3:2 gegen Union Berlin 1. FC Köln hält Hoffnung durch dramatischen Last-Minute-Sieg am Leben - Rundschau Online

3:2 gegen Union Berlin1. FC Köln hält Hoffnung durch dramatischen Last-Minute-Sieg am Leben

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Spieler und Verantwortliche des 1. FC Köln bejubeln in der Nachspielzeit das Siegtor von Damion Downs.

Wahnsinn in Müngersdorf: Spieler und Verantwortliche des 1. FC Köln bejubeln in der Nachspielzeit das Siegtor von Damion Downs.

Der 1. FC Köln erfüllt durch zwei ganz späte Tore von Steffen Tigges und Damion Downs seine Siegpflicht, kann durch den Sieg des FSV Mainz 05 die Rettung aber nur noch über die Relegation schaffen.

Wahnsinn in Müngersdorf: Die Hoffnung des 1. FC Köln auf den Klassenerhalt ist nach einem an Dramatik kaum noch zu überbietenden Last-Minute-Sieg weiter am Leben. Der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga gewann das Kellerduell gegen den 1. FC Union Berlin nach einem frühen 0:2-Rückstand durch zwei ganz späte Tore noch mit 3:2 (1:2). Durch den fünften Saisonerfolg verschaffte sich die Mannschaft von Trainer Timo Schultz ein ultimatives Abstiegs-Endspiel am letzten Spieltag beim 1. FC Heidenheim (11. Mai, 15.30 Uhr).

Nach dem Sieg des neuen Tabellen-15. FSV Mainz 05 im Abendspiel gegen Borussia Dortmund (3:0) und damit weiterhin fünf Punkten Rückstand auf die Rheinhessen ist eine direkte Rettung für die Kölner allerdings nicht mehr möglich. Um zumindest noch den Sprung in die Relegation zu schaffen, ist der FC neben einem eigenen Sieg in Heidenheim auf eine Niederlage der auf den Relegationsplatz abgerutschten Berliner angewiesen, die zeitgleich den noch ums internationale Geschäft kämpfenden SC Freiburg empfangen. Neben drei Zählern Rückstand müssen die Geißböcke auch das um drei Treffer schlechtere Torverhältnis gegenüber Union aufholen.

Vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion manövrierten Robin Knoche (15.) und Kevin Volland (19./Handelfmeter) den FC zunächst mit anderthalb Beinen in die Zweite Liga, ehe Florian Kainz (45./Foulelfmeter) kurz vor dem Seitenwechsel der Anschlusstreffer gelang. In der furiosen Schlussphase verwandelten die eingewechselten Steffen Tigges (87.) und Damion Downs (90.+3) die Arena schließlich in ein Tollhaus. „Das ist gar nicht richtig zu greifen. Wir waren schon abgestiegen. Wir sind körperlich und mental am Ende. Jetzt haben wir wirklich ein Endspiel“, sagte Innenverteidiger Timo Hübers.

Zwei frühe Gegentore lähmen den 1. FC Köln in der ersten Halbzeit

Timo Schultz veränderte seine Startelf auf zwei Positionen im Vergleich zum 0:0 gegen den SC Freiburg. Kapitän Kainz kehrte nach zwei Joker-Einsätzen in die Anfangsformation zurück, wo er den zuletzt auch in der Offensive wirkungslosen Jan Thielmann ersetzte. Zudem erhielt Sargis Adamyan den Vorzug vor Linton Maina. Der unter der Woche kränkliche Rechtsaußen Faride Alidou meldete sich derweil einsatzbereit.

Die Gastgeber erwischten einen albtraumhaften Start in das Abstiegs-Endspiel. Nach zwei viel zu hoch geratenen Abschlüssen von Benno Schmitz (3.) und Luca Waldschmidt (6.) gingen die Hauptstädter gleich mit ihrer ersten Torannäherung in Führung. Robin Knoche durfte einen Eckball von Christopher Trimmel unbedrängt einköpfen, weil Timo Hübers den Zweikampf verweigerte (15.). Schlussmann Marvin Schwäbe gab bei dem unplatzierten Kopfball ebenfalls eine schwache Figur ab.

Wenige Minuten später weitete sich die Schockstarre in Müngersdorf aus. Erneut war den Kölnern ein Eckball um die Ohren geflogen. Danilho Doekhi köpfte den Ball im Luftzweikampf mit Faride Alidou an den ausgefahrenen Arm des Kölners. Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied nach Begutachtung der Videobilder folgerichtig auf Strafstoß, den Kevin Volland mit einem Schuss in die Tormitte verwandelte (19.). Die verletzungsbedingte Auswechslung von Luca Waldschmidt setzte dem Debakel des FC in der Anfangsphase die Krone auf (20.).

