Globaler Umbruch: Massives Wachstum in Schwellenländern krempelt Weltwirtschaft um | Telepolis

Globaler Umbruch: Massives Wachstum in Schwellenländern krempelt Weltwirtschaft um

BRICS+ Länder und Beitrittskandidaten

BRICS+ (blau); Antrag auf Mitgliedschaft (orange); Interesse bekundet (gelb). Grafik: MathSquare, CC0 1.0

Aufsteigende Staaten des Globalen Südens mit größerer Bedeutung in Weltwirtschaft. Dazu tragen Rohstoffe bei. Es gibt daneben aber eine qualitative Änderung.

Folgt man den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) im World Economic Outlook vom April gibt es in den nächsten fünf Jahren zwei Gruppen von Ländern, die das Wachstum der Weltwirtschaft antreiben.

Die weltweit am schnellsten wachsenden Schwellenmärkte (jährliche durchschnittliche Wachstumsraten in Prozent; Prognose 2024–2029) sind:

  1. Guyana 19,8 Prozent
  2. Mosambik 7,9 Prozent
  3. Ruanda 7,2 Prozent
  4. Bangladesch 6,8 Prozent
  5. Äthiopien 6,7 Prozent
  6. Niger 6,7 Prozent
  7. Uganda 6,6 Prozent
  8. Indien 6,5 Prozent
  9. Vietnam 6,4 Prozent
  10. Senegal 6,3 Prozent

Zusammengenommen repräsentieren diese Länder eine Bevölkerung von fast zwei Milliarden Menschen.

Einerseits wird die Wirtschaft vieler kleinerer Länder in den nächsten fünf Jahren doppelt so schnell wachsen, wie der weltweite Durchschnitt von rund drei Prozent pro Jahr, was vorwiegend auf reiche Rohstoffvorkommen zurückzuführen ist.

Kleinere Staaten mit Rohstoffen

Guyana wird demnach bis 2029 die weltweit am schnellsten wachsende Wirtschaft sein. Dies ist der Entdeckung von beträchtlichen Ölvorkommen im Jahr 2015 durch ExxonMobil zu verdanken. Schon in den vergangenen fünf Jahren vervierfachte sich die Wirtschaftskraft des winzigen Landes.

Bis 2028 soll Guyana mit seinen gerade einmal 800.000 Einwohnern die höchste Pro-Kopf-Rohölproduktion erreicht haben und damit sogar Kuwait überholen. Die Konflikte mit dem Nachbarland Venezuela sind allerdings bisher nicht gelöst.

Auch Nigers Wirtschaft wird in den nächsten Jahren hauptsächlich von der Ausbeutung neuer Erdölfunde angetrieben werden, die auf erhebliche Investitionen der staatlichen chinesischen Ölgesellschaft (CNPC) zurückgehen.

Andererseits gibt es mehrere mittlere und große Schwellenländer, deren Volkswirtschaften nun einen Reifegrad erreicht haben, der eine zusehends eigenständige – und in günstigen Fällen auch beschleunigte wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht.

Bedeutende Schwellenländer zunehmend selbstständig

Bangladesch bestreitet 85 Prozent seiner Exporte mit Textilien. Das südasiatische Land wird voraussichtlich das stärkste Wachstum in ganz Asien verzeichnen. In den vergangenen 30 Jahren gab es in dem 170 Millionen Einwohner zählenden Land kein einziges Jahr mit Rezession. Die sozialen und ökologischen Kosten sind allerdings erheblich.

An achter Stelle der Liste liegt Indien, für das bis 2029 eine jährliche Wachstumsrate des realen BIP von 6,5 Prozent prognostiziert wird. Dieses Wachstum wird vor allem durch vermehrte öffentliche Investitionen und eine starke Verbrauchernachfrage ermöglicht. Es ist immer noch möglich, dass Indien bis 2030 zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufwächst.

Wie Indien gehört auch Äthiopien zu den BRICS+, wenn auch erst seit Anfang des Jahres. Und auch hier haben gezielte öffentliche Investitionen – vorwiegend in die Landwirtschaft – viel bewirkt. Noch heute arbeiten 70 Prozent der äthiopischen Bevölkerung im Agrarsektor. Und ähnlich wie Bangladesch kann auch das ostafrikanische Land auf 15 Jahre Wirtschaftswachstum von durchschnittlich fast zehn Prozent zurückblicken.

Wirtschaftswachstum und wachsende Ungleichheit

Das Wirtschaftswachstum in den zehn Schwellenländern, die der Gruppe der Zwanzig (G20) angehören, lag in den vergangenen zwei Jahrzehnten durchweg höher als das der fortgeschrittenen Volkswirtschaften, stellt der IWF zudem fest.

Während sich ihr Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung mehr als verdoppelt hat, haben sich primär Indonesien, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika und die Türkei haben sich immer tiefer in die Weltwirtschaft integriert – insbesondere durch Handel und globale Wertschöpfungsketten

Allerdings bedeutet Wirtschaftswachstum keineswegs auch erfolgreiche soziale Entwicklung.

Der IWF macht tendenziell zwar einen den Rückgang der weltweiten Ungleichheit zwischen den Staaten in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus. Das lässt sich insbesondere an den konvergierenden Raten bei der Lebenserwartung feststellen.

Doch innerhalb der Länder scheint die Ungleichheit derzeit sogar zu wachsen, sodass diese Form der Ungleichheit einen immer größeren Anteil bei der Messung weltweiter Einkommensunterschiede ausmacht.

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