Wegen Wohnbau: Sorgen bei den Wiener Neustädter Mad Dogs

Erstellt am 13. Mai 2024 | 05:30
Lesezeit: 3 Min
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Foto: Malcolm Zottl
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Die Bauarbeiten am alten Stadionareal in der Giltschwertgasse laufen auf Hochtouren, in unmittelbarer Nähe zum Skaterhockey-Platz der Wiener Neustädter Mad Dogs. Wie lange der Verein hier noch eine Zukunft hat, steht laut Obmann Georg Unger in den Sternen. ÖVP-Stadtrat Philipp Gruber verspricht „Ergebnisse, die für den Sport okay sind“.

Bang! Ein Schuss schlägt ohrenbetäubend in der Torwand ein. Krach! Ein Spieler checkt den anderen mit riesigem Lärm gegen die Bande. Am Skaterhockey-Platz der Wiener Neustädter Mad Dogs ist es eines sicher nicht: leise. Die Lärmentwicklung ist genau eines jener Probleme, die Obmann Georg Unger auf seinen Verein zukommen sieht.

Denn quasi in Griffweite entstehen derzeit hunderte Wohnungen. Die geschätzte Entfernung von Hauswand zur Spielfläche sind fünf Meter. 2025 soll dort eingezogen werden. Unger befürchtet etliche Beschwerden: „An diesem Standort haben wir, glaube ich, nur mehr für ein Jahr eine Zukunft“, schon jetzt gebe es häufig Ärger bei den Anrainern, wenn am Wochenende Betrieb herrscht, obwohl die bestehenden Häuser deutlich weiter entfernt sind.

Müssen Spielerbank und Lichtmasten weg?

Obendrein gebe es ein skurriles Detail: Ob die aktuelle Spielerbank, sowie der hintere Lichtmasten überhaupt bleiben können, ist derzeit noch unklar. Sie sollen vor Jahrzehnten ohne notwendige Bewilligung errichtet worden sein und würden geltende Baubestimmungen nicht erfüllen, sogar ein möglicher Abriss droht.

Eine mobile Spielerbank wäre in diesem Fall eine Alternative, allerdings auch keine Lösung für das Gesamtproblem. Neben der enormen Geräuschkulisse könnte es mitunter auch zu gefährlichen Situationen kommen. Aktuell landen jährlich rund 500 Bälle im Baustellenbereich, meint Unger. In einem Jahr würden diese dann auf den Terrassen fliegen. Um das zu verhindern, bräuchte es Meter hohe Sicherheitsnetze.

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Nur wenige Meter liegen zwischen Hauswand und Spielerbank bzw. Spielfläche. Wo jetzt noch Schotter liegt, soll für die neuen Bewohner eine Terrase entstehen.
Foto: Malcolm Zottl

ÖVP-Sportstadtrat Philipp Gruber ist die Thematik bekannt und versichert: „Wir sind in intensiven Gesprächen mit der Genossenschaft. Wir wollen ein möglichst gutes Miteinander. Es wird geschaut, was technisch machbar ist. Wir wollen zu Ergebnissen kommen, die den Sport weiterhin ermöglichen, und die auch für den Sport okay sind.“

Aktuell haben die Mad Dogs zwei Mannschaften im Meisterschaftsbetrieb (U13 und U16). Erwachsenen-Teams, die bis zuletzt um die Österreichische Meisterschaft mitspielten, gibt es keine mehr. Eine Weiterentwicklung sei unter den aktuellem Umständen nicht möglich, auch wenn die Nachfrage da wäre, meint Unger.

Saison für Eissportler wird immer kürzer

Die Skaterhockey-Spieler sind nicht die einzigen, die sich um ihre Zukunft am Areal des Wiener Neustädter Eislaufvereins Sorgen machen. Schon jetzt fehlt es im Winter an Platz. Schon jetzt müssen Wiener Neustadts Eishockeyspieler, Kunst- und Schnellläufer auswandern, buchen Eiszeiten im Burgenland, Wien, der Steiermark und in St. Pölten, um genügend Trainings für ihre Leistungssportler anbieten zu können.

Mad Dogs-Obmann Georg Unger meint: „Ich mache mir generell große Sorgen um den Eissport.“ Nebst den Platzproblemen spielen eben auch die veränderten klimatischen Bedingungen eine entscheidende Rolle. Heuer dauerte die Saison nur von Mitte November bis Mitte Februar.

Wiener Neustadt ist kein Einzelfall. Die NÖ-Eissportverbände (Eishockey, Stocksport, Kunstlauf, Schnelllauf) möchten mit der Initiative „Eis für alle“ auf die Situation aufmerksam machen. Einerseits könne der Bedarf an Eisflächen nicht mehr gedeckt werden, andererseits sei der Großteil der Freiluftanlagen technologisch veraltet.

Eine Prognose rechnet damit, dass sich die Saison bis 2026 auf zweieinhalb Monate verkürzt. Im Vergleich: 2020 waren es noch fünf Monate, also das Doppelte. Eine derzeit laufende Studie soll eine noch detailliertere Bestandsaufnahme der NÖ-Eissportanlagen erheben.

Die Forderung der Eissportverbände: Mehr Eishallen. Diesen Wunsch hegen auch die Eissportvereine in Wiener Neustadt. Die NÖN berichtete bereits im Mai 2023. Damals sagte Stadtrat Gruber: „Fakt ist, dass ein Großprojekt wie eine Eishalle nur realisiert werden kann, wenn die Finanzierung gesichert ist und ein Grundstück zur Verfügung steht. Beides ist nicht gegeben.“

Die NÖN fragte ein Jahr später noch einmal nach. Gruber: „Wir müssen uns anschauen, wie der Eissport in Wiener Neustadt auch mittelfristig weiter bestehen kann.“