Das Dorf der Verdammten (1995) | Film-Rezensionen.de
Das Dorf der Verdammten 1995 Village of the Damned
© Universal Pictures

Das Dorf der Verdammten (1995)

Kritik

Das Dorf der Verdammten 1995 Village of the Damned
„Das Dorf der Verdammten“ // Deutschland-Start: 1. September 1995 (Kino) // 27. Juni 2013 (DVD)

Die Idylle des verschlafenen Küstendorfs Midwich findet ein jähes Ende, als an einem schönen Sommertag alle Bewohner der Stadt sowie die Tiere in Ohnmacht fallen, aus der sie nach sechs Stunden wieder erwachen. Während sich schon bald ein Team der Regierung, angeführt von der Medizinerin Susan Verner (Kirstie Alley), dem Phänomen annimmt, stellt Dorfarzt Alan Chaffee (Christopher Reeve) fest, dass viele Bewohnerinnen wie auch seine Frau schwanger sind. Die Freude über diesen Umstand ändert sich aber schon bald in Besorgnis, denn Chaffee führt den Zeitpunkt der Empfängnis auf jenen Sommertag zurück. Um die Bevölkerung zu beruhigen, verspricht das Team rund im Verner nicht nur finanzielle Zuwendungen, sondern auch eine angemessene Betreuung der Schwangeren, sofern sie sich bereit erklären, dass sie die Kinder studieren und eventuell testen. Als nach einiger Zeit die Kinder zur Welt kommen, zeigen sich recht schnell erste Zeichen, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Neben ihrer hohen Intelligenz und ihrem weißen Haar, mehrt sich die Zahl der Unfälle, die mit den Kindern in Verbindung stehen. Nur wenige, unter ihnen Chafee sowie die Leiterin der Schule Jill McGowan (Linda Kozlowski), kommen zu dem Schluss, dass die Gefahr von den Kindern ausgeht, die sich immer mehr von den Erwachsenen emanzipieren und sie gar kontrollieren.

Kuckuckskinder
John Wydhams Roman Kuckuckskinder wurde bereits 1960 von Wolf Rilla verfilmt und stieß auf eher verhaltenes Echo bei Publikum und Kritik, auch wenn sich die Meinung zum Film mit der Zeit gebessert hat. Inwiefern diese Entwicklung im Falle von John Carpenters Neuverfilmung des Stoffes aus dem Jahre 1995 der Fall sein wird, wird sich zeigen, aber anders als bei Das Ding aus einer anderen Welt, ebenfalls eine Neuverfilmung eines bekannten Stoffes, scheint sich diese Hoffnung wohl nicht zu erfüllen. Unabhängig von dem zeitlichen Kontext beider Verfilmungen, der hierbei eine Rolle spielt, ist Carpenter ein sehr stimmungsvoller Film gelungen, der sich mithilfe des bekannten Horror-Topos des unheimlichen Kindes als Kritik am Konformismus versteht.

Innerhalb des Horrorgenres ist die Figur des Kindes immer als besonders empfänglich eingestuft, wenn es um das Erkennen von Gefahren geht oder als Kanal für das Übersinnliche. In Charakteren wie der vom Teufel besessenen Regan in William Friedkins Der Exorzist oder Carol Anne in Tobe Hoopers Poltergeist überträgt sich das Böse in die Welt, versucht Einlass zu finden über die unschuldigen und vermeintlich wehrlosen Kinder, die unseres Schutzes bedürfen. Im Falle von Das Dorf der Verdammten spielt die Geschichte mit diesem Bedürfnis nach Schutz, denn gerade in der Maske des Bekannten und Unschuldigen vermutet man eben nicht das Übersinnliche. Schon bald richtet sich der Zorn der Gemeinde gegen die Kinder, welche dann eher als Eindringlinge gelten.

Im Kontext der heilen Welt des Dorfes stechen die Eindringlinge heraus, nicht nur durch ihr Verhalten, sondern alleine schon durch ihr Äußeres. Über Figuren wie die von Linda Kozlowski gespielte Schuldirektorin oder den von Christopher Reeve gespielten Arzt wird das Erschrecken über die Unangepasstheit der Kinder kommentiert, welche die anderen Kinder weit hinter sich lassen, sich dem Willen der Erwachsenen nicht beugen und letztlich auf eine Distanz zu ihren vermeintlichen Erzeugern pochen. Diese Kritik am gesellschaftlichen Drang nach Konformismus ist ein für die 50er Jahre typisches Thema der Literatur sowie des Films, das Carpenter sowie David Himmelsteins Skript aufgreifen.

Schleichende Veränderung
Für seinen Film kehrte Carpenter mit seinem Team zu einigen der Drehorte seines Films The Fog – Nebel des Grauens zurück wie dem kalifornischen Point Reyes. Die Abgeschiedenheit sowie die  Lage in der Nähe des Ozeans sind Bestandteile jener Idylle, die Carpenters Film Schritt für Schritt auflöst, verfremdet und letztlich als monströs darstellt, insbesondere im Finale des Films. Über die zahlreichen Einstellungen der Stadt legt sich der wieder einmal sehr stimmungsvolle Soundtrack, den Carpenter zusammen mit Dave Davies komponierte und jenen schleichenden Schrecken betont und bereist früh andeutet.

Credits

OT: „John Carpenter’s Village of the Damned“
Land: USA
Jahr: 1995
Regie: John Carpenter
Drehbuch: David Himmelstein
Vorlage: John Wydham
Musik: John Carpenter, Dave Davies
Kamera: Gary B. Kibbe
Besetzung: Christopher Reeve, Kirstie Alley, Linda Kozlowski, Michael Paré, Mark Hamill, Meredith Salenger

Trailer

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„Das Dorf der Verdammten“ ist ein Film der vor allem durch seine Atmosphäre besticht und wahrscheinlich der letzte wirklich gute Film John Carpenter ist. Mögen auch die Themen des Films sich nicht unbedingt von der Inszenierung in der alten Verfilmung abheben, so überzeugt und unterhält der Film über weite Teile vor allem dank seines Verzichts auf billige Schockeffekte.
7
von 10