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Emeritierter Papst Benedikt XVI. gestorben

Schon weit vor Beginn seines Pontifikats prägte Benedikt die katholische Kirche

Der frühere Kardinal Josef Ratzinger war 2005 zum Papst gewählt worden – der erste Deutsche an der Spitze des Vatikans seit tausend Jahren. Zuvor war er 25 Jahre lang Chef der Glaubenskongregation. 2013 hatte er als erster Papst seit 700 Jahren sein Amt niedergelegt. Ein Rückblick.

Quelle: WELT

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Fast zehn Jahre ist der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. her. Wie der Vatikan mitteilte, starb der emeritierte Papst am Samstag um 09.34 Uhr im Alter von 95 Jahren in seiner Residenz im früheren Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Am Donnerstag soll ein Trauergottesdienst stattfinden.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. „Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist“, teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit. Der Gesundheitszustand des gebürtigen Bayers hatte sich zuletzt verschlechtert.

Für den verstorbenen emeritierten Papst soll an diesem Donnerstag ein Trauergottesdienst auf dem Petersplatz in Rom gefeiert werden. Dies hat der Vatikan am Samstag mitgeteilt. Die Messe mit Papst Franziskus soll demnach um 9.30 Uhr beginnen. Bereits ab Montag wird der Leichnam im Petersdom aufgebahrt, Gläubige können dann Abschied nehmen.

Ein Nachruf von Lucas Wiegelmann:

Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden. Benedikt war der erste deutsche Papst seit etwa 480 Jahren. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt freiwillig zurück – als erster Papst seit mehr als 700 Jahren. Er begründete den Schritt mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit – ihm fehlten die Kräfte für das anspruchsvolle Amt, sagte er damals. Während des Pontifikats seines Nachfolgers Franziskus lebte Benedikt zurückgezogen in einem Kloster in den Vatikanischen Gärten.

In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Die anfängliche Begeisterung der Deutschen schwand. Seine Amtszeit wurde vor allem von Missbrauchsskandalen überschattet, die die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzten.

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Schon weit vor Beginn seines Pontifikats prägte Benedikt die katholische Kirche. Als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom hatte Kardinal Ratzinger, geboren am 16. April 1927 im oberbayerischen Marktl am Inn, bereits mehr als 20 Jahre Kirchengeschichte geschrieben. Seine strenge Haltung zu Themen wie Geburtenkontrolle, Abtreibung oder Zölibat lehnten zahlreiche Gläubige insbesondere in Europa ab. In anderen Teilen der katholischen Weltkirche erfuhr die konservative Linie dagegen Unterstützung.

Um den Papst im Ruhestand war es still geworden

2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt etwas später bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs.

Zuvor war es um den Papst im Ruhestand still geworden. Obwohl er bis ins hohe Alter geistig fit war, wie sein Privatsekretär Georg Gänswein immer wieder betonte, baute er körperlich stark ab. Obwohl er „für die Welt verborgen“ bleiben wollte, befeuerte er mit Schriften zu heiklen Themen wie Zölibat oder Missbrauch immer wieder Spekulationen, dass er mit dem Kurs seines Nachfolgers Franziskus wohl zumindest in Teilen nicht einverstanden war.

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Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt zuletzt nicht mehr. Seinen 90. Geburtstag feierte er 2017 noch einmal mit einer Delegation aus der bayerischen Heimat. Danach empfing er Besuch im Kloster Mater Ecclesiae nur noch vereinzelt. In den letzten Jahren befand er sich nach eigenen Worten auf einer Pilgerreise „nach Hause“.

ds/dpa/wolf

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