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Wenn krankhafte Eifersucht die Beziehung zerfrisst

Zum Themendienst-Bericht von Sabine Meuter vom 6. Oktober 2017: Wo warst du gestern? Wer schickt dir diese Nachrichten? Ständige Kontrolle kann dazu führen, dass das Vertrauen in der Partnerschaft verloren geht. (Archivbild vom 29.11.2016/Nur zur redaktionellen Verwendung durch Themendienst-Bezieher.) Foto: Christin Klose/dpa-tmn Zum Themendienst-Bericht von Sabine Meuter vom 6. Oktober 2017: Wo warst du gestern? Wer schickt dir diese Nachrichten? Ständige Kontrolle kann dazu führen, dass das Vertrauen in der Partnerschaft verloren geht. (Archivbild vom 29.11.2016/Nur zur redaktionellen Verwendung durch Themendienst-Bezieher.) Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Wo warst du gestern? Wer schickt dir diese Nachrichten? Ständige Kontrolle macht die Partnerschaft kaputt
Quelle: dpa-tmn
Extreme Eifersucht ist sehr quälend – für beide Partner. Wer immerzu fürchtet, den Partner zu verlieren, muss unbedingt sein Selbstwertgefühl stärken. Denn sonst riskiert man ein Beziehungsende.

Am Anfang wirkte es noch harmlos. Das dachte die Frau, als sie sich mit dem Nachbarn unterhielt – und ihr Partner ihr später deswegen Vorhaltungen machte. Eifersüchtig ist schließlich jeder mal, dachte sie. Als sie aber an einem Abend etwas später als sonst nach Hause kommt, unterstellt er ihr sogar eine Affäre. Irgendwann ist sie einfach nur noch genervt, weil alle Vorwürfe aus ihrer Sicht unbegründet sind.

„Eifersucht ist wie ein Gift“, sagt Christine Backhaus, Psychologin in Frankfurt. Sie untergräbt eine Partnerschaft, die auf Vertrauen basiert, und führt schlimmstenfalls sogar zum Beziehungsaus. Etwa dann, wenn die Eifersucht regelrecht zur Sucht wird, sodass der Partner das Gefühl hat: Egal, was ich tue, egal, wie nah wir uns sind – die Eifersucht ist immer da. Oft leiden die Eifersüchtigen selbst unter ihrem kontrollsüchtigen Verhalten.

Die massive Eifersucht steht für eine panische Angst, den Partner zu verlieren. Zwar kann Eifersucht in gesundem Maß ein Warnsystem sein, in massivem Ausmaß ist sie aber eher Ausdruck eines geringen Selbstwertgefühls und einer zu großen Abhängigkeit vom Partner. Betroffene glauben, nicht attraktiv, nicht intelligent oder nicht liebenswert genug für den Partner zu sein – und sehen jeden, der oder die genau diese Eigenschaften hat, als eine Gefahr an.

Man ist eifersüchtig auf das, was man an sich vermisst

„Ursache können auch traumatische Erlebnisse sein“, sagt Backhaus. Das kann die Erfahrung aus einer früheren Beziehung sein, in der man vom Partner hintergangen wurde, oder sogar bis in die Kindheit zurückreichen. Vielleicht hat der oder die Betroffene nicht genügend Zuwendung im Elternhaus erfahren und fühlt sich daher der Liebe eines anderen nicht würdig. Oder er hat wiederholt die Erfahrung gemacht, dass enge Bezugspersonen von einen Tag auf den anderen unzuverlässig oder abwesend sein können.

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Was also tun? Die Psychologin Birgit Spieshöfer, weiß, was helfen kann. „Betroffene sollten sich fragen, auf was konkret sie eigentlich eifersüchtig sind“, sagt sie. Oft sind es Dinge, die man an sich selbst vermisst. Liegt es zum Beispiel daran, dass die Frau, mit der der Partner gerade lacht, in den eigenen Augen eine tolle Figur hat – während man sich selbst übergewichtig findet? Oder ist der Partner eifersüchtig, weil seine Frau sich mit einem anderen unterhält, der einen Doktortitel trägt, den man selbst gerne hätte?

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Um sein eigenes Selbstwertgefühl zu stärken, muss man lernen, sich so anzunehmen, wie man ist: „Erst wenn ich mich selbst liebe, bin ich nicht mehr abhängig davon, von jemand anderem geliebt zu werden“, sagt Spieshöfer. Dazu gehört aber nicht nur, sich seine Schwächen einzugestehen, sondern auch, sich seiner Stärken bewusst zu werden. „Ein Weg kann sein, sich hinzusetzen und für sich aufzuschreiben, wer man ist und was genau einen liebenswert macht“, erklärt Christine Backhaus. Erst wenn einem selbst die eigenen Vorzüge bewusst sind, kann man nachvollziehen, dass der Partner einen liebt und einem vertraut.

Partner darf Unsicherheit nicht verstärken

Hält man sich selbst nicht für liebenswert, dann werden immer wieder große Zweifel an der Liebe des Partners aufkeimen. Oft ist dann nicht der Partner der Auslöser für Eifersucht, sondern die eigenen Ängste. Allerdings treffen Menschen mit massiver Eifersucht oft auf Menschen, die ihre Unsicherheit verstärken: die zu wenig von sich preisgeben, zu wenig Nähe herstellen können, zu viele Geheimnisse haben.

Außerdem gehen viele intuitiv auf Abwehr, wenn der eifersüchtige Partner kontrollierend wird. Sie erzählen Sachen lieber nicht, um nicht wieder diskutieren zu müssen. Wer aber sehr eifersüchtig ist, spürt, dass ihm etwas vorenthalten wird. So entsteht ein Teufelskreis aus Vorwürfen, Verdächtigungen und Verteidigung.

Wer mit der krankhaften Eifersucht des Partners konfrontiert ist, sollte also unbedingt verlässlich sein, Nähe herstellen können und dem Partner viel Anerkennung schenken – sich aber nicht komplett kontrollieren lassen. Massive Eifersucht lässt sich oft nur dauerhaft überwinden, wenn der Betroffene professionelle Hilfe in Anspruch nimmt.

Wenn es zwischendurch passiert, dass die Fantasie mit einem durchgeht, kann man solche Gedankengänge bewusst zu durchbrechen versuchen und mehrmals zu sich selbst „Stopp“ sagen, rät Psychologin Backhaus. Stattdessen können sich Betroffene positive Bilder der Beziehung vor Augen führen – indem sie sich zum Beispiel Situationen in Erinnerung rufen, in denen sie sich dem Partner sehr nah gefühlt haben.

dpa/fj

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