Wolfgang Bosbach: Karriere, Kinder, Positionen – alles über den CDU-Politiker aus Bergisch Gladbach
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Wolfgang Bosbach: Karriere, Familie, Positionen – alles über den CDU-Politiker aus Bergisch Gladbach

Wolfgang Bosbach lehnt in einem blauen Jackett gegen eine Wand und lächelt
Wolfgang Bosbach ist in Bergisch Gladbach geboren und feiert 2022 seinen 70. Geburtstag. © Rolf Vennenbernd/dpa

Wolfgang Bosbach gehört zu den bekanntesten Ex-Politikern Deutschlands. Weil er seine Meinung stets prägnant vertritt – und sich auch nicht scheut, mit dieser anzuecken.

Köln – Wer in den vergangenen Wochen, Monaten oder Jahren bei seiner Lieblings-Talkshow eingeschaltet hat, dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch Wolfgang Bosbach bereits begegnet sein. Der 69-jährige Anwalt und CDU-Politiker gilt als meinungsstark und scheut nicht davor, selbst die Politik der eigenen Partei in Frage zu stellen, wenn er es für richtig hält. Alles, was man zum langjährigen Mitglied des Deutschen Bundestages und Vater von Caroline Bosbach wissen muss.

Wolfgang Bosbach
Geboren11. Juni 1952 in Bergisch Gladbach
EhepartnerinSabine Bosbach (verh. 1987)
ParteiCDU
AusbildungUniversität zu Köln
KinderCaroline Bosbach, Viktoria Bosbach, Natalie Bosbach
Bücher52: ein Jahrgang – zwei Leben
ElternElse Bosbach, Alfred Bosbach

Wolfgang Bosbach: Herkunft, Werdegang, Politischer Aufstieg

Geboren wird Wolfgang Bosbach am 11. Juni 1952 in Bergisch Gladbach. Nach erlangter Mittlerer Reife macht er 1968 eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und leitet von 1972 bis 1974 einen Supermarkt der ehemaligen Lebensmitteleinzelhandels-Firma COOP West. Im Anschluss besucht er die Rheinische Akademie Köln und verlässt diese 1977 als staatlich geprüfter Betriebswirt. Zwei Jahre später holt er am Köln-Kolleg in Deutz das Abitur nach und studiert Jura an der Universität Köln. 1988 und 1991 macht er sein erstes bzw. zweites Staatsexamen.

Bereits viele Jahre zuvor, genauer gesagt 1972, tritt der Rheinländer in die Politik ein. Als CDU-Mitglied gehört er von 1975 bis 1979 dem Kreistag des Rheinisch-Bergischen Kreises und von 1979 bis 1999 dem Rat seiner Heimatstadt Bergisch Gladbach an. 1994 und 1998 zieht er als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Rheinisch-Bergischer Kreis I und von 2002 bis 2013 für den Wahlkreis Rheinisch-Bergischer Kreis in den Deutschen Bundestag ein. Bei der Bundestagswahl 2005 erreicht er 49,3 % der Erststimmen, 2009 holt er mit 50 % der Stimmen seines Wahlkreises erneut das Direktmandat.

CDU-Politiker und Rechtsanwalt Wolfgang Bosbach – seine politischen Positionen

  • Sicherheits- und Überwachungsmaßnahmen: Bosbach setzte sich 2010 für die Einführung von Körperscannern ein. Zudem sprach er sich 2011 dafür aus, dass Terrorismusbekämpfungsgesetz sowie die Visawarndatei zu verlängern. Diese erlaubt es unter anderem dem Bundesnachrichtendienst (BND), auf private Daten potentieller Gefährder zurückzugreifen.
  • Jugendschutz: Bosbach sprach sich wiederholt dafür aus, Spiele zu verbieten, die auf Tötungssimulationen basieren.
  • Einwanderungspolitik: Bosbach vertritt die Forderung, dass einem deutschen Entgegenkommen auf die islamische Gesellschaft in Deutschland (u.a. Thema Moscheebau) auch eine Tolerierung der christlichen Gemeinden in den islamischen Herkunftsländern der deutschen Muslime mit Migrationshintergrund folgen sollte. Während der Flüchtlingskrise erklärte er, dass die Aufnahmekapazität Deutschlands nicht unbegrenzt sei.
  • Euro-Rettung: Bosbach kündigte mehrfach an, einem Gesetz über eine Ausweitung des europäischen Rettungsschirms und dem Hilfspaket für Griechenland aus Gewissensgründen nicht zuzustimmen.
  • Energiepolitik/Atomausstieg: Bosbach sprach sich im November 2012 bei der Vorstellung des Berliner Manifest für mehr Marktwirtschaft in der Energiepolitik aus. Er betonte in diesem Zusammenhang, der Atomausstieg sei von oben herab verordnet worden.

