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Der alte Mann und die Kunst

Hollywood-Star Anthony Quinn (85) eröffnet eine eigene Ausstellung mit 173 Gemälden

Er will nicht den alten Mann spielen. Weder privat noch im Film. Mit 82 Jahren trennte er sich von seiner zweiten Ehefrau, heiratete seine 47 Jahre jüngere Sekretärin Kathy Benvin (38) und zeugte sein 13. Kind. Und seit ihm Regisseure immer öfter die Rolle des Rentners anbieten, hat Hollywood-Star Anthony Quinn auf das Künstlermetier umgesattelt.

Kurz nach seinem 85. Geburtstag am 21. April eröffnete er jetzt in der Richard Thomas Gallery in San Francisco eine Ausstellung mit 173 Bildern und Skulpturen, die er in 40 Jahren geschaffen hat. Denn im Nebenberuf war Quinn, der 1915 als Anthony Rudolph Oaxaca Quinn im mexikanischen Chihuahua als Sohn eines Iren und einer Mexikanerin aztekischer Abstammung geboren wurde, schon immer Künstler. Nach der Highschool studierte er Architektur bei Frank Lloyd Wright. Der berühmte Architekt konnte Anthony jedoch kaum verstehen. "Wright schickte mich wegen meiner Nuschelei zum Arzt. Er sagte, für einen Architekten sei deutliche Aussprache wichtig, weil ich den Leuten erklären müsse, wie sie richtig leben sollten", erinnert sich Quinn.

Der Arzt sandte Anthony zum Sprachunterricht in eine Schauspielschule nach Hollywood. Ein Manager von den Universal Studios sah ihn dort und bot ihm einen Vertrag an. "Ich rief Wright an und erzählte ihm, dass sie mir für eine Rolle 300 Dollar die Woche zahlen. Wright meinte, ich solle zusagen, er könne mir niemals so viel Geld zahlen." Seitdem spielte Quinn in rund 230 Kinofilmen. Die bekanntesten: seine Oscar-Rolle als mexikanischer Revolutionär in "Viva Zapata" (1952), als Zampano in Federico Fellinis "La Strada" (1954) und 1964 als "Alexis Zorbas" (1964).

Als Quinn vor ein paar Jahren nach Rhode Island zog, hat er sich in seinem Haus mehrere Ateliers eingerichtet. Je nach Stimmung und Tageszeit arbeitet er auf der Süd-, West- oder Ostseite mit Aussicht auf das Meer oder den Blick auf die 100 Apfelbäume in seinem Garten. Eine unverwechselbare Künstlerhandschrift hat Quinn nicht. Seine Werke zeigen starke Einflüsse von Picasso, Matisse, Mirò und Braque. Auch bei der afrikanischen Kunst, den Azteken und Inka nimmt er Anleihen: "Natürlich stehle ich. Der Reichtum der afrikanischen Kunst und der der Azteken und Inka ist so groß. Da klaut man und hofft, dass man es richtig macht." Einen kleinen Nachteil hat das Künstlerdasein im Vergleich zur Schauspielerei: "Als Künstler bin ich viel selbstkritischer. Wenn man als Schauspieler eine Rolle spielt, dann ist sie nach einer bestimmten Zeit vorbei und vergessen. Aber ein Kunstwerk hat man immer vor sich und kann sich fragen, ob man es doch nicht ganz anders hätte machen können", meint Quinn. Der wohl berühmteste Fan Quinnscher Kunst ist Arnold Schwarzenegger. Er schenkte seiner Frau Maria das Bild "Mutter mit Kind". CNN-Moderator Larry King kündigte kürzlich in seiner Show an, auch er werde demnächst einen "echten Quinn" kaufen - bei Preisen zwischen 4000 und 360 000 Mark. Bis 30. Juni ist die Quinn-Kunst in San Fransisco zu sehen.

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