Kleiner Junge (3) soll Kita in Grebendorf nach Unfall sofort verlassen: „Uns bricht es das Herz“
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„Uns bricht es das Herz“: Dreijähriger soll Kita nach Unfall sofort verlassen

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Nachdem der dreijährige Chris bei einem Unfall im Kindergarten in Grebendorf verletzt worden ist, soll er die „Villa Kunterbunt“ nicht mehr besuchen.

Grebendorf – Die heile Welt des kleinen Chris ist in der vergangenen Woche gehörig aus den Fugen geraten. Dabei ist der Dreijährige ein fröhliches, aufgeschlossenes Kind, das am liebsten mit Gleichaltrigen spielt – auch und vor allem mit seinen Freunden im Kindergarten. Warum er die „Villa Kunterbunt“ im Meinharder Ortsteil Grebendorf (Werra-Meißner-Kreis) plötzlich nicht mehr besuchen darf, das kann er nicht verstehen. Tatsächlich sei seinen Eltern nach einem Kita-Unfall nahegelegt worden, ihr Kind aus der Einrichtung zu nehmen, und das am besten sofort. „Uns als Eltern bricht es das Herz“, sagt Vater Pascal Vock – und er erhebt zugleich Vorwürfe gegen den Kindergarten.

Das Ehepaar Vock hat sich aus eigenem Antrieb heraus entschieden, den Fall ihres Sohnes öffentlich zu machen. Denn Katrin und Pascal Vock fühlen sich von Kindergartenleitung und der Gemeinde als Betreiberin nicht ernst genommen; unzureichend informiert und übergangen in der Sorge um ihr Kind, das aus ihrer Sicht nicht ausreichend beaufsichtigt wurde. Mittlerweile glaubt das Ehepaar, die Gegenseite habe bloß „Angst um ihren Ruf“.

Mit diesem Foto ihres Sohnes ging das Ehepaar Vock an die Öffentlichkeit. In den sozialen Medien erhalten sie viel Zuspruch.
Mit diesem Foto ihres Sohnes ging das Ehepaar Vock an die Öffentlichkeit. In den sozialen Medien erhalten sie viel Zuspruch. © Vock/nh

Erzieherin war nach Vorfall direkt zur Stelle

Unstrittig ist der Unfall am vergangenen Montag (6. Mai). Im Zuge einer Rangelei auf dem weitläufigen Freigelände des Kindergartens haut ein anderes Kind Chris einen großen Stein auf die Nase; sie blutet. Später, so schildert es jedenfalls Pascal Vock, sei im Krankenhaus ein Bruch der Nase festgestellt worden. Dem anderen Kind will ausdrücklich niemand einen Vorwurf machen – „in diesem Alter“, so der Vater, „können Kinder die Auswirkungen ihres Handelns doch noch gar nicht abschätzen.“ In die Pflicht nimmt das Elternpaar dafür die Erzieherinnen: Die, so die Vocks, hätten die Eltern nicht sofort informiert.

„Selbstverständlich war eine Erzieherin in direkter Nähe“, sagt die Kindergartenleiterin Sandy Landgrebe, angesprochen auf den Unfallhergang. Die Kollegin sei in Sekundenschnelle bei Chris gewesen, habe die Verletzung überprüft, ihm einen Kühlakku auf die Nase gehalten und sei mit dem Jungen im Büro Sandy Landgrebes vorstellig geworden. Alles wurde im sogenannten Verbandsbuch dokumentiert und eine Unfallmeldung gefertigt. „Wir alle sind uns unserer Sorgfalts- und Aufsichtspflicht sehr bewusst“, sagt Sandy Landgrebe. Da sich zum einen keine Anzeichen einer schweren Verletzung abgezeichnet hätten und zum anderen auch schon die Abholzeit genähert habe, sei auf einen Anruf verzichtet worden. Die Mutter sei unmittelbar nach ihrer Ankunft im Kindergarten über das Geschehene in Kenntnis gesetzt worden. Ein klärendes Gespräch, zu dem das Ehepaar Vock zu Wochenbeginn gemeinsam mit Meinhards Bürgermeister Gerhold Brill, der Vertreterin des Kindergartens und dem Personalvorstand zusammenkam, geriet zum Desaster. „Der Bürgermeister diskutierte nur über mögliche Rechtsmittel, die wir einlegen können, und wie die Gemeinde dann dagegen schießen wird“, klagt Pascal Vock.

Bürgermeister sah sich „gezwungen zu handeln“

„Wenn das Ehepaar klagen will, steht ihm das frei“, sagt Bürgermeister Gerhold Brill auf Anfrage unserer Zeitung. Dass er den Vocks nahegelegt habe, Chris nicht mehr in die Grebendorfer Kita zu schicken, bestreitet er nicht. „Der Knackpunkt aber“, erklärt er vehement, „ist nicht der Unfall, sondern das schon vorher völlig zerrüttete Vertrauensverhältnis zwischen Erzieherinnen und insbesondere Katrin Vock“. Immerwährende Kritik am Team, fehlendes Bemühen, eine Erziehungsgemeinschaft zu leben, dazu feindselige Auslassungen und permanente Beschimpfungen im Internet – „als Betreiber sah ich mich jetzt gezwungen zu handeln“, sagt Brill. Er stelle sich entschieden vor die Erzieherinnen, „die jeden Tag einen hervorragenden Job leisten“. Angeboten habe er den Vocks einen Kindergartenplatz im Ortsteil Frieda. Der würde auch einen später denkbaren Schulwechsel nach Wanfried vereinfachen.

Für Katrin und Pascal Vock ist das keine Option – „mit Meinhard sind wir durch“. Sie sind bereits auf der Suche nach einem neuen Betreuungsplatz für Chris. Wird der gefunden, muss sich der Kleine völlig neu einleben – und sicher erneut nach dem Warum fragen. (Emily Hartmann)

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