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Kopf des Tages Kindermörder Gilles de Rais

Er liebkoste sie, öffnete ihre Halsadern und schnitt ihnen den Kopf ab

Eine Fehde mit einem Standesgenossen brachte Gilles des Rais, Marschall von Frankreich, 1440 vor Gericht. Die Aussagen, die er und seine Helfer machten, zeugten von entsetzlichen Quälereien, denen Hunderte zum Opfer gefallen waren.
Freier Autor Geschichte
Gilles de Rais ou de Retz (1404 - 1440), compagnon d'armes de Jeanne d'Arc. gravure 19eme siecle. ©bianchetti/leemage Gilles de Rais ou de Retz (1404 - 1440), compagnon d'armes de Jeanne d'Arc. gravure 19eme siecle. ©bianchetti/leemage
Die Zahl seiner Opfer wird auf bis zu 800 geschätzt
Quelle: picture-alliance / Leemage
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Gilles de Rais (ca. 1405–1440) war einer der reichsten Grundherren Frankreichs. Er kämpfte an der Seite von Jeanne d’Arc und stieg zum Marschall von Frankreich auf. Aber als ihm nach einem handfesten Streit mit einem Geistlichen im Oktober 1440 in Nantes der Prozess gemacht wurde, kamen Dinge ans Licht, die selbst den abgebrühtesten Zeitgenossen den Atem raubten. Gilles de Rais bekannte sich dazu, über Jahre hinweg Hunderte von Kindern bestialisch zu Tode gequält zu haben.

Das hatte unter anderem mit Geld zu tun. Denn obwohl der Sohn des Grafen Guy de Montmorency-Laval ein riesiges Vermögen geerbt hatte, das er durch die Heirat mit seiner Cousine Cathérine de Craon noch einmal deutlich vergrößern konnte, rann es ihm buchstäblich aus den Händen. So hatte er Jeanne d’Arc mehrere Kompanien zugeführt, die er aus eigenen Mitteln unterhielt. Später hielt er auf seinen Schlössern in der Bretagne Hof wie ein Fürst, gab sich als freigiebiger Mäzen und veranstaltete Feste, zu denen sich die Spitzen der Gesellschaft drängten. Hinzu kam ein ungesunder Hang zum Spiel.

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Also suchte Gilles nach neuen Einnahmequellen. Dazu sollten ihm Alchemisten verhelfen, die weitere Mittel verschlangen. Aber statt schlichter Goldbarren sollen die Experimente die Quelle allen Bösen hervorgebracht haben, den Teufel. „Er ließ böse Geister beschwören ... wollte einen Pakt mit ihnen schließen, um mit Hilfe dieser bösen Geister Wissen, Macht und Reichtum zu erlangen und wiederzugewinnen“, heißt es in Artikel 16 der Anklageschrift. Eine durchaus stattliche Zahl von Männern und Frauen, darunter sogar ein Priester, halfen ihm dabei.

Da man Gilles zugesichert hatte, von einer Exkommunikation abzusehen, reichte schon die Androhung der Folter aus, um ihn vor seinen Richtern zum Reden zu bringen. In den Prozessakten, die sich in Nantes und Paris erhalten haben, lassen sich seine Aussagen und die der angeklagten Mittäter nachlesen. Zunächst versuchte Gilles es „mit einem lebenden Hahn, einer gewöhnlichen Taube oder einer Turteltaube“, um die bösen Dämonen zum Erscheinen zu bewegen. Als das nichts fruchtete, versuchte er es mit „Hand, Herz, Augen und Blut eines kleinen Knaben“.

Gilles de Rais / Gemaelde von Feron Rais (Retz) Gilles de Montmorency-Laval; sire de R.; franz. Marschall; (widmete sich der Magie, toetete in Verbindung da- mit viele Kinder); Schloss Champtoce (Maine-et-Loire 1404 - (hinger.) Nantes 26.10.1440. - Portraet. - / Gemaelde, 1834, von Eloi Firmin Feron (1802-1876). Oel/Lw.; 219 x 143 cm. Inv. MV 962. Versailles, Musee du Château.
Gilles de Rais (ca. 1405–1440) als Marschall von Frankreich
Quelle: picture-alliance / akg-images

Bald fand der Baron Gefallen an seiner Geisterbeschwörung. „Manchmal hängte er“ seine Opfer „eigenhändig auf, manchmal ließ er sie von anderen in seinem Zimmer mit Bändern und Stricken an einer Stange oder einem Haken am Hals aufhängen“. Dann liebkoste er sie, öffnete ihre Halsadern, schnitt ihnen den Kopf ab oder brach ihnen „mit einem Stock das Genick“.

Die Opfer fand er in den von Pest und Krieg erschütterten Zeiten im einfachen Volk, das auf den Verlust von Kindern allenfalls mit Gerüchten reagierte. Erst als Gilles sich an Pfingsten 1440 wegen eines geschäftlichen Streitfalls einen hochrangigen Geistlichen verging, leitete der Bischof von Nantes eine Untersuchung ein, die denn auch bald Überreste der hingeschlachteten Kinder zutage förderte.

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Vor Gericht bekannte Gilles, „dass er eine große Zahl von Kindern tötete oder töten ließ, mit denen er das sündhafte Laster der Sodomie trieb, und er sagte und bekannte, dass er den Samen auf die sündhafteste Weise vor oder nach dem Tod derselbigen Kinder oder während sie starben auf ihren Bauch spritzte“, notierte der Protokollant. „Und wenn die Kinder tot waren, küsste er sie, und die schönsten Köpfe und Gliedmaßen zeigte er herum, und auf die grausamste Art ließ er ihre Köpfe und Gliedmaßen öffnen und erfreute sich am Anblick der inneren Organe.“

Anschließend ließ er die Leichen verbrennen, die Überreste wurden vergraben oder in Latrinen entsorgt. Der Fund von Knochen von 36 bis 46 Kindern in einem seiner Schlösser hatte die Ermittler zuvor auf die Spur von Gilles’ Untaten geführt.

Représentation de l'exécution de Gilles de Rais ou de Retz (1404 - 1440), compagnon d'armes de Jeanne d'Arc. Gravure du 19ème siècle. Bibliothèque de Brera. Milan
So stellte man sich die Hinrichtung des Gilles de Rais in Nantes vor
Quelle: picture-alliance / Leemage

Der französische Historiker Philippe Reliquet schätzt, dass Gilles de Rais für die Ermordung von mindestens 140 Jungen und Mädchen verantwortlich war, doch lassen Aussagen während des Prozesses auch die Rechnung zu, dass es bis zu 800 Opfer waren. Der Täter gab sich durch und durch geständig: „Ich habe Euch schlimmere Dinge gesagt als dieses und genug, um zehntausend Mal den Tod zu verdienen“.

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Der wurde ihm und zwei seiner Helfer am 26. Oktober 1440 auf dem Richtplatz von Nantes zuteil.

Dieser Artikel wurde erstmals im Oktober 2021 veröffentlicht.

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Dieser Artikel wurde ursprünglich im Oktober 2021 veröffentlicht.

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