Floriane Daniel spielt in "Liebe am Fjord: Das Meer der Frauen" (Fr., 01.04., 20.15 Uhr, ARD)
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Liebe ohne Männer Floriane Daniel spielt in "Liebe am Fjord: Das Meer der Frauen" (Fr., 01.04., 20.15 Uhr, ARD)

Ist das Genre des Melodrams aus dem Hause ARD Degeto doch noch zu retten? In "Liebe am Fjord: Das Meer der Frauen" spielt Floriane Daniel die große Schwester in einem Liebesfilm fast ohne Männer.
10.03.2011, 00:00 Uhr
Lesedauer: 6 Min
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Von Eric Leimann

Ist das Genre des Melodrams aus dem Hause ARD Degeto doch noch zu retten? In "Liebe am Fjord: Das Meer der Frauen" spielt Floriane Daniel die große Schwester in einem Liebesfilm fast ohne Männer.

Mit 25 Jahren schaffte sie den Durchbruch in knalligem Rot. Im Tom Tykwer-Film "Winterschläfer" beeindruckte Floriane Daniel als verführerische Freundin von Heino Ferch mit einem der beeindruckendsten Dekolletees der deutschen Filmgeschichte. Die ganz große Karriere blieb für die 1971 in Berlin zur Welt gekommene Schauspielerin zwar aus, dennoch erledigt sie in vielen Filmen unterschiedlicher Genres seit 15 Jahren "ihren Job". Worauf die Mutter einer achtjährigen Tochter durchaus stolz ist. In der viel gelobten SAT.1-Serie "Der letzte Bulle" spielte sie in Staffel eins die Ex-Frau von Koma-Polizist Henning Baum. Auch das dicht inszenierte ARD-Melodram "Liebe am Fjord: Das Meer der Frauen" kann sich sehen lassen. Dort ist Floriane Daniel als große Schwester in einem Liebesfilm fast ohne Männer zu sehen.

teleschau: Frau Daniel, Gratulation zu einer Schmonzette ohne männliche Hauptfigur! Wussten Sie, dass es 65 Minuten dauert, bevor in "Das Meer der Frauen" der erste ernsthafte Dialog mit einem Mann stattfindet?

Floriane Daniel: Nein, aber das Drehbuch war großartig zu lesen. Offenbar hat man auch innerhalb dieses Genres erkannt, dass Liebe nicht gleichbedeutend mit der romantischen Liebe zwischen Mann und Frau ist. Ich habe erst gar nicht gemerkt, dass fast keine Männer im Buch vorkommen. Aber ich würde den Film selbst gucken, weil es um Dinge geht, die auch mich emotional interessieren. Hier ist es die gestörte Liebe zwischen zwei Schwestern und die zu einer Teenagertochter.

teleschau: Dinge, die Sie gut nachvollziehen konnten, weil Sie aus einer Familie mit sieben Kindern kommen und auch eine Tochter haben?

Floriane Daniel: Man bekommt in einer großen Familie zumindest mit, welch unterschiedliche Facetten die Liebe zu Menschen, die einem nahe sind, haben kann. In unserem Film geht es um zwei Schwestern, die ein großes Problem aus der Vergangenheit mit sich herumschleppen. Ich bin davon überzeugt, dass man - egal was vorgefallen ist - Geschwister oder enge Freunde immer in seinem Herzen trägt. Man kann sie nicht einfach streichen. Eine Liebe oder zumindest eine Sehnsucht bleibt immer zurück.

teleschau: Sie sind die Älteste von sieben Geschwistern. Verteilt sich die Liebe in einer solchen Familie anders, als wenn man - wie in der deutschen Standardfamilie - gar keine oder nur wenige Geschwister hat?

