Gegen einen Film, der vom Versuch erz�hlt, sich nach vielen Entt�uschungen wieder einzulassen auf die Liebe, und der dabei nicht nach den �berstrapazierten Regeln der Romantic Comedy verf�hrt, ist nichts einzuwenden. Doch „Schlaflos in Oldenburg“ bekommt die Kurve zum ernsthaften Liebesfilm nicht. Und auch als Kom�die funktioniert der Film nur bedingt. Trotz Suzanne von Borsody, Hannes Jaenicke und trotz "Eyecatcher" Erika Marozs�n!
Foto: NDR / Stefan ErhardGute Songs, gutes Paar, aber der Genre-Mix stimmt nicht. Jaenicke & von Borsody
Lis Praetorius, Anfang 50, ist Kommunikationstrainerin. Anderen hilft sie wunderbar, aber im eigenen Leben kann sie von ihrem beruflichen Wissen nicht profitieren: Frisch das zweite Mal geschieden, hat sie von M�nnern erst mal wieder die Nase voll. Und dann steht auf einmal Jan vor ihr, ein Drei-Sterne-Koch, der in der Kantine des Stadtarchivs eine lockere Kugel schiebt. Alle lieben ihn – und auch die Frau, die hier zwischen leidenschaftlichen Archivaren und gestrengen Buchhaltern vermitteln muss, ist in der Mittagspause beim Essenfassen immer besonders gut gelaunt. Und eines Abends steht jener Jan vor ihrer T�r und will f�r sie kochen. Wer so gut kocht, hat sicher auch andere Qualit�ten, doch die m�chte Lis zun�chst nicht erproben. Derweil baggert Jan h�chst charmant weiter und h�lt gleichzeitig die Stadtarchivbuchhalterin Andrea, mit der er seit langem eine lockere Aff�re hat, auf Distanz. Und irgendwann gibt Liz sich geschlagen. Dieser Mann k�nnte doch was f�r sie sein!
Foto: NDR / Stefan ErhardDer Drei-Sterne-Koch versauert in der Kantine des Stadt-Archivs. Hannes Jaenicke
Gegen einen Film, der von dem Versuch erz�hlt, sich nach vielen Entt�uschungen wieder einzulassen auf die Liebe, und der dabei nicht nach den �berstrapazierten Regeln der Romantic Comedy verf�hrt, ist zun�chst nichts einzuwenden. Wenn es in Filmen um Liebe geht, werden stets die Wunschbilder der Romantik bem�ht. Erwachsene Beziehungen, bei denen die Partner die Verletzungen eines ganzen Lebens mitschleppen, sind auch im Fernsehen eine Seltenheit. Auch „Schlaflos in Oldenburg“ bekommt die Kurve zum ernsthaften Liebesfilm letztendlich nicht. Aber auch als Kom�die funktioniert der Film nur sehr bedingt. „70 Prozent der Kommunikation ist K�rpersprache“, wei� Lis Praetorius. 70 Prozent eines Films ist Filmsprache inklusive Dramaturgie: der Film von Johannes Fabrick versucht, dar�ber hinwegzut�uschen mit einem pl�tschernden Erz�hlrhythmus anstatt eines stimmigen Realismus-Konzepts. Es gibt sch�ne Szenen: wenn die auf K�rpersprache geeichte Kommunikationsexpertin kurz vorm Verhaltens-Blackout steht oder wenn sich die beiden Alleinschl�fer das erste Mal sch�chtern das Bett teilen. Suzanne von Borsody und Hannes Jaenicke wissen, welche Karte sie spielen m�ssen, damit man ihnen gerne folgt.
Soundtrack: u.a. Chris Isaak ("Cool Love"), Bruce Springsteen ("Magic"), Sophie Zelmani ("Wait for cry" / "Shades"), Everythung but the Girl ("Love is strange" / "I didn't know I was looking for love"), Art Garfunkel ("Daydream"), Joy Flemming ("Ein Lied kann eine Br�cke sein"), The Divine Comedy ("Everybody knows"), Andrew Bird ("Fiery Crash"), Foo Fighters ("Miracle"), KT Tunstall ("Miniature Disasters"), Sarah Connor ("Sexual Healing")
Sich treiben lassen ohne Ziel – das ist das, was die Frau vom Mann in „Schlaflos in Oldenburg“ lernen kann. Dieses angedeutete Charakter-Motiv wird leider nicht konsequent im Film ausgespielt. Stattdessen hat Autorin Katrin Ammon (es gibt sie wirklich, sonst h�tte man gedacht, Doris Heinze h�tte hier noch einmal nachgelegt!) dieses Prinzip zum Erz�hlprinzip gemacht – was dem Ganzen etwas Beliebiges und Banales gibt. Da kann auch Johannes Fabrick nichts retten. Gegen Ende dann die �blichen Klischees: jedes T�pfchen kriegt sein Deckelchen. Das st�rt nicht weiter, da „Schlaflos in Oldenburg“ mit seiner w�sten Tonlagen-Mixtur aus Realismus, Romantik und Kom�die einfach nicht stimmt. Einen durchg�ngigen Stil entwickelt der Film allein beim Soundtrack, der bestes Independent-Songwriting bietet, und f�r M�nner gibt es noch einen Lichtblick: Erika Marozs�n, die Sch�ne aus „Gloomy Sunday“.
Foto: NDR / Stefan ErhardTrink noch eene mit... Der Koch verweigert den Schlaftrunk. Jaenicke & Marozs�n
Rainer Tittelbach arbeitet als TV-Kritiker & Medienjournalist. Er war 25 Jahre Grimme-Juror, ist FSF-Pr�fer und betreibt seit 2009 tittelbach.tv. Mehr
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