Von Februar 2000 an ist er stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Union und damit innerhalb der Fraktion zuständig für die Bereiche Recht, Petition, Innenpolitik, Sport, Vertriebene und Flüchtlinge, Kunst, Kultur und Medien. Diese Rolle soll er bis 2009 behalten. 2003 kommt dann jedoch eine weitere und ebenso wichtige hinzu: Von April 2003 bis 2005 ist er stellvertretender Landesvorsitzender der CDU in Nordrhein-Westfalen. Zudem dient er von 2009 bis 2015 als Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages.

2016 erklärt er, sich 2017 aus der Politik zurückzuziehen. Demnach könne er in einigen politischen Fragen die Haltung seiner Partei nicht mehr mit Überzeugung vertreten, erklärt er. Dem kommt er nicht ganz nach, tritt unter anderem 2021 bei einer Wahlkampf-Veranstaltung von Hans-Georg Maaßen in Thüringen auf, woraufhin es auch aus der eigenen Partei Kritik hagelt. „Ich mache 49 Jahre Politik und habe mir im angeblichen Land der Dichter und Denker nicht vorstellen können, welches Ausmaß an Hetze es gibt“, begründet er im Anschluss in einem Interview seine Entscheidung.

Wolfgang Bosbach krank: Diagnose Krebs 2010 – Rückzug aus der Politik

Privat ist es während seiner gesamten politischen Karriere gesundheitlich nicht immer einfach für ihn. Bereits seit 1994 leidet er an einer Herzinsuffizienz, weshalb er seit 2004 einen Herzschrittmacher mit kombiniertem Defibrilator trägt. Letzterer erfährt im März 2013 einen technischen Defekt, woraufhin Bosbach nach einem Landesparteitag der NRW-CDU zusammenbricht. In der ZDF-Talkshow Markus Lanz erklärt er 2013, dass ihm ein neues Gerät eingesetzt wurde – und macht in derselben Sendung eine 2010 erkannte Prostatakrebserkrankung öffentlich. 2012 erklärt er, die Erkrankung sei aufgrund fortgeschrittener Metastasen unheilbar.

Trotz diesen gesundheitlichen Umständen kandidiert er im September 2013 noch einmal bei der Bundestagswahl und zieht mit 58,5% der Stimmen zum sechsten Mal als direkt gewählter Abgeordneter im Bundestagswahlkreis Rheinisch-Bergischer Kreis in den Bundestag ein. Die Mitgliedschaft dort endet im Oktober 2017 – nach 23 Jahren. „Aber mein politisches Interesse wird ganz bestimmt nicht enden! Auch wenn ich kein neues Mandat anstrebe, werde ich mich – im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten – gerne auch zukünftig für mein Land engagieren“, erklärt er auf seiner Homepage.

Wolfgang Bosbach privat: Familie, Tochter Caroline Bosbach und Frau Sabine Bosbach

Und natürlich im Ruhestand auch für seine Familie. Mit seiner Frau Sabine, die kurioserweise bereits vor der Hochzeit der beiden 1987 mit „Bosbach“ denselben Nachnamen trug wie ihr Ehemann, lebt er in seiner Heimatstadt Bergisch Gladbach. Das Ehepaar hat drei Kinder: Die älteste Tochter heißt Caroline, ist 2022 bei der RTL-Show „Let‘s Dance“ zu sehen und selbst in der Politik für die CDU tätig. Die zweitälteste heißt Natalie, und die jüngste Viktoria. Mit allen dreien zeigt sich der Familienvater gerne bei Veranstaltungen auf dem roten Teppich.

Der wird, zumindest in jeder deutschen TV-Talkshow, auch Wolfgang Bosbach ausgerollt, wenn der 69-Jährige mal wieder seine Meinung kundtun möchte. Und ob diese dann zwingend auf Linie mit seinen CDU-Parteikolleginnen und -kollegen liegt, hat den gebürtigen Bergisch Gladbacher noch nie wirklich interessiert. (mo) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage. Tipp: Täglich informiert, was in Köln und NRW passiert – einfach unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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