Geld spielt keine Rolle im s�dl�ndischen, traumhaft gelegen Dreim�delhaus, das drei Freundinnen um die 60 gemeinsam erwerben. Man g�nnt sich schlie�lich sonst nichts! Gloria Behrens inszenierte die d�nne Geschichte nach einem jener „jetzt-reicht’s!“-Romane von Tessa Hennig angenehm flott und munter, passend zum st�ndig sch�nen Wetter. Eine eskapistische Geschichte aus einer weiblichen Parallelwelt mit recht spielfreudigem Trio.
Foto: ZDF / Ruben GalvanGran Canaria, wir kommen! Wenigstens gut besetzt: Weisgerber, Kroymann, Russek
„Lisa geht zum Teufel“, „Emma verduftet“, „Mutti steigt aus“, „Elli gibt den L�ffel ab“: Im Grunde sind die Titel der B�cher von Tessa Hennig Paraphrasierungen der immer wieder gleichen Kernaussage, „jetzt reicht’s!“ Da sich die Gr�ndz�ge der jeweiligen Geschichten ebenfalls mindestens �hnlich sind, gleichen sich auch die Filme. „Mutti steigt aus“, die j�ngste Adaption f�rs ZDF-„Herzkino“, ist im Unterschied zu fr�heren Filmen immerhin annehmbar.
Es ist selbstverst�ndlich kein Zufall, dass die Geschichten grunds�tzlich im sonnigen S�den spielen. Ob Marbella oder Capri, S�dfrankreich oder Gran Canaria: Angesichts des st�ndig sch�nen Wetters werden die allt�glichen Sorgen der Protagonistinnen, sofern sie �berhaupt welche haben, zweitrangig. Hennigs Heldinnen sind um die sechzig, aber immer noch jung genug f�r den zweiten oder gar dritten Fr�hling. Das gilt auch f�r die Hauptfiguren aus „Mutti steigt aus“: Die Freundinnen Sigrun (Maren Kroymann) und Elke (Eleonore Weisgerber) �berreden Maria (Rita Russek), gemeinsam ein traumhaft gelegenes Haus auf Gran Canaria zu erwerben. Die Dritte im Bunde ist seit drei Jahren Witwe und lebt allein in einem viel zu gro�en Anwesen in Berlin. W�rde sie es verkaufen, h�tte sie das n�tige Geld, um bei der Seniorinnen-WG einzusteigen. Sohn Robert (Simon B�er) f�llt jedoch aus allen Wolken, als er von dem Plan erf�hrt: Seine Software-Firma ist pleite und seine Frau (Isabella Surel) anspruchsvoll; er hatte gehofft, „Mutti“ w�rde ihm aus der Patsche helfen.
Foto: ZDF / Ruben GalvanBerlin Grau in Grau. Da wird "Mutti steigt aus" zum Werbefilm. B�er, Russek, Surel
Die Adaption des Romans besorgte Thomas Hernadi, die Umsetzung die „Utta Danella“-erfahrene Gloria Behrens, und die inszeniert die Geschichte deutlich flotter und vor allem dichter als zuletzt Edzard Onneken „Elli gibt den L�ffel ab“. Au�erdem macht es durchaus Spa�, den drei erfahrenen Hauptdarstellerinnen zuzuschauen, selbst wenn der Filmbeginn, als einige knackige junge M�nner der mindestens doppelt so alten Maren Kroymann am Pool anerkennende Blicke nachwerfen, ein bisschen dick aufgetragen ist. Aber eskapistische Geschichten dieser Art spielen ohnehin in einer weiblichen Parallelwelt, und dort gelten nun mal andere Parameter. Die Botschaft an die vom Leben im Allgemeinen und ihren M�nnern im Besonderen offenbar entt�uschte Zielgruppe ist eindeutig: F�r die Liebe ist es nie zu sp�t; vorausgesetzt, man ist nach wie vor attraktiv und kann sich s�dliche Gefilde leisten. Wie eigentlich immer in solchen Filmen fallen die Damen allerdings auf einen Betr�ger rein, der ihr Traumhaus gleich zweimal verkauft hat. Zum Gl�ck gibt’s ja noch Pablo (Walter Kreye): Der Bankier hat nicht nur die Zwischenfinanzierung �bernommen, er findet auch gro�en Gefallen an Maria; au�erdem ist er praktischerweise gleichfalls verwitwet.
Naturgem�� wirkt das romantisch-komische Drama �ber weite Strecken wie ein Werbefilm f�r Gran Canaria, zumal Kameramann Jochen Radermacher einige wirklich sch�ne Bilder gelungen sind, deren krasser Gegensatz zum graukalten Berlin eigens betont wird. Sonne und Strand sind zwar nicht immer Teil der Handlung, geh�ren aber zur Geschichte, weil Sigrun und Elke die Insel in den h�chsten T�nen loben, um Maria zum Ausstieg aus dem Alltag und zum Einstieg in die Haus-WG zu �berreden. Auch Las Palmas wird nur von seinen besten Seiten gezeigt. Heimlicher Star des Films ist trotzdem nicht Gran Canaria, sondern Miguel (Rudy Ruggiero), der schwule neue Nachbar des Trios. (Text-Stand: 12.5.2013)
Foto: ZDF / Ruben GalvanKroymann & Rudy Ruggiero. Der schwule Nachbar ist der heimliche Star des Films
Tilmann P. Gangloff ist seit 1985 freiberuflicher Fernseh- und Filmkritiker f�r Tageszeitungen und Fachzeitschriften, seit 1990 regelm��iges Mitglied der Jury f�r den Grimme-Preis sowie Mitglied diverser anderer Fernsehpreisjurys.