Gottes Willen. Ich war ein Mensch, der nie gespart hat, deshalb muss ich auch arbeiten. Das Gefühl, dass die Leute einen noch wollen, ist doch großartig. Mich werden sie mit den Füßen zuerst von der Bühne tragen müssen und aus meiner Wohnung auch.

Themen: Jörn Kubicki Judy Winter Romy Schneider