Floriane Daniel: Das Verhältnis zu meinen Geschwistern ist sehr unterschiedlich. Einige standen mir schon früher sehr nahe, andere musste ich erst später kennenlernen. Ich bin ausgezogen, da war meine jüngste Schwester ein knappes Jahr alt. Eine weitere Schwester war nicht viel älter. Vor acht, neun Jahren habe ich die erst richtig kennengelernt. Da waren die Teeanger, junge Frauen - 15 und 20 Jahre alt.

teleschau: Sie werden in diesem Jahr 40 und spielen die Mutter einer fast erwachsenen Tochter. Muss man sich an solche altersbedingten Rollenwechsel erst gewöhnen?

Floriane Daniel: Ich habe schon einige Mütterrollen gespielt in den letzten Jahren, und bin sehr froh, dass mir dieser Wechsel so gut gelungen ist. Es ist super, wenn es einem möglich ist, in seinem Job natürlich bleiben zu können, nicht auf jung machen zu müssen, wenn man gar nicht mehr so jung ist. Zum Glück habe ich immer gute Rollen angeboten bekommen, die mir genau das ermöglicht haben. Vor zehn Jahren war ich noch die blonde Frau, die den hübschen Kerl abkriegt. Jetzt hatte ich sogar schon mal ein Kind in einer Rolle, das war 21 Jahre alt. Ich finde es schön, wie sich das entwickelt.

teleschau: Sie haben eine achtjährige Tochter. Hat Ihnen das beim Spielen von Mutterrollen geholfen?

Floriane Daniel: Nein, gar nicht. Ich bin quasi schon als Mutter aufgewachsen, weil ich so viele jüngere Geschwister hatte, um die ich mich sehr früh mit kümmerte. Teilweise, weil es die Situation verlangte. Auch, weil ich es gerne machte. Als ich dann selbst Mutter war, kam ich mir gar nicht neu oder anders vor. Ich war sogar schwer beleidigt, als ich vor der Geburt meiner Tochter mal eine Rolle nicht bekommen hatte. Damals wurde mir eine andere Schauspielerin vorgezogen, weil sie bereits Mutter war und die Rolle, wie der Regisseur meinte, besser nachempfinden konnte.

teleschau: Ihr Mann ist Kameramann. Lassen Sie sich gerne von ihm ins Bild setzen?

Floriane Daniel: Wir lernten uns Ende der 90-er bei einem gemeinsamen Film kennen. Es war ein Krimi aus der "Sperling"-Reihe, "Sperling und das große Ehrenwort". Danach arbeiteten wir nur noch einmal zusammen, bei der SAT.1-Komödie "Sind denn allen netten Männer schwul?" - das war kurze Zeit später. Wir genossen das gemeinsame Arbeiten damals. Aber eigentlich ist es besser, wenn einer arbeiten geht und der andere in der Zeit zu Hause ist. Da haben wir beide unserer Tochter gegenüber ein besseres Gefühl.

teleschau: Sie wechseln sich ab mit dem Kind?

Floriane Daniel: Das versuchen wir, aber es klappt nicht immer. Manchmal müssen wir auch beide arbeiten. Wenn wir Glück haben, ist das in den Ferien und unsere Tochter kommt einfach mit. Bei dem Elternteil, bei dem es günstiger ist. Ich habe 26 Folgen einer ARD-Kinderserie gedreht - "Tiere bis unters Dach" heißt die. Eine Staffel ist ausgestrahlt, die zweite kommt. Das war ideal, weil wegen der vielen Kinderdarsteller in den Sommerferien gedreht wurde und meine Tochter einfach mitkommen konnte. Es gab eine tolle Kinderbetreuung und dazu hat sich meine Tochter mit meiner jüngsten Filmtochter angefreundet. Mein Mann dreht häufig Werbespots, lustigerweise öfter für Kinderspielzeug. Da konnte sie immer mitkommen und lärmen, weil da meist kein Dialog aufgenommen wird.

teleschau: Möchte Ihre Tochter auch Schauspielerin werden?

