Weltpremiere von „Ku'damm '59“: Man möchte nicht aufhören zuzuhören!

Berliner Hit-Musical

Weltpremiere von „Ku’damm 59“: Man möchte gar nicht aufhören, zuzuhören!

1600 Gäste durften im Berliner Theater des Westens eine Pop-Show für die ganze Familie genießen. „Ku’damm 59“ ist DER neue Bühnen-Hit!

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„Ku’damm 59“, die Schöllack-Frauen (v.l.): Isabel Waltsgott (Eva), Katja Uhlig (Caterina), Celina dos Santos (Monika), Pamina Lenn (Helga)
„Ku’damm 59“, die Schöllack-Frauen (v.l.): Isabel Waltsgott (Eva), Katja Uhlig (Caterina), Celina dos Santos (Monika), Pamina Lenn (Helga)sunstroem/Theater des Westens

Dass 1600 erwachsene Musical-Fans aus dem Häuschen sind, austicken und kreischen wie rallige Teenager, schafft zurzeit nur das Theater des Westens (TdW) in Berlin. Dort ging am Sonntagabend die Weltpremiere von „Ku’damm 59“ über die Bühne. Eine Pop-Show für Genießer. Fast möchte man sagen: gute alte Zeit!

Das Stück mit der Musik der beiden neuen TdW-Intendanten Peter Plate und Ulf Leo Sommer (Rosenstolz) und Texten von Annette Hess ist die Fortsetzung von „Ku’damm 56“ – und die Adaption der gleichnamigen mehrfach ausgezeichneten ZDF-Fernsehserie. „Ku’damm 56“ lief mit einem derart überraschenden Erfolg (bisher mehr als 500.000 Zuschauer), dass das Trio jetzt noch mal nachlegte. Auf eigene Kosten. Aber wurscht, wenn es in Berlin nicht looft, dann eben in Japan oder sonst wo auf der Welt. Das Ausland wird sich um dieses Hit-Musical aus und über Berlin reißen.

Szene aus „Ku’damm 59“ im Theater des Westens
Szene aus „Ku’damm 59“ im Theater des Westenssunstroem/Theater des Westens

Erzählt wird die Geschichte von drei starken jungen Frauen und ihrer kalten, strengen Mutter in der Wirtschaftswunderzeit, von ihren Träumen, Sehnsüchten und ersten sexuellen Erfahrungen. Schauplatz ist die Tanzschule der Familie, die sich am Kurfürstendamm in Berlin befindet. 

„Ku’damm 59“ mit hitverdächtigen Songs

Die Inszenierung von Christoph Drewitz zeigt die verklemmte Spießigkeit dieser Nachkriegsjahre und ihre phantomschmerzartigen Rückfälle in die Nazizeit immer wieder mal ganz gut, und sie punktet mit starken Frauenrollen, eingängigen Songs und herausragenden Stimmen. Drei oder vier Nummern weniger hätten der Story – wir reden hier über ein Musical und nicht über einen Liederabend – sicher mehr Luft zum Atmen gegeben. Aber das sagt sich so leicht. Ein Song-Juwel nach dem anderen reiht sich wie auf einer Perlenschnur aneinander. Man möchte gar nicht aufhören, zuzuhören.

„Ku’damm 59“-Hauptdarstellerin Celina dos Santos fesselte mit ihrer Darbietung den Saal.
„Ku’damm 59“-Hauptdarstellerin Celina dos Santos fesselte mit ihrer Darbietung den Saal.Futureimage/imago

Besonders berührend und hitverdächtig sind „Frühling in Berlin“, „Marie läuft Amok“ und die Schlussnummer „Liebmichallee“.  Zu den großen Stimmen des Abends gehören Katja Uhlig als Mutter Caterina Schöllack und natürlich Celina dos Santos als deren unangepasste Tochter Monika – sie ist eine echte Entdeckung. Mit ihrem glockenhellen Timbre, ihrer trotzigen Verletzlichkeit und ihrem einfühlsamen Spiel fesselte Celina dos Santos am Sonntag den Saal, bis in die umjubelte Zugabe rein. Ein Abend mit Herz, Seele und viel Talent, der auch die Prominenz verzückte, darunter Maria Furtwängler, Katy Karrenbauer, Natalia Wörner, Daniela Ziegler, Jannik Schümann, Detlev Buck, Georg Preuße, Max Raabe, Katja Ebstein und Susan Sideropoulos.

