Ungarn: Die Entwicklung vom Königreich der Magyaren bis zum EU-Staat
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Ungarn: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Trotz des extremen Niedrigwassers auf vielen Gewässern erlebte die Flusskreuzfahrt 2018 einen Boom. Die Donau - hier Budapest - lag dabei als Reiseziel knapp hinter dem Rhein
Die ungarische Hauptstadt Budapest an der Donau © picture alliance/dpa | Andrea Warnecke

Ungarn liegt als Binnenstaat zentral in Europa und besteht zum größten Teil aus einer Tiefebene.

  • Der zentraleuropäische Binnenstaat Ungarn wird durch die Donau und eine große, fruchtbare Tiefebene geprägt.
  • Im ungarischen Staatsgebiet lebt heute eine Bevölkerung von rund 9,7 Millionen Menschen, davon knapp ein Fünftel in der Hauptstadt Budapest.
  • Die Geschichte Ungarns ist von der Herrschaft der Magyaren-Fürsten, der Zugehörigkeit zur Wiener Doppelmonarchie sowie von dem durch die Sowjetunion installierten kommunistischen Regime gekennzeichnet.

Budapest – Am 17. August 1000 krönte ein Gesandter des Papstes den magyarischen Fürsten Stephan zum ersten König von Ungarn. Dieser ging als Stephan I der Heilige in die Geschichte ein. Noch heute wird er von der Bevölkerung am ungarischen Nationalfeiertag, dem 20. August, geehrt. Er hat nicht nur das ungarische Königreich gegründet, sondern auch dessen heidnische Bevölkerung zum Christentum bekehrt.

Ungarn: Die Geschichte von den Anfängen bis zum auslaufenden Mittelalter

Ende des 9. Jahrhunderts kam es zur Besiedelung Ungarns durch den Stamm der Magyaren. Sie wurden vom Großfürsten Árpád angeführt. Von Ungarn aus führten diese Krieger Raubzüge in verschiedenen Teilen Europas durch. Dieser Lebens- und Wirtschaftsweise bereitete Otto I ein Ende: Er besiegte die Magyaren 955 auf dem Lechfeld. Fünf Jahrzehnte später ließ sich Stefan I. zum König krönen und organisierte sein Königreich nach dem Vorbild des karolingischen Reiches. Er teilte dabei das Land in verschiedene Komitate ein.

Einer relativ friedlichen Epoche, die zwei Jahrhunderte andauerte, folgten die massiven Angriffe der mongolischen Goldenen Horde 1241/1242. Unter der Führung von Batu Khan töteten sie große Teile der Bevölkerung und verwüsteten das Land. Danach holte König Bela IV schwäbische Siedler nach Ungarn, um das Land wieder aufzubauen. Mit Andreas III starb 1301 der letzte Herrscher aus dem Geschlecht der Arpaden. In den folgenden Jahrhunderten regierten wechselnde Fürstenhäuser das Land, unter anderem das Haus Anjou und polnische Regenten. Die Osmanen eroberten im 16. Jahrhundert große Teile des Balkans und Zentraleuropas. Auch Ungarn wurde ins Osmanische Reich eingegliedert.

Ungarn: Die Geschichte vom Anfang der Neuzeit bis zum Ersten Weltkrieg

Erst knapp 145 Jahre nach der osmanischen Besetzung gelang es den Habsburgern, Ungarn wieder zu befreien. Sie übten ihre Herrschaft jedoch so aus, dass es zu ständigen Konflikten mit der Bevölkerung kam. Diese kumulierten in den Kuruzen-Aufständen von 1703 und 1711, die von Österreich niedergeschlagen wurden. Auch danach blieb die Situation zwischen ungarischer Bevölkerung beziehungsweise Adligen und den Habsburger Regenten angespannt.

Erst Franz Josef I. konnte eine Befriedung erreichen, indem er 1867 den sogenannten Österreichisch-Ungarischen Ausgleich schuf. Dieser machte Ungarn zu einem Teil der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie, Franz Josef I. wurde zum König von Ungarn gekrönt. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts schuf diese Reform die Bedingungen für einen lang anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung in Ungarn. Das Land erlebte eine Industrialisierung und entwickelte intensive Handelsbeziehungen mit anderen Staaten der Donau-Monarchie. Allerdings gab es weiterhin innenpolitische Spannungen, die ihre Ursache vor allem in den Autonomiebestrebungen verschiedener ethnischer Minderheiten hatten, wie zum Beispiel der Slawen und Rumänen. Außerdem herrschte eine große wirtschaftliche Ungleichheit zwischen den Volksgruppen.

Ungarn: Die Epoche vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

Den Ersten Weltkrieg verlor Ungarn als Teil der Ungarisch-Österreichischen Doppelmonarchie. Das Reich der Habsburger ging unter und der letzte habsburgische Kaiser, Karl I, dankte zwar 1918 nicht sofort ab, verzichtete aber auf die Beeinflussung aller Regierungsgeschäfte. Auch aufgrund der zerstrittenen Volksgruppen in Ungarn beschlossen die Siegermächte, den Staat zu zerschlagen. Im Vertrag von Trianon verlor Ungarn zwei Drittel seines Staatsgebietes an die Nachbarn, vor allem an Rumänien und die neu gegründete Tschechoslowakei. Diese Neuordnung der Grenzen führte dazu, dass größere ungarische Minderheiten bis heute in verschiedenen Staaten leben.

