OFDb - Night Kill - Eine tödliche Bedrohung (1978) - Eine Kritik von buxtebrawler
Review

„Ich bin so hungrig, ich ess' deinen Hengst!“

Zwischen „Hügel der blutigen Augen“ und „Tödlicher Segen“ inszenierte der spätere „A Nightmare on Elm Street“- und „Scream“-Regisseur Wes Craven diesen auf einem Roman basierenden, auch unter dem Titel „Night Kill – Eine tödliche Bedrohung“ im deutschsprachigen Raum veröffentlichten Mystery-/Horror-Thriller fürs Fernsehen, wo er an Halloween 1978 erstausgestrahlt wurde.

„Findest du nicht auch, dass sie eine merkwürdige Art hat?“

Die Waise Julia (Lee Purcell, „Das Gesetz bin ich“) zieht bei den Bryants, der Familie ihrer Tante und ihres Onkels, ein, nachdem sie ihre Eltern bei einem Autounfall verloren hat. Ihre Cousine Rachel (Linda Blair, „Der Exorzist“) beobachtet als Erste, dass seit Julias Ankunft seltsame Dinge vor sich gehen und sich Julia subtil manipulativ und toxisch verhält. Schließlich gelangt sie zur Erkenntnis, dass Julia über übersinnliche Kräfte verfügt, die sie destruktiv einsetzt…

„Tut mir leid, die Dinge ändern sich eben!“

Im Vorspann sehen wir einen mitsamt Explosion pompös inszenierten schweren Autounfall, der kurz den Anschein erweckt, lediglich ein Alptraum Rachels zu sein. Doch tatsächlich erfährt sie nach dem Aufstehen vom Tode ihrer Tante und ihres Onkels. Ihre Eltern (Carol Lawrence, „Kiss Me Kate“ und Jeremy Slate, „Dead Pit“) fahren nach Kansas, wo die beiden lebten, und holen die hübsche Teenagerin Julia ab, damit sie bei ihnen einzieht. Zunächst ist alles sehr harmonisch; doch die Idylle bekommt erste zarte Risse, als ihr Bruder sich in Julia verguckt und Rachels Hengst Sundance ausbricht und auf Julia losgeht. Als Rachel zum Schulball möchte, bekommt sie Ausschlag; Julia, zu everybody’s Darling avanciert, begleitet an ihrer Stelle Rachels Freund zum Ball. Rachels Bruder weiß anschließend zu berichten, sie seien dort ausschließlich miteinander beschäftigt gewesen. Es scheint, als wolle sich Julia überall an Rachels Stelle drängen.

„Er kommt von einer Universität und weiß eine Menge über Hexerei!“


Rachels Welt bricht nach und nach zusammen: Ihr Freund macht Schluss und geht fortan mit Julia; beim Reitturnier geht Sundance wieder durch (mittels deftiger Tierstunts inszeniert), bricht sich das Bein und muss eingeschläfert werden, und ihr väterlicher Bekannter, Professor Jarvis (Macdonald Carey, „Roots“) erleidet einen Kollaps. Rachel vermutet Voodoo-Hexerei und findet Hinweise, die ihre These stützen. Sie schnüffelt in Julias Briefen, die eine gewisse Mary an sie adressierte, und kontakt diese. Als Jarvis im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein kommt, erteilt er Rachel Ratschläge, wie sie Julia mit einer List als Hexe überführen könne. Julia wirft sich derweil sogar an Rachels Vater heran…

„Töte du deine Nattern, ich töte meine!“

Inhaltlich bewegt sich „Sommer der Angst“ also durchaus auch in Coming-of-Age-Drama-Gefilden, was dem Film guttut. Rachels Umfeld bricht ihr weg, eine gegenseitige Entfremdung findet statt. Um diesen Effekt zu erreichen, wurde eben jenes Umfeld allerdings zumindest zeitweilig als enorm unsensibel gezeichnet. Der Film scheint im ländlichen Kalifornien zu spielen, das sehr sonnige Ambiente bildet einen angenehmen Kontrast zu den düsteren Geschehnissen. Der Soundtrack nimmt sich mit stimmiger, oft sehr dezent eingesetzter Orchestermusik anders als in späteren Filmen des Regisseurs stark zurück. Die Handlung wird konventionell, aber dramaturgisch in angenehmem Tempo erzählt, bis es zur Eskalation in einer Dunkelkammer kommt und man im Finale dann auch ein wenig mit Make-up- und Spezialeffekten agiert. Alles in allem ist die Inszenierung aber etwas unspektakulär, wenn auch das dick aufgetragene Happy End von einer finalen Wendung konterkariert wird, für die man u.a. auf eine Point-of-View-Perspektive zurückgreift.

Dem Schauspielensemble, allen voran den Jungmiminnen, zuzusehen macht Spaß, Rachels Mutter hat optisch zudem hin und wieder ein bisschen was von Morticia Addams und die spätere SitCom-Nanny Fran Drescher gibt sich als Krankenschwester ein Stelldichein. Sicherlich ist „Sommer der Angst“ kein großer Wurf, aber diese TV-Produktion gefiel mir dann doch besser, als die allgemeinen Bewertungen im Vorfeld hätten vermuten lassen.

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