Streit um Pro-Palästina-Proteste – US-Uni sagt Abschlussfeier ab
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Streit um Umgang mit Pro-Palästina-Protesten – US-Uni sagt Abschlussfeier ab

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Eine studentische Festrednerin der University of Southern California sieht sich wegen ihrer propalästinensischen Haltung kaltgestellt. Zuletzt kam es häufig zu antisemitischen Vorfällen.

Los Angeles – Die Proteste an US-Universitäten rund um den Gaza-Krieg heizen sich nun auch an der Westküste der USA zunehmend auf: Die University of Southern California in Los Angeles hat deshalb eine geplante Großveranstaltung bei der traditionellen Abschlussfeier abgesagt.

Mit Verweis auf besondere Sicherheitsvorkehrungen werde ein für Mai geplantes Event auf der Hauptbühne, zu dem 65 000 Menschen erwartet wurden, nicht stattfinden, teilte die Universität im US-Bundesstaat Kalifornien am Donnerstag (25. April) mit. Andere Veranstaltungen für die diesjährigen USC-Absolventen seien aber weiterhin geplant. 

Grund unklar: US-Universität sagt Festrede von Pro-Palästina-Aktivistin ab

In den USA haben sich die propalästinensischen Demonstrationen an Universitäten ausgeweitet und teils verschärft. Am Mittwochabend (Ortszeit) nahm die Polizei in Los Angeles mehr als 90 Menschen fest, die während Demonstrationen auf das Gelände der University of Southern California vorgedrungen sein sollen, wie der US-Sender CNN berichtete. Demnach sollen Demonstranten auf dem Campus der privaten Universität unter anderem Zelte aufgeschlagen haben. 

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Pro-Palästinensische Aktivisten errichteten ein Protestcamp vor der University of Southern California. © Jose Luis Magana/AP/dpa

Konkreter Auslöser der Proteste war die Absage der Festrede einer propalästinensischen Aktivistin bei der Abschlussfeier. Die USC erklärte gegenüber der Tageszeitung Los Angeles Times, die Rede sei wegen „Sicherheitsbedenken“ abgesagt worden. Die Aktivistin warf der Universität gegenüber dem Portal Vox vor, die Rede aus „politischen Gründen“ abgesagt zu haben.

Jüdische Studierendenvereinigung wirft USC-Demonstranten Antisemitismus vor

Die Zeitung zitierte einen Sprecher der jüdischen Studierendenvereinigung Hillel, der kritisierte, dass auf der Demonstration Parolen wie „Nur eine Lösung, Intifada-Revolution“ gerufen worden seien. Als Intifada werden die beiden palästinensischen Aufstände gegen Israel bezeichnet. Die erste Intifada endete 1993 im Friedensprozess von Oslo und war nicht ausschließlich gewaltsam, währenddessen entstand allerdings auch die islamistische Terrororganisation Hamas.

Nach dem Scheitern des Oslo-Prozesses 2000 überzog die palästinensische Autonomiebehörde gemeinsam mit Terrororganisationen Israel bis 2005 mit Terroranschlägen, sie töteten nach israelischen Schätzungen mehr als Tausend Israelis und Hunderte Palästinenser, die sie Kollaboration mit Israel verdächtigten. Auf palästinensischer Seite wurden etwa 3500 Zivilisten und Kämpfer getötet.

Mehrere Hundert Festnahmen und antisemitische Slogans an US-Uni in New York

Zunächst waren vor allem die New Yorker Universitäten Columbia und New York University (NYU) sowie die Yale University im US-Bundesstaat Connecticut betroffen. Beide Universitäten stellten aus Sicherheitsgründen teils auf Online-Lehre um. Mehr als hundert Demonstranten wurden dort zwischenzeitlich festgenommen – sie hatten sich geweigert, nicht genehmigte Proteste zu beenden. Teilen der Protestierenden wird Antisemitismus und die Verharmlosung der islamistischen Hamas vorgeworfen, deren Ziel unter anderem die Beseitigung des Staates Israel ist.

In sozialen Medien kursierten Videos, die Protestierende an der Columbia-Universität zeigten, wie sie erkennbar jüdische Studenten bedrängten. Einige riefen dabei: „Geht zurück nach Polen!“, eine Anspielung darauf, dass Israel ein illegitimer Kolonialstaat sei, die ausklammert, dass Juden aus Polen vor dem Holocaust flohen. In einem weiteren Video ist zu sehen, wie einige Protestierende „Hamas, wir unterstützen euch und auch eure Raketen“ riefen. Die Hamas massakrierte am 7. Oktober 2023 mehr als tausend Israelis und verschleppte 250 Geiseln in den Gazastreifen. Israel reagierte mit einer Militäroffensive, während der etwa 30.000 Menschen, davon mindestens zwei Drittel Zivilisten getötet wurden. Hunderttausende Palästinenser wurden vertrieben.

Ocasio-Cortez kritisiert Umgang mit den Protesten an US-Universitäten – Trump relativiert Terroranschlag

Die Reaktionen der Universitätsleitungen sorgen für Wut in beiden politischen Lagern in den USA: Linke Demokraten, wie die Repräsentantenhaus-Abgeordnete Alexandra Ocasio-Cortez kritisierte die „schreckliche Entscheidung“ der Columbia-Führung, die Demonstranten von der Polizei entfernen zu lassen. Ex-US-Präsident Donald Trump verglich die Proteste gar mit dem Neo-Nazi-Aufmarsch von Charlottesville 2017, bei dem ein Rechtsextremer die Gegendemonstrantin Heather Heyer ermordete.

An dem Aufmarsch nahmen ausschließlich gewalttätige und von antisemitischen wie rassistischen Vernichtungsfantasien getriebene Gruppen teil. Trump relativierte also Rechtsterrorismus. US-Präsident Joe Biden bemühte sich hingegen um Ausgewogenheit: Er verurteile „antisemitische Proteste, genauso wie die, die nicht verstehen würden, was den Palästinensern in Gaza geschehe“. Bei den US-Präsidentschaftswahlen im November wird er auf die Stimmen der Aktivisten angewiesen sein. (kb mit dpa)

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