Floriane Daniel: Meine Tochter hat mich einmal ganz ernsthaft daran erinnert, dass ich ihr mal sagte, Kinderarbeit wäre in Deutschland verboten (lacht). Nein, Schauspielerei interessiert sie überhaupt nicht. Sie guckt sich das gerne an und will auch wissen, wie das funktioniert. Aber im Grunde will sie nur, dass ihre Freundin bald fertig ist mit dem Take, damit sie endlich mit ihr spielen geht.

teleschau: Die "Liebe am Fjord"- Filme spielen vor einer atemberaubenden Kulisse. Sind Sie nun Norwegenfan?

Floriane Daniel: Ich war sehr glücklich dort. Auch wenn ich schon in vielen Teilen der Welt gewesen bin - so etwas Schönes habe ich noch nicht gesehen. Ich wäre selbst wohl nie auf die Idee gekommen, nach Norwegen zu fahren. Aber es ist traumhaft. Der einzige Nachteil war, dass viele von der Crew schlecht geschlafen haben, weil es im Sommer rund um die Uhr hell ist. Die mussten dann ihre Fenster mit Folie abkleben und so etwas. Ich habe dieses Problem nicht. Ich kann immer schlafen, egal ob hell oder dunkel (lacht).

teleschau: Beeinflusst die Natur auch das Spielen?

Floriane Daniel: Grundsätzlich hat alles Einfluss, auch wenn man immer versucht, sich voll auf die Szene zu konzentrieren. Aber natürlich spielt es eine Rolle, ob dir gerade die Füße wehtun oder du frierst. Ob du gerade gut gegessen hast, ob du wach bis oder schläfrig. Ob du deinen Partner magst und den Regisseur gut findest. Das Problem ist nur, dass du nicht weißt, wie diese Dinge dein Spiel beeinflussen. Heute hat mir jemand erzählt, dass er nach wenigen Seiten eines Buches mit absoluter Sicherheit sagen kann, ob es von einem Mann oder einer Frau übersetzt wurde. Aber er wusste nicht, woran er das erkennt. Genauso ist es beim Drehen - Einflüsse gibt es von allen Seiten. Aber wie sie genau wirken, das weiß niemand so genau.

teleschau: Für den leichten Freitagabendsendeplatz der ARD hat "Die Liebe am Fjord" eine stark melancholische Grundstimmung. Merkt man so etwas schon beim Drehen?

Floriane Daniel: Der Film hat ganz klar eine Schwere, die ihm aber gut tut. Trotzdem muss ich sagen, dass das Drehen und der fertige Film emotional für mich wenig miteinander zu tun haben. Ich überlege beim Drehen nie, wie der fertige Film später wohl wird. Für mich ist es eine Überraschung. Das ist wie ein neuer Film. Meine Arbeit ist, zum Set zu gehen, das Beste zu geben und gleichzeitig authentisch zu bleiben - das ist die Quintessenz meines Berufes (lacht). Auf den fertigen Film, auf den Schnitt und die Musik beispielsweise, haben wir Schauspieler ohnehin keinen Einfluss.

teleschau: Sie sind seit über 15 Jahren im Geschäft. Verfolgen Sie als Schauspielerin eine Strategie?

Floriane Daniel: Meine Strategie besteht darin, von meinem Beruf leben und eine Familie ernähren zu können. Das gelingt mir seit geraumer Zeit, und darüber bin ich sehr glücklich. Ich setze mich aber nicht zwei Jahre zu Hause hin und warte auf ein Buch, in dem ich mich künstlerisch entfalten kann. Das kann ich im täglichen Leben tun. Es ist aber für jeden Menschen gut und wichtig, eine Strategie zu haben oder vielmehr ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben, ohne sich zu verbeißen, auch wenn die eine oder andere Durststrecke dabei ist. Diese Gefahr besteht immer. Auch Menschen, die in anderen Berufen arbeiten, leben in unsicheren Zeiten, nicht nur Schauspieler. Auch sie entwickeln Strategien für ein gutes Leben.

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