Florian Kainz gelingt noch vor der Pause das wichtige Anschlusstor

Danach ging bei den wie gelähmt wirkenden Hausherren lange Zeit gar nichts mehr. Dem FC gelang es nicht, eine dem Abstiegskampf angemessene Zweikampfführung an den Tag zu legen. Obendrein offenbarten die Kölner einmal mehr eklatante Probleme beim Herausspielen von Chancen. Als der FC auch nach rund 40 Minuten noch keinen einzigen Schuss auf das Gehäuse von Union zustande gebracht hatte, war es um die Geduld der ersten Fans geschehen. „Wir wollen euch kämpfen sehen“, hallte es aus der Südkurve.

Aus dem Nichts gelang den Kölnern noch vor dem Seitenwechsel der Anschlusstreffer. Rani Khedira zog Hübers bei einem Eckball ungeschickt in Ringer-Manier zu Boden, Aytekin zeigte erneut auf den Punkt. Der bis dato kaum in Erscheinung getretene Kainz übernahm Verantwortung und versenkte den Ball nervenstark im linken Eck zum 1:2 (45.), das zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt fiel.

FC-Trainer Timo Schultz wechselt zur Pause zweimal aus

Timo Schultz reagierte in der Pause auf den schwachen Auftritt seiner Mannschaft. Der FC-Trainer wechselte zweimal aus und stellte in der Defensive zudem auf eine Dreierkette um. Schmitz und der völlig enttäuschende Sargis Adamyan blieben in der Kabine, für sie kamen Dominique Heintz und Steffen Tigges. Letzterer verlängerte fünf Minuten nach Wiederbeginn eine Hereingabe von Max Finkgräfe auf Alidou, der jedoch das Kunststück fertigbrachte, das Spielgerät aus fünf Metern unbedrängt über das Gehäuse zu setzen.

Stattdessen bewegte sich das Kellerduell weiter auf tiefem Niveau. Was auch daran lag, dass sich die uninspiriert auftretenden Berliner aufs Verteidigen beschränkten und nur noch durch einen Lattenkopfball von Robin Gosens für Gefahr sorgten (67.). Als das Heimpublikum immer leiser wurde und der siebte Bundesliga-Abstieg des FC kaum noch abwendbar schien, überschlugen sich wie schon beim Last-Minute-Sieg gegen den VfL Bochum die Ereignisse in Müngersdorf.

Erst drückte Steffen Tigges einen Schuss von Joker Mark Uth aus kurzer Distanz per Kopf zum 2:2 über die Linie (87.). In der dritten Minute der Nachspielzeit brach dann völlige Ekstase aus, als der ebenfalls eingewechselte Damion Downs eine Maina-Flanke zum Siegtor verwandelte und für frenetischen Jubel in Müngersdorf sorgte.

„Ich kann meiner Mannschaft nur ein Riesenlob aussprechen. Ich bin unfassbar stolz, weil meine Mannschaft immer an sich geglaubt hat, auch wenn heute nicht alles funktioniert hat. Wir wollten noch ein weiteres Endspiel haben, das haben wir uns erarbeitet. Das ist nur möglich, weil die Mannschaft zu 100 Prozent an sich geglaubt hat“, erklärte Timo Schultz, der aber auch von einer „verlustreichen Schlacht“ sprechen musste. Benno Schmitz und Denis Huseinbasic fehlen in Heidenheim gelbgesperrt, Max Finkgräfe (der nach Spielschluss in die Kabine getragen wurde) und Luca Waldschmidt drohen verletzt auszufallen.

1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz (46. Heintz), Hübers, Chabot, Finkgräfe; Huseinbasic, Martel (61. Uth); Alidou (74. Downs), Waldschmidt (20. Maina), Kainz; Adamyan (46. Tigges). - 1. FC Union Berlin: Rönnow; Doekhi, Knoche, Leite; Trimmel (72. Juranovic), Schäfer, Khedira (46. Haberer), Roussillon (60. Tousart); Aaronson (54. Hollerbach), Gosens; Volland (54. Bedia). - SR.: Deniz Aytekin (Oberasbach). - Tore: 0:1 Knoche (15.), 0:2 Volland (19., Handelfmeter), 1:2 Kainz (45., Foulelfmeter), 2:2 Tigges (87.), 3:2 Downs (90.+3).

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