Fernsehmuseum Hamburg:  Köpcke, Karl-Heinz

Köpcke, Karl-Heinz


Karl-Heinz Köpcke gehört zu den Tagesschau-Sprechern der ersten Stunde. 28 Jahre lang prägt Mr. Tagesschau die bedeutendste Nachrichtensendung Deutschlands.

"Ein Neutrum im eleganten Sakko"

Karl-Heinz Köpcke stößt vom Hörfunk in die Hamburger Redaktion der Tagesschau. Dort taucht Mr. Tagesschau am 2. März 1959 als erster Nachrichtensprecher auf dem Bildschirm auf. Obwohl er sich selbst als kleinbürgerlichen, abgeschirmten, langweiligen Mensch bezeichnet, erreicht er bei seinem Publikum täglich um 20:00 Uhr größte Popularität. Ohne einen Anflug von Individualität, stets zuverlässig und korrekt verliest Köpcke in mehr als 5.000 Tagesschau-Sendungen die Nachrichten. Der Spiegel gibt ihm den Beinamen "ein Neutrum im eleganten Sakko" (DER SPIEGEL, 07. Oktober 1991), der mit seiner Seriosität der Tagesschau zu ihrer hochgradigen Glaubwürdigkeit verhilft. So souverän, dass ihn viele seiner Zuschauer sogar für den Regierungssprecher halten.

Köpcke als Chefsprecher

Im Januar 1964 wird Karl-Heinz Köpcke Chefsprecher. Später wird er unter anderem <link internal-link>Dagmar Berghoff und <link internal-link>Wilhelm Wieben ins Boot der Tagesschau-Sprecher holen. Deutschlands bedeutendster Nachrichtensprecher löst zahlreiche öffentliche Diskussionen aus. Grund dazu liefern seine seltenen Versprecher wie "Aufpitschmuttel" oder "Bundesaussenseiter" Brandt. Als er vom "Aufpitschmittel" spricht, munkelt sogar eine Boulevardzeitung: "War Köpcke blau?"

 

Ein Aufschrei der Empörung bei den Zuschauern, als Köpcke mit einem Bart aus dem Urlaub auf dem Bildschirm erscheint. Diesen lässt er sich wachsen, um eine Taucherverletzung zu kaschieren.

"Gähn- und Raschelaffäre"

1978 versucht sich der sonst so seriöse Karl-Heinz Köpcke in sanfter Rebellion. Als die zweite ARD-Nachrichtensendung Tagesthemen eingeführt wird und Köpcke als Tagesschau-Sprecher an einen sogenannten Katzentisch neben einem Moderator platziert wird, protestiert er demonstrativ gegen das neue Sendeformat, indem er auffällig gähnt und mit Papier raschelt: Die "Gähn- und Raschelaffäre" ist geboren.

Mr. Tagesschau verabschiedet sich

Am 10. September 1987 verliest Karl-Heinz Köpcke nach 28 Jahren zum letzten Mal die Nachrichten, die 80 Prozent seiner Zuschauer für die reine Wahrheit halten. Dann verabschiedet er sich in den Ruhestand auf den er sich so lange gefreut hat. Doch kaum ein Jahr nach der Pensionierung muss er sich einer ersten Krebs-Operation unterziehen. Nachdem kurze Zeit später seine Frau und seine Mutter sterben, erliegt Karl-Heinz Köpcke nach 19 Operationen seinem Krebsleiden in der Nacht vom 28. September 1991 - einen Tag vor seinem 69. Geburtstag.

Bücher:

  • Guten Abend, meine Damen und Herren (1973)
  • Bei Einbruch der Dämmerung (1974)
  • Sowie zwei Kinderbücher (1975/1976)