Diese Hollywood-Schauspielerin kennt man etwa als Lily van der Woodsen aus der Serie „Gossip Girl“, aber nun auch als Unternehmerin: Kelly Rutherford. Schlagzeilen machte sie zuletzt vor allem wegen ihres jahrelangen Sorgerechtsstreits mit Ex-Mann Daniel Giersch. Die beiden Kinder, Sohn Hermés und Tochter Helena, leben heute vorwiegend bei ihrem Vater in Frankreich.
Nicht nur deshalb reist Rutherford derzeit oft zwischen den USA und Europa hin und her, auch das Start-up-Unternehmen, in das sie im Februar 2021 einstieg, befindet sich in Europa, genauer: im Norden Deutschlands. Whyzzer heißt es. Und ist eine Social-Media-App, die sich auf Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch fokussiert. Gegründet von den Cousins Benjamin Buthmann und Eric Garsleitner. Wie die beiden die US-Schauspielerin für ihre Idee begeistern konnten und warum es für sie an der Zeit war, nicht nur Schauspielerin und Mutter zu sein, erzählt uns die 53-Jährige im Video-Call.
ICONIST: Immer mehr Schauspieler, allen voran etwa Ashton Kutcher, investieren in Start-ups. Was hat Sie dazu bewogen?
Kelly Rutherford: Nun, ich habe Eric und Benjamin kennengelernt und gehört, woran sie arbeiten. Das war super inspirierend und ich glaube, es wird wirklich gebraucht. Sie haben mir eine aufregende Gelegenheit geboten und es macht mir Spaß, von Anfang an dabei zu sein, das Wachstum zu sehen.
ICONIST: Liegt es auch an Ihrer persönlichen Verbindung zu Deutschland – Ihr Ex-Mann stammt ja aus der Nähe von Hamburg?
Rutherford: Als ich die beiden Gründer zum ersten Mal traf, war ich gerade mit meinen Kindern beim Skifahren. Mein Sohn sprach Deutsch mit ihnen, wir aßen Pizza zusammen. (lacht) Ich glaube, es ist wirklich so entstanden, weil sie aus Deutschland kommen.
ICONIST: Wie steht es derzeit um Ihr Familienleben? Nach der Trennung von Ihrem Mann, der mittlerweile in Monaco lebt, mussten Sie oft von den USA nach Europa reisen, damit Sie Ihre Kinder sehen können.
Rutherford: Ja, es wird noch immer viel gereist, aber wir haben uns daran gewöhnt. Oft reisen wir inzwischen zusammen, was wirklich schön ist. Kürzlich war ich auf einem Dreh, mein Sohn hat mich begleitet, wir sind geritten und haben eine Menge lustiger Sachen gemacht. Ich habe ihm sehr viel, vielleicht zu viel, Kultur gezeigt. (lacht)
ICONIST: Ihr Sohn ist mittlerweile 15 Jahre alt, Ihre Tochter zwölf – bald haben sie vermutlich andere Dinge im Kopf als die Eltern.
Rutherford: Ja! Ich denke, wenn die Kinder älter werden, wollen sie wie alle Teenager lieber ihre Freunde treffen, sie haben ihren Sport oder ihre Aktivitäten. Es ist also Zeit für die Mutter, sich auf neue Dinge und Unternehmungen einzulassen (lacht) – aber das ist ja in jeder Familie so.
ICONIST: Fällt es Ihnen schwer, loszulassen und sich in neue Abenteuer zu stürzen?
Rutherford: Ich habe mich lange zu sehr auf die Familie konzentriert, so viel Zeit meines Lebens. Und ich glaube, alle Kinder sehen ihre Eltern gerne glücklich und erfüllt. Und wir wollen, dass unsere Kinder glücklich und erfüllt sind, das Beste, was man dafür tun kann, ist das vorzuleben.
ICONIST: Wäre das Ihre Botschaft, wenn Sie einen Whyzzer-Talk halten würden?
Rutherford: Da gäbe es einige Dinge. Ich meine, ich habe über 30 Jahre Erfahrung als Schauspielerin, das ist meine Expertise. Vielleicht auch die Resilienz und wie man durch schwierige Zeiten kommt, sei es in der Wirtschaft oder im Privatleben oder global – wir machen ja weltweit interessante Veränderungen durch. Und dann gibt es noch die Liebe, dieses Thema gefällt mir auch wirklich.
ICONIST: Bei Whyzzer soll es tiefe emotionale Einblicke geben, vor allem von spannenden Persönlichkeiten. Erinnert Sie das nicht ein wenig an „Gossip Girl“?