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) schwärmte gegenüber dem KURIER: „Supertolle Stimmen, starke Charaktere, eine tolle Handlung und vor allen Dingen starke Frauen, die sich behaupten und die für ihr freies Leben kämpfen und denen, die das verhindern wollen, ganz klar die Rote Karte zeigen. Das sind die Vorkämpferinnen für Gleichberechtigung damals gewesen, denen wir heute dankbar sein können.“

Prominenz schwärmt von „Ku’damm 59“

Gleich nebenan stand die Entertainerin Kim Fisher. Sie sagte: „Ich kann noch gar nicht sprechen, weil ich richtig glücklich bin. Jede Sekunde war großartig, überwältigend, ganz besonders.“ Der Schauspieler Wolfgang Bahro ergänzte: „Ich habe den Film gesehen und muss sagen, das haben die total super umgesetzt, auch die ganze Problematik damals, das Frauenbild der 50er-Jahre und was daraus entstanden ist. Wirklich klasse.“

Die Schauspielerinnen Maria Furtwängler (l.) und Natalia Wörner mit einem Freudentänzchen auf dem roten Teppich bei der Premiere von „Ku’damm 59“ in Berlin.
Die Schauspielerinnen Maria Furtwängler (l.) und Natalia Wörner mit einem Freudentänzchen auf dem roten Teppich bei der Premiere von „Ku’damm 59“ in Berlin.Futureimage/imago

Für die Fernsehmoderatorin Vera Int-Veen (mit Ehefrau Obi im TdW) war vor allem die Nähe zu den Darstellern ein Hochgenuss. Dem KURIER sagte sie: „Ich saß in Reihe vier wie ein kleines Kind und freute mich. Es ist so bezaubernd, so liebevoll, so stimmungsvoll und es hat so viel Relevanz, es hat ganz viel Tiefe. Es gibt ein sensationelles Bühnenbild. Ich bin durch und durch ein Mega-Fan.“

Sabin Tambrea, Hauptdarsteller in der TV-Serie, frohlockte: „Wie großartig das von Annette Hess geschrieben wurde, sieht man doch daran, dass es so viele, viele Menschen begeistert.“

„Das Boot“-Star Tom Wlaschiha war ebenfalls hin und weg: „Sensationell gut! Sehr originell, tolle Rhythmen, toll gespielt, toll gesungen. Macht richtig gute Laune!“, sagte der Schauspieler nach der Show. Und die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer schwärmte: „So viel Talent! Wahnsinnig! Es ist so großartig!“

Margot Friedländer lobt „Ku’damm 59“

Natürlich spielte auch die Erinnerung an den Kurfürstendamm bei vielen Gästen des Abends eine Hauptrolle, gerade in einer Zeit, in der die Innenstädte immer mehr veröden. Berlins Ex-Regierender Klaus Wowereit sagte dem KURIER: „Der Kudamm ist der Pracht-Boulevard von ganz Berlin, und er kann sich mit den großen Boulevards auf der ganzen Welt messen. Aber: Es ist in der heutigen Zeit nicht einfach, ein Angebot für alle zu machen. Die Edel-Boutique ist das eine, aber natürlich brauchen wir auch ein Kaufhaus, ein Karstadt oder eben das KaDeWe. Und die müssen erhalten bleiben, das ist ganz wichtig, damit Lebendigkeit da ist. Und was ich mir natürlich auch wünsche, ist, dass es wieder mehr Straßencafés am Kurfürstendamm gibt.“

Produzent Peter Plate, Autorin Annette Hess, Margot Friedländer, Überlebende des Holocaust, und Ulf Leo Sommer, ebenfalls Produzent, kommen zur Premiere von  „Ku’damm 59 – Das Musical“ ins Theater des Westens (v.l.).
Produzent Peter Plate, Autorin Annette Hess, Margot Friedländer, Überlebende des Holocaust, und Ulf Leo Sommer, ebenfalls Produzent, kommen zur Premiere von „Ku’damm 59 – Das Musical“ ins Theater des Westens (v.l.).Christoph Soeder/dpa

Entertainer Julian F.M. Stoeckel versicherte: „Ich als die Zsa Zsa Gabor von West-Berlin liebe den Kurfürstendamm, und ich bin überzeugt, der Kurfürstendamm ist und bleibt der Mittelpunkt von Berlin mit den schönsten Geschäften. Und wenn ich manchmal nichts zu tun habe oder mich frage, was machst du heute, dann gehe ich einfach den Kudamm rauf und runter und schaue in die Geschäfte und liebe dieses Treiben, was man am Kudamm so vorfindet.“

„Ich gehe immer noch ganz gern auf den Kudamm, weil es da einen schönen Apple-Store gibt“, erklärte Dragqueen Sheila Wolf. „Ich gehe auch immer noch in die Kudamm-Theater. Natürlich ist der Kudamm nicht mehr die Shopping-Meile, die er mal war. Inzwischen muss er sich breiter aufstellen. Aber ich find’s da immer noch geil.“

Schrillkönigin Micaela Schäfer sagte: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, woanders zu wohnen als am Kudamm. Das hat einfach noch Stil, das hat Eleganz, das hat Kultur. Und ich finde es ganz traurig, dass der Kudamm ab 20 Uhr quasi leer ist.“

Wie gut, dass er sich jetzt wieder jeden Abend im Theater des Westens mit prallem Leben füllt. Also nichts wie hin!

Karten für „Ku’damm 59 – Das Musical“ gibt es ab 49,99 Euro im KURIER-Ticketshop. ■