William Shakespeare's Romeo + Julia
Liebesdrama als furiose Pop-Oper: Claire Danes und Leonardo DiCaprio lieben und leiden…
Originaltitel
William Shakespeare’s Romeo + Juliet
Regie
Dauer
120 Min.
Kinostart
13.03.1997
Genre
FSK
12
Produktionsland
Cast & Crew
Romeo
Julia
Tybalt
Mercutio
Vater Laurence
Fulgencio Capulet
Gloria Capulet
Brian Dennehy
Ted Montague
Dave Paris
Redaktionskritik
Mutig gegen den Strich gebürsteter Klassiker mit Originaltext und wilder 90er-Jahre-Optik.
Der Mann war ein begnadeter Entertainer. Einer, der das Publikum mit aufwühlenden Sex-and-crime-Stories königlich zu unterhalten wusste. Sein Name: William Shakespeare. Seit über 400 Jahren feiert man den Sohn eines Handschuhmachers als Superstar unter den Dichterfürsten. Abertausende Male wurden und werden seine Stücke auf allen namhaften Bühnen dieser Welt rauf und runter gespielt. Kinoversionen von Shakespeares Dramen und Komödien gibt es ebenfalls wie Sand am Meer. Verständlich, dass die Major-Studios in Hollywood zunächst müde abwinkten, als der australische Filmemacher Baz Luhrmann (seit „Strictly Ballroom“ als Down-under-Wunderkind gefeiert) seine x-te Version von „Romeo & Julia“ anpries. Anpreisen musste. Und zwar wie Sauerbier. Das ultimative Liebesdrama für Play-Station-daddelnde 90er-Jahre-Kids? Zu allem Überfluss auch noch sklavisch genau in ursprünglicher Versform gehalten? „Nun flieh gen Himmel, schonungsreiche Milde! Entflammte Wut, sei meine Führerin!“ Wie, bitte schön, soll denn das an der Kinokasse funktionieren? Jetzt sitzen die Geldgeber hochzufrieden in ihren Büros und zählen die Penunzen: „William Shakespeare’s Romeo + Julia“ hat in den USA innerhalb von zwölf Wochen rund 46 Millionen Dollar eingespielt. Was nicht nur eine respektable, sondern geradezu eine sensationelle Ausbeute ist. Echt cool. Wie Luhrmann die Teenies (und nicht nur die) in die Kinos lockt und vom Hocker haut? Seine Strategie ist so einfach wie genial: Der Regisseur entfesselt mit „Romeo + Julia“ einen postmodernen Bildersturm, der in Tornadogeschwindigkeit durch die Gehirnwindungen der Zuschauer fegt. Mit wimpernschlagschnellen Schnittorgien und enthemmter Kamera – „Es gibt beim Filmen nur eine Todsünde: zu langweilen“ – erzählt Luhrmann die wilde Geschichte der rivalisierenden Clans der Montagues und Capulets. Skinheads, Latinos im 70er-Jahre-Outfit und Drag-Queens bekriegen sich auf den Straßen von Verona Beach. Sie kurven in aufgemotzten Cabrios durch die pulsierende Metropole und ballern die Magazine ihrer halbautomatischen Nobelwummen leer. Inmitten dieses urbanen Infernos finden sich Romeo Montague (ultralässig: Leonardo DiCaprio) und Julia Capulet (ein Traum: Claire Danes) und verfallen einander. Hoffnungsvoll. Rettungslos. Leidenschaftlich. Bis zum bitteren tragischen Ende. Love-Story, optisches Feuerwerk, MTV-Clip und werkgetreue Literaturverfilmung: Luhrmann hat das Kunststück vollbracht, den Klassiker unter den Klassikern kompromisslos neu zu deuten. „Romeo + Julia“ ist eine brutale Liebesgeschichte und ein lyrischer Gangsterfilm, in dem - Sondermeldung! - nicht einmal das Wort „Fuck“ fällt.
Community-Kritiken zu William Shakespeare's Romeo + Julia