Am 16. November 1918 wurde nach dem Ende der Donau-Monarchie die Erste Ungarische Republik ausgerufen. Zum ersten Ministerpräsidenten des Staates wurde Mihály Károlyi gewählt. Nur ein halbes Jahr später, am 21. März 1919, übernahmen Kommunisten die Macht in Ungarn. Sie gründeten eine Räte-Republik. Ungarn versuchte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, die verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch, da Ungarn sich der Roten Armee geschlagen geben musste. Die sowjetischen Streitkräfte marschierten im Land ein und beendeten die Räte-Republik. Nach deren Rückzug kam es zu einem Versuch, die Monarchie wieder herzustellen, der erfolglos blieb.

Ungarn: Vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart

Ungarn näherte sich dem nationalsozialistischen Regime an und kämpfte im Zweiten Weltkrieg zunächst an der Seite der Deutschen Wehrmacht. Im Verlauf des Krieges wandte sich die ungarische Regierung von Deutschland ab und wurde daraufhin von der Deutschen Wehrmacht besetzt. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Sowjetunion Einfluss auf die ungarische Regierung. Sie installierte ein kommunistisches Regime. Gegen dieses erhob sich die Bevölkerung im Volksaufstand von 23. Oktober 1956, der von sowjetischen Truppen blutig niedergeschlagen wurde. Danach verblieb Ungarn im weiteren Lauf der Geschichte in der Einflusssphäre der Sowjetunion, bis diese ab 1989 zusammenbrach. Die ersten freien Wahlen wurden im Jahre 1990 abgehalten. 1999 trat Ungarn der NATO bei, am 1. Mai 2004 wurde das Land Mitglied der EU.

Ungarn: Staat und Politik

Der ungarische Staat basiert auf der Verfassung vom 1. Januar 2012. Sie konstituiert Ungarn als Republik mit dem Präsidenten als Staatsoberhaupt. Er wird alle fünf Jahre neu gewählt. Die Exekutive wird von der Regierung ausgeübt, sie besteht aus Ministerpräsidenten und Ministern. Das ungarische Parlament verabschiedet die Gesetze. Viktor Mihály Orbán lenkt als Ministerpräsident die Geschicke des Landes seit 2010, zuvor hatte er dieses Amt bereits von 1998 bis 2002 inne. Er ist aufgrund seiner nationalistischen und fremdenfeindlichen Haltung in der ungarischen Bevölkerung und auch in der EU umstritten.

Viktor Orbán gehört der rechts-konservativen und populistischen Fidesz-Partei an. Darüber prägen in Ungarn diese größeren politischen Parteien die Politik:

  • Bewegung für ein besseres Ungarn
  • Ungarische sozialistische Partei
  • Christlich-demokratische Volkspartei

Ungarn: Bevölkerung und Sprache

In Ungarn leben gegenwärtig (Stand 2020) rund 9,7 Millionen Einwohner. Aufgrund einer sehr niedrigen Geburtenrate ist die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um eine halbe Million zurückgegangen. Die größte ethnische Gruppe sind mit über 90 Prozent die Magyaren. Die zweitgrößte Volksgruppe sind die Roma, deren genaue Zahl sich jedoch kaum ermitteln lässt. Darüber hinaus existieren diese Minderheiten in nennenswerter Anzahl:

  • Donauschwaben
  • Kroaten
  • Slowaken

Ungarisch ist Amtssprache und zugleich die im Land mit Abstand meistgesprochene Sprache. Es handelt sich dabei um eine uralische Sprache, die sich aufgrund ihres abweichenden Ursprungs stark von den indogermanischen Sprachen wie zum Beispiel Deutsch oder Englisch unterscheidet. Vielmehr weist sie Ähnlichkeiten mit dem Finnischen, einer weiteren uralischen Sprache auf.

Ungarn: Geografie und große Städte

Ungarn besteht zu einem großen Teil aus einer Tiefebene, die teilweise durch Hügel strukturiert ist. Ihre fruchtbaren Böden ermöglichen intensive Landwirtschaft. Die Donau durchquert Ungarn und prägt die Geografie. In Westungarn liegt der Balaton oder Plattensee, bei dem es sich um den größten Flachsee Europas handelt.

Budapest ist die Hauptstadt des Staates Ungarn. Sie hat knapp 1,8 Millionen Einwohner und ist damit die bevölkerungsreichste Stadt des Landes. Andere Städte sind (Stand 2017):

  • Debrecen mit rund 202.000 Einwohnern
  • Szeged mit rund 161.000 Einwohnern
  • Miskolc mit 157.000 Einwohnern
  • Pécs mit rund 145.000 Einwohnern
  • Győr mit rund 129.000 Einwohnern
  • Nyíregyháza mit rund 118.000 Einwohnern
  • Kecskemét mit rund 110.000 Einwohnern

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