Rutherford: Na ja, es kommt immer auf den Creator an. Das können ja auch Künstler, Professoren oder Neurowissenschaftler sein, jeder ein Experte auf seinem Gebiet. Das ist es, worum es wirklich geht: Wissen und Expertise zu teilen. Eric erzählte mir, wie er sein Studium absolvierte und ins Silicon Valley ging. Dort hörte er all diesen Experten zu, die über Dinge sprachen, die ihn interessierten und er stellte fest, dass er von denen so viel mehr gelernt hat als in all seinen Uni-Kursen. Whyzzer bietet Kreativen eine Möglichkeit, ihr Fachwissen zu teilen – aber auch Geld damit zu verdienen. Ein Teil der Inhalte wird kostenlos sein, ebenso die Anmeldung. Darüber hinaus kann man aber auch Kurse mit einer Person oder Einzelunterricht belegen. Der schöne Social-Media-Aspekt dabei ist, dass wir teilen können, was wir lernen.
ICONIST: Spielt Social Media denn eine große Rolle in Ihrem Leben?
Rutherford: Ich persönlich liebe die sozialen Medien. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich tiefergehende Erfahrung machen will. Ich bin täglich einige Stunden auf Instagram, aber es ist mir nicht reichhaltig genug. Und Whyzzer ist die Antwort darauf.
ICONIST: Es klingt auf jeden Fall weniger gefährlich als klassische Plattformen.
Rutherford: Wir wollen alle mehr lernen. Es ist nur so, dass wir im Moment an so viele verschiedene Orte gehen müssen, um Wissen zu finden. Wenn es also eine Plattform gibt, wo sie verifiziere Experten auf ihrem Gebiet finden, dann fühlt sich der Nutzer wohl und kann von vielen verschiedenen Menschen zu ihrem Thema lernen.
ICONIST: Worin sehen Sie die Gefahren von Diensten wie TikTok & Co.?
Rutherford: Es kommt ja immer darauf an, wie man sie nutzt. Es liegt an uns, bessere Entscheidungen für uns selbst zu treffen. Ich denke, dass Whyzzer in Bezug auf Wissen und Erfahrung für uns eine Entscheidung in die richtige Richtung ist. Und ich denke auch, dass sich die Welt verändert und wir mehr und mehr verifizierte Informationen brauchen – und wollen.
ICONIST: Sieht so die Zukunft des Lernens aus?
Rutherford: Ich glaube, so lernen wir heute schon. Nur in den Schulen ist das noch anders. Die Eltern der Schulfreunde meiner Kinder, mit denen ich spreche, bestätigen meinen Eindruck, dass unsere Schulen nicht mit dem Tempo der Welt und der Art und Weise, wie junge Menschen lernen, Schritt halten können.
ICONIST: Sollte sich die digitale Welt also auf ein gehaltvolleres Level bewegen – weg von all der Oberflächlichkeit?
Rutherford: Ich glaube, wir benötigen beides. Instagram etwa wird doch mehr und mehr zu einem Fotoalbum, zu einer Visitenkarte. Was auch cool ist.
ICONIST: Auf welchen Gebieten haben Sie selbst den größten Wissensdurst?
Rutherford: (Überlegt) Hmm, ich habe so viele Interessen – deshalb bin ich ja auch so überzeugt. Ich liebe Kunst, ich liebe Architektur. Ich habe spannende Freunde, die Neurowissenschaftler sind und ebenso spannende spirituelle Menschen in meinem Umfeld. Gerne würde ich mehr über künstliche Intelligenz und Kryptowährungen erfahren. Wenn man so viele Interessen hat, gibt es unzählige Dinge, über die man etwas lernen möchte.
ICONIST: Nur die Lust aufs Lernen braucht man auch.
Rutherford: Ich glaube, jeder Mensch hat unendlich viele Leidenschaften und wusste nur noch nicht, dass er daran interessiert sein könnte. Und das macht viel Spaß, man kann sich Dinge anhören, von denen man nicht einmal wusste, dass sie einen faszinieren.
ICONIST: Vor wenigen Wochen haben Sie für die neue Amazon-Serie „Escort Boys“ in Frankreich gedreht. Was zieht Sie an Europa besonders an?
Rutherford: Oh, ich habe Europa schon immer geliebt. Ich mag es, zu sehen, wie andere Menschen leben und sich ausdrücken und etwas erschaffen. Jede Stadt hat ihren eigenen Zauber und ihre eigenen Nuancen, das liebe ich. Das Essen und die Kunst sowieso – das ist es doch, womit wir uns als Menschen ausdrücken.