Wenn Filme besonders amoralisch, gewalttätig oder in anderer Weise bedenklich sind, landen sie auf dem Index. Sie dürfen dann in Deutschland weder gezeigt noch verkauft werden und erscheinen meist nur in extrem heruntergeschnittenen Versionen. Doch nach vielen Jahren verlassen immer mehr einst indizierte Filme die Verbotszone. Harte Reißer wie "Starship Troopers", "Battle Royale" oder Horror-Kracher wie "Ich spuck‘ auf dein Grab" oder "Dawn of the Dead" sind dem Index bereits entkommen.

Jetzt ist das jedoch einem Film gelungen, bei dem das wohl niemand vermutet hätte. Gemeint ist "Die 120 Tage von Sodom", der regelmäßig genannt wird, wenn es um die größten Skandalfilme aller Zeiten geht. Der Spielfilm von 1975 reiht eine Perversion und Ekelszene an die nächste und war hierzulande nur drastisch geschnitten veröffentlicht worden. Das wird sich 2023 schon ändern.

Weg vom Index: "Die 120 Tage von Sodom" endlich unzensiert

Regisseur Pier Paolo Pasolini war schon bei den Dreharbeiten zu "Die 120 Tage von Sodom" vor fast 50 Jahren klar, dass sein Film für Kontroversen sorgen wird: In damals unvorstellbarer Explizität werden Folterszenen, Vergewaltigungen und andere Erniedrigungen dargestellt. Der Film spielt im faschistischen Italien und erzählt von jungen Männern und Frauen, die vom Regime als sexuell "verkommen" angesehen werden. Zur Bestrafung für ihre "Sünden", werden sie gefoltert, missbraucht, müssen Fäkalien verspeisen und werden letztlich brutal hingerichtet.

Der verstörende Albtraum Pasolinis wurde schon bei seiner Veröffentlichung beschlagnahmt und indiziert, erst jetzt fiel das Verbot für die ungeschnittene Fassung. Cineasten bekommen damit erstmals hierzulande die Möglichkeit, den Film legal zu erwerben. Schon im Frühjahr 2023 soll eine Deluxe Edition auf DVD und Blu-ray erscheinen.