Hartes Deutschland - Leben im Brennpunkt

Hartes Deutschland - Leben im Brennpunkt

Nah dran und mittendrin – seit 2018 begleiten SPIEGEL TV-Autorinnen und -Autoren Menschen, die mit Armut, Obdachlosigkeit und Drogenproblemen kämpfen und von der Gesellschaft nahezu unbeachtet bleiben. Anfangs nur in Frankfurt, inzwischen auch in Hamburg, Bremen, Leipzig, Bochum, Dortmund, Köln und München. So entstehen Sozialreportagen, die kontinuierlich den All­tag von Suchtkranken und die Arbeit von Helferinnen und Helfern in den härtesten Drogenszenen Deutschlands dokumentieren - ungeschönt und respektvoll.

Bereits seit 2018 filmen wir im Frankfurter Bahn­hofs­viertel. Das berüchtigte Areal im Schatten der Bankentürme übt eine fatale Anziehungs­kraft auf Drogen­abhängige aus. Hunderte Männer und Frauen leben auf den Straßen des Rotlichtbezirks und konsumieren in aller Öffentlichkeit Crack, Heroin und Fentanyl. Ihr Alltag: geprägt von Sucht, Prostitution und Kriminalität. Einige begleiten wir schon seit mehr als fünf Jahren.

Auch auf der Hamburger Reeperbahn prallen zwei Welten aufeinander: Partyrausch und Elend. Hier leben mitten auf der Straße die beiden „Oldies“ der Drogen-Szene, Inge und Peter. Auch die cracksüchtige Anna, Mutter von zwei Töchtern, treffen wir regelmäßig auf Deutschlands berühmtester Feiermeile. Ein weiterer Hotspot in der Hansestadt: die Gegend rund um den Hauptbahnhof mit einer großen offenen Drogenszene vor dem Konsumraum „Drob Inn“.

In Leipzig dominiert eine andere illegale Substanz: Crystal Meth hat große Teile der Drogenszene im Griff. André ist mehr als sein halbes Leben abhängig. Wie viele andere übernachtet er lange Zeit in leerstehenden Baracken am Haupt­bahn­hof. 2020 werden die Gemäuer abgerissen. Seitdem ist auch André ständig auf der Suche nach neuen Schlafplätzen.

Das Ruhrgebiet zählt seit dem Niedergang des Bergbaus zu den strukturschwächsten Regionen Deutschlands. Dortmund gilt als „Kokain-Hauptstadt“. In Bochum verkaufen Dealer verschreibungspflichtige Medikamente wie Lyrica und Tilidin. Von den Niederlanden aus schwappt außerdem eine regelrechte Crack-Welle in die Region. Die Opfer: Menschen wie Noury, Sandy, Jan und „Motzi“, die wir seit 2021 begleiten.

Das Problem in Köln: ein fehlendes Konzept für die wachsende Drogenszene. Die Kapazitäten der Konsumräume reichen für die vielen Schwerstabhängigen nicht aus. Plätze wie der Neumarkt sind längst zu Treffpunkten von Dealern und Süchtigen geworden. Die Stadt reagiert mit Vertreibung und so gleicht das Leben von Kathrin, Taliah, Heiko und Denise einem Spießroutenlauf.

In München existieren Schickeria und Drogenelend nebeneinander. In Folge der restriktiven Drogenpolitik der bayerischen Landesregierung leben die Abhängigen allerdings in einer weitgehend unbekannten Parallelwelt. Wir folgen Suchtkranken wie Siggi zu verborgenen Konsumplätzen und in die Katakomben tief unter der Stadt.

Mehrere Jahre lang begleiteten wir außerdem Heiko, Busch, Steffi und ihren Sohn Bryan in Kiel sowie Ajax, Jamal, René und Claudia in Hannover. Seit 2022 drehen unsere Reporterinnen und Reporter auch in Bremen. Die Weserstadt gilt als eine der grünsten Städte Deutschlands. In letzter Zeit macht sie jedoch ganz anders von sich reden: als Crack-Hochburg mit vielen Drogentoten. Hier dokumentieren wir den Alltag vier abhängiger Frauen: Meike, Lorraine, Lara und „Easy“.