Dschungelcamp - Welcome To The Jungle - Die Filmstarts-Kritik auf FILMSTARTS.de
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    Dschungelcamp - Welcome To The Jungle
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Dschungelcamp - Welcome To The Jungle
    Von Stefan Dabrock

    Seit Jean-Claude Van Dammes bemerkenswertem ironischem und selbstreflexivem Auftritt in der Tragikomödie „JCVD“ ist bekannt, dass der belgische Actiondarsteller die Souveränität besitzt, sein Image zu hinterfragen. In Rob Meltzers „Dschungelcamp - Welcome to the Jungle“, einer bissigen Satire auf den Teamgeist unter Arbeitskollegen, parodiert Van Damme in der Nebenrolle des Überlebenstrainers Storm seinen langjährig aufgebauten Rollentypus des harten Kämpfers. Dadurch reichert er die gelungene Komödie, in der absurde Gags im Dienste der Reflexion über menschliches Sozialverhalten stehen, mit galligen Kommentaren zur Stärke des Individuums an.

    Chris (Adam Brody) hat in der Werbeagentur seines selbstherrlich auftretenden Bosses (Dennis Haysbert) einen schweren Stand, weil er seine guten Ideen mangels Selbstvertrauens nicht ansprechend verkauft. Zu allem Überfluss klaut ihm der karrieregeile Kollege Phil (Rob Huebel) die Vorschläge zu einer neuen Kampagne und gibt sie als seine eigenen aus. Auch privat kommt er nicht voran, weil er zu schüchtern ist, um die attraktive Kollegin Lisa (Megan Boone) jenseits banaler Floskeln anzusprechen. Der Agenturchef hat für die Sorgen und Nöte seiner Mitarbeiter zwar überhaupt kein Ohr übrig, aber ein neues Zauberwort gehört: Teambuilding. Alle Arbeitnehmer der Agentur müssen zu einer einsamen Tropeninsel fliegen, wo sie unter Anleitung des Ex-Marine Storm (Jean-Claude Van Damme) in der Wildnis zu gemeinsamer Stärke finden sollen. Als der Pilot der Maschine vor Ort an einem Herzanfall stirbt, wird aus dem Überlebensspaß plötzlich Ernst. Da Storm nach einem Vorfall in der Wildnis von der Bildfläche verschwindet, bricht das Team angesichts aufkeimender Konflikte schnell in zwei Gruppen auseinander, an deren Spitzen die Konkurrenten Phil und Chris stehen.

    Das angebliche Teambuilding-Seminar in der Wildnis entpuppt sich von Anfang an als groteske Farce mit überwiegendem Showcharakter. Lächerliche Urschreiübungen und kleine Dschungelspiele in Zweiergruppen führen den vorgegebenen Zweck der Teamzusammenführung ebenso ad absurdum wie Storms Auftreten. Genüsslich markiert Jean-Claude Van Damme in der Rolle des Seminarleiters den muskelbepackten Überlebensspezialisten, der mit arroganten Reden eher die Stärke des Einzelnen vorlebt. Seine komisch-überzeichnete Karikaturgestalt wird schließlich auf ein Normalmaß zurechtgestutzt. So gelingt es Regisseur Meltzer und Van Damme nicht nur, eine amüsante Parodie auf das Kämpferimage des belgischen Darstellers zu formulieren, sie hinterfragen auch die gesellschaftlich weitverbreitete Individualitätshörigkeit und kommentieren so den bitteren Scheincharakter eines oftmals nicht ernst gemeinten Modethemas wie Teambuilding.

    Gleichzeitig verbindet Meltzer die Demontage Storms inhaltlich mit der Aufspaltung der „Bürogemeinschaft“ in zwei Gruppen. Nachdem das „Team“ in der Wildnis auf sich allein gestellt ist, brechen fundamentale Konflikte aus. Während Chris mit vernünftigen Maßnahmen wie Sauberkeitsregeln und Rauchzeichen versucht, das Überleben und die Chance auf Rettung zu organisieren, sucht Phil Spaß und Macht. Er repräsentiert im Gegensatz zum Teamplayer den Typus des strategischen Widerlings, der die Gruppe nur als Untergebene benötigt, um seinen eigenen Status zu erhöhen. Das gipfelt schließlich in ungehemmtem Drogenkonsum, Sexorgien und der Ernennung seiner Person zu einem Gott mit Dienern und Sklaven. Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung - William Goldings Romanklassiker „Herr der Fliegen“ lässt grüßen - ist so absurd, dass das Geschehen trotz der vorhandenen Unterdrückungsgewalt satirisch statt grimmig wirkt. Passend dazu beschmieren sich die Anhänger Phils mit Dreck und laufen leicht bekleidet wie Ureinwohner umher, Phil selbst trägt eine Krone aus Pflanzen.

    Zu Meltzers Stärken gehört es, dass er mit seinem Darstellerensemble nicht nur in grotesken Gags schwelgt, sondern die unterschwellige Thematik ernst nimmt. Mit der Wandlung Phils und seiner Anhänger zur Sozialgemeinschaft eines Ureinwohnerstammes reflektiert er über die Natur des Menschen, der immer noch steinzeitliche Verhaltensmuster aus Dominanz und Unterwerfung in sich trägt. Das gilt nicht nur für eine Situation, bei der die zivilisatorischen Schranken in der Wildnis zusammenbrechen, sondern gerade auch für den normalen Arbeitsalltag. Die Methoden mögen sich geändert haben, aber das Resultat ist vergleichbar. Der genaue Blick auf die eigene „Bürogemeinschaft“ lohnt sich.

    Fazit: In Rob Meltzers „Dschungelcamp - Welcome to the Jungle“ stranden die Mitarbeiter einer Werbeagentur in der Wildnis und entwickeln teilweise ureinwohnerhafte Verhaltensweisen, mit denen das Zusammenleben im Büro satirisch aufgespießt wird. Dabei überzeugt vor allem Jean-Claude Van Damme, der mal wieder sein eigenes Image karikiert.

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